Helmut Jahn (Architekt)

James R. Thompson Center (State of Illinois Center), Chicago
Sony Center, Berlin
Post Tower in Bonn
Highlight Towers in München

Helmut Jahn (* 4. Januar 1940 in Zirndorf bei Nürnberg; † 8. Mai 2021 in Campton Hills, Illinois) war ein deutsch-US-amerikanischer Architekt.

Leben

Helmut Jahn, Sohn eines Sonderschullehrers in Nürnberg, wuchs im fränkischen Zirndorf auf. Er schloss 1965 sein Architekturstudium an der Technischen Universität München mit dem Diplom ab. 1966 ging er nach Chicago, um am Illinois Institute of Technology ein Postgraduiertenstudium der Architektur aufzunehmen. Jahn versuchte dort in seinem Frühwerk, Mies van der Rohes reduzierte Variante der modernen Architektur umzusetzen.

1967 trat er in das Architekturbüro C. F. Murphy Associates von Charles Murphy (1890–1985) ein. Als Jahn 1983 die Leitung des Büros übernahm, wurde es in Murphy/Jahn umbenannt. Ende der 70er Jahre verwarf er den strengen Gestaltungskanon von Mies van der Rohe und etablierte als „Hightech-Architekt“[1] monumentale Baukörper, die eine „lässige“ Postmoderne ausstrahlen. Vor 1983 und damit vor der Übernahme von Murphys Büro schuf er zwei Meisterwerke: die Kemper Arena in Kansas City als erste stützlose Großhalle in Amerika und das Xerox Center in Chicago als Art-déco-Wolkenkratzer. Ab 2012 trug das Architekturbüro seinen Namen. Es unterhielt Niederlassungen in Chicago, Berlin und Shanghai.[2]

Er war seit 1970 mit einer US-Amerikanerin verheiratet und Vater eines Sohnes (* 1978), der die deutsche und die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt. Jahn hatte Wohnsitze in Chicago, New York und Berlin.[3]

Am 8. Mai 2021 starb Jahn im Alter von 81 Jahren bei einem Fahrradunfall. Er hatte ein Stoppschild in Campton Hills nahe St. Charles, Illinois missachtet und war mit zwei Autos kollidiert.[4][5]

Wirken

Seinen Durchbruch erzielte Jahn 1985 mit dem State of Illinois Center in Chicago. Aus einem öffentlichen Verwaltungsgebäude formte er ein siebzehngeschossiges Glas-Atrium.[6] Seit den 90er Jahren entdeckte er neue Themen und Orte, er entwarf Hochhäuser für Philadelphia und New York, Singapur, Warschau, Tokio und Rotterdam. Sein Faible für hohe Türme trug ihm den Namen „Turmvater Jahn“ – angelehnt an „Turnvater Jahn“ – ein.[7]

Jahn erhielt internationale Anerkennung mit spektakulären Bauwerken wie dem Frankfurter Messeturm (1985–1990), dem Sony Center mit Bahntower am Potsdamer Platz in Berlin (1993–2000), dem Flughafen Bangkok-Suvarnabhumi (1995–2005) sowie den Veer Towers in Las Vegas (2006–2010). Allerdings wurde in seiner Heimat Nürnberg ein Projekt durch einen Bürgerentscheid abgelehnt.[8]

Zu Beginn des Jahrtausends kooperierte er mit dem Stuttgarter Architekten und Ingenieur Werner Sobek, um mit „Archineering“ Architektur und Ingenieurbaukunst zusammenzuführen. Nach mehreren unausgeführten Entwürfen für die Golfstaaten verlegte er sich ab etwa 2005 verstärkt auf China.

In seinen Werken konzentrierte er sich auf den großen Maßstab, auf Hochhäuser, Flughafen-Terminals, Bahnhöfe und Messehallen. Die Stromlinien-Ästhetik der Hochhäuser symbolisierte für Jahn Schnelligkeit und Fortschritt. Die Dreiteilung der Bauwerke in Sockel, Schaft und Krone war bindend; so trugen sie Dynamik und Eleganz in die Skyline.

Ehrungen und Auszeichnungen

1983 wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft des Bundes Deutscher Architekten (BDA) verliehen. Er wurde für sein Wirken mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (Verdienstkreuzes 1. Klasse). Von der TU München wurde er mit der Ehrenprofessur „TUM Distinguished Affilated Professor“ ausgezeichnet; er war zudem Gründungsstifer der TUM Universitätsstiftung.[9]

Bauwerke (Auswahl)

(Planungs- und Bauzeit nach den Angaben von Murphy/Jahn[10])

Ausstellungen

Veröffentlichungen

  • Helmut Jahn: Bauten 1975–2015. Mit Fotografien von Rainer Viertlböck. Hrsg.: Nicola Borgmann. Schirmer/Mosel, München 2015, ISBN 978-3-8296-0723-0 (232 S., in deutscher und englischer Sprache).

Weblinks

Commons: Helmut Jahn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Helmut Jahn wird 80 – Architekt der lässigen Postmoderne. Abgerufen am 12. Januar 2020 (deutsch).
  2. Christian Schiele: Mit 73 im Unruhestand: Helmut Jahn – sein Leben. In: Bayerischer Rundfunk. 22. Januar 2013, abgerufen am 12. Januar 2020.
  3. Interview in Nürnberger Nachrichten, 19. November 2012, S. 26.
  4. Katherine Rosenberg-Douglas: Famed architect Helmut Jahn killed in bicycle accident near St. Charles. Chicago Tribune, 9. Mai 2021, abgerufen am 9. Mai 2021 (amerikanisches Englisch).
  5. Architekt Helmut Jahn stirbt bei Fahrradunfall. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10. Mai 2021, abgerufen am 10. Mai 2021.
  6. Ulf Meyer: Architekt wird achtzig: Der Vater des Messeturms. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 12. Januar 2020]).
  7. Bayerischer Rundfunk Christian Schiele: "Turmvater Jahn": Ein Architekt, der gerne hoch stapelt. 22. Januar 2013 (br.de [abgerufen am 12. Januar 2020]).
  8. Thomas Heinold: So verbittert war Helmut Jahn über das Augustinerhof-Scheitern. In: nordbayern.de, NN online, 11. Mai 2021. 
  9. Nachruf Helmut Jahn (TU München) auf trauer.sueddeutsche.de vom 15. Mai 2021
  10. Murphy/Jahn.
  11. BAT Frankenhöhe Süd Werkplan, M 1:50, September 1984.
  12. Wurde 2016 für 7,8 Mio. € zum Verkauf angeboten, 2021 für 9,5 Mio. €: Online-Angebot.
  13. Star-Architekt Helmut Jahn: Der Mann, der an Wolken kratzt Artikel vom 29. November 2012 auf der Webseite nordbayern.de. Abgerufen am 10. Mai 2021.

Information

Der Artikel Helmut Jahn (Architekt) in der deutschen Wikipedia belegte im lokalen Ranking der Popularität folgende Plätze:

Der präsentierte Inhalt des Wikipedia-Artikels wurde im 2021-06-13 basierend auf extrahiert https://de.wikipedia.org/?curid=117252