Das Minnesota Coronary Experiment war die erste große randomisiert-kontrollierte Studie zur Untersuchung einer gezielten Therapieform. Die Studie wurde von den US-amerikanischen Ernährungsforschern Ivan Frantz (1916–2009)[1] und Ancel Keys (1904–2004) geplant und durchgeführt. Die Ergebnisse der 1973 beendeten Studie wurden erst nach über 40 Jahren posthum publiziert. Die Initiatoren der Studie wollten beweisen, dass eine Reduktion gesättigter Nahrungsfette das kardiovaskuläre Risiko reduziert. Die Ergebnisse der Studie zeigten aber das Gegenteil. Die Daten wurden jedoch von den Initiatoren zu Lebzeiten nicht veröffentlicht.
Kohortenstudien in den USA (Framingham-Herz-Studie u. a.) und die internationale Sieben-Länder-Studie deuteten an, dass gesättigte Nahrungsfette und ein erhöhter Cholesterinspiegel das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und vorzeitigen Tod deutlich erhöhten. Um diese Annahme weiter zu erhärten, initiierten Ivan Frantz und Ancel Keys, Begründer der Sieben-Länder-Studie, eine groß angelegte klinische Testreihe in Minnesota. Vorgesehen war das therapeutische Ersetzen von gesättigten Nahrungsfetten durch Lebensmittel mit natürlich hohem oder künstlich erhöhtem Anteil an Linolsäure.
Die Studie wurde ab 1966 als randomisierte, doppelt verblindete Studie geplant. Die Rekrutierung begann 1968. Eingeschlossen wurden 9.423 Männer und Frauen aus sieben Pflegeeinrichtungen und psychiatrischen Krankenhäusern. Die Studie endete 1973. Die Patienten der Versuchsgruppe erhielten eine umfassende Ernährungsumstellung, bei der Produkte mit hohem Anteil an gesättigtem Fett durch solche mit weniger gesättigtem, aber mehr ungesättigtem Fett (vor allem Linolsäure) ersetzt wurden. Die Kontrollgruppe behielt ihre ursprüngliche Ernährungsweise bei. Eine Testdauer von 41 bis 56 Monaten war vorgesehen. Etwa 75 % der Teilnehmer brachen die Studie aber vor Ablauf eines Jahres ab, vorrangig, weil sie aus der stationären psychiatrischen Behandlung entlassen wurden.
Der Austausch von gesättigtem gegen ungesättigtes Fett erbrachte zwar eine stärkere Absenkung des Cholesterinspiegels, aber keinen Vorteil der Gesamtsterblichkeit. Patienten über 65 Jahren starben sogar schneller in der Versuchsgruppe als in der Kontrollgruppe. Je stärker die Patienten der Versuchs- und der Kontrollgruppe ihren Cholesterinspiegel im Blut absenkten, desto höher war ihr Sterberisiko.[2]
Die Testreihe wurde gemäß der Planung durchgeführt und 1973 abgeschlossen, aber erst viele Jahre später nur in kleinen Auszügen als Kongressbeitrag und Doktorarbeit, jedoch nicht als klassisches Paper publiziert.[3] Ergebnisse der Sieben-Länder-Studie und anderer Kohorten wurden bis in die 1990er Jahre vielfach akzeptiert und waren Grundlage international angewandter Ernährungsempfehlungen; Schwerpunkt war dabei der Verzicht auf gesättigte Fette. Das Minnesota Coronary Experiment von 1973 steht im Widerspruch zu diesen Befunden. Die Studieninitiatoren entschieden sich aber, die Ergebnisse nicht zu veröffentlichen.
Rohdaten und Auswertungen der Studie wurden 2011 zufällig im Keller von Ivan Frantz gefunden und somit erst nach dem Tod der Studienbegründer der Öffentlichkeit zugänglich. Die Wiederentdeckung der Studie und die kontroversen Ergebnisse wurden international umfassend diskutiert, gerade im Kontext der Interessenskonflikte um die Verfechter der „Diet-Heart-Hypothese“.[4][5][6][7][8][9] Eine Meta-Analyse aus dem Jahr 2015 fand keinen Einfluss durch gesättigte Fettsäuren, aber einen durch Trans-Fettsäuren.[10]
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