Crash 2030 – Ermittlungsprotokoll einer Katastrophe

Film
Originaltitel Crash 2030 – Ermittlungsprotokoll einer Katastrophe
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1994
Länge 44 Minuten
Stab
Regie Joachim Faulstich
Drehbuch Joachim Faulstich
Besetzung

Der dokufiktionale Film Crash 2030 – Ermittlungsprotokoll einer Katastrophe des Hessischen Rundfunks von 1994 spielt in einem vereinten Europa, das mit den Folgen des Klimawandels kämpfen muss, wobei ein Staatsanwalt vorschlägt, die Verantwortlichen der Katastrophe gemäß dem Verursacherprinzip zu verklagen. Regie führte Joachim Faulstich. Die Hauptrolle des Staatsanwalts Galinowski übernahm Dietrich Hollinderbäumer. Der Film wurde erstmals am 6. Mai 1994 im Fernsehen ausgestrahlt.

Handlung

Der Film ist als Ergebnisprotokoll der Ermittlungen des Staatsanwalts Galinowski gestaltet, der sich das Ausmaß der Klimakatastrophe in Europa im Jahr 2030 angesehen hat: Von den Alpen bis zur Nordsee findet man abgestorbene Wälder und ausgetrocknete Flüsse. In den Hochgebirgen sind ganze Täler unbewohnbar, denn Orte wie Garmisch und Mittenwald sind von ungeheuren Schlammmassen reißender Wildbäche zerstört. Rhein und Bodensee liegen im Sommer völlig trocken und sind nicht mehr schiffbar. In Winter und Frühjahr wälzen sich Flutwellen durch die Täler vieler noch nicht ausgetrockneter Flüsse, denn Jahrhundertüberschwemmungen sind Alltag. Zudem kommt es zu regelmäßigen Waldbränden, bei denen kürzlich auch das Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald zerstört wurde. Zudem steigen die Meeresspiegel unaufhörlich an, und es kommt nicht selten zu verheerenden Sturmfluten, durch die Küstenstaaten Teile ihrer Landmasse verlieren und Inseln wie Sylt unbewohnbar werden. Zwischen den fiktiven Doku-Aufnahmen der Katastrophe werden auch fiktionale Interviews mit Betroffenen geführt und wissenschaftliche Prognosen der 1990er Jahre präsentiert.

Der Tourismus ist zum Erliegen gekommen. Weite Teile der Bevölkerung sind verarmt. Zudem sind viele beliebte Reiseziele in Südeuropa zur Wüste geworden und Hotels stehen leer. Versuche, sie als Flüchtlingsunterkünfte für Menschen aus Afrika und Südostasien zu nutzen, sind gescheitert. Allerdings wird im Film eine U-Boot-Tour im Küstengebiet der Ostsee gezeigt, bei der die durch Sturmfluten und Meeresspiegelanstieg untergegangenen Städte besichtigt werden können.

Der Staatsanwalt Galinowski will die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen und erhebt vor dem Europäischen Gerichtshof Anklage gegen sämtliche Automobilunternehmen, Energie- und Chemiekonzerne sowie die Politiker François Mitterrand, Margaret Thatcher und Helmut Kohl, die in ihren langen Amtszeiten genug Zeit gehabt hätten, etwas zu verändern. Wie das Urteil ausfallen wird, bleibt offen.[1][2]

Hintergrund

Der Film ist eine Zeitreise in die Klimakatastrophe mit aufwendigen computergestützten Montagen. Als Rekonstruktionen der Vergangenheit dienen hingegen echte Filmaufnahmen aus der Zeit zwischen 1985 bis 1995.[1] Grundlage für die im Film dargestellten Szenarien waren wissenschaftliche Studien des Max-Planck-Instituts in Hamburg sowie anderer Universitäten und Forschungszentren.[2] Zum damaligen Zeitpunkt bildete sich gerade der wissenschaftliche Konsens zum Klimawandel, wonach die Globale Erwärmung seit Ende des 19. Jahrhunderts mit hoher Wahrscheinlichkeit auf anthropogene Emissionen von Treibhausgasen zurückzuführen ist. 1990 war der erste Sachstandsbericht des 1988 gegründeten Weltklimarates IPCC erschienen. 1994 trat das auf dessen Grundlage entwickelte Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen in Kraft. Danach sollten sich vorrangig die entwickelten Länder zu Klimaschutzmaßnahmen und zur Begrenzung und allmählichen Reduktion der Treibhausgasemissionen bezogen auf das Basisjahr 1990 verpflichten.

Inwieweit die Folgen der globalen Erwärmung in Deutschland tatsächlich zu Klimakatastrophen wie im Film führen werden, ist offen. Mit dem Pariser Klimaschutzabkommen hat sich die Weltgemeinschaft 2015 verbindlich dazu bekannt, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen (das sogenannte Zwei-Grad-Ziel) und darüber hinaus Anstrengungen zu unternehmen, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Das Pariser Abkommen ist seitdem Grundlage der europäischen Klimaschutzgesetzgebung („Fit for 55“) und des deutschen Bundes-Klimaschutzgesetzes. Klimaaktivisten wie die Letzte Generation fordern eine Verschärfung der Gesetze, um die Klimaneutralität deutlich vor dem gesetzlich angestrebten Zeitpunkt 2045 zu erreichen.

Kritik

„Da fragt man sich, wieviel Glaubwürdigkeit den Fernsehbildern in naher Zukunft noch zukommen wird. ‚Crash 2030‘ ist erst in zweiter Linie ein Appell an die ökologische Vernunft, sondern vor allem eine Warnung vor einer Art televisionärer Umweltkatastrophe. Denn wenn wir nicht aufpassen, werden wir im verwüsteten Europa des Jahres 2030 vor dem Fernseher sitzen und uns mit einer digital erzeugten heilen Welt aus der Paint-Box trösten.“

taz[2]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Gudrun Doering: Crash 2030. In: material.rpi-virtuell.de. 28. Januar 2019, abgerufen am 4. März 2023.
  2. a b c Tilmann Baumgärtel: Standbild: Wüste Bilder. In: taz.de. 6. Mai 1994, abgerufen am 4. März 2023.

Information

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Der präsentierte Inhalt des Wikipedia-Artikels wurde im 2023-04-01 basierend auf extrahiert https://de.wikipedia.org/?curid=12583579