Darwin Award

Der Darwinpreis ist ein sarkastischer Negativpreis. Er wird seit 1994 dazu verwendet, um über Menschen zu berichten, die sich versehentlich selbst töten, tödlich verunfallen oder selbst unfruchtbar machen und dabei laut Organisatoren des Preises ein besonderes Maß an Dummheit zeigen. Der Name bezieht sich auf Charles Darwin, den Entdecker der natürlichen Auslese. Dahinter steht der Gedanke, dass ein lebensuntüchtiges Individuum seiner Art einen Gefallen tut, wenn es die weitere Verbreitung des eigenen Erbguts verhindert. Menschen, die dem Tode knapp entronnen sind, werden mit einer „lobenden Erwähnung“ ausgezeichnet.

Die Todesfälle werden auf einer Website vorgestellt.[1] Alle Fälle werden auf Richtigkeit oder Plausibilität geprüft. Nur in der ersten Buchausgabe der Darwin Awards waren noch moderne Sagen enthalten.

Kriterien

Der Kandidat bzw. Preisträger muss die folgenden Kriterien erfüllen:

  1. Fortpflanzungsunfähigkeit: Der Kandidat muss aus dem Genpool ausscheiden, also sterben oder zumindest unfruchtbar werden.
  2. Originalität: Es muss eine außergewöhnlich dumme Fehleinschätzung stattfinden, mehr als die „übliche Blödheit“.
  3. Eigenes Verschulden: Der Kandidat muss sein Ausscheiden aus dem Genpool selbst herbeigeführt haben. Zudem führt der Tod eines Unbeteiligten zur Ablehnung der Geschichte.
  4. Reife: Der Kandidat muss ein urteilsfähiger Mensch sein. Kinder, deren Urteilsvermögen noch nicht voll ausgebildet ist, oder Menschen mit geistigen Störungen sind ausgeschlossen.
  5. Richtigkeit: Das Ereignis muss bestätigt oder zumindest plausibel sein.

Umstritten ist, ob der Darwinpreis auch an einen Menschen verliehen werden sollte, der lebende Kinder hat – seine „Idiotie-Gene“ hat er ja bereits weitergegeben. In der deutschen Buchausgabe von 2003 wurde hierzu klargestellt: „Falls bereits Nachkommen des Kandidaten existieren, stellt dies zwar eine potenzielle Gefahr für den Genpool dar, doch der Kandidat wird dadurch nicht disqualifiziert.“[2]

Geschichte

Der Darwinpreis ist eine Idee von Biologiestudenten der Stanford University in Kalifornien. Sie sammelten skurrile Fälle und Anekdoten und präsentierten sie auf einer Website der Universität. Nachdem die Seite sehr populär geworden war, wurde sie ausgelagert. Heute werden täglich neue Fälle eingestellt und von einer weltweiten Fan-Gemeinde diskutiert und beurteilt. Auch einen Newsletter gibt es.

Wesentlich getragen wird das Projekt von der Molekularbiologin Wendy Northcutt, die auch die Autorin der Darwin-Awards-Bücher ist. Sie gab ihren regulären Beruf schließlich auf und widmet sich bis heute dem Projekt.

In Deutschland erlangte der Darwinpreis eine größere Bekanntheit, als ihm das Nachrichtenmagazin Der Spiegel am 5. Januar 1998 einen Artikel widmete.[3] Zuvor wurde über den Preis in der Zeitschrift Spiegel Special 9/1997 berichtet.[4]

Beispiele

  • Ein Rechtsanwalt warf sich gegen ein Fenster im 24. Stock eines Hochhauses, um die Stabilität der Fensterscheiben zu demonstrieren. Der Fensterrahmen gab jedoch nach, der Anwalt stürzte aus dem Gebäude und war beim Aufschlag sofort tot.[5]
  • Ein Autofahrer, der sich während eines Staus erleichtern wollte, sprang über eine Leitplanke. Er übersah, dass sich direkt dahinter eine Schlucht befand.[6]
  • Eine junge Frau fuhr bei starkem Regenfall in eine aus diesem Grund polizeilich gesperrte Straße und stürzte mit ihrem Mofa in einen kleinen Fluss. Kurz nachdem sie von einem Polizisten gerettet worden war, sprang sie erneut in den Fluss und ertrank. Es blieb unklar, ob sie flüchten oder ihr Mofa retten wollte.[7]
  • Zwei Einbrecher wollten einen Geldautomaten aufsprengen und benutzten dazu so viel Sprengstoff, dass das gesamte Gebäude über ihnen einstürzte.[8]
  • Ein 25-jähriger Fahrradfahrer überquerte das Rollfeld eines brasilianischen Flughafens. Das landende Flugzeug bemerkte er nicht, weil er Musik auf seinem Walkman hörte. Als das Flugzeug ihn rammte, befand er sich mitten auf dem Rollfeld. Am Flugzeug entstanden Luftschrauben- und Tragflächenschäden.[9]
  • John Allen Chau, Preisträger 2018, starb bei dem Versuch, die auf North Sentinel Island lebenden Sentinelesen trotz Kontaktverbot der indischen Regierung christlich zu missionieren.[10] Chau versuchte mehrfach, entgegen den geltenden Verboten die Insel zu betreten, und wurde, nachdem er Warnschüsse der Einheimischen ignoriert hatte, bei seinem dritten Versuch von diesen mit Pfeilen erschossen.[11]

Hörbuch

Im Jahr 2002 erschien ein Hörbuch, in dem Hella von Sinnen und Dirk Bach sich die skurrilsten Todesfälle auf heitere Weise vorlesen.[12]

Die Komödie The Darwin Awards beruht teilweise auf den realen preisgekrönten Vorfällen.

Literatur

  • Wendy Northcutt: Die Darwin Awards die skurrilsten Arten, zu Tode zu kommen (= Goldmann, 45375). Goldmann, München 2003, ISBN 3-442-45375-5.
  • Wendy Northcutt: Neue Darwin Awards die skurrilsten Arten, zu Tode zu kommen (= Goldmann, 45376). Goldmann, München 2003, ISBN 3-442-45376-3.
  • Wendy Northcutt: Neueste Darwin Awards die skurrilsten Arten, zu Tode zu kommen (= Goldmann, 45881). Goldmann, München 2005, ISBN 3-442-45881-1.
  • Wendy Northcutt: Die Darwin-Awards: die skurrilsten Arten, zu Tode zu kommen (= Goldmann, 47517). Übersetzt von Almuth Dittmar-Kolb. Neuveröffentlichung, 1. Auflage, Goldmann, München 2011, ISBN 978-3-442-47517-9.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Darwin Awards. Auf: darwinawards.com; zuletzt abgerufen am 21. September 2020.
  2. Wendy Northcutt: Neueste Darwin Awards. ... München 2005, S. 21.
  3. Preise: Nackt im Löwengehege in Der Spiegel 2/1998 vom 5. Januar 1998.
  4. Tod, wo ist dein Stachel? Die unglaublichsten Unfälle der Welt in Spiegel Special 9/1997 vom 1. September 1997
  5. Der Tod hat seinen Preis (Memento vom 8. März 2010 im Internet Archive) (auf: web.de, abgerufen am 18. Dezember 2009)
  6. Darwin Award 2009: Dying to Go
  7. Darwin Award 2009: Double Dip
  8. Darwin Award 2009: Crashing Debt
  9. Darwin Award 1997: No Bike Lane at the Airport
  10. The Missionary Position – 2018 Darwin Award Winner. Abgerufen am 21. Februar 2019.
  11. Le Monde, AFP: Américain tué par la tribu des Sentinelles: l’Inde appelée à laisser le corps sur l’île. In: LeMonde.fr. 28. November 2018, abgerufen am 5. Februar 2019 (französisch).
  12. Wendy Northcutt: Die Darwin Awards. 2 CDs: Für die skurrilsten Arten, zu Tode zu kommen. Hoffmann und Campe, 2002, ISBN 978-3455302677.

Information

Der Artikel Darwin Award in der deutschen Wikipedia belegte im lokalen Ranking der Popularität folgende Plätze:

Der präsentierte Inhalt des Wikipedia-Artikels wurde im 2021-06-13 basierend auf extrahiert https://de.wikipedia.org/?curid=140559