Die RS-28 „Sarmat“ (russisch РС-28 Сармат, Sarmate) ist eine Interkontinentalrakete aus russischer Produktion. Der NATO-Codename lautet SS-X-30 Satan 2.[1] Eine Truppenbezeichnung des Systems existiert nicht, weil die Rakete bislang nicht bei den Streitkräften eingeführt wurde.
Die RS-28 „Sarmat“ soll bei den Strategischen Raketentruppen Russlands die aus den 1980er-Jahren stammende R-36M (NATO-Codename: SS-18 Satan) ersetzen. Die Entwicklungsarbeiten werden vom Staatlichen Raketenzentrum Makejew in Miass durchgeführt. Im Jahr 2018 lag die RS-28-Entwicklung auf Basis des 2011 unterzeichneten Vertrags etwa zwei Jahre hinter dem Zeitplan zurück,[2] im November 2019 sprach die Nuclear Threat Initiative (NTI) von vier Jahren Rückstand. Zu diesem Zeitpunkt war das System noch nicht als Ganzes getestet worden.[3]
Nachdem der erste Flugtest des Gesamtsystems für das Jahr 2017 angekündigt war, fand dieser fünf Jahre später am 20. April 2022 um 15:12 Moskauer Zeit statt.[4][5] Die Sprengkopfattrappen sollen laut russischen Angaben nach ihrem Start aus einem Raketensilo im Kosmodrom Plessezk in der Region Archangelsk ein Testziel auf Kamtschatka getroffen haben. Zuvor sollen bereits sogenannte „Ejection Tests“ (englisch „Auswurf-Test“) stattgefunden haben, bei denen der Abschussvorgang der Rakete getestet wird, ohne dass sie dabei eine lange Flugdistanz zurücklegt.[6][7][8]
Der Test im April 2022 erfolgte während der angespannten geopolitischen Lage infolge der russischen Invasion der Ukraine.[9] Der russische Präsident Wladimir Putin pries die Rakete als technologisch überlegen.[6] Das US-amerikanische Verteidigungsministerium schätzte den Test nicht als Bedrohung ein, Sprecher John Kirby nannte ihn „Routine“, Russland hatte die USA vorab informiert.[10]
Die mit Flüssigtreibstoff angetriebene Sarmat soll eine Gesamtmasse von 208 Tonnen haben, 35 Meter lang sein und eine Maximalreichweite von 18.000 Kilometern besitzen, sowie aus Raketensilos oder LKW gestartet werden. Im Vergleich zur amerikanischen Interkontinentalrakete Minuteman III wäre die Sarmat damit ungefähr 6 Mal so schwer und doppelt so lang.[11][12] Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, die Entwicklung sei unter anderem eine Reaktion auf das US-System Prompt Global Strike.[13]
Laut Generaloberst Sergej Karakajew (Befehlshaber der strategischen Raketentruppen des russischen Militärs) soll die Rakete mehrere Awangard-Stratosphären-Gleitflugkörper transportieren können.[14] Die russische Angabe, sie könne über 15 MIRV-Nuklearsprengköpfe befördern, wird von Nuklearwaffen-Forschern der Federation of American Scientists als übertrieben angesehen, sie gehen von maximal 10 Sprengköpfen aus.[15] Die RS-28 soll über eine leistungsstarke erste Raketenstufe verfügen. Somit soll sie schneller als bisherige Interkontinentalraketen die unteren Atmosphärenschichten durchqueren. Dadurch wird eine Lokalisierung durch weltraumbasierte Sensoren erschwert.[16][17]
Die Rakete soll laut einer Aussage im Jahr 2014 von einer ungenannten Quelle aus dem russischen Verteidigungsministerium bei den russischen Streitkräften in Uschur und Dombarowski in sieben Regimenten stationiert werden. Die Quelle sprach dabei von 46 Raketen.[5]
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