Der Leistungssport spielt in der Familie Werndl eine Rolle: Der Vater segelte leistungssportmäßig, die Mutter fuhr Skirennen.[1] Als ihr Bruder Benjamin, der heute gleichermaßen professioneller Dressurreiter ist, Reitunterricht bekam, wollte Jessica ebenso reiten. Im Alter von vier Jahren erhielt sie ihre erste Reitstunde[2], mit sieben Jahren ein eigenes Pony, einen Lewitzer.[3] Ihre Tante züchtete Ponys dieser Rasse in Tuntenhausen-Aubenhausen, später übernahm die Familie Werndl deren Hof.[1] 1998 und 1999 qualifizierte sich von Bredow-Werndl mit dem Deutschen ReitponyNino the Champ für das Bundeschampionat.[4]
Nach dem Umstieg von Ponys auf Großpferde konnte Jessica von Bredow-Werndl viele Erfolge in den jeweiligen Altersklassen verzeichnen: Sie wurde 2002 Doppel-Europameisterin der Junioren. Bei den Jungen Reitern wurde sie 2003 mit Bonito deutsche Meisterin der Altersklasse,[5] bei den Europameisterschaften der Jungen Reiter 2004 in Aarhus gewann sie im Einzel die Gold- und mit der Mannschaft die Silbermedaille. Nach dem Abitur studierte von Bredow-Werndl via Fernstudium Marketing und Kommunikation an der SMI in Berlin.
Im Jahr 2006 stieg Jessica von Bredow-Werndl in den Dressursport auf Grand Prix-Niveau ein.[2] Mit den Pferden Duchess und Duke trat sie 2006 und 2007 bei verschiedenen internationalen Dressurturnieren an. Zusammen mit ihrem Bruder vertrat sie Deutschland 2007 beim CDIO 2*-Nationenpreisturnier in Hickstead.[6][7] Da der Sprung vom Jungen-Reiter-Alter in den Grand-Prix-Sport nicht gelang, setzte sie zunächst auf die Ausbildung junger Pferde.[8] Ab 2007 trainierte Jessica von Bredow-Werndl zudem bei Isabell Werth.[9] Bis 2012 war von Bredow-Werndl mit verschiedenen Pferden Teilnehmerin am Bundeschampionat, nahm an der Weltmeisterschaft der jungen Dressurpferde und am Finale des Nürnberger Burg-Pokals teil.[3]
Seit 2009 stellt Beatrice Bürchler-Keller (bis 2019 5*-Dressurrichterin) ihre Pferde zur Ausbildung und Turniervorstellung Jessica von Bredow-Werndl zur Verfügung.[10] Das erste Erfolgspferd aus dieser Verbindung war Unee BB, den von Bredow-Werndl 2013 in den Grand Prix-Sport brachte. Im selben Jahr folgte für das Paar die Möglichkeit, in der CDI 4*-Tour beim CHIO Aachen sowie in der Westeuropaliga des Weltcups zu starten.[6]
2014 wurde sie in den A-Kader (heute Olympiakader) berufen[11] und gewann kurz darauf in Göteborg ihre erste Weltcupprüfung, beim Weltcupfinale in Lyon belegte sie Rang sieben. 2015 ritt sie bei den Europameisterschaften in Aachen für Deutschland und gewann dort mit dem Team die Bronzemedaille, im Einzel ritt sie auf Rang sieben. Ebenfalls 2015 belegte sie beim Weltcupfinale in Las Vegas Rang drei, diese Platzierung gelang ihr 2016 in Göteborg erneut. Die Qualifikation für die Olympischen Spiele 2016 verpasste sie als zweite Reservereiterin knapp.[12]
2018 belegte sie mit Unee BB erneut den dritten Platz beim Weltcupfinale in Paris.
Bei den deutschen Meisterschaften in Balve erreichte sie mit Dalera Bronze und mit Zaire Rang 4 in der Kür. Im Juli gewann sie zudem mit der deutschen Mannschaft den Nationenpreis im Rahmen des CHIO Aachens. Zwei Monate später bei den Weltreiterspielen 2018 in Tryon gewann sie bei ihren ersten Weltreiterspielen im Sattel von TSF Dalera BB mit der deutschen Mannschaft die Goldmedaille und erreichte im Grand Prix Spécial (die Grand Prix Kür fiel auf Grund von Hurrikan Florence aus) Platz 13. Bis zu den Europameisterschaften ein Jahr später hatte sich Dalera leistungsmäßig nochmals deutlich gesteigert, neben der Mannschafts-Goldmedaille gewann von Bredow-Werndl in Rotterdam auch mit einer neuen bisherigen Bestleistung von 89,107 % Einzel-Bronze in der Grand Prix Kür.
Bei den Deutschen Meisterschaften 2020 gewann Jessica von Bredow-Werndl mit Dalera erstmals den Meistertitel im Grand Prix Spécial. Diesen Erfolg konnte sie ein Jahr später wiederholen, zudem gewann sie mit einem Ergebnis von 93,025 % auch den Meistertitel in der Grand Prix Kür.[13] Im Juni 2021 befand sie sich mit Dalera auf Rang 3 sowie mit Zaire auf Rang 10 der Weltrangliste. Mit diesen beiden Pferden ist sie zudem für 2021 im Olympiakader.[14] Bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio gewann sie mit Dalera sowohl Mannschaftsgold als auch Gold im Einzelwettbewerb.
Von Bredow-Werndl ist mit Max von Bredow verheiratet,[15] mit dem sie einen Sohn hat.[16] Gemeinsam mit ihrem Bruder Benjamin betreibt sie nahe Rosenheim das Gut Aubenhausen, einen Ausbildungs- und Dressurstall.
Pferde
Jessica von Bredow-Werndl und Unee BB (2015)
aktuelle Turnierpferde:
Zaire-E (* 2004), braune KWPN Stute, Vater: Son de Niro, Muttervater: Jazz[17]