Sir Richard Charles Nicholas Branson (* 18. Juli 1950 in Blackheath,[1] London, England) ist ein britischer Unternehmer. Er war oder ist mit seinem Mischkonzern Virgin Group in der Musikindustrie, der Luftfahrt und als Eisenbahnanbieter tätig. Nach 16 Jahren Entwicklung erhielt seine Virgin Galactic 2021 eine Lizenz für Flüge an den Rand des Weltraums. Branson lebt in London, auf seinem Landsitz in Oxfordshire und auf seiner kleinen Privatinsel Necker Island in der Karibik. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Branson wurde in Blackheath, London, als ältestes von drei Kindern von Eve Branson (1924–2021), einer vormaligen Balletttänzerin, und Edward James Branson (1918–2011), einem Rechtsanwalt, geboren.[2][3] Branson hat zwei jüngere Schwestern.[4] Sein Großvater, Sir George Arthur Harwin Branson (1871–1951), war Richter am High Court of Justice.[5] Branson hatte aufgrund seiner Legasthenie während seiner Schulzeit sehr schlechte Noten. Laut eigener Aussage sagte ihm sein Schuldirektor an seinem letzten Schultag, er werde entweder im Gefängnis enden oder Millionär werden.[6]
In der Mittelschule gab Branson mit einigen Mitstreitern ab 1967 eine Schülerzeitung namens Student heraus, die jedoch trotz der Unterstützung namhafter Autoren wie John le Carré oder Jean-Paul Sartre ein wirtschaftlicher Misserfolg war. Er verließ die Schule ohne Abschluss.
1970 gründete er sein erstes Unternehmen, das den Namen Virgin trug und Schallplatten versandte, später aber auch Plattenläden betrieb.
1971 kam er mit dem Gesetz in Konflikt, als er durch Zufall herausbekam, dass man die Steuer angeblich umgehen konnte, wenn man Schallplatten nach Belgien exportierte, sie aber sofort wieder einführte. Dies brachte ihm jedoch eine hohe Geldstrafe ein.
1972 folgte die Gründung der Manor Studios in Oxfordshire. Branson nahm den bis dahin relativ unbekannten Bassisten der „Kevin Ayers Group“, Mike Oldfield, unter Vertrag. Dessen erste Schallplatte Tubular Bells erschien 1973 und wurde über 5 Millionen Mal verkauft. Dieser finanzielle Erfolg war der Grundstein für sämtliche weiteren unternehmerischen Tätigkeiten von Branson. Er gründete und beteiligte sich an weiteren Unternehmen, die alle unter der Marke Virgin firmierten, so zum Beispiel die Fluglinie Virgin Atlantic Airways ab 1984, der Eisenbahnbetreiber Virgin Rail Group ab 1997 und das Raumfahrtunternehmen Virgin Galactic ab 2004.
Der Gesamtumsatz der Virgin Group im Jahr 2002 betrug 4 Milliarden Pfund Sterling. Im Februar 2007 gab er bekannt, dass die Virgin Group mit dem britischen Unternehmen Game Domain International plc (GDI) eine Plattform zur Distribution von Spielen durch Streaming statt Download namens A World Of My Own (AWOMO) ins Netz setzen werde, die den PC-Spiele-Markt revolutionieren sollte[7]. Anfang Februar 2008 gab Branson ein Angebot für die angeschlagene britische Bank Northern Rock ab.[8] Im Dezember 2009 stellte er das SpaceShipTwo vor, ein Raumflugzeug für private Kurzausflüge ins All.[9] Ab den 2010er-Jahren engagierte er sich in der Entwicklung des Überschallflugzeugs Boom Overture und stellte 2020 die Entwicklung eines Mach-3-Geschäftsreiseflugzeugs in Aussicht.[10]
Ende 2009 beteiligte sich Branson am britischen Rennstall Manor Grand Prix, der einen Startplatz für die Formel-1-Saison 2010 erhalten hatte.
Bransons privates Vermögen wurde im Oktober 2019 auf rund 4 Milliarden US-Dollar geschätzt.[11]
Neben den kommerziellen gründete Richard Branson auch karitative Unternehmen wie die Virgin Healthcare Foundation, die sich insbesondere für AIDS-Prophylaxe und für die Einschränkung von Werbung und Sponsoring von Tabakfirmen im Sport engagiert. Er setzt sich zudem für einen konsequenten Klimaschutz ein.[12]
Für seine Leistungen als Unternehmer („services to entrepreneurship“) wurde Branson im Dezember 1999 zum Knight Bachelor ernannt und von Königin Elisabeth II. zum Ritter geschlagen. Er führt seither den Namenszusatz „Sir“.
Am 21. September 2006 kündigte Branson an, dass er künftig rund drei Milliarden US-Dollar in erneuerbare Energien investieren wolle.[13] 2010 stellte seine Non-Profit-Organisation Carbon War Room die Datenbank Shippingefficiency vor, die Treibhausgase vermeiden helfen soll. Bis zum September 2014 hat Branson mit Investitionen von deutlich unter 300 Millionen US-Dollar weniger als ein Zehntel seines Versprechens von 2006 umgesetzt.[14]
Im Frühling 2011 stellte Branson das Tauchboot Virgin Oceanic vor, mit dessen Hilfe bis zu den tiefsten Stellen der irdischen Ozeane – wie etwa dem Marianengraben – hinabgetaucht werden soll. Er selbst will den Puerto-Rico-Graben besuchen, den tiefsten Ort im Atlantik.[15][16]
Für seine Unterstützung der Präsidentin von Costa Rica, Laura Chinchilla, bei der Verbesserung des Schutzes von Haien in Mittelamerika, wurde ihm 2013 durch die Organisation Sharkproject die Auszeichnung SharkGUARDIAN of the Year verliehen.
In Bezug auf die Diskussionen um einen möglichen Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union („Brexit“) sprach sich Branson wiederholt nachdrücklich für ein Verbleiben in der EU aus.[17]
2016 nahm Branson zur Drogenproblematik Stellung und äußerte, der „Krieg gegen Drogen“ sei „grandios gescheitert“ und „eine Verschwendung von Geld, Ressourcen und Leben“. Er plädierte, die Regierungen sollten die Drogenmärkte stattdessen „vernünftig kontrollieren“, was – dem Beispiel Portugals folgend – einen starken Rückgang der Zahl der Drogentoten und HIV-Neuinfektionen bewirke. Auch gäbe es keinen Beweis dafür, dass Legalisierung und Regulierung zu mehr Drogenkonsum führten.[18]
Zum 22. Februar 2019 kündigte Branson per YouTube-Clip ein Konzert namens Venezuela Aid Live in Cúcuta – einer kolumbianischen Grenzstadt zu Venezuela – an. Damit wolle er innerhalb von 60 Tagen 100 Mio. US-Dollar an Spendengeldern einsammeln. Laut Bransons Angaben hatte ihn der selbst ernannte venezolanische Interimspräsident Juan Guaidó um diese Unterstützung für die notleidende Bevölkerung in Venezuela gebeten.[19]
Am 1. April 1989 flog Richard Branson als Aprilscherz in einem Heißluftballon in Form eines UFOs über London, was einigen Aufruhr unter Offiziellen und Zivilisten verursachte.[20] Branson unternahm auch auf der Suche nach dem „ultimativen Abenteuer“ mehrere Weltrekordversuche in verschiedenen Disziplinen:
Auch startete er 2004 die Fernseh-Reality-Show The Rebel Billionaire, die ein ähnliches Konzept hatte wie The Apprentice von Donald Trump. Die Bewerber in seiner Show konkurrierten um einen Job im „Virgin Empire“.
In der Serie Friends spielte er einen Souvenirhändler in London (4. Staffel, 23. Folge). Er spielte sich selbst in einer Folge von Baywatch. 2004 hatte er einen Cameo-Auftritt in dem Film In 80 Tagen um die Welt (in Paris wird ihm ein Heißluftballon entwendet), ebenso 2006 als Co-Sponsor in dem James-Bond-Film Casino Royale als Passagier an der Fluggastkontrolle. 2010 spielte er sich selbst in der Fernsehserie Entourage.
Im Juli 2011 ging Richard Branson beim London Triathlon, der von Virgin Active gesponsert wurde, als Staffelteilnehmer im Schwimmen an den Start.[21]
Am 22. August 2011, als der Hurrikan Irene tobte, wurde Bransons „Great House“ auf Necker Island vom Blitz getroffen; es brannte bis auf die Grundmauern nieder. Anwesende kamen nicht zu Schaden, Bransons Mutter wurde von Schauspielerin Kate Winslet auf dem Rücken herausgetragen.[22] Die für Dezember geplante Hochzeit seiner Tochter mit Freddie Andrewes fand wie geplant auf Necker Island statt.
Infolge einer verlorenen Wette servierte Branson am Samstag, den 11. Mai 2013, während des AirAsia-Fluges von Perth nach Kuala Lumpur Getränke. Dazu ließ er sich die Beine rasieren, zog eine rote Stewardess-Uniform an und erhielt ein auffälliges Make-up. Der Erlös aus dem Flug wurde der australischen Starlight Foundation gespendet, die kranke Kinder unterstützt.[23]
Branson wurde für den New York City ePrix 2017 vom DS Virgin Racing Formula E Team, das zur Virgin Group gehört, als Ersatzfahrer nominiert.[24] Dies wurde jedoch in den Medien als PR-Gag wahrgenommen, da Branson nicht über die für einen Start erforderliche Rennlizenz verfügt.[25]
Im Sommer 2021 wetteiferte Branson mit Jeff Bezos um den ersten touristischen Weltraumflug von amerikanischem Boden.[26] Der Termin 20. Juli von Bezos war seit längerem bekannt. Virgin Galactic startete am 11. Juli 2021 den Flug Unity22 mit dem Raketenflugzeug VSS Unity.[27] Der Flug erreichte eine Höhe von 282.000 Fuß (rund 86 Kilometer).[28]
Auf dem Album Amarok des Musikers Mike Oldfield von 1990 findet sich ein gemorster „Abschiedsgruß“ an den Inhaber seiner bisherigen Plattenfirma: „Fuck off rb“. Mit RB ist Richard Branson, der Besitzer von Virgin Records, gemeint.
Branson veröffentlichte auch einige Bücher:
Personendaten | |
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NAME | Branson, Richard |
ALTERNATIVNAMEN | Branson, Sir Richard Charles Nicholas (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | britischer Unternehmer und Ballonfahrer |
GEBURTSDATUM | 18. Juli 1950 |
GEBURTSORT | Blackheath, London, England, Vereinigtes Königreich |
Der präsentierte Inhalt des Wikipedia-Artikels wurde im 2021-07-20 basierend auf extrahiert https://de.wikipedia.org/?curid=495432