Horst Lichter

Horst Lichter, 2014

Wilhelm Horst Lichter (* 15. Januar 1962 in Nettesheim) ist ein deutscher Koch, Fernsehkoch, Buchautor und Moderator. Darüber hinaus tritt er gelegentlich als Entertainer auf der Bühne auf.

Leben

Horst Lichter wurde 1962 in Nettesheim geboren. Er wuchs als ältester Sohn des Bergmanns Anton Lichter und seiner Frau Margret Heikamp im Rheinischen Braunkohlerevier in Gill, einem Ortsteil von Rommerskirchen auf. Als Vierzehnjähriger begann er bei Lutz Winter im Hotel-Restaurant Alte Post in Bergheim eine dreijährige Ausbildung zum Koch.[1] Da er vom Umgangston in gewerblichen Küchen und der Fixierung auf Gewinnsteigerungen enttäuscht war, betätigte er sich nach einigen Stationen als Jungkoch unter anderem in Mönchengladbach und Köln wie sein Vater als Produktionshelfer in einer Brikettfabrik.

Im Alter von 19 Jahren heiratete er und geriet durch den Kauf eines Hauses in finanzielle Schwierigkeiten. Er war gezwungen, neben den Schichten im Bergbau auch noch fünf Tage in der Woche auf einem Schrottplatz zu arbeiten.[2] Mit 26 Jahren erlitt er einen Schlaganfall, mit 28 folgte der zweite, zusammen mit einem Herzinfarkt. Während des anschließenden Aufenthalts in der Reha-Klinik fasste er den Entschluss, sein Leben grundlegend zu ändern.[2]

Lichter hat drei Kinder aus erster Ehe, von denen eines bereits als Säugling starb. Aus einer weiteren Beziehung ging eine Tochter hervor. Er ist in dritter Ehe mit Nada Sosinka (* 1972) verheiratet und lebte acht Jahre lang in einer Villa aus dem 19. Jahrhundert in Badenweiler,[3] seit 2020 lebt er in Köln.[4] Im Januar 2022 strahlte das ZDF in einem Fernsehfilm die Lebensgeschichte Horst Lichter – Keine Zeit für Arschlöcher aus.[5]

Die Oldiethek

Im Januar 1990 eröffnete er, zunächst neben weiterer vollschichtiger Tätigkeit in der Brikettfabrik, in einem ehemaligen Tanzsaal und früheren Autowerkstatt in Rommerskirchen-Butzheim eine Gaststätte. Sie wurde 1995 zum Restaurant Oldiethek umgewandelt. Das Objekt war durch die Sammelleidenschaft Lichters geprägt; im Lokal waren Autos, Motorräder, Antiquitäten, Trödel und Kitsch ausgestellt.

Die Speisen wurden von Lichter in einem flämischen Kohleofen vor den Augen der Gäste zubereitet. Eine Speisekarte gab es nicht. Lichter empfahl verschiedene Menüs, aus denen die Gäste wählen konnten. Nachdem Lichter wegen seiner zunehmenden anderweitigen Aktivitäten nur noch unregelmäßig selbst im Restaurant hatte kochen können, wurde es Ende 2010 geschlossen.[6]

Lichter als Fernsehkoch und Moderator

Horst Lichter (2. v. l.) zusammen mit Kolja Kleeberg, Sarah Wiener, Ralf Zacherl und Stefan Marquard (v. l.) bei Kerner kocht, 2007
Horst Lichter mit Gast Henry van Lyck in der Sendung Lafer! Lichter! Lecker!, 2010

Mit dem Fernsehen kam Horst Lichter erstmals in Kontakt, als der WDR einen Beitrag über seinen „Laden“, also die spätere Oldiethek, produzierte. Überregional bekannt wurde er durch seine Auftritte in Johannes B. Kerners freitäglicher Kochshow. Auch bei der Nachfolgesendung Lanz kocht! im ZDF war Horst Lichter regelmäßig zu sehen.

Von 2006 bis 2017 war er Moderator und Koch der ZDF-Sendung Lafer! Lichter! Lecker!, die er zusammen mit seinem TV-Partner Johann Lafer bzw. verschiedenen Prominenten und Gästen durchführte. Am 14. Januar 2008 startete das ZDF zudem die Reihe Die Küchenschlacht, in der Horst Lichter als Moderator und Jurymitglied mitwirkt. Im Oktober und November 2009 moderierte Horst Lichter im ZDF jeweils eine Sendung mit dem Titel Aber bitte mit Sahne. Hier hatte er als Prominente Mike Krüger (Oktober) und Andrea Kiewel (November) zu Gast. Im Januar 2011 fungierte er als Urlaubsvertretung für Steffen Henssler bei der Show Topfgeldjäger im ZDF.

Im März 2012 startete im WDR Fernsehen die Sendereihe Lichters Schnitzeljagd. Dort ist Lichter mit einem Motorradgespann auf Schnitzeljagd durch Nordrhein-Westfalen unterwegs und besucht Menschen, mit denen er deren Lieblingsgerichte kocht.[7] Bisher wurden in sieben Staffeln 29 Episoden ausgestrahlt.

Seit 2013 moderiert Lichter die Fernsehsendung Bares für Rares im ZDF beziehungsweise ZDFneo.

Im Sommer 2013 moderierte Horst Lichter zusammen mit Mirjam Weichselbraun und Johann Lafer aus dem Gerry-Weber-Stadion in Halle (Westf.) Deutschlands größte Grillshow im ZDF. In der Show wurde das beste prominente Grill-Team gesucht. Im Sommer 2014 wurde die Show als Die große Grillshow fortgesetzt. Diesmal wurde das beste prominente Eurovisions-Grill-Team aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gesucht.[8]

Am 15. Oktober 2016 wurde Koch im Ohr, mit Horst Lichter als Moderator, zum ersten Mal ausgestrahlt. Darin versuchen zwei Kochlaien, mit Hilfe von zwei prominenten Profiköchen, ein Gericht zu kochen. Die Kandidaten sind mit den in Kabinen befindlichen Köchen nur über einen Knopf im Ohr verbunden und können sie nur hören. Am Ende werden die beiden Essen von einem fachkundigen Experten probiert und bewertet. Bisher wurde eine Staffel mit 15 Episoden produziert und ausgestrahlt.[9][10]

Ab und zu ist Horst Lichter zu Gast in diversen Unterhaltungsformaten, darunter Genial daneben und Mord mit Ansage – Die Krimi-Impro Show auf Sat.1. In der Quizshow Wer weiß denn sowas? im Ersten zählt er zu den Gästen mit den meisten Auftritten.

Eigene Produkte

Horst Lichter hat ab 2006 in Zusammenarbeit mit der Bolten-Brauerei in Korschenbroich Lichter’s Lecker Bierchen entwickelt.[11][12] Lichter entwickelte in Zusammenarbeit mit Maggi eine eigene Linie von Tütensuppen, die in Zusammenhang mit seinem Namen vertrieben wird. Außerdem wirbt er für das Fleisch der Einzelhandelskette Kaufland. Das NDR-Medienmagazin Zapp verwendete das Beispiel Lichters, um aufzuzeigen, wie Fernsehköche ihre in Kochshows aufgebaute Glaubwürdigkeit nutzen, um industriellen Zutaten mittels Imagetransfer den Anschein höherer Qualität zu verleihen.[13]

Zusammen mit dem Pfeifenhersteller Vauen wurden limitierte Pfeifenkollektionen sowie Tabake unter seinem Namen vertrieben.

Auszeichnungen

Hobby-Aktivitäten

Zu Horst Lichters Hobbys zählen Motorräder und Automobile, besonders Oldtimer und Youngtimer.[19][20]

Parodien

Aufgrund seines charakteristischen Dialekts und seines Aussehens war Horst Lichter wiederholt Gegenstand von Parodien. Der Schauspieler Michael Kessler parodierte ihn regelmäßig zusammen mit Max Giermann als Johann Lafer in der Fernsehserie Switch reloaded. Jürgen Becker parodierte ihn in der Sendung Mitternachtsspitzen mit Susanne Pätzold als Frauke Petry. Der Schriftsteller und Musiker Heinz Strunk widmete ihm mehrere Parodien, u. a. im Song Fernsehkoch (2015), im Podcast Familienaufstellung (2018) als Moderator von Bares für Rares sowie im Hörbuch zu seiner 2019 als Buch veröffentlichten Titanic-Kolumne Heinz Strunks Intimschatulle.

Sonstiges

Durch eine Falschzuordnung in einer Bares-für-Rares-Sendung wurde 2021 bekannt, dass Horst Lichter unter einer Farbsehschwäche leidet und grün und blau nur schwer unterscheiden kann. Belastet fühlt er sich davon nicht.[21]

Eigene Veröffentlichungen (Auswahl)

Literatur

Weblinks

Commons: Horst Lichter – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Bericht über eine Tour mit Horst Lichter in der motor-klassik vom 3. Juni 2012, abgerufen am 16. Juli 2013
  2. a b Jugendträume – Nichts als Seifenblasen? Nachtcafé vom 15. Oktober 2010. SWR Fernsehen.
  3. Horst Lichter: Auszug! Drama in der Familien-Villa! In: inTouch. 20. März 2019, abgerufen am 18. Januar 2021.
  4. Horst Lichter hat die Nase voll vom Schwarzwald – darum zieht er zurück ins Rheinland. Stern, abgerufen am 11. Januar 2020.
  5. „Keine Zeit für Arschlöcher“ im ZDF: Horst Lichter ist gar nicht mal so unsympathisch. Frankfurter Rundschau, abgerufen am 10. Januar 2022.
  6. Lichter’s Oldiethek. Archiviert vom Original am 18. Juli 2012; abgerufen am 9. Juni 2011.
  7. wdr.de: Lichters Schnitzeljagd – Zur Sendung
  8. zdf.de: Die große Grillshow (Memento vom 12. August 2014 im Internet Archive)
  9. zdf.de: Koch im Ohr (Memento des Originals vom 29. März 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zdf.de
  10. wunschliste.de: Koch im Ohr
  11. bolten-brauerei.de: Lichter’s Lecker Bierchen (Memento des Originals vom 25. Juli 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bolten-brauerei.de
  12. bolten-brauerei.de: Die Entstehungsgeschichte oder „Hallo, ich bin der Horst“ (Memento des Originals vom 8. April 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bolten-brauerei.de abgerufen am 13. April 2013
  13. Köche und Werbung im Fernsehen. (Memento vom 31. Oktober 2010 im Internet Archive) In: Medienmagazin Zapp, NDR, 27. Oktober 2010, online
  14. Die Goldene Schlemmer-Ente (Memento vom 11. Februar 2006 im Internet Archive)
  15. @1@2Vorlage:Toter Link/www.baden-wuerttemberg.de(Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven: Landesportal Baden-Württemberg)
  16. TV-Koch Horst Lichter ist Pfeifenraucher des Jahres 2011, (Memento des Originals vom 12. November 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.themenportal.de Pressemitteilung zur Auszeichnung Pfeifenraucher des Jahres vom 21. Oktober 2011 auf themenportal.de
  17. Die Goldene Kamera 2014, auf www.hoerzu.de
  18. Horst Lichter ist «Hutträger des Jahres». In: stern.de. 25. November 2020, abgerufen am 25. November 2020.
  19. Zu Besuch bei Horst Lichter. (Memento des Originals vom 2. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.motorradonline.de In: motorradonline.de
  20. Horsts heiße Öfen. In: autobild.de, 7. September 2007
  21. Jörg Thomann: Burschi, wir müssen reden. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. Mai 2021, abgerufen am selben Tag.
  22. Horst Lichter. Abgerufen am 4. Mai 2021.

Information

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Der präsentierte Inhalt des Wikipedia-Artikels wurde im 2022-01-25 basierend auf extrahiert https://de.wikipedia.org/?curid=2052556