T-90A | |
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7. Mai 2013: Ein russischer T-90 auf dem Roten Platz während der Generalprobe für die Siegesparade am 9. Mai | |
Allgemeine Eigenschaften | |
Besatzung | 3 (Kommandant, Fahrer, Richtschütze) |
Länge | 6,86 m, mit Kanone 9,53 m |
Breite | 3,78 m |
Höhe | 2,23 m |
Masse | 46,5 Tonnen |
Panzerung und Bewaffnung | |
Panzerung | Verbundpanzerung, Reaktivpanzerung |
Hauptbewaffnung | 1 × 125-mm-Glattrohrkanone 2A46M-2 (T-90A) bzw. 2A46M-5 (T-90M) jew. mit ATGM-Fähigkeit für 9K119 Refleks[1] 1 × 125-mm-Glattrohrkanone 2A82-1M (T-90M 2017; geplant) mit zusätzlicher ATGM-Fähigkeit für 3UBK21 Sprinter[2] |
Sekundärbewaffnung | 1 × 7,62-mm-Maschinengewehr 1 × 12,7-mm-Fla-MG |
Beweglichkeit | |
Antrieb | V12-Dieselmotor W-92S2 1.000 PS (735 kW) |
Federung | Torsionsstab |
Geschwindigkeit | 65 km/h |
Leistung/Gewicht | 15,8 kW/t (21,5 PS/t) |
Reichweite | 375 km, 550 km mit externen Tanks |
Der T-90 ist ein Kampfpanzer der russischen Armee, welcher vom Verteidigungsministerium 1992 eingeführt wurde.[3] Mehrere hundert Exemplare wurden exportiert.
Der erste Prototyp entstand 1989 bei Uralwagonsawod in Nischni Tagil und trug die Bezeichnung Objekt 188. Dieser war ein umgebauter T-72B mit der Feuerleitanlage des T-80U und neuer Reaktivpanzerung (ERA) vom Typ Kontakt-5. Später wurden eine verbesserte Turmpanzerung und das Selbstschutzsystem TSchU-1 Schtora-1 nachgerüstet. Dieser Panzer trug die Bezeichnung T-72BU, bekam aber nach dem geringen Erfolg der irakischen T-72 im Zweiten Golfkrieg aus Vermarktungsgründen die neue Bezeichnung T-90. Die Serienproduktion begann 1992. Der T-90 wurde erstmals 1993 auf der Militärausstellung in Kubinka der Öffentlichkeit vorgestellt.
Im Jahr 2001 erwarb Indien die Rechte zum Lizenzbau von 1000 T-90S. Ab dem Jahr 2016 wurden Vorkehrungen getroffen, um weitere 464 Panzer in Bausatz-Form von Russland zu beziehen,[4] da die 2006 kommissionierte indische Produktion bei Heavy Vehicles Factory (HVF) zu langsam voranschritt, um die geplante Stückzahl bis 2020 zu erreichen.[5]
Nachfolger des T-90 in Russland ist der auf der Armata-Plattform basierende Kampfpanzer T-14.
Die Wanne besteht aus geschweißten Panzerstahlelementen; der aus dem Turm des T-72BU entwickelte Turm aus Stahlguss. Der Panzer weist die typisch niedrige Silhouette russischer Panzer auf, welches seine Trefferfläche deutlich reduziert. Das Innenvolumen des Fahrzeuges beträgt nur 11 m³,[6] somit muss die dreiköpfige Besatzung mit einem sehr knappen Innenraum auskommen. Im Jahr 2000 wurde die Variante T-90A mit geschweißtem Turm entwickelt, die zu Ehren des 1999 verstorbenen Generalkonstrukteurs Wladimir Potkin die Bezeichnung T-90A „Wladimir“ trägt. 2006 wurde die Exportversion des T-90A mit der Bezeichnung T-90SA (russisch Т-90СА) vorgestellt, die eine Klimaanlage erhielt. Im Jahr 2012 wurde die neueste Exportversion mit dem Namen T-90SM[7] vorgestellt. Diese Variante wurde umfassend modifiziert. Zur Erhöhung des passiven Schutzes wurde ein neuer Turm mit verstärkter Dachpanzerung und einem von der Besatzung getrennten Munitionsmagazin eingerüstet; dazu kommt eine neue Reaktivpanzerung „Relikt“ auf Wanne und Turm sowie verstärkte Seiten- und Heckpanzerung an Wanne und Turm. Ein modifizierter Motor mit 1130 PS erhöht die Beweglichkeit des T-90SM, die Klimaanlage den Komfort der Besatzung in heißen Regionen. Die Feuerleitanlage wurde mit dem neuen Hauptzielfernrohr „Sosna-U“, einem Wärmebildgerät der dritten Generation und einem neuen Panoramasichtgerät für den Kommandanten ausgestattet. Der Panzer erhielt eine fernbedienbare Waffenstation für ein Kord-Maschinengewehr, mit einem Kaliber von Wahlweise 7,62 mm oder 12,7 mm.[8] Das Geschütz ist mit dem Kommandantensichtgerät gekoppelt. Weiterhin wurde ein neues Sichtgerät für den Fahrer eingebaut.
Die Fahrzeugwanne besteht weitgehend aus Panzerstahl, die Wannenfront ist mit einer Verbundpanzerung verstärkt. Diese besteht aus einer inneren Schicht Stahl, einer Mittelschicht aus GFK (Steltexolit) sowie einer Außenschicht aus zwei Schichten Panzerstahl mit verschiedenen Härtegraden. Zusätzlich sind an der Wannenfront Elemente der Reaktivpanzerung vom Typ Kontakt-5 angebracht.
Der Turm des T-90 besteht aus Stahlguss. Die Turmfront besteht aus einer Verbundpanzerung. Diese ist jeweils seitlich der Kanonenblende in Kammern in der vorderen Turmhälfte untergebracht. Die Verbundpanzerung besteht vermutlich aus hochfesten Stählen mit verschiedenen Härtegraden, Aluminium sowie Al2O3-Keramiken. Zusätzlich sind an der vorderen Turmhälfte Kontakt-5-Elemente angebracht.
Der T-90A (T-90SA) sowie der T-90M (T-90SM) verfügen über einen geschweißten Turm, der mit einer Laminat-Verbundpanzerung und Reaktivpanzerung der Typen „Kontakt-5“ respektive „Relikt“ ausgerüstet ist.
Die Frontpanzerung des T-90 und des T-90S bietet ein Schutzniveau von 800–830 mm RHA-Äquivalent gegen KE-Geschosse und 1150–1350 mm RHA-Äquivalent gegen Hohlladungen.[9][10]
Die neuen T-90M-Panzer verwenden das übliche Schtora-IR-System nicht, sondern lediglich eine abgespeckte Schtora-Variante. Es zeichnet sich hauptsächlich durch ein Laserwarnsystem aus, welches anfliegende lasergesteuerte Lenkflugkörper erkennt, den Turm darauf ausrichtet und Aerosol-Rauchgranaten abwirft.[11] Es besteht aus vier Lasern, die am Turm platziert sind und den kompletten horizontalen Bereich, sowie einen vertikalen Winkel von −5 bis +25 Grad abdecken. Die Besatzung wird durch akustische und visuelle Signale auf die Bedrohung hingewiesen. Der Kommandant kann den Turm auf Knopfdruck automatisch auf die erkannte Gefahr ausrichten lassen. Innerhalb von drei Sekunden nach Ausstoß der Rauchgranaten wird eine Aerosolwolke erzeugt, die eine Zielverfolgung im optischen sowie im IR-Bereich für ca. 20 Sekunden unmöglich machen soll.
Viele T-90-Panzer sind darüber hinaus mit dem umfassenderen elektro-optischen Abwehrkomplex TSchU-1 Schtora-1 („Vorhang“) ausgestattet. Das vollautomatische Schtora-System verfügt neben einem für den Komplex angepassten Computersystem über zwei Infrarotscheinwerfer an der Turmvorderseite. Die Infrarotscheinwerfer können manuell eingeschaltet werden und senden eine überlagernde falsche Infrarotsignatur aus, um IR-gelenkte Raketen zu täuschen. Drahtgebundene Raketen, wie die amerikanische TOW werden mithilfe einer Leuchtkugel am Ende der Rakete zum Ziel geführt. Durch die Störmaßnahme kommt es zu fehlerhaften und unzureichenden Kurskorrekturen des Computers auf einen Punkt, der sowohl horizontal, wie auch vertikal abweicht.[12] Tests haben gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit eines Treffers durch halbautomatische Leitsysteme mit dem Einsatz von Schtora auf ein Drittel bis ein Viertel reduziert wird. Dies gilt sowohl für westliche Waffen, wie die BGM-71 TOW, als auch für östliche Waffen, wie die 9K135 Kornet.
Der Panzer kann Diesel in die Abgasanlage einspritzen, um sich einzunebeln.
Bei Bedarf können Export-Partner das Hardkill-System Arena für das Modell T-90SM bestellen. Russische Panzer sind nicht mit einem Hardkill-System ausgerüstet.
Wegen des größeren Gewichts genügte die Leistung des W-46-Dieselmotors des T-72 nicht mehr den Anforderungen. Daher wurde in den ersten Modellen der Dieselmotor W-84 MS mit 618 kW (840 PS) Leistung eingebaut. Ab 2004 sind die Panzer mit dem im Tscheljabinsker Traktorenwerk gebauten Motor W-92 S2 mit 740 kW (1.006 PS) Leistung ausgerüstet. In der nach Indien exportierten Version kommt ein Motor mit 735 kW (999 PS) zum Einsatz. Das Stützrollenlaufwerk des T-90 ist dem des T-72 in weiten Teilen sehr ähnlich. Es besteht aus sechs drehstabgefederten Laufrollen und drei Stützrollen pro Seite. Der T-90 kann nach kurzer Vorbereitung eine Unterwasserfahrt durchführen. Wasserhindernisse bis 4,50 m Tiefe können so überwunden werden. Er ist in der Lage, Gräben bis 2,80 m Breite und Höhenhindernisse bis 0,85 m zu überqueren. Unter dem Bug befindet sich eine Grabehilfe in Wannenbreite, die zum Ausschieben von Stellungen abgeklappt werden kann. Weiterhin kann ein elektromagnetisches oder mechanisches Minenräumgerät montiert werden. Am Heck befinden sich zwei Halterungen zum Mitführen eines Bergebalkens. Dieser ermöglicht zusammen mit zwei speziellen Seilen die Selbstbergung des Panzers.
Im Lauf der Produktion wurden verschiedene Versionen der 125-mm-Glattrohrkanone eingebaut. Am häufigsten verwendet werden die Ausführungen 2A46M-2 (L51) sowie die neue verlängerte 2A46M-5 (L55). Die Kanone ist vollstabilisiert. Die zweiteilige Munition wird automatisch aus einem Ladekarussell geladen, der Ladeschütze entfällt. Der Kampfsatz beträgt 42 Schuss für die 125-mm-Kanone, davon 22 im Ladekarussell, der Rest in Gestellen an freien Stellen im Innenraum. Die Munition ist in die Kartusche für die Treibladung und das Geschoss unterteilt. Die Kartusche ist eine Teilabbrandladung, von der nach dem Abschuss nur ein metallener Hülsenboden übrigbleibt. Dieser wird vom Ladeautomaten beim Nachladen durch eine Luke in der Turmhinterwand ausgeworfen. Die praktische Kadenz liegt dadurch bei etwa sieben bis neun Schuss in der Minute. Im Vergleich dazu erreicht ein gut trainierter Ladeschütze in Panzern ohne Ladeautomat unter Idealbedingungen Nachladezeiten von unter fünf Sekunden (etwa zwölf Schuss/min). Das Nachfüllen des Ladeautomaten ist einfach und rasch möglich; ein Laden von Hand bei dessen Ausfall ist zeitaufwendig.
Wie bei allen russischen Panzern bis zum T-90 ist die Munition im Kampfraum des Panzers untergebracht. Bei einer Penetration der Panzerung im Kampfraum besteht dadurch die Gefahr, dass sich diese Munition entzündet und explodiert. Dies bedeutet den Tod der Besatzung sowie den Totalausfall des Panzers.
Für die 125-mm-Glattrohrkanone stehen folgende Munitionsarten zur Verfügung:
Ein normaler Kampfsatz besteht aus folgenden Geschossarten:
Außerdem kann folgende Munition verschossen werden:
Wie schon der T-64 und der T-80 kann auch der T-90 lasergelenkte Raketen aus der 125-mm-Kanone abfeuern. Die am häufigsten verwendeten Raketen tragen die Bezeichnung 9K119 Refleks (NATO-Codename: AT-11 Sniper). 9K119 Swirs können in den T-90-Modellen nicht abgefeuert werden. Die Flugkörper des Systems werden wie gewöhnliche Munition in das Rohr geladen, während das Zielobjekt mit dem Hauptzielfernrohr 1G46 anvisiert wird. Nach dem Abschuss zündet ein Feststoffmotor, während die Steuerflächen entfaltet werden und die Rakete im Laserleitstrahlkanal das Ziel anfliegt. Die Reichweite des Waffensystems beträgt 5000 m, die Trefferwahrscheinlichkeit liegt bei etwa 90 %. Die 4,5 kg schwere Tandemhohlladung penetriert 900–950 mm Panzerstahl und 800–850 mm hinter einer reaktiven Panzerung. Der T-90M 2017 kann aufgrund eines neuen Kanonenrohres zudem den Lenkflugkörper 3UBK21 Sprinter führen, welcher sich durch eine Reichweite von bis zu 8000 Metern auszeichnet.[13]
Neben der Hauptwaffe verfügt der T-90 über ein koaxiales 7,62-mm-PKT-MG mit 2000 sowie ein 12,7-mm-Fla-MG Kord mit 300 Schuss Munition.
Das Feuerleitsystem 1A45T Irtysch des T-90 wurde vom T-80 übernommen. Es ist mit dem Stabilisierungssystem 2Eh42 sowie dem Ballistik-Computer 1W528 ausgerüstet. Der Richtschütze verfügt über ein in zwei Ebenen blickfeldstabilisiertes Periskopzielfernrohr 1G46 mit Laserentfernungsmesser sowie der 9S515-Lenkeinheit für die 9K119-Refleks-Lenkwaffenanlage. Ein stabilisiertes aktiv/passives Infrarotzielfernrohr vom Typ TPN-4 Buran-PA oder AGAWA-2 mit einer Verbindung zu einem Monitor für den Kommandanten ist auch vorhanden. Nachts ist der Feuerkampf auf eine maximale Kampfentfernung von bis zu 1300 m möglich. Das Feuerleitsystem umfasst eine digitale ballistische Rechnereinheit sowie Umweltsensoren. Die Nachfolger T-90A sind alle mit dem Wärmebildzielfernrohr ESSA ausgestattet.
Der Kommandant verfügt über eine drehbare Kuppel und fünf Winkelspiegel sowie ein vertikal stabilisiertes Periskop TKN-4S mit Tag- und passivem Infrarotnachtkanal. Der Kommandant kann dem Richtschützen Ziele übergeben und selbständig die Führung der Bewaffnung übernehmen.[14]
Im Dagestankrieg 1999 wurde der T-90 erstmals in kleinem Umfang eingesetzt, es handelte sich um 8 bis 12 ursprünglich für den Export nach Indien bestimmter T-90S. Ein T-90S erhielt während der Kampfhandlungen 7 RPG-Treffer und blieb trotzdem einsatzfähig.[15]
Der Einsatz von mindestens drei T-90A ab 2014 im Krieg in der Ostukraine wurde durch Beiträge eines Mitglieds der russischen Armee auf Social Media dokumentiert.[16][17]
Weitere Einsätze des T-90 folgten im Rahmen des russischen Militäreinsatzes im Bürgerkrieg in Syrien ab November 2015,[18][19] wo sie im Februar 2016 bei der Schlacht um Aleppo auch mit TOW-Raketen aus US-Produktion beschossen wurden.[20]
Beim russischen Überfall auf die Ukraine setzen die russischen Streitkräfte den T-90A neben weiteren Panzermodellen ein. Mit dem Stand vom 4. Mai 2022 sollen die russischen Streitkräfte 19 Fahrzeuge dieser Version und ein Fahrzeug der neuesten Version T-90M in der Ukraine verloren haben.[21]
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