Chernobyl (Fernsehserie)

Fernsehserie
Deutscher TitelChernobyl
OriginaltitelChernobyl
Chernobyl logo.svg
Produktionsland Vereinigte Staaten,
Vereinigtes Königreich
Originalsprache Englisch
Jahr 2019
Produktions-
unternehmen
Sister Pictures,
The Mighty Mint
Länge 60–72 Minuten
Episoden 5 in 1 Staffel (Liste)
Genre Historienfilm, Drama
Idee Craig Mazin
Regie Johan Renck
Drehbuch Craig Mazin
Produktion Sanne Wohlenberg
Musik Hildur Guðnadóttir
Kamera Jakob Ihre
Schnitt Jinx Godfrey,
Simon Smith
Erstausstrahlung 6. Mai 2019 (USA) auf HBO
Deutschsprachige
Erstausstrahlung
14. Mai 2019 auf Sky Atlantic HD
Besetzung
Synchronisation

Chernobyl ist eine US-amerikanisch-britische Miniserie des Senders HBO und Sky über die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl, die vom 6. Mai bis zum 3. Juni 2019 erstmals ausgestrahlt wurde.

Schöpfer der Serie ist Craig Mazin und Regie führte Johan Renck, in den Hauptrollen sind Stellan Skarsgård, Emily Watson und Jared Harris zu sehen. Die bisher wichtigste Auszeichnung für die Serie war der Golden Globe, den Chernobyl 2020 in der Kategorie Beste Miniserie oder Fernsehfilm erhielt.

Inhalt

Die Serie zeigt die Folgen der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl vom 26. April 1986 und stützt sich dabei weitgehend auf reale Gegebenheiten.[1] Zentrale Figur ist der Wissenschaftler Waleri Legassow, der von der Regierung als Experte nach dem Unglück hinzugezogen wird und damit die Verantwortung für die Reaktion auf das Unglück übertragen bekommt.

Ausstrahlung

Die Serie wurde vom 6. Mai bis zum 3. Juni 2019 erstausgestrahlt.

Im deutschsprachigen Raum war die Serie vom 14. Mai bis zum 11. Juni 2019 beim Sender Sky Atlantic HD im Fernsehen zu sehen und zudem über Sky Ticket abrufbar. Weiters ist sie auch bei Maxdome und Prime Video oder als DVD oder Blu-ray verfügbar.

Am 12. April 2021 zeigte ORF 1 in Österreich als deutschsprachige Free-TV-Premiere alle fünf Folgen hintereinander.[2] Ebenfalls ab dem 12. April 2021 folgte an drei aufeinanderfolgenden Montagen die Ausstrahlung bei ProSieben.[3]

Besetzung und Synchronisation

Die Synchronisation der Serie wurde bei der Scalamedia nach einem Dialogbuch von Robert Golling und unter der Dialogregie von Cay-Michael Wolf erstellt.[4]

Rolle Darsteller Synchronsprecher[4]
Waleri Legassow Jared Harris Romanus Fuhrmann
Boris Schtscherbina Stellan Skarsgård Detlef Bierstedt
Ulana Chomjuk Emily Watson Sabine Falkenberg
Ljudmila Ignatenko Jessie Buckley Anna Grisebach
Wassili Ignatenko Adam Nagaitis Jeremias Koschorz
Alexander Akimow Sam Troughton Gerrit Hamann
Leonid Toptunow Robert Emms Konrad Bösherz
Anatoli Djatlow Paul Ritter Uwe Büschken
Wiktor Brjuchanow Con O’Neill Tobias Lelle
Nikolai Fomin Adrian Rawlins Rainer Doering
Wiktor Proskurjakow Karl Davies Patrick Keller
Michail Gorbatschow David Dencik Frank Röth
Scharkow (Žarkov) Donald Sumpter Rainer Gerlach
General Wladimir Pikalow Mark Lewis Jones Axel Lutter
General Nikolai Tarakanow Ralph Ineson Peter Flechtner
KGB-Vorsitzender Charkov Alan Williams
Anatoli Sitnikow Jamie Sives Rainer Fritzsche
Alexander Juwtschenko Douggie McMeekin
Pavel Barry Keoghan
Bacho Fares Fares Sven Brieger
Andrei Gluchow Alex Ferns Lutz Schnell
Andrei Stepaschin Michael McElhatton Oliver Siebeck

Episodenliste

Nr. Deutscher Titel Original­titel Erstaus­strahlung USA Deutsch­sprachige Erstaus­strahlung (D) Regie Drehbuch
1 Episode 1 „1:23:45“ 6. Mai 2019 14. Mai 2019 Johan Renck Craig Mazin
Am 26. April 1988 nimmt Waleri Legassow eine Anzahl Tonaufnahmen auf, in denen er Anatoli Djatlow für die Katastrophe von Tschernobyl verantwortlich macht und Djatlows geringes Strafmaß anprangert. Nachdem er die Aufnahmen außerhalb seiner Wohnung versteckt hat, erhängt sich Legassow. Genau zwei Jahre früher beobachtet Ljudmila, die schwangere Frau des Feuerwehrmanns Wassili Ignatenko, in Prypjat eine Explosion im Kernkraftwerk Tschernobyl. Im Kontrollraum von Block 4 des Kraftwerks ignoriert in dem Moment Djatlow die Einschätzung von Akimow, Toptunow und anderer Untergebenen, die erkennen, dass der Reaktor explodiert ist. Der Reaktorkern liegt frei, brennt und lässt sich unter keinen Umständen kontrollieren. Nachdem die Feuerwehr an den Ort des Geschehens gerufen wurde, sieht Ignatenko einen anderen Feuerwehrmann einen Geröllblock Graphit aufheben. Kurz danach erleidet dieser Feuerwehrmann nukleare Verbrennungen an seiner Hand. Wiktor Brjuchanow und Nikolai Fomin erhalten einen Bericht von Djatlow, aber Falschinformationen und übermäßiges Vertrauen in das Design des RBMK-Reaktors verleiten Djatlow und das lokale Leitungskomitee von Prypjat den Vorfall gegenüber Moskau herunterzuspielen. Djatlow erkrankt an der akuten Strahlenkrankheit und Anatoli A. Sitnikow, der auf der Gefährlichkeit des Vorfalls bestanden hat, wird auf das Dach des Reaktors geschickt, um sich noch einmal zu vergewissern. Er erhält eine tödliche Dosis. Auf Geheiß von Michail Gorbatschow wird eine Untersuchungskommission einberufen. Boris Schtscherbina teilt Legassow mit, dass er ab sofort als wissenschaftlicher Berater zu dieser Kommission gehört.
2 Episode 2 „Please Remain Calm“ 13. Mai 2019 21. Mai 2019 Johan Renck Craig Mazin
Sieben Stunden nach der Explosion entdeckt Ulana Chomjuk eine Steigerung von radioaktiven Partikeln in Minsk. Sie leitet daraus ab, dass es einen Vorfall in Tschernobyl gegeben hat. Nachdem ihre Bedenken von einem hohen Parteifunktionär zurückgewiesen werden, macht sie sich selber auf den Weg nach Tschernobyl. In Prypjats überfülltem Krankenhaus findet Ljudmila heraus, dass Wassili mit anderen Strahlenkranken nach Moskau ausgeflogen wurde. In Moskau erklärt Legassow dem Vorsitzenden Gorbatschow, dass die Situation in Tschernobyl ernster sein müsse als dargestellt. Legassow wird mit dem immer noch skeptischen Schtscherbina nach Tschernobyl geschickt. Vom Hubschrauber aus sieht Legassow die Graphit-Trümmer und macht blaue, ionisierende Strahlung aus. Dadurch ist klar, dass der Reaktorkern freiliegt. Schtscherbina ist nun überzeugt und konfrontiert Brjuchanow und Fomin mit den Fakten, die ihrerseits Legassow Falschinformation unterstellen. Aber General Wladimir Pikalow fährt mit einem Dosimeter, das hohe Strahlungswerte messen kann, zum Reaktor und bestätigt die Befürchtung und hohen Werte. Legassow gibt nun die Anweisung an das Militär das Feuer durch den Abwurf von Sand und Bor zu löschen. Dabei werden Hubschrauber der Strahlung des Kerns ausgesetzt, einer stürzt durch den Zusammenstoß mit einem Kran ab. Als sich die Nachrichten vom Unfall verbreiten, wird Prypjat schließlich evakuiert. Chomjuk kommt auch in Tschernobyl an und warnt Legassow und Schtscherbina über das Risiko einer großen Dampfexplosion, wenn der Kern sich zum großen Auffangbecken unter dem Reaktor durchbrennt. Legassow bittet Gorbatschow um die Erlaubnis einer tödlichen Mission, um das Wasser unter dem Kern abzulassen. Die Mitarbeiter Alexei Ananenko, Waleri Bespalow und Boris Baranow melden sich freiwillig.
3 Episode 3 „Open Wide, O Earth“ 20. Mai 2019 28. Mai 2019 Johan Renck Craig Mazin
Das Wasser im Keller wurde erfolgreich abgelassen, aber eine Kernschmelze hat nun begonnen, die zu einer Kontamination des Grundwassers führen kann. Schtscherbina und Legassow überzeugen Gorbatschow, dass eine Kühlung unter dem Kern erforderlich ist. Dafür werden von Michail Schtschadow Bergleute aus Tula rekrutiert, die von Gluchow angeführt werden. Sie sollen unter extremen Bedingungen und ohne Maschinen einen Tunnel unter dem Kraftwerk bohren. Schtscherbina warnt Legassow, dass sie unter der Beobachtung des KGBs stehen. Legassow schickt Chomjuk zum Moskauer Krankenhaus um die Überlebenden zu befragen. Djatlow verhält sich unkooperativ. Aber sie findet von den Sterbenden Toptunow und Akimow heraus, dass das Kraftwerk explodiert ist, nachdem Akimow die Notfallabschaltung gedrückt hat. Das ist ein Szenario, das für unmöglich gehalten wurde. Ljudmila besticht Mitarbeiter des Krankenhauses und verschweigt ihre Schwangerschaft, um ihren todkranken Mann Wassili zu sehen. Sie missachtet Anweisungen, hält sich länger im Zimmer auf und berührt ihren Mann. Dabei findet Chomjuk Ljudmila und droht damit, alles dem Zentralkomitee zu melden, und wird von Mitarbeitern des KGBs verhaftet. Nachdem Legassow interveniert, wird sie wieder freigelassen. Schtscherbina und Legassow tragen dem Zentralkomitee ihren Plan zur Dekontamination vor, der die Mobilisierung von Massen an Liquidatoren erfordert. Währenddessen steht Ljudmila neben den Angehörigen von anderen Toten, die der Strahlenkrankheit erlegen sind. Wassili wird in einem verschweißten Bleisarg in einem Massengrab beerdigt, das anschließend mit Beton versiegelt wird.
4 Episode 4 The Happiness of All Mankind 27. Mai 2019 4. Juni 2019 Johan Renck Craig Mazin
Eine alte Frau weigert sich, die Sperrzone um Tschernobyl zu verlassen. Sie erklärt, dass sie auch vor früheren Gefahren nie geflohen sei. Ein Soldat zwingt sie mitzugehen, indem er ihre Kuh tötet, die ihr Milch gegeben hat. Der Einberufene Pawel wird zusammen mit dem Veteranen des Afghanistankrieges Bacho verpflichtet, in der Zone zu patrouillieren und verwahrloste Tiere zu erschießen und einzusammeln, da diese radioaktiv kontaminiert sind. Der Kommandeur der Liquidatoren, General Nikolai Tarakanow lässt Mondlandefahrzeuge auf dem Dach des Kraftwerks absetzen, um das Dach für den Sarkophag vorzubereiten und die radioaktiven Trümmer zu beseitigen. Nachdem ein westdeutscher Polizeiroboter aufgrund der überhöhten Strahlung nach kurzer Zeit seinen Dienst einstellt, ist Tarakanow gezwungen, 3.828 Liquidatoren aufzubieten. Diese müssen das Dach mit Schaufeln von Hand vom Schutt befreien. Jeder hat aufgrund der tödlichen Strahlung nur einmal 90 Sekunden Zeit. Chomjuk besucht das Archiv in Moskau und konfrontiert Djatlow mit dem Vorwurf, dass die Regierung nicht an der Wahrheit interessiert sei. Bei einem konspirativen Treffen ohne Beschattung des KGB wird Chomjuk von Schtscherbina und Legassow informiert, dass sie als Sachverständige im Prozess gegen Djatlow, Brjuchanow und Fomin aussagen muss. Legassow wird vor der internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) aussagen. Chomjuk offenbart ihnen einen Bericht über einen ähnlichen, aber harmloseren Unfall im Kernkraftwerk Leningrad aus dem Jahr 1975, der vom KGB zensiert wurde. Sie sagt ihnen auch, dass Ljudmila ein Mädchen zur Welt gebracht habe, das aufgrund der radioaktiven Verstrahlung nach vier Stunden gestorben sei. Chomjuk drängt Legassow dazu der IAEA die komplette Wahrheit zu erzählen. Schtscherbina rät zur Vorsicht und warnt vor Vergeltungsmaßnahmen der Regierung.
5 Episode 5 „Vichnaya Pamyat“ 3. Juni 2019 11. Juni 2019 Johan Renck Craig Mazin
Nach Legassows Aussage bei der IAEA in Wien, bei der er gelogen hat, wird Djatlow, Brjuchanow und Fomin der Prozess in Tschernobyl gemacht. Schtscherbina wird als erstes aufgerufen, um seine Zeugenaussage zu machen. Er erklärt, wie ein Kernkraftwerk funktioniert. Chomjuk und Legassow bezeugen, wie es zu dem Unfall kam. Dabei stützen sie sich auf die Aussagen der Leute aus dem Kontrollraum. In Rückblenden wird gezeigt, dass der Auslöser des Unfalls ein Sicherheitstest war, der sich um 10 Stunden verzögert hat. Djatlows Ungeduld, den Test durchzuführen, von dessen Abschluss sich sowohl er als auch seine Vorgesetzten Karrieresprünge erhoffen, führt dazu, dass der Reaktor zuerst zum Stillstand kommt und dann aufgrund der deaktivierten Sicherheitsmechanismen durchgeht. Akimow drückt den AZ-5-Knopf, die Notsicherheitsabschaltung, aber eine Schwachstelle im Design führt dazu, dass die Kontrollstäbe die Leistung des Reaktors verzehnfachen, bevor er explodiert. Legassow offenbart auch die zensierte Information über den Vorfall im Kraftwerk Leningrad. Damit gibt er zu, dass er bei seiner Zeugenaussage in Wien gelogen hat. Er wird vom KGB verhaftet und informiert, dass seine Zeugenaussage nicht in den Staatsmedien veröffentlicht wird. Zusätzlich wird ihm verboten, mit irgendjemanden über Tschernobyl zu sprechen. Er wird keine Anerkennung für seine Rolle bei der Bekämpfung der Katastrophe erhalten und nie wieder arbeiten können. Das Ende zeigt Bilder und Videoaufnahmen des echten Legassow und weiterer wichtiger Helfer und deren Schicksale. Es werden zudem die anhaltenden Folgen des Unfalls gezeigt.

Produktion

Die Produktion begann im April 2018 in Litauen.[5] Die Dreharbeiten begannen am 13. Mai 2018 in Fabijoniškės, einem Wohngebiet in Vilnius, der Hauptstadt Litauens. Der Vorort kommt sehr nah an die Atmosphäre der Sowjetunion heran und dient der Darstellung der ukrainischen Stadt Pripyat. Die dicht an dicht gebauten Plattenbauwohnungen dienten als Kulisse für die Evakuierungsszenen. Regisseur Johan Renck gefielen die auffälligen modernen Fenster in den Häusern nicht, ließ sie aber in der Postproduktion nicht entfernen.

Da eine Vielzahl an Wissenschaftlern mit der Katastrophe sowie der Aufbereitung des Hergangs beschäftigt waren, entschied man sich die Figur eines fiktiven Wissenschaftlers zu erschaffen, der symbolisch für die Arbeit aller anderen stehen sollte. Die Figur Ulana Chomjuk wurde auch deshalb ausgewählt, um auch zu zeigen, dass Frauen in der UdSSR stark in der Gesellschaft vertreten waren und dabei auch leitende Funktionen übernahmen.

Ende März wurde weiter in Visaginas gedreht. Hauptkulisse war das Innere des Kernkraftwerk Ignalina, einem stillgelegten Kernkraftwerk, das wegen seiner optischen Ähnlichkeit zu Tschernobyl ausgewählt wurde. Ignalina wird manchmal als „Schwester von Tschernobyl“ bezeichnet und hatte auch einen RBMK-Kernreaktor. Ab Anfang Juni 2018 wurde in der Ukraine gedreht, hauptsächlich kleinere Endsequenzen.[6] Die Dreharbeiten zu Chernobyl dauerten insgesamt 16 Wochen.[7]

Rezeption

Kritiken

Schon aufgrund des Themas wurde die Serie in der Presse oft besprochen. Während Kritiker durchaus Schwächen beim Realismus sahen, waren viele Zuschauer begeistert. Die Serie machte kurz nach dem Start Schlagzeilen, weil sie in der Internet Movie Database einige Monate lang mit einer Wertung von 9,6 von 10 Punkten[8] die bestbewertete Fernsehserie des Portals war, inzwischen gehört sie mit einer Wertung von 9,4 weiterhin zu den Top 5.

Die Süddeutsche Zeitung kritisierte besonders die Übertreibung der Gefahren durch den Unfall:

„Doch abgeliefert haben Drehbuchautor Craig Mazin und Regisseur Johan Renck eher ein etwas missglücktes Actiondrama. Dabei ist die fünfteilige Serie eigentlich nicht schlecht gemacht. […] Den Machern gelingt so die erstaunliche schöpferische Leistung, in einer Serie über den schwersten nuklearen Unfall in der Geschichte der Menschheit noch zu dick aufzutragen.“

Marlene Weiß: Süddeutsche Zeitung

Der Spiegel sah Parallelen zur Gegenwart:

„Auch wenn die Apparatschicks in ‚Chernobyl‘ zum Teil bis ins Alberne überzeichnet sind, Wiedergänger aus der Mottenkiste des Kalter-Krieg-Films US-amerikanischer Prägung, ergibt die Verengung des historischen Ereignisses auf den Kampf zwischen ignoranter Regierung und warnender Wissenschaft durchaus Sinn. Es geht Autor Craig Mazin wohl weniger um eine akkurate Rekonstruktion des historischen Ereignisses (die verhindert schon die Besetzung mit überwiegend britischen Darstellern) als um dessen Indienstnahme für gegenwärtige Debatten.“

Till Kadritzke: Der Spiegel

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung würdigt die Eindringlichkeit der filmischen Umsetzung und problematisiert mangelnde Technologiefolgenabschätzung und deren Vertuschung:

„… die gewaltige energetische, verderbenbringende Wirkung dieser unsichtbaren und daher unheimlichen Kraft zu zeigen, liegt die Meisterschaft dieser Serie. Es sind nicht die naheliegenden, verstörenden und unmittelbaren Vorgänge, wie Verbrennungen ohne Feuer oder die sich übergebenden Menschen. Es sind die visuellen Gefäße und Vehikel, die Johann Renck (Regie), Jakob Ihre (Kamera) und Craig Mazin (Buch) erschaffen haben, um so etwas wie Strahlung sicht- und beinahe schmerzlich fühlbar zu machen: die schwarze Rauchsäule, die feine Asche, die zu den Schaulustigen herüberweht, eine Drossel, die vom Himmel fällt, ein verendetes Reh auf feuchter Erde, Wind, der durch Kinderhaare streicht – stets weiß nur der Zuschauer, wofür diese Dinge wirklich stehen. Es ist nicht so, dass man dergleichen noch nie gesehen hätte, doch das schnörkellose Arrangement der filmischen Mittel und Symbole ist derart dicht und verlässt sich so selbstverständlich auf seine Aussagekraft, dass das Geschehen den Zuschauer mit einer Wucht trifft, die Fluchtinstinkte weckt. Städte werden zu Stillleben, und Räume schnurren auf ihren giftigen Inhalt zusammen. Seit Wolfgang Petersens ‚Das Boot‘ hat kaum ein Bewegtbildangebot mehr eine derartige Beklemmung hervorgerufen. Eine bis ins Detail ausgefeilte Geräuschkulisse, die homöopathisch eingesetzte Schreckensuntermalung durch Musik und Dialoge, in denen vieles unausgesprochen bleibt oder weggeschnaubt werden darf, tragen ihren Teil dazu bei. Zu einer intensiven Erfahrung wird die Serie auch durch das Ungleichgewicht zwischen der Ahnungslosigkeit der Figuren und dem Wissen des Zuschauers um die zerstörerische Strahlung. Wobei auch der Zuschauer kaum weiß, wie und wann sie wirkt. Diese Ahnungslosigkeit reicht bis hinauf an die Spitze der Sowjetunion, zum Generalsekretär des Zentralkomitees, Michail Gorbatschow. … So funktioniert ‚Chernobyl‘ auch heute als Verweis auf das Versagen gesellschaftlicher Technikfolgenabschätzung – in einer Zeit, in der Politik und Gesellschaft erst ansatzweise die mitunter fatalen Folgen absehen, welche die Informations-Vorherrschaft digitaler Kommunikationskonzerne und Plattformen wie Facebook oder Google hat. Auch hier fehlt es an zwingend notwendiger Transparenz. …“

Axel Weidemann: FAZ[9]

Das im angelsächsischen Raum bedeutende Wirtschaftsmagazin Forbes kritisierte die übertriebenen, auf Effekthascherei ausgelegten Darstellungen, ohne einigermaßen seriös und wissenschaftlich die Folgen der Strahlenbelastung darzustellen:

“Whether it was the Bridge of Death scene, the Helicopter scene, pretending radiation makes you start bleeding, pretending a nuclear reactor can go off like a nuclear bomb, or claiming a dramatic spike in cancer rates across the Ukraine and Belarus, for radiation and death the script was a fictional historical drama.”

James Conca: Forbes

Auszeichnungen

Golden Globe Awards 2020 (2 Auszeichnungen, 4 Nominierungen)

  • Beste Miniserie oder Fernsehfilm
  • Bester Nebendarsteller – Serie, Miniserie oder Fernsehfilm – Stellan Skarsgård

Primetime-Emmy-Verleihung 2019 (10 Auszeichnungen, 19 Nominierungen)

  • Outstanding Limited Series
  • Outstanding Writing For A Limited Series, Movie Or Dramatic Special – Craig Mazin
  • Outstanding Directing For A Limited Series, Movie Or Dramatic Special – Johan Renck
  • Outstanding Cinematography For A Limited Series Or Movie − Jakob Ihre
  • Outstanding Music Composition For A Limited Series, Movie Or Special (Original Dramatic Score) – Hildur Guðnadóttir
  • Outstanding Production Design For A Narrative Period Or Fantasy Program (One Hour Or More)
  • Outstanding Single-Camera Picture Editing For A Limited Series Or Movie – Simon Smith
  • Outstanding Sound Editing For A Limited Series, Movie Or Special
  • Outstanding Sound Mixing For A Limited Series Or Movie
  • Outstanding Special Visual Effects In A Supporting Role

Venice TV Award 2019

  • Gewinner der Kategorie Beste TV Serie[10]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. HBO: The Chernobyl Podcast | Part One | HBO. 6. Mai 2019, abgerufen am 18. Mai 2019.
  2. Zum 35. Jahrestag von Tschernobyl Neue Serie: Chernobyl auf ORF1; abgerufen am 12. April 2021
  3. ProSieben zeigt die Serie Chernobyl ab 12. April; auf der Website von ProSieben; abgerufen am 31. März 2021
  4. a b Chernobyl. In: synchronkartei.de. Deutsche Synchronkartei, abgerufen am 16. Juli 2019.
  5. Cynthia Littleton: HBO Sets ‘Chernobyl’ Miniseries to Star Jared Harris. In: Variety. 26. Juli 2017. Archiviert vom Original am 12. Mai 2019. Abgerufen am 2. Juni 2019.
  6. Jurgita Lapienytė: Fabijoniškėse filmuojamo „Černobylio“ režisierius pakeitė požiūrį į branduolinę energiją: tai pabaisa, kurios negalime suvaldyti (Lithuanian) In: 15min.lt. 13. Mai 2018. Archiviert vom Original am 1. April 2019. Abgerufen am 2. Juni 2019.
  7. Prodiuserė: HBO projektas Lietuvoje paliks ne mažiau 7 mln. eurų (Lithuanian) In: 15min.lt. 27. Juli 2017. Archiviert vom Original am 1. April 2019. Abgerufen am 2. Juni 2019.
  8. Chernobyl. Abgerufen am 11. Juni 2019.
  9. Axel Weidemann: TV-Serie „Chernobyl“: Die Vernichtung wird vom Wind getragen. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 16. Januar 2020]).
  10. Chernobyl Wins at Venice TV Award for Best TV Series 2019, tvmoviefix.com; abgerufen am 14. April 2021.

Information

Der Artikel Chernobyl (Fernsehserie) in der deutschen Wikipedia belegte im lokalen Ranking der Popularität folgende Plätze:

Der präsentierte Inhalt des Wikipedia-Artikels wurde im 2021-06-13 basierend auf extrahiert https://de.wikipedia.org/?curid=10806565