Fredl Fesl

Fredl Fesl, 2005

Alfred Raimund „Fredl“ Fesl[1] (* 7. Juli 1947 in Grafenau) ist ein niederbayerischer Musiker und Sänger, der als Erfinder des bayerischen Musikkabaretts gilt.

Leben

Fredl Fesl wuchs in seiner Geburtsstadt Grafenau im Bayerischen Wald auf und zog im neunten Lebensjahr mit seinen Eltern nach Greding. Dort betrieben seine Eltern das Gasthaus Zum Bayerischen. Fesl bestand nach der Volksschule in Grafenau die Aufnahmeprüfung für die Oberrealschule in Ingolstadt, wo er im Schülerinternat lebte.[2] 1959 zog die Familie nach München, wo er von seinem Vater das Trompetenspiel lernte. Fredl Fesl wurde 1966 und 1967 oberbayerischer Juniorenmeister im Gewichtheben für den ESV München Ost,[3] wo er seit 1962 Mitglied war.[2] Fesl macht eine Lehre als Kunstschmied.[3] Das Gitarrenspiel erlernte er während seiner Zeit bei der Bundeswehr, wo er auch zum hintergründigen Spaßvogel der Gebirgsjägertruppe wurde und seine Vorgesetzten etwas verärgert haben soll.[2]

Nachdem sich Fesl in verschiedenen Berufen erprobt[4] hatte (laut eigener Aussage als Kürschner, Bühnenschreiner beim Film, Statist, Schlosser, Modeschmuckverkäufer, Sperrmüllsammler, Antiquitätenhändler und Bierfahrer[2]), wollte er sich als Kunstschmied eine Existenz aufbauen und richtete sich in Freising eine Werkstatt ein. Eigenen Aussagen zufolge begann seine Karriere als Musiker damit, dass er in den Münchner Kleinkunstbühnen durch das Mitbringen seiner Gitarre keinen Eintritt bezahlen musste – er gab sich immer als der auftretende Musiker aus. Als eines Abends schließlich die eigentlichen Künstler fehlten, ließ sich Fesl überreden und trat selbst auf. Durch seine lustig plaudernde Art gewann er schnell die Sympathien des Publikums. 1976 entstand im Münchner Theater im Fraunhofer seine erste Schallplatte mit dem Titel Fredl Fesl. Nach der Veröffentlichung seiner ersten Schallplatte hatte er eine eigene Fernsehsendung, Fredl und seine Gäste.[2]

Eines seiner Markenzeichen bei Liveauftritten war die ausführliche Vorrede vor seinen Stücken, die nach seiner eigenen Aussage manchmal länger war als die Lieder selbst. Zum Abschluss eines Konzertes gab er als Zugabe einen Handstand auf dem Stuhl, auf dem er während seines Konzertes die Lieder vorgetragen hatte. Fesl wird häufig mit dem früher von ihm regelmäßig vorgetragenen Königsjodler in Verbindung gebracht. Weitere bekannte Lieder sind Der edle Rittersepp, Der Anlassjodler, das Taxilied oder das Fußballied. In den Medien wurde er teilweise „Bajubarde“ oder „Bayerns bester Barde“ genannt.

Einige Jahre war Fesl regelmäßig in Radiowerbespots der Biermarke Veldensteiner zu hören. 2008 kam es wegen der Erwähnung von Jürgen Klinsmann in einem dieser Werbespots zu einem Gerichtsverfahren, in dem der Bierhersteller Kaiser Bräu unterlag. Bei der Verkündung des Urteils bewies er auch in dieser Situation seinen Humor, indem er sagte: „Es gibt Schlimmeres, zum Beispiel zermatschte Semmelknödel.“[5]

Fesl leidet seit 1997 an der Parkinson-Krankheit und musste Ende 2006 seine gut besuchte Abschiedstournee deshalb vorzeitig beenden. 2009 wurde ihm gegen die Parkinson-Symptome ein Hirnschrittmacher eingesetzt.[6] Er lebt mit seiner zweiten Frau Monika in der Einöde Häuslaign[7] (Gemeinde Pleiskirchen, Oberbayern).[8] Er hat zwei Töchter.[6]

Seit 2013 vertreibt er seine selbst erfundene Original Fredl-Fesl-Schunkelhilfe.[9] 2015 erschien seine Autobiografie Ohne Gaudi is ois nix im Volk Verlag. Das Buch enthält Erinnerungen von Wegbegleitern wie Zither-Manä, Mike Krüger, Konstantin Wecker, Hans Well, Willy Astor oder Martina Schwarzmann.

Musik

Fredl Fesl bezeichnet seine Werke als „bayrische und melankomische Lieder“, was er auch für sein viertes Album als Untertitel wählte. Sie sind im Dialekt gehalten und wurzeln häufig in der Volksmusik, haben jedoch ausgesprochen humorvolle und hintersinnige Texte, nicht selten unter Verwendung von Wortspielen. Willy Astor steht mit seiner Wort-Komik stark in der Tradition von Fesl. Fesl selbst spielt Gitarre, Tuba, Trompete, Althorn[10] und Klavier. Ottfried Fischer bezeichnete ihn in seiner beliebten Kabarett- und Talk-Sendung Ottis Schlachthof im Bayerischen Fernsehen im Jahr 1999 treffend als Angehörigen der obersten Zunft der bayerischen Liedermacher, als „echten Pfundskerl“ und Rebell der eher sanfteren Sorte mit hintergründigem und skurrilem Humor.

Auszeichnungen

Verleihung des Großen Karl-Valentin-Preises 2010
Fredl Fesl, Bayerischer Poetentaler 2017

Bekannte Titel

  • 1976 Ritter Hadubrand
  • 1976 Taxilied (live oft als Ich will nicht nach Dachau angekündigt)
  • 1976 Der Königsjodler
  • 1977 Der edle Rittersepp
  • 1978 Anlass-Jodler
  • 1978 Fußball-Lied
  • 1978 Der Bi-Ba-Butzemann
  • 1978 Preiß’n-Jodler
  • 1978 Schulmeisterei
  • 1981 Sepp bleib’ da (zur Melodie von Adelita von Francisco Tárrega)
  • 1983 Ein Pferd hat vier Beiner
  • 1983 Weil i net mog
  • 2000 Riesenneger im Nieselregen

Diskografie

Alben

  • Fredl Fesl (1976)
  • Fredl Fesl 2 (1977)
  • Fredl Fesl – Drei (1978)
  • Fredl Fesl 4 – Bayrische und melankomische Lieder (1981)
  • Die Fünfte von Fredl Fesl (1983)
  • Fredl Fesl 6 – D’ Welt hat an Vogel (1993)

Kompilationen

  • Fredl Fesl – Meine schönsten Lieder & Sprüche (1985 LP [CBS Schallplatten], 2006 CD [MVC])
  • Fredl Fesl – Eine Stunde mit Fredl Fesl (1989)
  • Fredl Fesl – Ein bayerischer Abend (1997)
  • Fredl Fesl – Anlass-Jodler (2003, Doppelalbum)
  • Fredl Fesl – Der bayerische Stier – Seine schönsten melankomischen Lieder (2005, Doppelalbum)
  • Fredl Fesl – Fußball-Lied und andere Erfolge (2005, 3 CDs)
  • Fredl Fesl – Ritter, Wirtsleut, Preiss’n und i (2007, 3 CDs, Alben 1–3)

Literatur

Auftritte und Sonstiges

  • 1977 spielte der Fesl im Film Die Jugendstreiche des Knaben Karl (handelt vom jungen Karl Valentin) einen Sänger und sang darin in einem Biergarten aus seinen Bibel-Gstanzl’n (Amen).
  • Für den Fernsehfilm Wunderland (1983) entstand das Lied Ich bin der Räuber Hotzenplotz.
  • 1989 hatte Fesl einen Gastauftritt in der Serie Meister Eder und sein Pumuckl in der Folge Pumuckl und die Musik. Er begründete sein verspätetes Erscheinen damit, dass sein Auto nicht angesprungen war, was als Anspielung auf seinen bekannten Anlass-Jodler zu deuten ist.
  • Von 1997 bis 1998 wirkte Fesl in 10 Episoden der österreichischen Kabarett-Reihe Tohuwabohu mit.
  • Die Dokumentation aus der Reihe Lebenslinien mit dem Titel Fredl Fesl: I bin wia i bin (2003) zeigt das Leben des Künstlers unter Verwendung zahlreicher Interviews und Ausschnitte seiner Auftritte.
  • Fesl kaufte sich privat einen Bagger. In mehreren Folgen von Ottis Schlachthof wurde er deshalb von Ottfried Fischer nach dem Bagger gefragt.

Weblinks

Commons: Fredl Fesl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Raimund Meisenberger: Der kerngesunde Humor des Fredl Fesl. Porträt zum 70. Geburtstag. Passauer Neue Presse, 17. September 2017, abgerufen am 7. Oktober 2017.
  2. a b c d e Fredl Fesl - Biographie. Abgerufen am 1. April 2021.
  3. a b Fredl Fesl: Zeitstrahl, br.de, 4. Oktober 2011
  4. idowa, Straubing Germany: Ein waschechter Niederbayer: Zum Weißwurstfrühstück bei Fredl Fesl - idowa. Abgerufen am 13. Juli 2021.
  5. Klinsmann gewinnt Streit über Bierwerbung, Spiegel Online, 11. Februar 2009. Abgerufen am 14. Juli 2017.
  6. a b Fredl Fesl: Melankomisches Musikkabarett, br.de, 23. Mai 2012. Abgerufen am 14. Juli 2017.
  7. Andreas Reichelt: Ich bin der Fredl. Warum, weiß ich nicht. Hrsg.: NIEDERBAYERN TV Magazin. Jun1 2021, Nr. 7. Attenkofer.
  8. Thomas Grasberger: Fredl Fesl wird 70: Der König von Bairisch-Absurdistan - 2. Teil, br.de, 9. Juli 2017. Abgerufen am 14. Juli 2017.
  9. Fredl Fesl hilft beim Schunkeln. In: Claudia Pichler. 23. Oktober 2013, abgerufen am 6. September 2020 (deutsch).
  10. Willy Astor & Fredl Fesl im Schlachthof (2004). Abgerufen am 6. September 2020.
  11. Orden für Fredl Fesl: Das Publikum hat feuchte Augen. 16. Februar 2020, abgerufen am 6. September 2020.

Information

Der Artikel Fredl Fesl in der deutschen Wikipedia belegte im lokalen Ranking der Popularität folgende Plätze:

Der präsentierte Inhalt des Wikipedia-Artikels wurde im 2022-07-11 basierend auf extrahiert https://de.wikipedia.org/?curid=415487