Hirnvenenthrombose

Klassifikation nach ICD-10
I67.6 Nichteitrige Thrombose des intrakraniellen Venensystems
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Als Hirnvenenthrombose bezeichnet man eine Thrombose von Venen des Gehirns, also deren teilweisen oder vollständigen Verschluss durch Blutgerinnsel (Thromben). Hirnvenenthrombosen sind oftmals die Folge einer Sinusthrombose, einer Thrombose der Sinus durae matris der Gehirnhaut.[1] Beide treten nicht selten gemeinsam auf (Sinus-/Venenthrombose), da die Hirnvenen in die Sinus münden (siehe Blutversorgung des Gehirns). Im Unterschied zu arteriellen Durchblutungsstörungen des Gehirns führen Störungen seines venösen Abflusses meistens nicht prompt zu Schmerzen oder neurologischen Ausfallerscheinungen.

Häufigkeit

Hirnvenenthrombosen treten relativ selten auf und sind bei weniger als 1 % aller Schlaganfälle die Ursache.

Ursachen und Krankheitsentstehung

Die Hirnvenenthrombose kann verschiedene Ursachen haben. Am häufigsten bildet sich ein Blutgerinnsel in der Vene durch eine Venenentzündung (Thrombophlebitis) im Inneren des Gehirns. In der Schwangerschaft steigt durch den Einfluss der Hormone generell das Risiko für Thrombosen (Hyperkoagulabilität des Blutes), sodass es auch häufiger zu Hirnvenenthrombosen kommt. Auch durch verschiedene Stoffwechselstörungen, Infektionskrankheiten und Tumorleiden wird das Thromboserisiko erhöht.

Im Zusammenhang mit der Verimpfung des SARS-CoV-2-Impfstoffes AZD1222 (Vaxzevria) von AstraZeneca trat in sehr seltenen Fällen eine Hirnvenenthrombose in Kombination mit einer Thrombozytopenie auf.[2]

Beim Verschluss einer Hirnvene ist – im Gegensatz zur Hirnarterie – nicht die Blutzufuhr, sondern der Blutabfluss behindert, so dass sich das Blut staut. Es kommt zu einer Anschwellung des Hirngewebes. Da sich das Gehirn innerhalb des knöchernen Schädels nur wenig ausdehnen kann, steigt der Hirndruck. Ein starker Anstieg des Drucks innerhalb des Schädels ist lebensbedrohlich.

Klinisches Bild und Diagnostik

Die Hirnvenenthrombose kann sich mit Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Krampfanfällen, Bewusstseinsstörungen, Hirnnervenausfällen und Lähmungen bemerkbar machen. Diese Veränderungen sind einem ischämischen Hirninfarkt oder einer Blutung aus einer Hirnarterie sehr ähnlich und erst durch Schichtaufnahmen wie das CT oder die Kernspintomografie voneinander zu unterscheiden.

Behandlung

Betroffene Patienten müssen so schnell wie möglich im Krankenhaus behandelt werden. Die Behandlung besteht in einer möglichst frühzeitigen Auflösung (Thrombolyse) des Blutgerinnsels. Wenn die Schwellung zu lange anhält, sind die Schäden am Gehirn irreversibel.

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Sinusthrombose bei pschyrembel.de
  2. AZD1222-Indikationseinschränkungen, S. 23ff. bei rki.de

Information

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Der präsentierte Inhalt des Wikipedia-Artikels wurde im 2021-06-13 basierend auf extrahiert https://de.wikipedia.org/?curid=613371