IRIS-T SLM | |
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Allgemeine Angaben | |
Typ | Luftverteidigungssystem kurzer bis mittlerer Reichweite |
Herkunftsland | Deutschland |
Hersteller | Diehl Defence |
Entwicklung | seit 2007 |
Indienststellung | 2022 |
Technische Daten | |
Ausstattung | |
Lenkung | Kombination aus Schubvektor- und aerodynamischer Steuerung |
Zielortung | abbildender Infrarot-Zielsuchkopf |
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IRIS-T SLM (englisch IRIS-T Surface Launched Medium Range) ist ein vom deutschen Unternehmen Diehl Defence entwickeltes Luftverteidigungssystem. Laut Beschreibung des Herstellers eignet sich der verwendete Flugkörper IRIS-T SL zur 360°-Rundumverteidigung gegen Flugzeuge, Hubschrauber, Drohnen, Marschflugkörper und ballistische Kurzstreckenraketen. Die Entwicklung wurde 2014 abgeschlossen.
Erstmals wurde mit IRIS-T SLM ein taktisches Luftverteidigungssystem realisiert, das komplett unabhängig vom Trägerfahrzeug ist. Alle Komponenten sind auf standardisierten 20-Fuß-ISO-Containerrahmen integriert und lassen sich somit auf den verschiedensten Fahrzeugen (zum Beispiel Lastkraftwagen) transportieren. Zudem ist durch diese Containerlösung der problemlose Transport etwa auf Schiffen, Eisenbahnwaggons oder in Flugzeugen möglich. Unter anderem ist IRIS-T SLM auch mit den militärischen Transportflugzeugen C-130 und A400M luftverladbar.[1]
Weitere Besonderheiten sind das 360-Grad-Radar, die Fähigkeit zur gleichzeitigen Bekämpfung mehrerer Ziele, die Allwetterfähigkeit sowie der Plug-and-Fight-Aufbau, wodurch sich die Komponenten – etwa zusätzliche Startgeräte – je nach Bedarf zusammenstellen lassen. Bereits ein Radar, ein Tactical Operations Center (TOC) und ein Launcher bieten einen Rundumschutz von 40 km Radius.[2]
Als Hauptsensor besitzt IRIS-T SLM das Active Electronically Scanned Array 3D-Multifunktionsradar CEAFAR von CEA Technologies. Es ermöglicht eine 360-Grad-Abdeckung und dient sowohl der Luftraumüberwachung wie auch der Zieldatenbereitstellung. Es lässt sich im Bedarfsfall mit elektro-optischen Sensoren ergänzen.[3]
Das bodengebundene Luftverteidigungssystem mittlerer Reichweite IRIS-T SLM ist in seiner aktuellen Konfiguration mit dem aktiven Multifunktionsradar TRML-4D von HENSOLDT ausgestattet, welches gleichzeitig der Hauptsensor der IRIS-T SLM Feuereinheit ist.[4] TRML-4D basiert auf der modernsten Galliumnitrid-Sensortechnologie (Active Electronically Scanned Array, AESA) mit mehreren digital geformten Strahlen und ist für die Boden-Luft-Erkennung im Nah- und Fernbereich sowie für die Waffenzuweisung konzipiert. Er ist in der Lage, verschiedene Arten von Luftzielen zu erkennen, zu verfolgen und zu klassifizieren, wobei der Schwerpunkt auf kleinen, schnellen und niedrig fliegenden und/oder manövrierenden Marschflugkörpern und Flugzeugen sowie schwebenden Hubschraubern liegt.[5]
Das Tactical Operations Center (TOC) ist mit zwei Operateuren besetzt. Die Anbindung an die weiteren Systemelemente erfolgt über Funkverbindung oder Glasfaserkabel. Zudem besitzt das TOC die zur Anbindung an übergeordnete Führungs- oder Informationsstrukturen notwendigen Datenschnittstellen und Kommunikationsmöglichkeiten. Diese nach außen führende Anbindung kann real-time oder non-real-time erfolgen.[1]
Das unbemannte Startgerät verfügt über acht Raketen IRIS-T SL. Sie werden senkrecht gestartet, um die 360-Grad-Abdeckung zu ermöglichen. Der Launcher ist zehn Minuten nach Erreichen der Stellung vollautomatisch ausnivelliert und feuerbereit. Die gleichzeitige Bekämpfung mehrerer Ziele ist durch die schnelle Schussfolge möglich. Ein Nachladevorgang dauert etwa 15 Minuten.
Die Launcher verfügen über alle benötigten Elemente wie Waffenleitrechner, Generator oder Antennen, sodass sie bis zu 20 km vom TOC entfernt aufgestellt werden können.[6]
Das Luftverteidigungssystem nutzt eine leistungsgesteigerte Version der IRIS-T-Rakete. Diese IRIS-T SL verfügt über einen verbesserten Raketenmotor, wodurch die Wirkung bis 20 km Höhe und 40 km Weite gegeben ist[7]. Hinzu kommt die Möglichkeit der Zieleinweisung mittels GPS sowie die Zieldatenaktualisierung während des Fluges über Datenlink.[8] Im Endanflug erfolgt die Zielerfassung durch den bereits bei IRIS-T erprobten Infrarotsuchkopf, der Störresistenz gegen aktive und passive Gegenmaßnahmen besitzen soll. Die Grundversion des an Luftfahrzeugen getragenen IRIS-T hat einen Stückpreis von etwa 400.000 Euro.
Ein weiteres Flugabwehrsystem existiert für kurze Reichweiten, das IRIS-T SLS (IRIS-T Surface-Launched Short Range). Dieses System unterscheidet sich vom IRIS-T SLM durch den Lenkflugkörper. Während für das SLM die oben beschriebene leistungsgesteigerte Version IRIS-T SL als Lenkflugkörper entwickelt wurde, nutzt das SLS den unveränderten, auch im Luftkampf eingesetzten Lenkflugkörper IRIS-T.[8] Das SLS kann damit im Vergleich mit dem SLM nach Angaben des Herstellers die gleichen Ziele bekämpfen – also Flugzeuge, Hubschrauber, Drohnen, Marschflugkörper und ballistische Kurzstreckenraketen – aber mit einer Reichweite von nur 25 km statt 40 km.[9]
Aktuell entwickelt der Hersteller Diehl Defence zudem noch die Variante IRIS-T SLX, mit der Ziele in bis zu 80 Kilometern Entfernung und bis zu 30 Kilometern Höhe erreicht werden sollen.[10]
Nach dem Überfall auf die Ukraine wurde Anfang Juni 2022 der Ukraine die Lieferung des Waffensystems in der Variante IRIS-T SLM zugesichert und am 11. Oktober 2022 das erste von vier Systemen übergeben. Drei weitere Systeme sollen 2023 geliefert werden.[11] Der ukrainische Botschafter in Deutschland gab in der Folge die Kosten für eines dieser Systeme, bestehend aus Hochleistungsradar, Abschussvorrichtung, Kontrollwagen sowie Raketen, mit 140 Millionen Euro an.[12]
Der präsentierte Inhalt des Wikipedia-Artikels wurde im 2022-10-23 basierend auf extrahiert https://de.wikipedia.org/?curid=8402397