Film | |
Originaltitel | Lara |
Produktionsland | Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 2019 |
Länge | 98 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 0[1] |
Stab | |
Regie | Jan-Ole Gerster |
Drehbuch | Blaž Kutin |
Produktion | Marcos Kantis |
Musik | Arash Safaian |
Kamera | Frank Griebe |
Schnitt | Isabel Meier |
Besetzung | |
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Lara ist ein Filmdrama von Jan-Ole Gerster, das am 7. November 2019 in die deutschen Kinos kam.
Lara Jenkins' Sohn Viktor, ein Pianist, soll am Abend ihres sechzigsten Geburtstags das wichtigste Klavierkonzert seiner Karriere geben – darunter seine erste eigene Komposition vorstellen. Sie sollte darüber eigentlich glücklich sein. Doch Lara lebt einsam in ihrem Hochhaus im Hansaviertel. Sie wird von allen gemieden. Sie ist nahe dran, sich am Morgen ihres Geburtstages das Leben zu nehmen. Sie wird nur durch eine Hausdurchsuchung in der Wohnung eines alleinstehenden Nachbarn, dessen Sohn im Verdacht steht, mit Rauschgift zu dealen, gestört. Polizisten bitten sie, sich als emeritierte Beamtin als Zeugin zur Verfügung zu stellen.
Lara beginnt den Tag, indem sie ihr Bankguthaben abhebt und an der Konzertkasse die wenigen Restkarten für das Konzert ihres Sohnes aufkauft. Klein ist sie neben dem großen Plakat ihres Sohnes. Sie besucht ihre ehemalige Arbeitsstätte, eine Amtsstube, der sie einmal vorstand. Dort wird sie gefürchtet und gehasst. Sie sagt ihrer Nachfolgerin auch, wieso sie solchen "Respekt" erzeugen konnte: Sie hat die Arbeit verachtet. An ihre ehemaligen Kolleginnen verteilt sie Konzertkarten. Auch ihren ehemaligen Klavierlehrer am Konservatorium Prof. Reinhoffer lädt sie mit einer Karte ins Konzert ihres Sohnes ein. Die restlichen Karten verschenkt sie an jeden, dem sie begegnet. Mehrfach versucht sie, zu ihrem Sohn Kontakt aufzunehmen. Aber sie erreicht ihn nicht.
Langsam wird die Lebenstragödie Laras deutlich. Sie hatte eine Pianistinnen-Laufbahn begonnen, war irrsinnig ehrgeizig gewesen. Doch die Einschätzungen des Prof. Reinhoffer hatten sie frustriert: Sie hätte Probleme mit ihrem rechten Arm ("Analarm"). Ihr erstes Konzertvorspiel würde ihre Eltern in Verlegenheit bringen. So brach sie ihre Klavierausbildung abrupt ab und nahm in verbitterter Niedertracht einen ungeliebten Karriereweg in einer Behörde auf. Aber sie verwendete ihre ganze Energie stattdessen auf die musikalische Ausbildung ihres Sohnes Victor. Dieser Unterricht war geprägt von Härte und auch zynischer Demotivation, so wie Prof. Reinhoffer es ihr vorgeführt hatte. Immer wenn sie ihren Sohn für einen Ausscheid vorbereitet hatte, demotivierte sie ihn auch, säte ihr eigenen Selbstzweifel. So zog der Sohn schließlich aus zu seiner Großmutter, ihrer Mutter, und vermied jeden Kontakt.
Jetzt vor dem Konzert erreicht sie ihn dort und durchbricht die Abschirmungen, auch aufgerichtet von seinem Vater, ihrem Ex-Mann, der den ungünstigen Einfluss von Lara fürchtet. Und Lara macht genau das: Sie kritisiert, dass Viktor überhaupt komponiert, und kritisiert seine Komposition als zu harmonisch, geradezu "musikantisch" mit sichtbarem Einfluss auf dessen Selbstbewusstsein – das kurz vor dem Konzert. Viktor verschiebt so die Vorstellung seiner Komposition am Konzertabend, brilliert zunächst mit Chopin, was das tatsächliche Lob Reinhoffers auslöst. Auch aufgebaut durch seinen Vater in der Garderobe spielt er dann doch noch seine Komposition. Lara hält das nicht aus und verlässt den Konzertsaal. Trotz dieser schweren psychischen Belastung spielt sich Viktor frei und erntet frenetischen Beifall. Er dankt seiner Mutter anlässlich ihres 60. Geburtstages, nachdem der Beifall verklungen ist, öffentlich für seine Ausbildung bei ihr, ohne die er hier jetzt nicht stände.
Lara erfährt nach dem Konzert von Reinhoffer, dass sie doch talentiert gewesen sei. Seine demotivierenden Äußerungen gehörten eben zu seiner Methode. Es seien viele talentiert, was gehe das ihn an. Zu Hause im Hochhaus des Hansaviertels steht Lara wieder vor dem offenen Fenster vor der Tiefe, dann vor der Stelle, wo einmal das Klavier stand. Sie geht zu dem alleinstehenden Nachbarn, dessen nun krimineller Sohn auch einmal Klavier lernen sollte. Dort beginnt sie virtuos und enthemmt zu spielen, aber eben ohne die Harmonie und das Gefühl, zu denen ihr Sohn Viktor in seiner Komposition den Mut hatte.
Es handelt sich bei Lara um Jan-Ole Gersters erste Regiearbeit nach seinem erfolgreichen Debüt Oh Boy, der mit sechs Lolas ausgezeichnet wurde. Das Drehbuch schrieb der slowenische Autor, Fotokünstler und Filmemacher Blaž Kutin, der die Geschichte bereits einige Jahre zuvor geschrieben hatte. Nachdem Gerster diese gelesen hatte, verliebte er sich nach eigenen Aussagen sofort: "Es fühlte sich wie etwas Vertrautes an, das ich gerne selbst geschrieben hätte."[2] Wie Oh Boy spielt auch Lara an einem Tag in Berlin.[3][4] Zu den Veränderungen gegenüber Kutins ursprünglichem Drehbuch bemerkte Gerster, die Geschichte habe ursprünglich in Ljubljana gespielt, weil Blaz Slowenier ist und dort noch lebte, als er anfing es zu schreiben. Mit der Übersetzung in eine andere Stadt habe es noch ein paar kleinerer Änderungen bedurft.[5] Produziert wurde Lara abermals von Marcos Kantis für Schiwago Film, in Ko-Produktion mit Studiocanal.[6][7]
Der Film erhielt Produktionsförderungen vom Medienboard Berlin-Brandenburg in Höhe von 600.000 Euro und von der Filmförderungsanstalt in Höhe von 350.000 Euro, zudem eine Projektfilmförderung vom Deutschen Filmförderfonds von 478.000 Euro und eine Nachwuchsförderung der Mitteldeutschen Medienförderung in Höhe von 250.000 Euro.
Corinna Harfouch ist in der Titelrolle von Lara Jenkins zu sehen, Tom Schilling spielt ihren Sohn Victor. Rainer Bock spielt Laras Ex-Ehemann, Gudrun Ritter ihre Mutter, Volkmar Kleinert ihren alten Klavierlehrer.[8] Weitere Rollen wurden mit Hildegard Schroedter, Susanne Bredehöft, André Jung und Mala Emde besetzt.
Die Dreharbeiten fanden von Mitte Oktober 2017 bis 24. Februar 2018 in Berlin[9], Leipzig[10] und Weimar statt. Als Kameramann fungierte Frank Griebe.
Die Aufnahmen von Laras Wohnung und der umliegenden Gegend entstanden im Hansaviertel
Das Theater des Westens diente als Kulisse für Viktors Konzert
In der UDK sucht Lara ihren ehemaligen Mentor Prof. Reinhoffer
Die Verkaufsräume des KaDeWe sind einer der Schauplätze des Films
Die Filmmusik sowie das Klavierkonzert komponierte Arash Safaian. Der Regisseur erklärt im Gespräch mit epd Film, dieser habe die Idee gehabt, das letztlich von Tom Schilling beim Konzert vorgestellte Stück so zu komponieren, dass der Schauspieler den Anfang selber spielen könnte: „Wir fanden es auch passend, dass es gar nicht so virtuos beginnt, dass es etwas anderes ist als die Perfektion, die seine Mutter ihm jahrelang eingehämmert hat. Es sollte durchaus etwas kindlich Naives haben, was mit der Idee korrespondiert, dass das Stück im weitesten Sinne auch von der Beziehung zu seiner Mutter handelt.“ Für Gerster habe das auch etwas mit dem Akt der Abnabelung von seiner Mutter zu tun.[5] Der Soundtrack wurde von der deutsch-japanischen Pianistin Alice Sara Ott und dem Deutschen Kammerorchester Berlin eingespielt.[6] Die Toccata in C-Dur, Op. 7 von Robert Schumann spielt Sviatoslav Richter. Der Soundtrack, der insgesamt 14 Musikstücke umfasst, wurde Ende Oktober 2019 von der Deutschen Grammophon als Download veröffentlicht.[11]
Das Lied Il jouait du piano debout (stehend spielte er Klavier) der französischen Sängerin France Gall ist ein immer wiederkehrendes Motiv im Film, welches ein Gegenstück zur klassischen Filmmusik setzt. Dazu erklärte Jan-Ole Gerster: "France Galls Song Il jouait du piano debout" handelt passenderweise auch von einem Pianisten, der rebelliert. Das Sehnsuchtsvolle des Songs ist für mich auch eine Art Metakommentar zu Lara, die sich insgeheim nach einem Neuanfang sehnt."[12]
Ende Juni und Anfang Juli 2019 wurde der Film beim Karlovy Vary International Film Festival im offiziellen Wettbewerb gezeigt und feierte hier seine Weltpremiere.[13] Anfang der ersten Juliwoche 2019 feierte Lara beim Filmfest München seine Deutschlandpremiere, wo der Film in der Sektion Neues Deutsches Kino gezeigt wird.[6][14] Ende August 2019 wird er beim Festival des deutschen Films vorgestellt.[15] Anfang Oktober 2019 soll er beim London Film Festival vorgestellt werden.[16] Den Weltvertrieb hat Beta Cinema übernommen.[6] Am 7. November 2019 kam er in die deutschen Kinos[17], nachdem er im September 2019 im Rahmen der Filmkunstmesse Leipzig vorgestellt wurde.[18] Ende August 2020 wurde der Film beim Molodist International Film Festival, das in einer Hybridversion stattfand, vorgestellt.[19]
Peter Debruge von Variety schreibt, Regisseur Jan-Ole Gerster zeige, obwohl er seine Titelfigur in der Eröffnungssequenz ein Fenster ihrer Wohnung öffnen und sich sprungbereit auf einen Stuhl stellen lässt, im weiteren Verlauf des Films, dass er nicht schockieren, sondern sich mit dieser konfliktreichen Figur identifizieren wollte, um ein Porträt von bemerkenswerter Tiefe zu schaffen über die Zeitspanne eines Tages. Lara sei der sadomasochistischen Figur, die in Michael Hanekes Die Klavierspielerin einer Schülerin scharfkantige Glassplitter in die Manteltasche steckt und von Isabelle Huppert gespielt wird, nicht unähnlich. Doch sei der Schaden, den Lara hier zufügt, rein psychologischer Natur, und Gersters Herangehensweise sei bei weitem nicht so verbittert; daher wirke Corinna Harfouch in dieser Rolle weniger als Huppert wie eine deutsche Version von Mary Kay Place.[8]
Auch Marta Balaga vom Online-Kinomagazin Cineuropa beschreibt Lara nicht als ein Monster. Lara sei mehr als nur ein Film über die Ambitionen von Müttern, sondern auch ein Kommentar darüber, wie Frauen dazu erzogen werden, immer zu anderen aufzublicken, sich nach Akzeptanz zu sehnen und zu bestätigen, dass sie diesen Spitzenplatz oder all diese Aufmerksamkeit wirklich verdienen.[7]
Rüdiger Suchsland schreibt in seiner Kritik für den Filmdienst, Lara sei ein ganz außergewöhnliches Werk über Kunst, über die Familie und über Einsamkeit und ein Film über den Versuch, ein verlorenes Leben zurückzuerobern. Der Schnitt von Isabel Meier ordne diese facettenreichen Eindrücke sensibel zu prägnanten Empfindungsmomenten, und die Kamera von Frank Griebe lasse ein vergessenes, neben den Postkarteneindrücken dahinsimmerndes altes West-Berlin zwischen Kantstraße und Stuttgarter Platz, Hansaviertel und Ku’damm sichtbar werden, das vor allem dem Erfahrungshorizont der Hauptfigur entspricht, also einem beschränkten, so Suchsland weiter.[20]
Martin Schwickert bewertet in der Rheinischen Post den Film mit „sehr gut“ und meint: „Lara ist einer der besten deutschen Filme dieses Kinojahres, gerade auch weil Gerster die Angelegenheit trotz machtvoller Hauptdarstellerin nie zur One-Woman-Show verkommen lässt. Jede noch so kleine Nebenfigur wird mit großer Sorgfalt besetzt und zum stimmigen Charakter ausgebaut.“[21]
Von der Deutschen Film- und Medienbewertung wurde Lara mit dem Prädikat Besonders wertvoll versehen. In der Begründung heißt es, Corinna Harfouch spiele hier eine ihrer wichtigsten, wenn nicht die bisher größte Rolle ihres Lebens: „Sie ist in jeder Einstellung des Films zu sehen und spielt sämtliche Sequenzen mit einer grandiosen Energie und Intensität. Man glaubt ihr, dass Lara, so wie sie sie verkörpert, mit einem einzigen Wort das Selbstbewusstsein ihres Sohnes so erschüttern kann, dass dieser sich kaum traut, die Chance seines Lebens, nämlich die Uraufführung einer seiner Kompositionen, wahrzunehmen. Diese Frau scheint alles durchschauen zu können, während ihr eigenes Leben sich für sie als ein riesiger blinder Fleck erweist, und genau dieses Dilemma bildet den tragischen Kern des Films.“ Obwohl seine Protagonistin nie um die Sympathie des Publikums buhle, komme man ihr im Laufe des Films sehr nah und versteht, wie groß ihr Schmerz sein muss, wenn man mit ihr erkennt, warum sie solch ein falsches Leben gelebt hat, so weiter in der Begründung.[22]
In Deutschland startete Lara mit 33.242 Zuschauern nach dem ersten Wochenende und erreichte damit Platz 2 der Arthouse-Kinocharts.[23] In den folgenden beiden Wochen belegte der Film den ersten Platz der Arthouse-Kinocharts.[24] Insgesamt verzeichnet der Film in Deutschland 186.428 Besucher.[25]
Chicago International Film Festival 2019
Filmfest München 2019
Gilde-Filmpreis 2019
Haifa International Film Festival 2019
Hamptons International Film Festival 2019
Karlovy Vary International Film Festival 2019
Miami Film Festival 2020
Palm Springs International Film Festival 2020
Preis der deutschen Filmkritik 2019
Zurich Film Festival 2019
Lara wurde zudem von den Produzenten für die Auswahl des deutschen Beitrags für die Oscarverleihung 2020 eingereicht,[37] von der Jury jedoch nicht berücksichtigt.
Der Artikel Lara (2019) in der deutschen Wikipedia belegte im lokalen Ranking der Popularität folgende Plätze:
Der präsentierte Inhalt des Wikipedia-Artikels wurde im 2022-04-09 basierend auf extrahiert https://de.wikipedia.org/?curid=10831130