Boris Herrmann (* 28. Mai 1981 in Oldenburg) ist ein deutscher Berufs-Segelsportler.
Als Sohn segelbegeisterter Eltern wuchs er in Oldenburg auf. Schon als Säugling wurde er aufs elterliche Boot mitgenommen. Er verbrachte viel Zeit seiner Kindheit und Jugend auf dem elterlichen Boot im nahen Wattenmeer und später auf Ost- und Nordsee.[1] Schon mit drei Jahren ist er wegen Atemwegsproblemen auf ärztlichen Rat möglichst viel zum Boot mitgenommen worden und konnte auf Sandbänken in der Nordsee spielen. Nach ersten Segelregattaerfahrungen in den Klassen Optimist, 420 und 470 stieg Herrmann zusammen mit seinem Schulfreund Julian Kleiner auf die anspruchsvolle 2-Mann-Jolle 505er um. In dieser Zeit begann Hasso Plattners Engagement in dieser Klasse[2] mit der Sponsorship von wichtigen Regatten wie Welt- und Europameisterschaften. Plattner lud Herrmann und Kleiner als aufstrebende Talente zu Trainingseinheiten in Übersee ein, wo sie mit semiprofessionellen Kreisen in Kontakt kamen.[1][3] Parallel dazu segelte Herrmann als 19-Jähriger und damit jüngster Segler die Mini-Transat-Regatta von Frankreich nach Brasilien, die er mit Platz 11 unter 84 Teilnehmern abschloss.
Nach dem Abitur am Neuen Gymnasium Oldenburg studierte Herrmann neben seinen sportlichen Aktivitäten Ökonomie in Bremen mit dem Schwerpunkt Nachhaltiges Management und schloss mit der Note 1,8 ab.[1]
Als 22-Jähriger kaufte er eine Class40-Yacht nur Monate vor dem Artemis Transat Rennen, das er nach kurzer Vorbereitung hinter Giovanni Soldini auf Platz 2 beendete. Daraufhin fand er mit dem segelbegeisterten Unternehmer Niels Stolberg einen Sponsor für das Portimão Global Ocean Race. Erstmals nach dem Whitbread Round the World Race 1989/1990, das 2001 in Volvo Ocean Race umbenannt wurde, gelang damit einem deutschen Profiteam auf einem deutschen Schiff ein Etappensieg und schließlich der Gesamtsieg bei einem internationalen Hochseerennen.
Giovanni Soldini kaufte später den VOR 70 Maserati und spezialisierte sich auf Regatten und Rekordfahrten über die Ozeane. Die folgenden fünf Jahre nahm Herrmann neben anderen seglerischen Aktivitäten als Navigator an mehreren Rennen auf der Maserati teil, darunter Kapstadt nach Rio, New York nach San Francisco und San Francisco nach Shanghai.
Im November 2015 startete Herrmann als Crewmitglied des Trimarans IDEC Sport den Versuch, bei der Jules Verne Trophy die Erde in Rekordzeit zu umsegeln. Den Weltrekord von 45 Tagen und knapp 14 Stunden verpasste das Team aufgrund ungünstiger Wetterlagen im Südatlantik. Die Zeit der IDEC Sport lag bei 47 Tagen, 14 Stunden, 47 Minuten und 38 Sekunden.[4] Im Herbst 2016 nahmen Herrmann und die Crew der IDEC Sport einen neuen Anlauf, den Versuch brachen sie wetterbedingt nach sechs Tagen ab.[5] Im selben Winter startete die IDEC Sport erneut zu einem Rekordversuch, diesmal ohne Boris Herrmann, der sich dem Aufbau seines IMOCA-Projekts widmete.[6]
Schon früh gab Herrmann sein Ziel aus, die Vendée Globe 2016 zu bestreiten, scheiterte jedoch bei dem Versuch, Sponsoren zu finden. Stattdessen nahm er 2010/11 am Barcelona World Race auf einer gecharterten Imoca teil, das er zusammen mit seinem amerikanischen Co-Skipper Ryan Breymaier auf Platz 5 beendete.
Über sein Engagement auf Soldinis Maserati lernte Herrmann Pierre Casiraghi kennen, den Präsidenten des Yacht Clubs von Monaco, und gründete mit ihm das Yachtsyndikat Team Malizia. Sie fanden einen privaten Förderer aus Deutschland, der die Imoca Edmond de Rothschild, ex Gitana 16 kaufte.[7] Die 2015 gebaute Yacht segelt unter dem Namen Malizia II mit Herrmann als Skipper Seeregatten. Zusammen mit Thomas Ruyant erreichte er beim Transatlantikrennen Transat Jacques Vabre den fünften Platz. Auf Herrmanns Initiative hin wurde in die Yacht ein automatisches Labor der Gemeinschaftsinitiative des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel, des Kieler Forschungsnetzwerks „Ozean der Zukunft“ und des Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg verbaut, das regelmäßig die Temperatur, den CO2-Gehalt, den pH-Wert und den Salzgehalt im Wasser misst und jede 20 Sekunden über Funk an eine Datenbank sendet.[8][9]
Schließlich fand er ein internationales Logistikunternehmen als Sponsor, um an der Vendée Globe 2020/21 teilzunehmen.[10] Der Sponsor benannte die Yacht in Seaexplorer – Yacht Club de Monaco um. Boris Herrmann nahm mit seiner Yacht 2020/2021 als erster Deutscher – abgesehen von der Deutsch-Französin Isabelle Joschke – an der prestigeträchtigen Regatta teil, die am 8. November 2020 vor Les Sables-d’Olonne im Département Vendée in Frankreich startete.[11][12] Während der Vendée Globe war Herrmann im Südpolarmeer an der Such- und Rettungsaktion für den schiffbrüchigen französischen Teilnehmer Kevin Escoffier beteiligt, der schließlich von Jean Le Cam an Bord genommen wurde.[13] Die Beteiligung brachte ihm eine Zeitgutschrift von sechs Stunden ein.[14] Am Tag vor seiner Ankunft in Les Sables rammte seine Yacht, noch in dritter Position im Rennen, in der Bucht von Biscaya das Fischereifahrzeug Hermanos Busto[15][16] und wurde derart schwer beschädigt, dass Herrmann lediglich mit reduzierter Geschwindigkeit den Zielhafen erreichen konnte[17] und unter Berücksichtigung der Zeitgutschrift den fünften Platz belegte.
Am 8. Februar 2021 wurde er Sieger der 2018–21 IMOCA Globe Series Championship, vor Yannick Bestaven und Charlie Dalin.[18]
Bootsklasse | Platz | Regatta | Jahr | Bemerkungen |
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505er | 1 | Deutsche Meisterschaft | 2007 | |
505er | 1 | EuroCup | 2005 | |
505er | 6 | Weltmeisterschaft | 2006 | |
Classe Mini | 11[19] | Mini Transat | 2001 | einhand |
Classe Mini | 10 | Mini Fastnet | 2001 | einhand |
Class40 | 1 | Portimão Global Ocean Race | 2008/09 | mit Felix Oehme |
Class40 | 2 | Artemis Transat | 2008 | |
Imoca | 5 | Barcelona World Race | 2010/11 | mit Ryan Breymaier |
Imoca | 4[20] | Transat Jacques Vabre | 2017 | mit Thomas Ruyant |
Imoca | 3[21] | Rolex Fastnet Race | 2017 | mit Pierre Casiraghi |
Imoca | 5[22] | Route du Rhum | 2018 | einhand |
Imoca | 7[23] | Rolex Fastnet Race | 2019 | mit Will Harris |
Imoca | 12[24] | Transat Jacques Vabre | 2019 | mit Will Harris |
Imoca | 7[25] | Vendée-Arctique - Les Sables d'Olonne[26] | 2020 | einhand |
Imoca | 5[27] | Vendée Globe | 2020/21 | einhand |
Herrmann studierte in Bremen Betriebswirtschaft mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit.[30]
Zusammen mit seiner Frau Birte Lorenzen-Herrmann unterrichtet er Schüler zum Thema Klimawandel und zu den Weltmeeren.[31][32][30]
Im August 2019 brachte Herrmann die Klimaaktivistin Greta Thunberg auf der Yacht Malizia II von Plymouth nach New York City, wo sie beim Klimagipfel während der Generalversammlung der Vereinten Nationen von 23. bis 29. September 2019 an Gesprächen über die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen teilnehmen wollte. Die Crew bestand außer Herrmann aus Gretas Vater Svante Thunberg, dem Filmemacher Nathan Grossman und Pierre Casiraghi, dem Gründer vom Team Malizia und Co-Skipper Herrmanns. Für die Überquerung des Nordatlantik waren 14 Tage eingeplant.[33][34] Am 14. August 2019 legte die Reisegruppe unter starker Medienbeobachtung in Plymouth zur Atlantiküberquerung ab. Die Malizia II erreichte ihr Ziel am 28. August 2019.[35]
Medienberichten zufolge verursachte die Reise allerdings einen deutlich größeren Treibhausgasausstoß, als wenn Greta Thunberg mit ihrem Vater in die USA geflogen wäre. Nach Aussage des Teams war geplant, dass mehrere Mitarbeiter die Yacht zurück nach Europa segeln und hierfür mit dem Flugzeug in die Vereinigten Staaten reisen. Auch Herrmanns Rückreise sollte mit dem Flugzeug stattfinden. Die aufwändige Medienberichterstattung über ihre Abreise aus Plymouth hat nach Schätzungen einen größeren CO2-Ausstoß verursacht als ein einfacher Flug.[36][37] Im Zusammenhang mit dieser Reise gerieten auch klimakritische Aktivitäten Casiraghis als Mehrheitsaktionär der Fluggesellschaft Monacair in den Fokus der Berichterstattung.[38] Allerdings glich das Team Malizia nach eigenen Angaben schon seit 2018 seinen gesamten CO2-Ausstoß einschließlich aller Flüge durch Kompensationszahlungen aus.[39][40]
Personendaten | |
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NAME | Herrmann, Boris |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Segelsportler |
GEBURTSDATUM | 28. Mai 1981 |
GEBURTSORT | Oldenburg |
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