Uta Ranke-Heinemann

Uta Ranke-Heinemann (ca. 1990). Im Hintergrund ein Porträt ihres Vaters, des Bundespräsidenten Gustav Heinemann

Uta Johanna Ingrid Ranke-Heinemann geb. Heinemann (* 2. Oktober 1927 in Essen; † 25. März 2021[1] ebenda) war eine deutsche evangelische, später römisch-katholische Theologin und Autorin.

Leben

Uta Ranke-Heinemann war die älteste Tochter Gustav Heinemanns und seiner Frau Hilda. Sie wuchs im Essener Moltkeviertel auf und wohnte dort bis zu ihrem Tod.

Nachdem schon der erste Luftangriff auf Essen im Rahmen der Battle of the Ruhr am 5. März 1943 das Haus der Familie schwer beschädigt hatte, wich man zunächst nach Langenberg (Rheinland) und im folgenden Jahr nach Winterberg aus. Im Herbst 1944 brachte die Mutter Uta dann in Marburg, wo noch Schulbetrieb stattfand, bei Rudolf Bultmann unter, bei dem sie selbst 1926 ihr theologisches Staatsexamen abgelegt hatte. Neben dem Schulbesuch wurde Uta von Bultmann in griechischer Sprache und Philosophie sowie von Kurt Reidemeister in Mathematik unterrichtet. Am Ende des Krieges kehrte sie zu ihrer Familie in Winterberg zurück.[2]

Im November 1945 – ihr Vater war inzwischen zum Bürgermeister von Essen ernannt – erwirkte sie persönlich bei der Bezirksregierung in Düsseldorf, mit dem Wiederbeginn des Unterrichts das Burggymnasium Essen, eine Jungenschule, besuchen zu dürfen.[3] Sie war dort 1947 die erste weibliche Abiturientin und absolvierte die Prüfung „mit Auszeichnung“,[4] was am Burggymnasium bis dahin erst ein einziges Mal, 30 Jahre zuvor, vorgekommen war.[5]

Anschließend studierte sie bis 1953 in Basel, Oxford, Montpellier und Bonn 13 Semester evangelische Theologie. Nach ihrer Konversion am 25. September 1953[6] studierte sie katholische Theologie in München und war dort Kommilitonin von Elisabeth Gössmann und Joseph Ratzinger. Im Jahr 1954 wurde sie bei dem Dogmatiker Michael Schmaus mit der Dissertation Das frühe Mönchtum. Seine Motive nach den Selbstzeugnissen der ersten Mönche zur Dr. theol. magna cum laude promoviert.

Am 30. Dezember 1954 heiratete sie ihren ehemaligen Klassenkameraden, den (römisch-katholischen) Religionslehrer Edmund Ranke. Ihre beiden Söhne, Johannes Ranke-Heinemann und Andreas Ranke, wurden 1958 und 1960 geboren.

Ranke-Heinemann starb am 25. März 2021 im Alter von 93 Jahren.[7] Sie ist auf dem Essener Parkfriedhof begraben.

Wirken

Akademische Karriere

Ab 1955 war sie zunächst Dozentin am Erzbischöflichen Katechetinnenseminar in Bonn und ab 1965 an der Pädagogischen Hochschule in Neuss. 1969 habilitierte sie sich als erste Frau weltweit in katholischer Theologie (Hauptgutachter war Karl Rahner) und wurde darauf am 26. Januar 1970[8] die erste Professorin in diesem Fach.

1980 wurde sie nach Auflösung der Pädagogischen Hochschulen in Nordrhein-Westfalen an die Universität Duisburg berufen und 1985 an die Universität Essen, wo sie Neues Testament und Alte Kirchengeschichte lehrte. Im Jahr 2009 wirkte sie in Rosa von Praunheims Film Rosas Höllenfahrt mit.[9]

Verlust des theologischen Lehrstuhls

Seit den 1970er Jahren fiel ihre kritische Haltung zu vielen kirchlichen Fragen auf. Dass sie 1944/45 rund ein halbes Jahr von Rudolf Bultmann unterrichtet wurde und mit in seiner Familie lebte, hat dazu und zu ihrem Pazifismus erheblich beigetragen. Zu der Intensität ihrer Beziehung zu Bultmann und über ihren Aufenthalt in seiner Familie schrieb dieser am 16. Januar 1945 an Gustav Heinemann:

„Wir freuen uns, Ihre Tochter bei uns zu haben […] sodaß wir sie wie ein eigenes Töchterchen empfinden. Jeder hat sie gern in ihrer heiteren Anmut und in ihrer Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft […] es macht mir Spaß, Griechisch mit ihr zu treiben. Ich bin sehr gespannt, wie sie sich entwickeln wird […] bei ihren großen Gaben darf man sehr Schönes erhoffen […] Auch mein Kollege und Freund Reidemeister, der Mathematiker ist, war ganz entzückt von Utas Begabung, als sie ihn neulich aufsuchte.“[10]

Nachdem sie am 15. April 1987 in einer Sendung des WDR Fernsehens aus dem Marienwallfahrtsort Kevelaer das Dogma der Jungfrauengeburt angezweifelt hatte: „Viele Juden sind umgebracht worden, weil sie nicht an die Jungfrauengeburt glauben konnten. Und ich kann das auch nicht“, entzog ihr der Essener Bischof Franz Hengsbach am 15. Juni 1987 die Lehrbefugnis für katholische Theologie.

In ihrer Auffassung, dass die Jungfrauengeburt nicht biologisch, sondern theologisch zu verstehen sei, sah Ranke-Heinemann sich durch Aussagen der Theologen Karl Rahner und Joseph Ratzinger bestätigt und berief sich auf diese in der Fernsehsendung des West-3-Magazins „Gott und die Welt“, Thema: Jungfrauengeburt, am 13. Juni 1987. Sie verwies auf Rahners Bezeichnung der Jungfrauengeburt als legendären Midrasch[11] und auf folgende Passage aus Ratzingers Buch Einführung in das Christentum:[12]

„Die Gottessohnschaft Jesu beruht nach kirchlichem Glauben nicht darauf, daß Jesus keinen menschlichen Vater hatte; die Lehre vom Gottsein Jesu würde nicht angetastet, wenn Jesus aus einer normalen menschlichen Ehe hervorgegangen wäre. Denn die Gottessohnschaft, von der der Glaube spricht, ist kein biologisches, sondern ein ontologisches Faktum; kein Vorgang in der Zeit, sondern in Gottes Ewigkeit.“

Ratzinger hatte diese Sätze allerdings schon 1977 in seinem Buch Die Tochter Zion – Betrachtungen über den Marienglauben der Kirche korrigiert. In Neuauflagen von Einführung in das Christentum blieben sie jedoch völlig unverändert. Der Dominikaner Willehad Paul Eckert (1926–2005) entgegnete Ranke-Heinemann in der genannten Fernsehsendung: „Was Ratzinger und Rahner sagen, ist falsch, Sie dürfen sich nicht auf sie berufen.“[13]

Zuvor hatte der Dogmatikprofessor Johann Auer (1910–1989) am 11. Juni 1987 an Ranke-Heinemann geschrieben: „Mit Sorge habe ich in der Presse die letzten Ereignisse um Ihre Person verfolgt … Das Wort von der ‚biologischen Jungfrauengeburt‘ ist eine Irreführung, gewachsen auf dem im Grund atheistischen modernen Weltverständnis, wo Gott eben nicht mehr zum Weltbild gehört, seit Rahner und Ratzinger in die Christologie eingegangen und heute weit verbreitet, deshalb aber nicht richtiger geworden.“ Auer bat sie, freiwillig auf ihren Lehrstuhl zu verzichten. „In guter alter Erinnerung an die Bonner Zeiten – Ihr alter Kollege Johann Auer.“

Am 14. Juni 1987 wandte sich Ranke-Heinemann in einem Brief mit der Bitte um Hilfe an Kardinal Ratzinger.[14] Nachdem sie am 15. Juni 1987 ihren theologischen Lehrstuhl verloren hatte, erhielt sie Ende 1987 einen kirchenunabhängigen Lehrstuhl für Religionsgeschichte. In ihrem 2002 erschienenen Buch Nein und Amen nannte sie im Hinblick auf die Stammbäume Jesu die Lehre von der Jungfrauengeburt „theologische Schizophrenie“.[15] Sie selbst betrachtete sich als exkommuniziert gemäß Can. 1364 § 1 CIC und Can. 751 CIC, da sie sich dem christlichen Glaubensbekenntnis (speziell: „geboren von der Jungfrau Maria“) verweigere und somit wegen Häresie eine Exkommunikation als Tatstrafe (excommunicatio latae sententiae) nach Can. 1314 CIC eingetreten sei.[16] Eine Exkommunikation als Spruchstrafe (excommunicatio ferendae sententiae) wurde gegen sie aber nicht ausgesprochen.

Hauptwerk – Eunuchen für das Himmelreich

Ihr Hauptwerk Eunuchen für das Himmelreich – Katholische Kirche und Sexualität (erschienen im Oktober 1988) belegte auf der Liste Jahres-Bestseller 1989 des SPIEGEL bei den Sachbüchern Platz 2 mit 300.000 Exemplaren.[17] 2000 wurde es als Heyne-Taschenbuchausgabe wesentlich erweitert (vor allem das Kapitel „Homosexualität“). 2012 wurde das Heyne-Taschenbuch um ein Kapitel über Benedikt XVI. erweitert. In diesem Buch gibt Ranke-Heinemann ihren Eindruck von der 2000-jährigen „Geschichte der katholischen Sexualmoral, von Jesus bis Benedikt XVI.“, wieder. Die Kenntnisse der Autorin in zwölf Sprachen erwiesen sich für die Genauigkeit der Übersetzungen als nützlich.

Pädokriminalitätsvorwürfe gegen Geistliche

Ranke-Heinemann bezeichnete Pädophilie als „die Gefahr einer monosexuellen Kirche“, der in 2000 Jahren zwar die Vertreibung der Frauen, aber noch nicht die Entsexualisierung geglückt sei. Wie lange die Kirche jetzt noch zur Züchtung des „keuschen Homosexuellen“ benötige, wie er im Weltkatechismus 1992 in Nr. 2357-9[18] gefordert wird, sei noch nicht klar. Klar sei nur dies:[19] „solange zwangsentsexualisierte Priester mit Männern, Frauen, Jugendlichen und Kindern in dunklem Beichtstuhlgewisper vereint sind, wird sich der Beichtstuhl immer mehr zur Kontaktbörse für Sexualneurotiker entwickeln, in dem auch Pädophilie nicht ausgeschlossen werden kann, und sollte darum für Kinder und Jugendliche verboten werden.“[20]

Die absolute Geheimhaltung von Pädophiliefällen sei allen Bischöfen in den beiden Geheimschreiben Crimen sollicitationis 1962 und erneut in De delictis gravioribus von 2001 unter Strafe der Exkommunikation befohlen worden. Diese sagten nichts über Hilfe für die Betroffenen.

Anlässlich von Vorwürfen gegen den Regensburger Bischof Müller, nachdem ein wegen sexuellen Kindesmissbrauchs vorbestrafter Priester im Amt rückfällig geworden war,[21] erklärte Ranke-Heinemann in mehreren Interviews im September/Oktober 2007, das Schreiben Kardinal Ratzingers von 2001 bedeute auch weiterhin großen Schaden für die betroffenen Kinder und Jugendlichen in aller Welt, weshalb sie Papst Benedikt XVI. bitte, es wegen seiner „totalen Justizbehinderung für die staatlichen Gerichte zurückzunehmen“.[22]

Der Trend zur Geheimhaltung sexuellen Missbrauchs an Kindern, den Ratzinger 2001 auf die Spitze getrieben habe, sei für jeden sichtbar beim Vergleich von Can. 2368 § 2[23] und Can. 904 CIC 1917[24] mit Can. 1387 CIC 1983:[25] Von einer Meldepflicht an den Bischof und das Heilige Offizium (denuntiare loci Ordinario, vel Sacrae Congregationi S. Officii)[26] sei keine Rede mehr.

Der Vorwurf einer absoluten Geheimhaltung pädokrimineller Fälle vor nichtkirchlichen Instanzen, dem sich Gotthold Hasenhüttl anschloss, ist umstritten. Kirchenrechtler wie Alexander Pytlik[27] machen geltend, von Geheimschreiben könne bei Crimen sollicitationis von 1962 und bei De delictis gravioribus sowie Sacramentorum sanctitatis tutela von 2001, die öffentlich zugänglich seien, keine Rede sein. Inhaltlich gehe es darin um den Schutz des Beichtgeheimnisses und um Regeln für das kirchenrechtliche Verfahren, die weder das staatliche Strafverfahren noch das Recht des Opfers zur Strafanzeige und auf Schadenersatz beeinträchtigten.

Entwicklungspolitik, Friedensbewegung und humanitäre Hilfe

Seit den 1970er Jahren engagierte sich Ranke-Heinemann neben ihrer Lehrtätigkeit auch im Bereich der Entwicklungspolitik und humanitären Hilfe. Sie setzte sich für ein Verbot von Napalm ebenso wie für die Abschaffung aller Atomwaffen ein und brachte Medikamente und andere Hilfsgüter 1972 während des Vietnamkriegs nach Hanoi, 1973 nach Indien und 1979 nach Kambodscha. In den 1980er Jahren engagierte sie sich für die Friedensbewegung, war Kandidatin der Friedensliste und trat als Rednerin auf zahlreichen Kundgebungen auf.

Kandidatur für das Amt der Bundespräsidentin

1999 war die parteilose Pazifistin wegen ihres Protests gegen Deutschlands Beteiligung am Kosovokrieg gegen Jugoslawien Kandidatin der PDS für das Amt der Bundespräsidentin (siehe: Wahl des deutschen Bundespräsidenten 1999). Sie unterlag deutlich Johannes Rau, dem Ehemann ihrer Nichte Christina.

Nein und Amen (Abschied vom traditionellen Christentum)

Uta Ranke-Heinemann auf dem Weltjugendtag 2005 in Köln

Nach dem Tod ihres Mannes am 11. September 2001[28] (der sie „aus der Verankerung riss“[29]) widmete ihm Ranke-Heinemann das Schlusskapitel Eine Blume auf das Grab meines Mannes in der erweiterten Fassung ihres Werkes Nein und Amen, das 2002 bei Heyne, München, mit dem veränderten Untertitel: Mein Abschied vom traditionellen Christentum herauskam. Darin heißt es:

„Die Erinnerung an Rudolf Bultmann, den Gelehrten voller Hilfsbereitschaft, den Aufgeklärten voller Frömmigkeit, hat mich durch mein Leben begleitet, als bei mir die Zweifel größer wurden. Aber gleichzeitig hat mich sein Beispiel gelehrt, dass auch der Skeptiker ein Christ sein kann, wenn auch nicht auf die herkömmliche Weise.“[30]

Sie lehnt die Interpretation der Kreuzigung Jesu als Erlösung in einem „siebenfachen negativen Glaubensbekenntnis“ ab:

  1. Die Bibel ist nicht Gottes-, sondern Menschenwort.
  2. Dass Gott in drei Personen existiert, ist menschlicher Fantasie entsprungen.
  3. Jesus ist Mensch und nicht Gott.
  4. Maria ist Jesu Mutter und nicht Gottesmutter.
  5. Gott hat Himmel und Erde geschaffen, die Hölle haben die Menschen hinzuerfunden.
  6. Es gibt weder Erbsünde noch Teufel.
  7. Eine blutige Erlösung am Kreuz ist eine heidnische Menschenopferreligion nach religiösem Steinzeitmuster.[31]

Ranke-Heinemann schreibt:

„Und so bin ich fortgegangen […] von dem Gott mit den blutigen Händen, der seinen einzigen Sohn für uns opferte […] und wandte mich ab von den Theologen […] ihrer Verstandesfeindlichkeit und ihren grausamen Märchen und glaubte ihnen nicht mehr […]. Ich flüchtete mich schließlich zu den Zweiflern, weil mir der Zweifel immer noch am sichersten schien. […] Und unter ihnen fand ich einige, die an einem doch nicht zweifeln konnten: dass alles, was ist, eine Ursache hat, weil von nichts nichts kommt. […] Und ich fühlte mich bereit, mit dem Genie unter den Zweiflern, dem Philosophen Descartes, angesichts der Vollkommenheit des Urhebers zu sprechen: ‚Ich möchte einen Augenblick verweilen bei der Betrachtung dieses vollkommenen Gottes. Ich möchte bedenken, bewundern und anbeten die unvergleichliche Schönheit dieses unendlichen Lichts, soweit es die Fassungskraft meines Geistes erlaubt, der vor diesem Licht geblendet steht‘.“[32]

Sie greift die religionsphilosophischen Gedanken Descartes’ zum Gottesbeweis und zum Leben nach dem Tod auf. Denn Gott ist auch der Gott der Philosophen (vgl. Blaise Pascals Kritik an Descartes und den Philosophen in seinem Mémorial: „Der Gott Abrahams ist nicht der Gott der Philosophen“). Descartes verlor 1640 sein einziges Kind, seine fünfjährige Tochter Francine. Er bezeichnete ihren Tod als den „größten Schmerz“ seines Lebens. Im Oktober 1642 schrieb er an Constantijn Huygens, den Vater des Astronomen Christiaan Huygens: Wir Menschen seien „geboren für viel größere Freuden und ein viel größeres Glück, als wir sie auf dieser Erde erleben können […] Wir werden die Toten dereinst wiederfinden, und zwar mit der Erinnerung an das Vergangene. Denn in uns befindet sich ein intellektuelles Gedächtnis, das ganz zweifellos unabhängig von unserem Körper ist.“

Sie schreibt: „Und wenn die schwarzen Zweifel wieder kommen und Ratlosigkeit und Verlassenheit überhand nehmen, seit mich der Tod meines Mannes aus der Verankerung riss, dann hat mich in meiner Trauer über die Vergeblichkeit meiner Erforschung des Unerforschlichen Immanuel Kant getröstet, dass der Zweifel einen Sinn hat. Er sagt: Wenn wir die ‚Majestät‘ und ‚Ewigkeit‘ Gottes, des ‚Welturhebers‘, sehen und ‚vollkommen beweisen‘ könnten, würden wir zu ‚Marionetten‘ erstarren. Unser Handeln bekäme ‚den Anstrich von Zwang und abgenötigter Unterwerfung‘. Uneigennützigkeit und Selbstachtung würden Schaden leiden. Darum ist die unerforschliche Weisheit, durch die wir existieren, nicht minder verehrungswürdig in dem, was sie uns versagte als in dem, was sie uns zuteil werden ließ“.[33] Kant ist von einem Leben nach dem Tod überzeugt, und zwar als „Fortdauer der Person und des Bewusstseins der Identität seiner selbst. Nicht Metempsychose (= Seelenwanderung), wie er in seinem Nachlaß schreibt.“[34]

Erkenntnisleitendes Interesse der Theologin ist jetzt wie für Jean Paul die Frage nach einem Leben nach dem Tod, wenn nur noch „die größte und unsichtbarste Hand den Schlüssel hat zu den verschütteten Särgen unserer verstorbenen Geliebten, zu denen kein Sterblicher“ mehr vordringen kann.[35]

„Und es kamen Sadduzäer zu Jesus, die bekanntlich sagen, es gebe keine Auferstehung“, und Jesus sagte: „Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen. Ihr irrt euch sehr.“ (Mk 12,18.27 EU) Ranke-Heinemann erklärt, dass ihr nach dem Verlust ihres Glaubens „der Anfang und der Schluss des christlichen Glaubensbekenntnisses, Gott und ewiges Leben“ geblieben seien: die Hoffnung und die Liebe.[31]

Siehe auch

Werke

  • Weisheit der Wüstenväter. Patmos, Düsseldorf 1958.
  • Der Protestantismus. Wesen und Werden. Mit einem Vorwort von Karl Rahner. Hans Driewer, Essen 1962.
  • Von christlicher Existenz. Hans Driewer, Essen 1964.
  • Das frühe Mönchtum. Seine Motive nach den Selbstzeugnissen. Hans Driewer, Essen 1964.
  • Antwort auf aktuelle Glaubensfragen. Hans Driewer, Essen 1965.
  • Gedanken zu Sonntagsepisteln. Ein Jahreszyklus. Hans Driewer, Essen 1967.
  • Christentum für Gläubige und Ungläubige. Hans Driewer, Essen 1968.
  • Die sogenannte Mischehe. Zu den kirchenrechtlichen Fragen der konfessionsverschiedenen Ehe. Paulus/Bitter, Recklinghausen 1968.
  • Widerworte. Friedensreden und Streitschriften. TORSO, Essen 1985, ISBN 3-924868-03-4.
    • erweitert um Texte zu Maria und dem Zölibat: Goldmann, München 1987.
  • Eunuchen für das Himmelreich. Katholische Kirche und Sexualität. Hoffmann und Campe, Hamburg 1988.
    • erweiterte Taschenbuch-Neuausgabe: Heyne, München 2003, ISBN 3-453-16505-5.
    • erweiterte und aktualisierte Neuausgabe: Eunuchen für das Himmelreich. Katholische Kirche und Sexualität von Jesus bis Benedikt XVI. Heyne, München 2012, ISBN 978-3-453-16505-2.
  • Nein und Amen. Anleitung zum Glaubenszweifel. Hoffmann und Campe, Hamburg 1992, ISBN 3-455-08457-5.
    • ergänzte Neuausgabe: Nein und Amen. Mein Abschied vom traditionellen Christentum. Heyne, München 2002, ISBN 3-453-21182-0.
    • aktualisierte Neuausgabe zum 90. Geburtstag: Nein und Amen. Mein Abschied vom traditionellen Christentum. Hoffmann und Campe, Hamburg 2017, ISBN 978-3-455-00190-7.

Literatur

  • Werner Alberts: Uta Ranke-Heinemann. Abschied vom Christentum. Patmos, Düsseldorf 2004, ISBN 3-491-72476-7.

Weblinks

Commons: Uta Ranke-Heinemann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Theologin Uta Ranke-Heinemann gestorben. In: ORF.at. 25. März 2021, abgerufen am 25. März 2021.
  2. Uta Ranke-Heinemann: Der BDM-Keller im Hause meines Vaters. In: Alfred Neven DuMont (Hrsg.): Jahrgang 1926/27 – Erinnerungen an die Jahre unter dem Hakenkreuz. Köln 2007, S. 95–106.
  3. Werner Alberts: Uta Ranke-Heinemann. Abschied vom Christentum. Patmos, Düsseldorf 2004, S. 31 books.google
  4. Feuchter Südwind. In: Der Spiegel. Nr. 3, 1981, S. 54–55 (online12. Januar 1981).
  5. Artikel über Ranke-Heinemanns Abitur in der ZEIT; Werner Alberts: Uta Ranke-Heinemann. Abschied vom Christentum. Patmos, Düsseldorf 2004, S. 33 books.google
  6. „auf der Suche nach der großen Toleranz […] aber bei den christlichen Kirchen führt jeder Konfessionswechsel immer nur vom Regen in die Traufe“. Nein und Amen. Mein Abschied vom traditionellen Christentum. München 2002, S. 432.
  7. Süddeutsche Zeitung: Kirchenkritische Theologin Uta Ranke-Heinemann ist tot. Abgerufen am 25. März 2021.
  8. https://www.aachener-zeitung.de/hochschule/uta-ranke-heinemann-wird-erste-theologie-professorin-der-welt_aid-48558997
  9. Rosa von Praunheim auf der Suche nach der Hölle. Augsburger Allgemeine, abgerufen am 25. März 2021.
  10. Auszüge aus dem Schriftverkehr zwischen Rudolf Bultmann und Gustav Heinemann.
  11. Karl Rahner: Zum Thema Jungfrauengeburt. 2. Auflage. Stuttgart 1970, S. 124 f.
  12. 2. Auflage, München 1968, S. 225
  13. Unveränderte Originalfassung der erwähnten Fernsehsendung „Gott und die Welt“ vom 13. Juni 1987 (WDR-Fernsehen-Archiv, Köln). Zur Problematik der Originalfassung siehe diese Brief-Veröffentlichungen.
  14. Alexander Schwabe: Ratzinger – das reine Latein. In: Spiegel Online. 16. April 2007, abgerufen am 19. Juli 2007. Veröffentlichung und Kommentierung dieses Briefes.
  15. Nein und Amen, 2002, S. 98.
  16. Uta Ranke-Heinemann: Der Papst und die löchrigen Kondome. In: Junge Welt. 9./10. September 2006.
  17. Jahres-Bestseller 1989 – Belletristik, Sachbücher. In: Der Spiegel. Nr. 1, 1990, S. 152 (online1. Januar 1990).Uta Ranke-Heinemann. In: Der Spiegel. Nr. 50, 1990, S. 271 (online10. Dezember 1990).
  18. „Keuschheit und Homosexualität“ 2357–2359
  19. Uta Ranke-Heinemann: Bloß keine Frauenskandale. Gastbeitrag vom 8. Februar 2010 auf evangelisch.de
  20. Neues Deutschland – Debatte 17. September 2010 neues-deutschland.de Thema: Leitlinien der katholischen Kirche gegen sexuellen Missbrauch; siehe auch Eunuchen für das Himmelreich. Katholische Kirche und Sexualität. Von Jesus bis Benedikt XVI. Heyne, München 2012, S. 523. ISBN 978-3-453-16505-2
  21. Der Geistliche war im Juli 1999 wegen einer Missbrauchstat in Viechtach zu einem Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt worden. Kurz darauf wurde er Seelsorger in der Gemeinde Riekofen, die von der Vorstrafe nicht unterrichtet wurde. Dort verging er sich erneut an einem Kind. http://www.spiegel.de/panorama/justiz/paedophiler-peter-k-kurzer-prozess-fuer-den-kinderschaender-pfarrer-a-541374.html
  22. Sat.1, Regionales NRW 2. Oktober 2007, 17:30–18:00 Uhr.
  23. Can. 2368 § 2 CIC 1917: Fidelis vero, qui scienter omiserit eum, a quo sollicitatus fuerit, intra mensem denuntiare contra praescriptum can. 904, incurrit in excommunicationem latae sententiae nemini reservatam, non absolvendus nisi postquam obligationi satisfecerit aut se satisfacturum serio promiserit. http://www.catho.org/9.php?d=bp5#fg
  24. Can. 904 CIC 1917: Ad normam constitutionum apostolicarum et nominatim constitutionis Benedicti XIV Sacramentum Poenitentiae, 1 Iun. 1741, debet poenitens sacerdotem, reum delicti sollicitationis in confessione, intra mensem denuntiare loci Ordinario, vel Sacrae Congregationi S. Officii; et confessarius debet, graviter onerata eius conscientia, de hoc onere poenitentem monere. http://www.catho.org/9.php?d=bpq#bq
  25. Can. 1387 CIC 1983: Ein Priester, der bei der Spendung des Bußsakramentes oder bei Gelegenheit oder unter dem Vorwand der Beichte einen Pönitenten zu einer Sünde gegen das sechste Gebot des Dekalogs zu verführen versucht, soll, je nach Schwere der Straftat, mit Suspension, mit Verboten, mit Entzug von Rechten und, in schwereren Fällen, mit der Entlassung aus dem Klerikerstand bestraft werden. Archivierte Kopie (Memento vom 20. Juli 2011 im Internet Archive)
  26. Can 904 CIC 1917
  27. Kirchenrecht Dokumente sexueller Missbrauch: Kritik an römischer Geheimhaltung ist verfehlt. auf: internetpfarre.de
  28. Meine Suche nach den Spuren Gottes. Vortrag vom 29. Mai 2003
  29. 3sat, 6. Januar 2007
  30. Nein und Amen. Heyne, München 2002, ISBN 3-453-21182-0, S. 11.
  31. a b Nein und Amen, S. 417 und in einem Gastbeitrag auf MAGDA, dem Magazin der Autoren (gaebler.info)
  32. Meditations metaphysiques, III; Nein und Amen, S. 413ff.
  33. Kritik der praktischen Vernunft I,2,2,IX und Kritik der Urteilskraft II, Allg. Anm. zur Teleologie
  34. Nein und Amen. 7. Auflage 2007, S. 431.
  35. Jean Paul, Die unsichtbare Loge; Nein und Amen. S. 429

Information

Der Artikel Uta Ranke-Heinemann in der deutschen Wikipedia belegte im lokalen Ranking der Popularität folgende Plätze:

Der präsentierte Inhalt des Wikipedia-Artikels wurde im 2021-06-13 basierend auf extrahiert https://de.wikipedia.org/?curid=130023