Justine Siegemund

Justine Siegemund

Justine Siegemund, auch Justina Siegmund, geb. Dietrich bzw. Dittrich (* 26. Dezember 1636 in Rohnstock; † 10. November 1705 in Berlin), auch Justina Sigmund bzw. Justine Siegmund, war eine deutsche Hebamme aus Schlesien. Sie brachte es als Autodidaktin und Dorfhebamme bis zur Hebamme am brandenburgischen Hof und veröffentlichte das erste deutsche Lehrbuch für Hebammen (Erstausgabe 1690).

Leben

Justina Dietrich (von Rohnstock) war Tochter des evangelischen Pfarrers Elias Dittrich aus Rohnstock und verheiratet mit dem Rentschreiber Christian Sieg(e)mund.

Justina Siegmund eignete sich ihre Hebammenfertigkeiten autodidaktisch an. Sie hatte in ihrem 21. Lebensjahr eine „eingebildete Schwangerschaft“ („grossesse nerveuse“) durchgemacht und dabei unter der Unwissenheit der Hebammen gelitten. Durch diesen Sonderfall am eigenen Leib war ihr Interesse an der Geburtshilfe erwacht.[1] 1670 wurde sie „Stadt-Wehemutter“ in Liegnitz. Nachdem ihre Bekanntheit und Ansehen gestiegen waren, wurde sie 1683 vom Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm als „Chur-Brandenburgische Hof-Wehemutter“ (Hebamme) nach Berlin berufen. Sie wirkte auch an anderen Höfen, unter anderem in den Niederlanden. Nach der „Siegemundin“ wurde der klassische „gedoppelte Handgriff“ benannt.[2]

Werk und Bedeutung

Nachdem sie ein von ihr verfasstes, ganz aus ihren eigenen vieljährigen Erfahrung und den Notizen, die sie sich über jeden schweren Geburtsfall gemacht hatte, geschöpftes Werk der med. Facultät in Frankfurt an der Oder zur Censur vorgelegt und deren Billigung 1689 erhalten hatte, erschien es unter dem Titel Die Chur-Brandenburgische Hoff-Wehe-Mutter, das ist: ein höchst nöthiger Unterricht von schweren und unrecht stehenden Geburten, in einem Gespräch vorgestellt (Coelln a.d. Spree 1690, 4°; Berlin 1708; Leipzig 1715, 1724; erweiterte Auflagen unter dem Titel: Die Königl. Preuss. und Chur-Brandenb. Hoff-Wehe-Mutter [...]., Berlin 1723, 4°, 1741, 1752,[3] 1756; holländische Übersetzung mit Beifügung eines Texts von Cornelius Solingen, Amsterdam 1691, 4°.“ G. in Hirsch-H. V, pp. 263–264)

2023 wurde Siegemund mit einem Google Doodle geehrt.[4]

Literatur

Weblinks

Commons: Justine Siegemund – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Walther Schönfeld, Direktor der Universitäts-Hautklinik Heidelberg: Frauen in der Abendländischen Heilkunde. Vom klassischen Altertum bis zum Ausgang des 19. Jahrhunderts, (Zusammenfassung einer nicht mehr zustande gekommenen Vorlesung an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg im Wintersemester 1944/45), Ferdinand Enke Verlag Stuttgart 1947, S. 102–103.
  2. Juliane C. Wilmanns: Siegemundin, Sigmund(in) Justine, in: Wolfgang U. Eckart und Christoph Gradmann: Ärzte Lexikon. Von der Antike bis zur Gegenwart, 3. Auflage Springer Berlin Heidelberg 2006, S. 303, ISBN 978-3-540-29584-6 (Print), ISBN 978-3-540-29585-3 (Online).
  3. Justine Siegemundin: Die Koenigl. Preußische und Chur-Brandenb. Hof-Wehe-Mutter. Ein hoechst noethiger Unterricht von schweren und unrecht-stehenden Geburten [...], mit einem Anhange heilsamer Artzeney-Mittel [...]. Berlin (Christian Friedrich Voß) 1752; Neudruck Hannover 1982.
  4. Jens: Justine Siegemund: Ein sehr schönes Google-Doodle zu Ehren der deutschen Hebamme und Buch-Autorin. 28. März 2023, abgerufen am 28. März 2023 (deutsch).

Information

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Der präsentierte Inhalt des Wikipedia-Artikels wurde im 2023-04-01 basierend auf extrahiert https://de.wikipedia.org/?curid=2396492