William Shatner wuchs als Sohn von Joseph Shatner und Anna Garmaise in Montreal auf. Sein Großvater Wolfgang Shatner (ursprünglich Schattner) war ein jüdischer Emigrant deutscher Abstammung aus der Ukraine. Auch seine Großeltern mütterlicherseits waren jüdische Emigranten aus Österreich und Vilkaviškis in Litauen.[1]
Die Schauspielerei faszinierte Shatner schon seit seinem sechsten Lebensjahr, als er in einem Ferienlager bei einer Theateraufführung mitwirkte. Zwei Jahre später trat er beim Montrealer Kindertheater als Tom Sawyer auf. Bereits mit zehn Jahren erreichte er einen gewissen Bekanntheitsgrad als Hörspielsprecher beim kanadischen Radiosender CBC.
1953 spielte Shatner beim Stratford Festival of Canada in mehreren Shakespeare-Aufführungen.
1956 zog er nach New York City und arbeitete dort für das Fernsehen und am Broadway, wo Filmproduzenten auf ihn aufmerksam wurden. Sein erster Auftritt in einem Kinofilm war 1958 in Die Brüder Karamasow, wo er die Rolle des Alexej Karamasow spielte. Drei Jahre später folgte eine Nebenrolle in Urteil von Nürnberg und 1962 die Hauptrolle in Roger Cormans Rassismusdrama Weißer Terror. Sein Debüt als Hauptdarsteller in einer Fernsehserie lieferte Shatner in For the People, die von Januar bis Mai 1965 ausgestrahlt wurde. Weltbekannt wurde er durch seine Rolle als Captain Kirk in der Fernsehserie Raumschiff Enterprise, deren drei Staffeln von September 1966 bis September 1969 liefen. In der ursprünglichen Pilotfolge der Serie, The Cage, spielte er noch nicht mit; in ihr verkörperte Jeffrey Hunter die Rolle des Captain Pike, der vor Kirk das Kommando über die Enterprise hatte.
Solch ein Pick-up mit einfacher Wohnkabine war einige Zeit die „Wohnung“ von Shatner
Anfang der 1970er Jahre lebte Shatner aus Geldnot einige Zeit in einem Pick-up.[2] Später spielte Shatner wieder Kirk in den ersten sieben Teilen der Star-Trek-Kinofilmreihe (1979–1994), beim fünften Film führte er auch Regie.
Weitere Filme mit Shatner sind zum Beispiel Der Hund von Baskerville (1972) und Die Entführung des Präsidenten (1980) mit Ava Gardner und Hal Holbrook sowie zwei Folgen der US-Krimireihe Columbo. Von 1982 bis 1986 spielte er in der Krimiserie T.J. Hooker erneut eine Hauptrolle und führte auch bei mehreren Episoden Regie. 1989 bis 1996 moderierte er die TV-Sendung Rescue 911, wo Unfälle und Rettungseinsätze mit Polizei und Feuerwehr nachgestellt wurden. 1993 übernahm er in der Komödie Loaded Weapon eine Nebenrolle. Zwischen 1994 und 1996 entstanden vier Fernsehfilme und 18 Serienfolgen von Tek War – Krieger der Zukunft, basierend auf den gleichnamigen Science-Fiction-Romanen Shatners. Hier spielte er als Walter Bascom in einer Nebenrolle mit und übernahm beim ersten Film sowie bei zwei Folgen der Serie die Regie.
Nach der Independent-Komödie Free Enterprise (1998), in der Shatner sich selbst parodiert, folgten weitere Rollen in Filmen wie Miss Undercover (2000), Showtime (2002) und Voll auf die Nüsse (2004). Von 2004 bis 2008 spielte er an der Seite von James Spader die Rolle des Denny Crane in der Justizserie Boston Legal, für die er 2005 den Emmy als bester Nebendarsteller in einer Dramaserie und den Golden Globe als bester Nebendarsteller in einer Fernsehproduktion erhielt. Daneben moderierte er ab November 2006 die wöchentliche Spielshow Show Me the Money beim US-Fernsehsender ABC, die nach wenigen Folgen eingestellt wurde. Außerdem war Shatner in Werbesendungen für das Internetangebot Priceline und das Computerspiel World of Warcraft zu sehen.
Seit Dezember 2008 tritt er als Gastgeber der Talkshow Shatner’s Raw Nerve für The Biography Channel auf, in der er Prominente befragt. Von September 2010 bis Februar 2011 spielte Shatner in der von CBS ausgestrahlten SitcomShit! My Dad Says die Rolle des Vaters. 2011 stand er für die Dokumentation Ufos, Sex und Monster – Das wilde Kino des Roger Corman vor der Kamera, Regisseur Alex Stapleton beleuchtet die Filme und Leben des B-Movie-Regisseurs und Produzenten Roger Corman.[3] 2014 parodierte Shatner seine Rolle als Captain Kirk in einem Werbespot des Volkswagen-Konzerns. Mit den Worten „Genau wie in meinem Raumschiff“ lud er einen kleinen „Star Trek“-Fan zu einer Fahrt in seinem neuen Auto ein. Unterwegs begegneten beide auch Leonard Nimoy, der sie mit dem Wort „Faszinierend“ begrüßte.
Shatner moderiert seit 2019 die Dokumentarfilmreihe The UnXplained.[4] Seit dem 12. Juli 2021 moderiert die Fernsehshow I Don’t Understand (Ich verstehe das nicht) über Weltraumthemen, die bei RT America ausgestrahlt wird.[5]
Musiker
Shatners Musikstil zeichnet sich durch seine als „Spoken Word“ bezeichnete Gesangsweise aus, die tatsächlich eher an eine schauspielerisch gestaltete Lyrikrezitation mit musikalischer Untermalung als an Gesang erinnert. 1968 kam sein erstes Album The Transformed Man heraus. Die darauf enthaltene Version des Beatles-Titels Lucy in the Sky with Diamonds wurde von den Zuschauern des Fernsehsenders Music Choice zum schlechtesten Beatles-Cover aller Zeiten gewählt. 2004 erschien Has Been, produziert von Ben Folds. Es enthält als Duett mit Joe Jackson unter anderem eine Neueinspielung des Titels Common People der Gruppe Pulp. Auf dem Album wirken neben Ben Folds auch Henry Rollins, Aimee Mann und Brad Paisley als Gastvokalisten mit.
Shatner ist auch als Autor von Büchern bekannt. Neben seiner eigenen Star-Trek-Biographie und den erwähnten TEK-War-Romanen verfasste er zusammen mit dem Autoren-Duo Judith und Garfield Reeves-Stevens bisher zehn Star-Trek-Romane. Bis auf die Bücher Die Asche von Eden und Collision Course spielen die Romane inhaltlich alle nach den Ereignissen in dem Kinofilm Star Trek: Treffen der Generationen. Die Figur des Captain James T. Kirk wurde von Shatner wieder zum Leben erweckt und erlebt nun zahlreiche Abenteuer im 24. Jahrhundert, zusammen mit zahlreichen anderen Figuren aus dem Star-Trek-Universum. Es werden viele Verbindungen zu der klassischen Star-Trek-Serie geknüpft.
Privates
William Shatner (2005)
Shatner war viermal verheiratet. Ab 1956 mit Gloria Rand, die Ehe wurde 1969 geschieden. Von 1973 bis zur Scheidung 1994 war er mit der Schauspielerin Marcy Lafferty verheiratet. 1997 heiratete er Nerine Kidd. Sie ertrank 1999 im Swimmingpool ihres Hauses. In ihrem Blut wurden Alkohol und Valium gefunden, die Polizei schloss ein Fremdverschulden aus. Ab 2001 war Shatner mit Elizabeth Anderson Martin verheiratet. Die Ehe wurde im Januar 2020 geschieden.[8]
Shatners Tochter, die Schauspielerin Melanie Shatner (* 1964), hatte 1989 in Star Trek V: Am Rande des Universums einen Auftritt als Sekretärin. Sie ist heute mit dem Schauspieler Joel Gretsch verheiratet. Eine weitere Tochter, Lisabeth Shatner (* 1961), hatte 1966 als Fünfjährige ebenfalls einen Auftritt in der Fernsehserie Raumschiff Enterprise. Shatner ist neben seinen künstlerischen Tätigkeiten auch ein erfolgreicher Pferdezüchter, Dobermann-Züchter und Veranstalter der jährlichen Hollywood Charity Horse Show, deren Erlös geistig und körperlich behinderten Kindern sowie auch Veteranen zugutekommt. Shatner spricht sich gegen Meeres-Themenparks und Zoos aus. 2014 schrieb er in Zusammenarbeit mit der Tierrechtsorganisation PETA einen offenen Brief an einen Star-Trek-Cruiser, der das Schwimmen mit Delfinen anbot, in dem er meinte, dass Star-Trek-Fans sicher wollten, dass Delfine in Freiheit blieben.[9] Shatner unterstützt die Meeresschutzorganisation Sea Shepherd seit den Achtziger Jahren.[10] Des Weiteren setzt er sich für mindestens 19 weitere wohltätige Organisationen ein.[11]
Im April 2014 wurde Shatner von der NASA mit der „Distinguished Public Service“-Medaille ausgezeichnet, der höchsten Ehrung der Raumfahrtbehörde für ein Nicht-Mitglied der Regierung. Zur Begründung hieß es, dass er neue Generationen von Forschern weltweit inspiriert und die NASA und ihre Missionen unablässig unterstützt habe.[12] 2021 wurde er in die Hall of Fame der WWE aufgenommen.[13]
Die deutsche Synchronisation übernahm überwiegend Gert Günther Hoffmann, besonders in der Star-Trek-Reihe, mit Ausnahme des zweiten und dritten Kinofilms, in denen er von Klaus Sonnenschein gesprochen wird. Nach Hoffmanns Tod wurde Shatner neben Sonnenschein auch von Otto Mellies synchronisiert. In der Fernsehserie Boston Legal lieh ihm Hartmut Neugebauer seine Stimme.
Shatner: Where No Man …: The Authorized Biography of William Shatner. Tempo Star / Ace, 1979, ISBN 0-441-88975-1 (mit Myrna Culbreath und Sondra Marshak).
Captain’s Log: William Shatner’s Personal Account of the Making of Star Trek V the Final Frontier. Pocket Books, 1989, ISBN 0-671-68652-6 (mit Lisabeth Shatner).
Star Trek Memories. HarperCollins (UK), 1993, ISBN 0-00-637970-2 (mit Chris Kreski).
Star Trek – Erinnerungen. Heyne Science-Fiction & Fantasy #5188, München 1994, Übersetzer Andreas Brandhorst, ISBN 3-453-07957-4.
Star Trek Movie Memories. HarperCollins (UK), 1994, ISBN 0-00-638416-1 (mit Chris Kreski).
Star Trek – Erinnerungen. Die Filme. Heyne Science-Fiction & Fantasy #5450, München 1996, Übersetzer Bernhard Kempen, ISBN 3-453-09474-3.
The Encyclopedia of Science Fiction Movies, 2001 (mit C. J. Henderson).
I’m Working on That: A Trek from Science Fiction to Science Fact. Pocket Books, 2002, ISBN 0-671-04737-X (mit Chip Walter).
Up Till Now. The Autobiography. Thomas Dunne Books / St. Martin's Press, 2008, ISBN 978-0-312-37265-1 (mit David Fisher).
Durch das Universum bis hierher: Die Autobiographie Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2009, Übersetzer Thorsten Wortmann, ISBN 3-89602-879-0.
Shatner Rules: Your Guide to Understanding the Shatnerverse and the World at Large. Dutton, 2011, ISBN 978-0-525-95251-0.
Leonard – My Fifty-Year Friendship with a Remarkable Man. Thomas Dunne Books / St. Martin's Press, New York 2016, ISBN 978-1-250-08331-9 (mit David Fisher).
Spock und ich. Mein Freund Leonard Nimoy. Wilhelm Heyne, München 2016, Übersetzerin Johanna Wais, ISBN 978-3-453-20143-9 (mit 17 Fotos).
Spirit of the Horse: A Celebration in Fact and Fable., Thomas Dunne Books / St. Martin's Press, 2017, ISBN 978-1-250-13002-0.
Live Long and …: What I Learned Along the Way. Thomas Dunne Books / St. Martin's Press, 2018, ISBN 978-1-250-16669-2 (mit David Fisher).
Lebe Lang … und was ich auf meinem Weg lernte: Die Autobiografie. Hannibal Verlag, Innsbruck 2019, Übersetzer Alan Tepper, ISBN 978-3-85445-664-3.
Literatur
Dennis William Hauck: William Shatner: A Bio-Bibliography. 1994.
Dennis William Hauck: William Shatner. Der Captain. Heyne, München 1997, ISBN 3-453-11706-9.
Ralph Sander: Star Trek Classic – William Shatner. Heyne, München 1996.
Robert E. Schnakenberg: The Encyclopedia Shatnerica. 1998.
Robert Schnakenberg: William Shatner. Der Mann. Die Filme. Die Legende. Ubooks, Diedorf 2011, ISBN 978-3-86608-152-9 (Lexikon von A bis Z).
↑William Shatner – Seeking Major Tom. (Nicht mehr online verfügbar.) In: cleopatrarecords.com. Cleopatra Records, 11. Oktober 2011, archiviert vom Original am 30. März 2012; abgerufen am 1. April 2021 (englisch).