Oranje (Fluss)

Oranje
Orange
Einzugsgebiet des Orange

Einzugsgebiet des Orange

Daten
Lage Südliches Afrika (v. O. n. W.):
LesothoLesotho Lesotho
SudafrikaSüdafrika Südafrika
NamibiaNamibia Namibia
Flusssystem Oranje
Quelle als Senqu in Lesotho in den Drakensbergen
28° 53′ 48″ S, 29° 1′ 5″ O
Quellhöhe 3150 m
Mündung AtlantikKoordinaten: 28° 37′ 51″ S, 16° 27′ 0″ O
28° 37′ 51″ S, 16° 27′ 0″ O
Mündungshöhe m
Höhenunterschied 3150 m
Sohlgefälle 1,5 ‰
Länge 2160 km (mit Vaal rund 2360 km)
Einzugsgebiet 973.000 km²
Abfluss MQ
370 m³/s
Linke Nebenflüsse Moremoholo, Mokhotlong, Sehonghong, Linakeng (Linak, Dinakeng), Tsoelike (Tsedike), Telle River
Rechte Nebenflüsse Khubelu, Malibamatšo, Senqunyane, Makhaleng (Kometspuit), Caledon, Vaal, Molopo, Fischfluss
NASA-Satellitenfoto der Flussmündung bei Oranjemund (11. April 2001)

NASA-Satellitenfoto der Flussmündung bei Oranjemund (11. April 2001)

Orbitaufnahme aus der ISS des Unterlaufs mit der Mündung in den Atlantischen Ozean (20. März 2020)

Orbitaufnahme aus der ISS des Unterlaufs mit der Mündung in den Atlantischen Ozean (20. März 2020)

Der Oranje (englisch Orange) ist mit 2160 Kilometern nach dem Sambesi der zweitlängste Fluss im südlichen Afrika.[Anm. 1] Er fließt durch Lesotho und Südafrika. Gemäß dem Helgoland-Sansibar-Vertrag bildet an seinem Unterlauf das Nordufer die Grenze zwischen Südafrika und Namibia. Die namibische Verfassung beschreibt im Gegensatz dazu mit Artikel 1 Absatz 4 die Flussmitte als Staatsgrenze, was von Südafrika jedoch nicht anerkannt wird.[1]

In Lesotho wird der Fluss Senqu [ˈsɛ/ᵑǃu] genannt, in Südafrika auch Gariep, in Namibia Orange; auch in Atlanten wird manchmal die englische Bezeichnung Orange verwendet.

Flusslauf

Der Oranje entspringt als Senqu im Hochland von Lesotho und fließt von dort aus durch die Plateaulandschaften der Drakensberge in westlicher Richtung durch Südafrika. Nach Austritt aus dem Hügelland etwa auf der halben Strecke seines Laufes vereinigt er sich mit dem Vaal, seinem weitaus größten Nebenfluss, der etwa 200 Kilometer länger ist als der bis hierhin oft auch Oberer Oranje genannte Hauptfluss. Die Wasserführung des Vaal beträgt jedoch nur rund 57 % des Oranje. Kurz vor Erreichen der Grenze zu Namibia hat sich der Oranje tief in das Gestein eingegraben und bildet dort, in der Nähe der Stadt Upington, die berühmten Augrabiesfälle als Zentrum des Nationalparks Augrabies Wasserfälle. Danach folgt ihm auf über 500 Kilometern Länge die Grenze zwischen Namibia und der Republik Südafrika. Gleichzeitig durchquert er den ǀAi-ǀAis Richtersveld Transfrontier Park[Khi 1]. Bei Oranjemund mündet der Oranje in den Atlantischen Ozean, wo er einen lagunenartigen Ästuar bildet, der ein „Ramsar-Gebiet“ darstellt.

Der Oranje transportiert seit vorgeschichtlicher Zeit große Mengen Sand aus dem Landesinneren in das Mündungsgebiet im Südatlantik. Dort wird der Sand durch den Benguelastrom und den ständigen Südwestwind an die namibische Küste getrieben und zum Ausgangspunkt der Dünenbildung in der Namib. Daher wird der Oranje als der „Vater der Namib“ bezeichnet.

Bedeutende Nebenflüsse

Wirtschaftliche Bedeutung

Der Fluss ist die Basis für eine ausgedehnte Bewässerungslandwirtschaft sowohl in Südafrika als auch in Namibia. Vor allem für den Weinbau, aber auch für die Fischerei, die Versorgung des Großraumes Johannesburg mit Trinkwasser, und auch für teils umstrittene Projekte zur Stromerzeugung ist er von großer Bedeutung. Ein Nebenfluss des Oranje speist die Katse-Talsperre in Lesotho, der Oranje selbst speist den größten Stausee Südafrikas, den Gariep-Stausee. Wegen der intensiven Nutzung des Wassers beträgt seine aktuelle Wasserführung mit rund 175 m³/s nur etwa 47 % des natürlichen Abflusses.[2] Der Oranje ist nicht schiffbar, wird aber wegen seiner langsamen Strömung für touristische Kanu- und Schlauchbootfahrten genutzt.

Am Unterlauf des Flusses, in der Talweitung um Vioolsdrift, entwickelte sich aus sehr kleinen wasserwirtschaftlichen Bauten der Landwirte nach 1945 ein Bewässerungsgebiet. Diese Region zählt zu den sehr trockenen und niederschlagsärmsten Gebieten in Südafrika.[3][4]

Über Jahrmillionen wurden auch Diamanten aus der Region um das südafrikanische Kimberley in den Ozean mitgeführt, von wo aus sie mit der Meeresströmung nordwärts an die Dünen der Namib geschwemmt wurden. Dieses Gebiet, zu dem auch Oranjemund zählt, ist daher heute großflächig Diamantensperrgebiet.

Historische Bedeutung

Gemeinsam mit dem Vaal bildete der Oranje die Außengrenzen der unabhängigen Burenrepublik Oranje-Freistaat. Diese burischen Besitzungen hatten die Briten 1852 in der Sand River Convention garantiert; sie bestanden bis zum Frieden von Vereeniging 1902, der den Zweiten Burenkrieg beendete.

Galerie

Die Bilderabfolge zeigt den Flusslauf in Abflussrichtung aus den Lesotho Highlands bis zu seiner Mündung.

Anmerkungen

  1. Eine Vergleichsmessung in Luftbildern (google earth, 2011) ergab rund 2.450 km.
  1. Anmerkung: Dieser Artikel enthält Schriftzeichen aus dem Alphabet der im südlichen Afrika gesprochenen Khoisansprachen. Die Darstellung enthält Zeichen der Klicklautbuchstaben ǀ, ǁ, ǂ und ǃ. Nähere Informationen zur Aussprache langer oder nasaler Vokale oder bestimmter Klicklaute finden sich z. B. unter Khoekhoegowab.

Literatur

  • Thomas Kruchem: Orange~Senqu. Artery of Life. Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit, Verlag Brandes und Apel, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-86099-884-7.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Orange River – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Artikel 3 des Recognition of the Independence of Namibia Act, 1990
  2. Review of Surface Hydrology in the Orange River Catchment. (englisch, PDF; 463 kB), 2007
  3. Traugott Molter: Wasserhaushalt und Bewässerungsfeldbau im Kapland. Franz Steiner Verlag, Wiesbaden 1966, S. 105, 152
  4. South African Weather Service: Climate Vioolsdrif. auf www.weathersa.co.za (PDF, englisch)

Information

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Der präsentierte Inhalt des Wikipedia-Artikels wurde im 2021-06-12 basierend auf extrahiert https://de.wikipedia.org/?curid=24509