Martha Argerich

Martha Argerich 2015

Martha Argerich (* 5. Juni 1941 in Buenos Aires) ist eine argentinisch-schweizerische Pianistin.[1]

Leben und Wirken

Martha Argerich 1962

Argerichs mütterliche Familie war wegen ihrer jüdischen Herkunft aus dem russischen Zarenreich nach Argentinien emigriert. Dort lebte sie in einer Siedlung, die der Baron Hirsch gefördert hatte.

Bereits als dreijähriges Kind erhielt sie den ersten Unterricht in Buenos Aires beim italienisch-argentinischen Pianisten und Klavierpädagogen Vicente Scaramuzza und debütierte dort im Jahr 1949 als Siebenjährige mit Beethovens 1. Klavierkonzert zusammen mit dem Orquesta Sinfónica de Radio El Mundo unter der Leitung von Alberto Castellanos. Im Jahr 1955 kam sie mit ihrer Familie nach Europa und setzte ihr Studium in Wien bei Friedrich Gulda fort. Der argentinische Präsident Juan Perón unterstützte diese Entscheidung dadurch, dass er ihren Eltern Posten an der argentinischen Botschaft in Wien verschaffte. Im Jahr 1957 gewann sie den Ersten Preis beim Internationalen Klavierwettbewerb Ferruccio Busoni in Bozen.

Im Alter von etwa zwanzig Jahren, nach der Geburt ihrer ersten Tochter, der heutigen Bratschistin Lyda Chen, geriet sie in eine Lebenskrise. Infolgedessen zog sie sich vollständig aus dem Konzertbetrieb zurück. Erst im Jahr 1964 gelang es, u. a. auch durch die Intervention ihres Lehrers Stefan Askenase, dass sie sich wieder der Öffentlichkeit zeigte. Im Jahr 1965 wurde sie durch den Gewinn des 1. Preises beim Internationalen Chopin-Wettbewerb weltbekannt.

Sie ist in der Förderung junger Klaviertalente engagiert und beteiligt sich als Jurorin bei wichtigen Wettbewerben. Als Mitglied der Jury des Chopin-Wettbewerbs geriet Argerich 1980 in Furor, nachdem Ivo Pogorelich – den sie als Genie bezeichnete – bereits nach der dritten Runde ausgeschieden war, woraufhin sie die Jury aus Protest verließ.

Im Jahr 2002 entstand unter der Regie von Georges Gachot ein Dokumentarfilm über sie; einen weiteren veröffentlichte ihre jüngste Tochter im Jahr 2013.

Etwa seit 2004 konzentriert sie sich verstärkt auf Kammermusik. Sie tritt zudem seit langer Zeit nicht mehr allein im Rahmen eines Klavierabends auf, sondern als Solistin in Klavierkonzerten oder mit anderen Musikern wie etwa Nelson Freire, Gabriela Montero, Gidon Kremer, Mischa Maisky, Cristina Marton, Mauricio Vallina oder ihrer langjährigen Duo-Partnerin Lilya Zilberstein. Sie führte von 2002 bis 2016 ein eigenes Festival „Progetto Martha Argerich“ in Lugano. Seit 2018 veranstaltet sie mit den Symphonikern Hamburg in der Laeiszhalle das jährliche Martha Argerich Festival.

Im Jahr 2005 erhielt sie die Auszeichnung Praemium Imperiale, den „Nobelpreis der Künste“. Im Jahr 2014 wurde sie mit dem ECHO Klassik in der Kategorie „Konzerteinspielung des Jahres (Klavier)“ mit dem Orchestra Mozart Bologna unter Claudio Abbado für die Einspielung von Mozarts Klavierkonzerten 20 und 25 ausgezeichnet.[2] 2016 erhielt sie den Kennedy-Preis.

Klavierkunst

Argerich ist für ihr temperamentvolles Spiel bekannt. Viele ihrer Interpretationen sind mittlerweile legendär; dazu gehören das 3. Klavierkonzert in d-Moll von Rachmaninow oder das 1. Klavierkonzert in b-Moll von Tschaikowski.

Persönliches

Argerich war bislang dreimal verheiratet. Zuerst heiratete sie den Dirigenten und Komponisten Robert Chen, mit dem sie eine Tochter, die Bratschistin Lyda Chen-Argerich hat. 1964 ließ sie sich von Chen scheiden. Von 1969 bis 1973 war sie mit dem Schweizer Dirigenten Charles Dutoit verheiratet, mit dem sie ihre zweite Tochter Annie Dutoit hat. Durch diese Eheschließung erhielt sie das Schweizer Bürgerrecht. Aus einer kurzen Ehe mit dem US-amerikanischen Pianisten und Dirigenten Stephen Kovacevich entstammt ihre dritte Tochter Stephanie Argerich-Blagojevic.

Aufgrund ihrer großen kulturellen Verdienste verlieh die Stadt Lugano am 23. Juni 2010 Martha Argerich die Ehrenbürgerschaft.[3]

Aufnahmen (Auszug)

Dokumentarfilme

  • Georges Gachot: Martha Argerich, conversation nocturne. Idéale Audience, ARTE France, BR, 2002 (deutscher Titel: Martha Argerich, Nachtgespräch)
  • Stéphanie Argerich: Argerich – Bloody Daughter (Argerich: A Daughter’s View), CH 2012, veröffentlicht unter dem Titel Bloody Daughter[4]

Literatur

Weblinks

Commons: Martha Argerich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rodrigo Carrizo Couto: Interview mit Stephanie Argerich über ihre Mutter, Martha Argerich. In: SWI swissinfo.ch. 24. Januar 2013, archiviert vom Original am 24. September 2015; abgerufen am 30. September 2018.
  2. Echoklassik.de Klassik-Preisträger 2014. In: echoklassik.de. Archiviert vom Original am 28. August 2014; abgerufen am 5. Juni 2021.
  3. Martha Argerich cittadina onoraria, Giudici: “È un momento storico”. In: tio.ch. 23. Juni 2010, abgerufen am 5. Juni 2021 (italienisch).
  4. Martin Meyer: Mutter Martha und ihre Töchter. In: nzz.ch. 4. April 2013, abgerufen am 5. Juni 2021.
  5. Wolfram Goertz: Pianistin Martha Argerich: Finger weg von meinen Haaren! In: Zeit Online. 20. August 2011, archiviert vom Original am 22. Juni 2013; abgerufen am 5. Juni 2021.

Information

Der Artikel Martha Argerich in der deutschen Wikipedia belegte im lokalen Ranking der Popularität folgende Plätze:

Der präsentierte Inhalt des Wikipedia-Artikels wurde im 2021-06-13 basierend auf extrahiert https://de.wikipedia.org/?curid=2725901