John McAfee

John McAfee (2016)

John David McAfee (* 18. September 1945[1] auf einem US-Militärstützpunkt in Schottland[2][3], nach anderen Quellen in Sling, Gloucestershire[4]; † 23. Juni 2021[5][6] in Sant Esteve Sesrovires, Provinz Barcelona) war ein britisch-US-amerikanischer Unternehmer, Programmierer und ein Pionier bei der Entwicklung von Antiviren- und Computersicherheits-Software.

Leben

John McAfee wurde im Vereinigten Königreich als Sohn einer britischen Mutter und eines US-amerikanischen Soldaten geboren, verbrachte sein Leben aber überwiegend in den Vereinigten Staaten. Er besaß beide Staatsbürgerschaften.[4] Ab seinem zweiten Lebensjahr wuchs er in Salem, Virginia auf. 1967 erlangte er dort am Roanoke College den Bachelor of Science in Mathematik. Bis 1970 studierte er an der Virginia Tech und zog dann in das Silicon Valley.[7]

In den folgenden Jahren arbeitete er im Bereich der Hard- und Softwareentwicklung[7] für General Electric, Univac, Lockheed Martin, Xerox, Siemens und IBM. Zwischenzeitlich lebte er in Brasilien, Deutschland, Großbritannien, Mexiko, Indien und Hongkong. 1981 gründete er mit Interpath Inc. ein Unternehmen, das sich mit der Entwicklung von Systemen zur Spracherkennung beschäftigte.[8] 1987 gründete er, noch bei Lockheed angestellt, das Computersicherheitsunternehmen McAfee. Anlass war eine Infektion seines eigenen Computers mit dem ersten MS-DOS-Virus namens (c)Brain.[7] John McAfee nutzte das Geschäftsmodell der Shareware zur Verbreitung seiner Virenschutzsoftware. Im Jahr 1992 kam seinem Unternehmen die „Michelangelo-Hysterie“ zugute, seine Reputation und die Umsatzzahlen explodierten förmlich. Teilweise wurde John McAfee sogar die Schuld an dem großen Medienecho rund um das Virus gegeben, da er in einem Interview von möglicherweise „5000 oder 15 Millionen infizierten Computern“ sprach.[9][10]

1994 zog er sich aus dem Unternehmen zurück und verkaufte 1997, als es mit Network General zu Network Associates fusionierte, seine Anteile an der Aktiengesellschaft. Von seinem zwischenzeitlich auf 100 Millionen Dollar geschätztem Vermögen sollen nach der US-Immobilienkrise, die im Jahr 2007 ihren Anfang nahm, nur etwa vier Millionen Dollar verblieben sein.[11] John McAfee war auch der Gründer von Tribal Voice, das mit PowWow einen der ersten Instant-Messenger entwickelte.[8][7]

John McAfee betrieb ein Yogazentrum in Colorado, betätigte sich als Yogalehrer und verfasste mehrere Bücher über das Thema. Außerdem widmete er sich dem Aerotrekking, dem Fliegen in geringen Höhen in einem Ultraleichtflugzeug. 2008 wanderte er nach Belize aus.[8][11] Im Februar 2010 begann er in Orange Walk Town ein neues Geschäftsfeld aufzubauen, das Unternehmen QuorumEx, das unter Ausnutzung der Fähigkeit von Bakterien zum quorum sensing an der Entwicklung von Antibiotika arbeitet.[11]

Im April 2012 wurde das Anwesen von John McAfee von einer Spezialeinheit der belizischen Polizei durchsucht. Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe des unerlaubten Waffenbesitzes und der Herstellung von Drogen konnten jedoch nicht aufrechterhalten werden.[11]

Ab November 2012 wurde er von der belizischen Polizei gesucht, um über seinen Nachbarn Gregory Faull befragt zu werden, der Opfer eines Tötungsdelikts geworden war.[11][12] Die Behörden erhoben anschließend jedoch keine Anklage.[13] McAfee bestritt eine Beteiligung an dem Mord.[14]

McAfee tauchte für etwa drei Wochen unter. In diesem Zeitraum gab er mehrere Interviews und veröffentlichte auf seinem Blog Neuigkeiten.[15] Am 5. Dezember erklärte er in Guatemala-Stadt, dass er dort politisches Asyl beantragen wolle, weil er von der Regierung in Belize verfolgt werde. Kurz darauf wurde er wegen eines Verstoßes gegen das Einwanderungsgesetz verhaftet, weil er bei seiner Einreise in Puerto Barrios mit seiner Freundin keinen Kontakt zur lokalen Einwanderungsbehörde aufgenommen hatte.[16][17] McAfee war aufgrund der Metadaten von Fotografien, aufgenommen mit einem iPhone in Río Dulce, lokalisiert worden.[18] Guatemala entsprach seinem Asylbegehren nicht und wies ihn am 12. Dezember mit seinem Einverständnis in die Vereinigten Staaten aus.[19] Er landete noch am selben Tag in Miami.[13]

McAfees Anwesen in Belize brannte nieder, wie er am 16. Mai 2013 mitteilte.[20] Im Juni 2013 veröffentlichte McAfee ein Video mit einer Satire über sein Leben in Reichtum mit Frauen, Drogen und Waffen.[21][22]

Nach eigenen Angaben hatte McAfee bis 1983 Probleme mit Alkohol und Kokain.[23] 2015 gab es einen Vorfall mit Waffengebrauch unter Einfluss von Alprazolam.[24]

Im September 2015 verkündete McAfee, er habe sich erfolgreich als unabhängiger Kandidat für die Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 2016 registriert. Er wolle dafür eine Cyber-Partei gründen. McAfee wurde zwar nicht in den USA geboren (was von vielen Verfassungsrechtlern als Voraussetzung für die Präsidentschaftskandidatur erachtet wird), jedoch auf einem US-Stützpunkt im Ausland, weshalb er trotzdem kandidieren könne.[3] Ende Dezember 2015 wurde bekannt, dass McAfee die Nominierung als Präsidentschaftskandidat der Libertären Partei der USA anstrebte.[25] Er landete auf dem Parteitag jedoch lediglich auf dem dritten Platz und schied aus.

2016 wurde der Dokumentarfilm Gringo: The Dangerous Life of John McAfee von Nanette Burstein über John McAfees Leben (vorrangig in Belize) veröffentlicht. ZDFinfo zeigte den Film erstmals im März 2021 unter dem Titel John McAfee – Das bizarre Leben des Software-Millionärs.[26]

Im Juni 2018 kündigte McAfee erneut an, bei der folgenden Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten kandidieren zu wollen – entweder für die Libertäre Partei, falls diese auf ihn zukäme, oder mit einer durch ihn selbst gegründeten Partei.[27] Beim Nominierungsparteitag der Libertarian Party im Mai 2020 wurde er jedoch abermals nicht nominiert.

Verhaftung, Auslieferungsverfahren, Tod und Verschwörungstheorien

Am 5. Oktober 2020 wurde McAfee in Spanien auf Betreiben der US-Strafbehörden verhaftet. Ihm wurde Steuerhinterziehung sowie unlautere Werbung für Kryptowährung vorgeworfen.[28] Im März 2021 wurde berichtet, dass McAfee sowie ein als sein Berater und Leibwächter fungierender Mann in sieben Punkten angeklagt wurden. Vorgeworfen wurde ihnen unter anderem Betrug mit Kryptowährungen und Verschwörung zur Geldwäsche.[29] Am 23. Juni 2021 beschloss die Audiencia Nacional de España seine Auslieferung an die Vereinigten Staaten. Während einer Gerichtsanhörung einen Monat zuvor sagte McAfee, dass er angesichts seines Alters den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen würde, wenn er in den Vereinigten Staaten verurteilt würde.[30][5] In den USA drohte ihm bei einer Verurteilung eine jahrzehntelange Haftstrafe.[31] Wenige Stunden nach dem Beschluss der Audiencia Nacional starb McAfee laut seinem Anwalt im Alter von 75 Jahren in seiner Zelle durch Suizid.[30][5][6] Zu seinem Tod verbreiteten sich im Internet Verschwörungstheorien, kurz nach Bekanntgabe wurde auf seinem offiziellen Instagram-Profil ein Bild mit dem Buchstaben Q publiziert, eine Anspielung auf QAnon-Verschwörungstheorien.[32] Auch befeuerten frühere Tweets von McAfee Verschwörungstheorien, im Oktober 2020 twitterte er aus dem Gefängnis: »Wenn ich mich erhänge, so wie Epstein, wird es nicht mein Fehler sein«.[31]

Schriften (Auswahl)

  • Computer viruses, worms, data diddlers, killer programs, and other threats to your system: What they are, how they work, and how to defend your PC, Mac, or mainframe. St. Martin’s Press, New York 1989, ISBN 978-0-312-02889-3.
  • Into the Heart of Truth: The Spirit of Relational Yoga. Woodland Publications, Woodland Park, Colorado 2001, ISBN 978-0-9711569-1-3.

Weblinks

Commons: John McAfee – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. John McAfee in der Notable Names Database (englisch); abgerufen am 13. Dezember 2012
  2. Mike Rogoway: Former Portlander John McAfee prepares a run for president. In: The Oregonian. 9. September 2015, abgerufen am 23. Juni 2021 (englisch).
  3. a b Daniel AJ Sokolov: Auch John McAfee will Mr. President werden. In: heise online. 9. September 2015, abgerufen am 9. September 2015.
  4. a b Grame Culliford: I’m planning new life with my girlfriends … in Southampton. (Nicht mehr online verfügbar.) In: The Sun. 22. Dezember 2012, archiviert vom Original am 15. Januar 2013; abgerufen am 23. Juni 2021 (englisch).
  5. a b c El Mundo: Hallan muerto a John McAfee, el creador del antivirus, en su celda de una prisión de Barcelona después de que la AN ordenara su extradición. In: El Mundo. 23. Juni 2021, abgerufen am 23. Juni 2021 (spanisch).
  6. a b Natalia Penza, Chiara Fiorillo: John McAfee dead: UK-born computer genius found dead in prison cell in Spain. In: Daily Mirror. 23. Juni 2021, abgerufen am 23. Juni 2021 (englisch).
  7. a b c d Marshall Cavendish Corporation (Hrsg.): Inventors and Inventions. Band 4. Marshall Cavendish, New York 2007, ISBN 978-0-7614-7761-7, S. 1029 ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. a b c Roanoke College am 3. Mai 2008. (PDF; 800 kB) Abgerufen am 14. November 2012 (englisch).
  9. https://www.wz.de/digital/john-mcafee-software-pionier-und-schlitzohr_aid-30187615 WZ.de: John McAfee, Softwarepionier und Schlitzohr
  10. https://www.infosecurity-magazine.com/blogs/mcafee-michelangelo/ InfoSecurity-Magazine.com: McAfee und Michelangelo
  11. a b c d e Anna-Lena Abbott: Verdacht gegen John McAfee: Vom Viren-Jäger zum Gejagten. In: Spiegel Online. Spiegel-Gruppe, 13. November 2012, abgerufen am 14. November 2012.
  12. Internet-Unternehmer McAfee wird polizeilich gesucht (Memento vom 16. Dezember 2012 im Internet Archive). In: Financial Times Deutschland vom 13. November 2012, aufgerufen am 13. November 2012
  13. a b John McAfee: «Ich habe nichts mehr». In: Tages-Anzeiger/Newsnet. 14. Dezember 2021, abgerufen am 23. Juni 2021.
  14. Software-Entwickler McAfee findet kein Asyl in Guatemala. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Schweizer Radio und Fernsehen. 7. Dezember 2012, archiviert vom Original am 3. November 2013; abgerufen am 23. Juni 2021.
  15. Simone Utler: Abgetaucht nach Nachbar-Mord: Die skurrile Flucht des John McAfee. In: Spiegel Online vom 3. Dezember 2012
  16. John McAfee beantragt Asyl in Guatemala. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 5. Dezember 2012, abgerufen am 5. Dezember 2012.
  17. John McAfee in Guatemala festgenommen. In: Süddeutsche Zeitung. 6. Dezember 2012, abgerufen am 6. Dezember 2012.
  18. Achim Sawall: Auf der Flucht: John McAfee mit iPhone-Geolocation geortet. In: Golem.de. 4. Dezember 2012, abgerufen am 23. Juni 2021.
  19. Software-Pionier: McAfee wird in die USA ausgewiesen. In: Spiegel Online. 12. Dezember 2012, abgerufen am 12. Dezember 2012.
  20. John McAfee: Orange Walk Compound burned to the ground – not accidental. (Nicht mehr online verfügbar.) Ehemals im Original; abgerufen am 23. Juni 2021 (englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.whoismcafee.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
  21. Ole Reißmann: Angeklickt: McAfee, Badesalz und Waffen in einem Video. In: Spiegel Online. Spiegel-Gruppe, 20. Juni 2013, abgerufen am 9. Juni 2018.
  22. John McAfee: How To Uninstall McAfee Antivirus auf YouTube, 19. Juni 2013, abgerufen am 23. Juni 2021.
  23. David Segal: John McAfee Plays Hide-and-Seek in Belize. In: New York Times. 1. Dezember 2012, abgerufen am 23. Juni 2021 (englisch).
  24. Sam Biddle: John McAfee Arrested While Armed and High as Hell on Xanax. 7. August 2015, abgerufen am 23. Juni 2021 (englisch).
  25. Jon Swartz: McAfee will run as Libertarian Party candidate for president. In: USA Today. 24. Dezember 2015, abgerufen am 23. Juni 2021 (englisch).
  26. Nanette Burstein: John McAfee – Das bizarre Leben des Software-Millionärs. In: ZDF.de, 10. März 2021, Video verfügbar bis 31. August 2023, nur in Deutschland.
  27. John McAfee Says He Will Run for President in 2020. In: Fortune. (fortune.com [abgerufen am 11. Juli 2018]).
  28. Anklage in den USA: Softwareentwickler McAfee in Spanien verhaftet. In: Spiegel Online. Spiegel-Gruppe, 5. Oktober 2020, abgerufen am 6. Oktober 2020.
  29. Antiviren-Guru McAfee droht lange Haftstrafe. In: Österreichischer Rundfunk. 5. März 2021, abgerufen am 6. März 2021.
  30. a b Larger-than-life software mogul John McAfee dies in Spain by suicide, lawyer says. In: Reuters, 24. Juni 2021.
  31. a b Michael Brächer: Zum Tod von John McAfee: Sex, Drugs und Computerviren. In: Der Spiegel. 24. Juni 2021, abgerufen am 24. Juni 2021.
  32. Nach skurrilen Posts von John McAfee rätselt das Netz über seinen Tod . In: 20 Minuten, 24. Juni 2021.

Information

Der Artikel John McAfee in der deutschen Wikipedia belegte im lokalen Ranking der Popularität folgende Plätze:

Der präsentierte Inhalt des Wikipedia-Artikels wurde im 2021-07-04 basierend auf extrahiert https://de.wikipedia.org/?curid=7372039