Lisa Federle (* 31. Juli 1961 in Tübingen) ist eine deutsche Ärztin und Notfallmedizinerin. 2015 führte sie im Kreis Tübingen eine „rollende Arztpraxis“ zur Behandlung Geflüchteter in ihren Notunterkünften sowie von obdachlosen Menschen ein. Während der COVID-19-Pandemie 2020 wurde diese zur mobilen Fieber- und Abstrichambulanz. Mit der von ihr frühzeitig initiierten Teststrategie für den Raum Tübingen leistete sie einen entscheidenden Beitrag zum Tübinger Modell zur zielgerichteten Pandemie-Bekämpfung.[1] Für ihr Engagement wurde sie 2020 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.[2]
Lisa Federle ist in Tübingen geboren und aufgewachsen. Sie besuchte ab 1968 die Grundschule und ab 1972 das Wildermuth-Gymnasium Tübingen. Nach dem Schulabbruch noch im Teenageralter mit zwei Kindern, arbeitet sie zunächst in der Gastronomie, ohne ihren Berufswunsch, Medizinerin zu werden, aufzugeben.[3] Erst nach der Familiengründung absolvierte sie ab 1986 das Abendgymnasium in Reutlingen und legte dort 1990 auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur ab. Im Anschluss studierte sie an der Eberhard Karls Universität Tübingen Medizin[3] und schloss im Alter von 37 Jahren 1998 mit einer Promotion ab.[4]
Seit 2001 ist sie als Notfallmedizinerin tätig, ab 2004 als leitende Notärztin. Lisa Federle hat keine Facharztausbildung absolviert. Sie betreibt in Tübingen eine privatärztliche Hausarztpraxis.
Im Jahr 2015 entwickelte Federle für den Kreis Tübingen eine „rollende Arztpraxis“, damit Geflüchtete in ihren Notunterkünften medizinisch versorgt werden konnten. Andere bedürftige Gruppen, wie beispielsweise obdachlose Menschen, konnten ebenso mit diesem Arztmobil versorgt werden. In seiner Laudatio anlässlich der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes lobte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier „Die rollende Arztpraxis hat bis heute Modellcharakter. Ohne große Vorlaufzeit konnte sie bei Ausbruch der Corona-Pandemie mit einer mobilen Teststelle ausgestattet werden und sofort bei Pflegeeinrichtungen, deren Situation besonders schwierig war, eingesetzt werden.“[5]
Lisa Federle ist stellvertretende Vorsitzende der Kreisärzteschaft, ehrenamtliche Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes in Tübingen[3] und Pandemie-Beauftragte des Landkreises. Sie ist Mitglied der CDU und vertrat diese von 2009 bis 2014 im Gemeinderat.[6][7] Seit 2014 ist sie Kreisrätin.[8] Bei der Landtagswahl am 27. März 2011 in Baden-Württemberg kandidierte sie ebenfalls und verfehlte das Direktmandat mit 7996 Stimmen gegen den Grünen-Kandidaten Daniel Lede Abal.[9]
Lisa Federle ist Mutter von vier Kindern.[4]
Der Pandemieplan gegen SARS-CoV-2, über den auch in den Medien als „Tübinger Modell“ berichtet wurde, zielt auf einen besonderen Schutz der älteren Bevölkerung, u. a. durch kostenlose Masken oder vergünstigte Taxifahrten. Ein entscheidender Bestandteil ist eine umfangreiche Teststrategie, zu deren Entwicklung Federle entscheidend beigetragen hat.[10] Dazu gehört die regelmäßige Durchführung präventiver Tests in Pflegeeinrichtungen und Kliniken, mit denen schon Anfang April begonnen wurde. „Als Bundesgesundheitsminister Jens Spahn solche Tests am 22. Mai 2020 ankündigte, waren im Landkreis Tübingen die 1349 Bewohner und 1441 Mitarbeiter der 29 Pflegeeinrichtungen bereits dreimal getestet.“[11] Außerdem war Federle beteiligt an der Einrichtung einer Drive-in-Teststation, die bereits im März 2020 ihre Arbeit aufnahm. Ende November 2020 startete eine durch Spenden und Freiwillige ermöglichte Aktion, bei der sich jeder kostenlos auf das Virus testen lassen konnte. Die Idee dahinter sei, dass niemand Weihnachten alleine feiern solle, so Federle.[12]
Anlässlich der Überreichung des Christa-Šerić-Geiger-Preises im März 2021, den sie für ihre Leistungen im Zusammenhang mit der Bekämpfung der Corona-Pandemie erhielt, gab sie bekannt, dass das Preisgeld in Höhe von 20.000 € in eine Stiftung fließen soll, die sie gemeinsam mit Sarah Hoerr, der Ehefrau des Curevac-Gründers Ingmar Hoerr, initiiert und die der Versorgung armer Länder mit dem Impfstoff gegen Covid-19 dienen soll.[13]
Im Mai 2021 initiierte Lisa Federle gemeinsam mit dem Schauspieler Jan Josef Liefers und dem Fernsehmoderator Michael Antwerpes das Projekt #bewegteuch. Damit soll es Kindern und Jugendlichen ermöglicht werden, trotz anhaltender Einschränkungen wegen der Covid-19-Pandemie wieder Sport auch in größeren Gruppen zu treiben. Dies soll im Rahmen eines Modellprojektes unter kontrollierten Bedingungen und mit wissenschaftlicher Begleitung erfolgen und zunächst mit Aktionen in Tübingen und Berlin starten.[14] Das baden-württembergische Sozialministerium hat inzwischen eine Genehmigung erteilt.[15]
Personendaten | |
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NAME | Federle, Lisa |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Medizinerin |
GEBURTSDATUM | 31. Juli 1961 |
GEBURTSORT | Tübingen |
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