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Bereich | Transportwesen | ||
Titel | Produktspezifikation für Paletten – Teil 1: Herstellung von 800 mm × 1200 mm-Flachpaletten aus Holz; Teil 2: Herstellung von 1000 mm × 1200 mm-Flachpaletten aus Holz | ||
Letzte Ausgabe | 2004-01, 2009-10 |
Eine Europoolpalette (umgangssprachlich Europalette) ist eine Flachpalette (FP) aus Holz aus dem Tauschsystem des Europools.
Typischerweise (wie im Nachfolgenden) ist die nach EN 13698-1 genormte, mehrwegfähige Transportpalette mit einer Grundfläche von 0,96 Quadratmetern (0,4 Lademeter) und den Maßen 1200 mm × 800 mm × 144 mm (Länge × Breite × Höhe) sowie einem Eigengewicht von 20 bis 24 kg (je nach Holzfeuchte) gemeint. Sie besteht aus elf Brettern und neun Klötzen und wird von exakt 78 Spezialnägeln[1] zusammengehalten. Die Europalette ist UIC-genormt und entspricht den Bestimmungen der European Pallet Association (EPAL).[2]
Die Palette hat definierte Fasen an den vier senkrechten Außenkanten, um das Verhaken beim Rangieren in engen Laderäumen zu verhindern. Zwischen den neun Klötzen haben die drei Bodenbretter streckenweise Anfasungen, um das Einfädeln mit Gabelzinken oder Hineinrollen mit einem Hubwagen zu erleichtern. Alle Fasen schonen das Holz in Bezug auf Absplittern.
Eine Europalette ist eine Vierwegpalette, sie kann von allen vier Seiten mit einem Flurfördergerät, zum Beispiel mit einem Gabelstapler oder einem Hubwagen, aufgenommen und befördert werden.
Aus Nichtmitgliedsländern in die EU gelangende Holzpaletten müssen hitzebehandelt sein. Die Paletten legt man dazu 30 Minuten lang in einen Raum mit 56° Celsius, um Eiweiße zu denaturieren und damit unwirksam zu machen.[3]
Von EPAL sind 17 Holzarten[4] zugelassen.[5] „Sie sind preisgünstig und enthalten Gerbsäuren, die Keime abtöten und damit antibakteriell wirken.“ Die Klötze bestehen aus Pressspan, das so gut wie keine Feuchtigkeit enthält und nicht anfällig für Schimmel ist.[6]
Anfang 1961 und in den darauf folgenden Jahren unterzeichneten einige europäische Eisenbahnen, die in der Vereinigung der Internationalen Eisenbahnen (UIC) (Union Internationale des chemins de fer) organisiert sind, einen Vertrag über eine tauschbare Palette mit dem Namen Europalette. Ende 1968 unterschrieben einige Bahnen einen weiteren Vertrag über eine tauschbare Gitterbox mit dem Namen Eurogitterbox. Die unterzeichnenden Eisenbahnen waren zur Einhaltung der Normen der Herstellung und zur Reparatur der Europaletten sowie der Eurogitterboxen verpflichtet. Die Überwachung bzw. die Gewährleistung zum störungsfreien Tausch im EPP (Europäischer Palettenpool) wurde vertraglich vereinbart.
Mitte der 1970er Jahre übertrug die Deutsche Bundesbahn ihre Rechte der Zeichen DB, RAL-RG 993, ovales EUR und EPAL an den Europaletten und Eurogitterboxen „Gütegemeinschaft Paletten“ dem heutigen Europäischen Dachverband des EPAL und die Zeichen wurden somit markenrechtlich geschützt.[7]
Mittlerweile gibt es vier verschiedene Marken (WORLD, EPAL, CHEP, LPR), die rechtsverbindlich eingetragen sind und unter denen Europaletten hergestellt werden. Bei allen handelt es sich um Holzpaletten, bei denen der konstruktive Aufbau die vom Anwender landläufig als „Europalette“ bezeichnete Palettenbauform ist.[8] Der Stand der Technik wurde unter anderem in der Gebrauchsmusterschrift von Julius Hofert (Erbach) vom Deutschen Patentamt unter der Nummer DE 1 935 973 U (Anlage 1) am 31. März 1966 veröffentlicht.
Diese oben genannte Palettenbauform wird unter verschiedenen Markennamen in standardisierten Baugrößen nach EN 13698-1 gefertigt und zumeist in dem vom Verbraucher als „Europalette“ bezeichneten Palettenformat 800 mm × 1200 mm am Markt angeboten.
Seit dem 1. August 2013 muss auf allen Randklötzen die Aufschrift EPAL im Oval stehen, damit die Palette als eine EPAL-Palette erkenntlich ist. Die Beschriftung EUR entfiel dadurch.[9]
Europaletten dienen der optimalen Raumausnutzung im Transportwesen. Wechselbrücken, Wechselaufbaubehälter oder Sattelzüge bieten 2,40 Meter nutzbare Ladebreite, was genau zwei Europaletten quer oder drei Europaletten längs entspricht. Unterschiedlichste Transportgüter können auf Europaletten platzsparend verladen werden. Europaletten finden daher überall im Transportgewerbe Verwendung. In vielen Industriebetrieben sind die Verpackungsmaschinen auf Europaletten abgestimmt.
In ISO-Containern werden Europaletten in der Regel nicht eingesetzt, da die Maße der Europalette nicht zu denen des ISO-Containers passen, so dass wertvolles Transportvolumen im Container ungenutzt bleibt. Dafür werden Kunststoff-[10] oder Pressholzpaletten[11][12] der Typen F11 und F76 mit den für Container optimierten Maßen verwendet.
Bezeichnung | Maß | Maximale Palettenbeladung in einem ISO-20’-Container |
---|---|---|
F11 | 1140 mm × 1140 mm[11][10] oder 1135 mm × 1135 mm[12] | 10 |
F76 | [11][12] | 760 mm × 1140 mm15 |
Um herkömmliche Europaletten (1200 mm × 800 mm) ohne Laderaumverlust in Containern transportieren zu können, wurden für den europäischen Binnenverkehr spezielle Binnencontainer eingeführt, die sich an die Maße der ISO-Container anlehnen, aber etwas breiter sind.
Eine Europoolpalette des EPAL-Systems muss folgende Kennzeichnungen aufweisen, um als solche behandelt zu werden: [13]
Die Markierung erfolgt in der Regel durch Brandstempelung in Holz. Vor dem 1. August 2013 trug der rechte Eckklotz statt EPAL das Zeichen des Europäischen Paletten-Pools EUR, ebenfalls im Oval.
Nachstehend sind eine Reihe von Ländercodes gelistet, die in Europa genutzt werden.[15]
Länderkennzeichnung | Herstellungsland |
---|---|
A | Österreich |
B | Belgien |
BG | Bulgarien |
BIH | Bosnien und Herzegowina |
BY oder auch GUS | Weißrussland |
CH | Schweiz |
DE[16] | Deutschland |
E | Spanien |
F | Frankreich |
GB | Vereinigtes Königreich |
GR | Griechenland |
H | Ungarn |
HR | Kroatien |
I | Italien |
IRL | Irland |
LT | Litauen |
LV | Lettland |
NL | Niederlande |
PL | Polen |
PT | Portugal |
RO | Rumänien |
RUS | Russland |
SE | Schweden |
SK | Slowakei |
SZ | Slowenien |
TR | Türkei |
UA | Ukraine |
Die EUR-Flachpalette kann höchstens 1000 kg auf einem Punkt sowie maximal 1500 kg bei gleichmäßiger Verteilung tragen. Beschädigte und damit nicht tauschfähige Paletten haben oft eine wesentlich geringere Belastbarkeit. „Das Konstrukt ist robust genug, um Stürze zu überstehen und von einem Gabelstapler mit einem Gewicht von 4 t überfahren zu werden.“[6]
Man unterscheidet beim Europaletten-Tausch verschiedene Arten der Qualität, die für den jeweiligen Versender ausschlaggebend sind:
Neue Europalette:
Neuwertige Europalette:
Gebrauchte/tauschfähige Europalette:
Verbrauchte/nicht mehr tauschfähige Europalette:
Reparierte Europaletten:
In der Praxis weichen die Bewertungen insbesondere zwischen „tauschfähig“ und „nicht tauschfähig“ trotz einfacher Unterscheidungsregeln[17] voneinander ab. Der Palettenmarkt in Deutschland unterscheidet zwischen Neuen, 1. Wahl, 2. Wahl Europaletten der Marke EPAL.
Ob Paletten „tauschfähig“ sind, ist definiert. Nicht tauschfähig sind Paletten laut EPAL, wenn[18]
Die Bestimmungen zur Herstellung und Reparatur von EPAL-Europaletten sind bis hin zur Position der einzelnen Nägel umfangreich. Verstöße werden regelmäßig straf- und zivilrechtlich verfolgt. Es befinden sich zahlreiche gefälschte Europaletten in Umlauf.
Oft wird von „einwandfreien Tauschpaletten“ geredet. Als solche werden auch Paletten angenommen, die nicht zu 100 % den EPAL-Kriterien zur Tauschfähigkeit entsprechen.
Der Tausch bei Europaletten erfolgt nicht automatisch. Folgende Bedingungen sind für eine Tauschvereinbarung zwingend:
Zu beachten ist, dass ein Palettentausch nicht in allen Staaten üblich ist; selbst innerhalb der EU hat er sich nicht in allen Mitgliedsländern durchgesetzt. Die Schweizer Spediteure sind zum Jahresende 2007 aus dem Palettentausch ausgestiegen. Im heutigen Europaletten-Tauschpool sind derzeit sechs Staaten: Frankreich, Niederlande, Österreich, Belgien, Luxemburg und Deutschland.[21] Der Palettentausch ist eine individuelle Vereinbarung zwischen Versender und Empfänger, eine Tauschverpflichtung (Gesetzesgrundlage) gibt es nicht. Eine Alternative zum Palettentausch ist der Weiterverkauf der Paletten.
In Kontrakten zwischen Verladern und Spediteuren wird in der Regel eine Verschleißrate von 5 % zu Gunsten des Spediteurs in Ansatz gebracht.
Vom Tausch können Europaletten nur ausgeschlossen werden, wenn
Das muss alles auf den Frachtpapieren vermerkt werden.
Für den Ablauf des Tauschs empfiehlt der Bundesverband Spedition und Logistik zwei verschiedene Klauseln:
Europoolpaletten werden zu Tagespreisen gehandelt. Der Preis hängt von Angebot und Nachfrage sowie Zustand und Behandlung der Palette ab (z. B. schädlingsfrei nach IPPC). Vom Verkaufspreis zu unterscheiden sind Mietpreise und Kautionen. Im August 2011 betrug der Marktwert einer Europoolpalette ca. 8,50 €, schätzungsweise 400 Mio. Stück waren im Umlauf.[22] Für 2017 wurde ein Preis von rund 10 € angegeben.[23]
In Deutschland gibt es fast 440 Palettenhersteller, die 2018 insgesamt 111 Mio. Paletten im Wert von 900 Mio. Euro herstellten (2016: 103 Mio., 2017: 111 Mio.).[6] Laut Bundesverband Holzpackmittel, Paletten und Exportverpackungen (HPE) waren 2018 aufgrund des durch die Wirtschaftslage gestiegenen Bedarfs Wartezeiten für die Lieferung von Paletten üblich und der Gebrauchtpalettenmarkt praktisch leer.[24]
Der präsentierte Inhalt des Wikipedia-Artikels wurde im 2021-06-13 basierend auf extrahiert https://de.wikipedia.org/?curid=153960