Nastassja Kinski wurde 1961[1] in West-Berlin[2] als zweite Tochter des deutschen Schauspielers und RezitatorsKlaus Kinski geboren. Sie ging als einziges Kind aus seiner 1960 geschlossenen Ehe mit der damals zwanzigjährigen Brigitte Ruth Tocki hervor.[3][4] Aus erster Ehe des Vaters stammt ihre Halbschwester Pola Kinski, aus dritter Ehe ihr Halbbruder Nikolai Kinski. Beide sind, wie auch ihre Cousine Lara Naszinsky, ebenfalls Schauspieler.
Bedingt durch die unterschiedlichen Drehorte ihres Vaters wuchs Kinski abwechselnd in Berlin, München und Rom auf. Nach der Trennung der Eltern 1968 verließ sie mit ihrer Mutter Italien und lebte bis 1971 in München, dann für kurze Zeit in Caracas und ab 1972 erneut in München – diesmal zusammen mit ihrer Mutter in einer Kommune. 1977 verließ sie das Willi-Graf-Gymnasium München mit der Mittleren Reife.[5]
Über ihre familiären Erlebnisse mit ihrem Vater in der Kindheit äußerte sich Kinski später kritisch in der Öffentlichkeit, nachdem ihre Halbschwester Pola enthüllt hatte, von Klaus Kinski über Jahre missbraucht und vergewaltigt worden zu sein. Selbst habe sie zwar die Annäherungsversuche und das Verhalten des Vaters gefürchtet, Missbrauch habe sie aber – entgegen den Inzestbehauptungen in Klaus Kinskis Autobiografie – abwehren können.[6][7]
Nastassja Kinski bei den Filmfestspielen in Cannes 1990
Nastassja Kinskis schauspielerisches Talent wurde in den 1970er Jahren von Lisa Kreuzer entdeckt, die selbst eine Darstellerin des Neuen Deutschen Films war. Sie vermittelte der Dreizehnjährigen 1974 die Rolle der stummen Mignon in Wim Wenders’ Film Falsche Bewegung. 1977 wurde sie als Schülerin Sina, die ein Verhältnis mit ihrem Lehrer hat, in der von Wolfgang Petersen gedrehten Tatort-Folge Reifezeugnis bekannt. Im selben Jahr erhielt sie in New York Schauspielunterricht bei Lee Strasberg. Der Regisseur Roman Polański nahm 1977 Fotos von ihr für die französische Modezeitschrift Vogue auf. 1978 spielte sie an der Seite von Marcello Mastroianni in dem italienisch-spanischen Erotikdrama Bleib wie du bist (Così’ come sei).
Roman Polański inszenierte mit Nastassja Kinski den Film Tess (1979). Für die Darstellung der Titelfigur erhielt sie einen Golden Globe als beste Nachwuchsdarstellerin. Der Stern zeigte sie damals mit der Zeile „Nastassja Kinski – unser Weltstar in Hollywood“ auf der Titelseite, fotografiert von Richard Avedon.
Es folgten weitere Filme in den USA, u. a. drehte sie 1982 mit Regisseur Francis Ford CoppolaEiner mit Herz (One from the Heart), der bei Kritik und Publikum schlecht ankam. 1982 übernahm sie die Hauptrolle in Paul Schraders erotischem Horror-ThrillerKatzenmenschen. Mit Wim Wenders drehte sie 1984 den preisgekrönten Film Paris, Texas. Ihre Karriere flaute Mitte der 1980er Jahre ab, erst recht nach dem Misserfolg des aufwändig inszenierten Historienfilms Revolution, in dem sie 1985 an der Seite von Al Pacino spielte.
Nastassja Kinski hat drei Kinder aus verschiedenen Beziehungen. Ihr 1984 geborener Sohn stammt aus der Beziehung mit dem Schauspieler Vincent Spano, mit dem sie in dem im selben Jahr erschienenen Film Maria’s Lovers spielt.[9] Wenige Monate nach der Geburt heiratete Kinski im September 1984 den ägyptisch-US-amerikanischen Filmproduzenten Ibrahim Moussa (1946–2012). 1986 wurde ihre Tochter Sonja Kinski geboren, die ebenfalls Model und Schauspielerin wurde.[10][11] Die Ehe wurde 1992 geschieden.
Von 1991 bis 1997 lebte sie mit dem Komponisten Quincy Jones (1933–2024) zusammen, aus dieser Beziehung stammt ihre Tochter Kenya Kinski-Jones (* 1993), die als Model arbeitet.[12] 2016 war sie mehrere Monate mit dem Tänzer Ilia Russo liiert.[13]
In einigen End Credits taucht sie auch unter den Namen Anastasiya Kinski,Nastassia Kinski oder Nastasha Kinski auf.
Andy Warhol erwähnte Nastassja Kinski in seinen Tagebüchern.
1984 wurde Kinski von den Simple Minds in dem Song Up on the Catwalk in einer Zeile musikalisch verewigt: „One thousand names that spring up in my mind, like Deodato, Michelangelo, Robert De Niro, so many others, Nastassja Kinski and Martin Luther – there’s room for others, away from me“.[14]
2024 leitete Kinski über ihren Anwalt ein Verbot der zukünftigen Ausstrahlung einer Nacktszene von sich als 15-Jährige aus der 1977 erstmals gesendeten Tatort-Folge Reifezeugnis in die Wege.[16]
1985: Nastri d’Argento (Silberband) des Sindacato Nazionale Giornalisti Cinematografici Italiani (SNGCI) für Maria’s Lovers in der Kategorie Migliore Attrice Straniera – Beste ausländische Schauspielerin
1988: César: nominiert für Maladie d’amour in der Kategorie Meilleure actrice – Beste Schauspielerin
2000: Wine Country Film Festival (Kalifornien): The Magic of Marciano in der Kategorie Best Actress
Dirk Manthey (Hrsg.), Hans-Werner Asmus (Mitarb.): Göttinnen des erotischen Films. 1. Auflage. Kino-Verlag, Hamburg 1985, ISBN 3-88724-012-X (ein Filmbuch von Cinema, Nr. 12).
Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 4: H – L. Botho Höfer – Richard Lester. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 390 f.
↑Es werden bzw. wurden mitunter auch andere Jahre genannt, etwa 1960 (Nastassja Kinski. In: Dirk Jasper FilmStarLexikon. Dirk Jasper, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. April 2016; abgerufen am 8. Januar 2019.). Nastassja wurde jedoch in Klaus Kinskis zweiter, erst Oktober 1960 geschlossener Ehe geboren. 1961 ist gesichert durch seinerzeitige Meldungen, u. a. in Klaus Kinski: Familiäres. In: Der Spiegel. Nr.12, 1961 (online). Am 11. September 2008 nannte Nastassja Kinski in der Talkshow Johannes B. Kerner selbst dieses Jahr.
↑James M. Welsh, Gene D. Phillips, Rodney F. Hill: The Francis Ford Coppola Encyclopedia. Scarecrow Press, Lanham/Toronto/Plymouth, UK 2010, ISBN 978-0-8108-7651-4, S. 154 (Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Sebastian Hammelehle, Barbara Hans: Pola Kinskis Buch "Kindermund": Ein durchschnittliches Ekel. In: Der Spiegel. 11. Januar 2013, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 8. Juli 2022]).
↑Martin U. Müller: (S+) Sie war erst 15 Jahre alt: Nastassja Kinski will Nacktszenen in ARD-Tatort »Reifezeugnis« verbieten lassen. In: Der Spiegel. 20. Februar 2024, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 20. Februar 2024]).