Boquila trifoliolata

Boquila trifoliolata

Boquila trifoliolata

Systematik
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Eudikotyledonen
Ordnung: Hahnenfußartige (Ranunculales)
Familie: Fingerfruchtgewächse (Lardizabalaceae)
Gattung: Boquila
Art: Boquila trifoliolata
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Boquila
Decne.
Wissenschaftlicher Name der Art
Boquila trifoliolata
(DC.) Decne.
Illustration

Boquila trifoliolata ist eine Pflanzenart in der Familie der Fingerfruchtgewächse (Lardizabalaceae). Es ist die einzige Art der monotypischen Gattung Boquila. Sie kommt in den Wäldern mit feucht-gemäßigtem Klima des Valdivianischen Regenwalds vom mittleren bis südlichen Chile und im westlichen Argentinien vor.

In der Region ist sie bekannt als Pil-pil Voqui oder Voqui blanco, allerdings wird auch Campsidium valdivianum so bezeichnet.

Beschreibung

Boquila trifoliolata wächst als halbimmergrüne bis immergrüne, rankende und verholzende Kletterpflanze die einige Meter hoch oder lang wächst. Die mehr oder weniger behaarten Sprossachsen sind meist schlank.

Die wechselständigen und gestielten Laubblätter sind bis dreizählig mit kurz gestielten Blättchen. Der Blattstiel ist bis zu 6 Zentimeter lang, die Blättchenstiele bis 1,5 Zentimeter, die Blatt- und Blättchenstiele sind mehr oder wenige behaart.[1] Die ganzrandigen, eiförmigen bis seltener verkehrt-eiförmigen, länglichen oder elliptischen Blättchen sind bis zu 7,5 Zentimeter lang. Der Blattrand ist ganz, gelappt bis buchtig oder grob gezähnt. Die stumpfen, eingebuchteten oder abgerundeten bis rundspitzigen, seltener bespitzten bis stachelspitzigen Blättchen sind oberseits kahl und unterseits feinhaarig oder glauk. Die Blattbasis ist oft leicht herzförmig oder abgerundet bis keilförmig.

Die Pflanze ist besonders dadurch bekannt, dass sie die Blätter verschiedener Wirtspflanzen nachahmen kann (Mimikri bzw. mimetischer Polymorphismus),[2][3] um sich vor Pflanzenfressern zu schützen.

Boquila trifoliolata ist zweihäusig diözisch. Die kleinen, funktionell eingeschlechtlichen und glockenförmigen Blüten erscheinen in wenigblütigen, achselständigen Dolden. Es sind kleine Tragblätter ausgebildet. Die dreizähligen und gestielten, grünlich-weißen Blüten besitzen eine doppelte Blütenhülle. Die sechs aufrechten, dachigen Kelchblätter in zwei Kreisen sind petaloid und viel größer wie die minimalen sechs Kronblätter. Die männlichen Blüten besitzen sechs kurze, einbrüderig verwachsene Staubblätter, die weiblichen sechs kleine Staminodien. Die Antheren besitzen ein teils bespitztes Konnektiv. Die weiblichen Blüten besitzen drei oberständige, längliche und fast freie Fruchtblätter mit sitzenden, länglichen, eingefalteten Narben, die männlichen drei stark reduzierte Fruchtblätter, karpellode in der Staubblattröhre.

Es werden kleine, rundliche und meist mehrsamige, weißliche, bis 1 Zentimeter große Beeren mit kleinen Narbenresten an der Spitze gebildet. Die eiförmigen Samen sind bis 5 Millimeter groß.

Mimikri

Ein mimetisches Verhalten von Pflanzen konnte bereits bei anderen Arten beobachtet werden. Dabei sind die Motive der Pflanzen unklar und es wurden allerdings nur grobe Umrisse nachgeahmt bzw. nur die Nachahmung einer Wirtspflanze beobachtet. Boquila trifoliolata dagegen ist in der Lage, verschiedene komplexe Blatteigenschaften unterschiedlicher Gattungen nachzuahmen. Dabei muss sie die Wirtspflanze nicht berühren.

Als mögliche Hypothese für den Mechanismus der Nachahmung werden pflanzeneigene Ocellen zur Erfassung der Blattstrukturen der Wirtspflanze diskutiert, da Boquila trifoliolata in der Lage war, die über ihr platzierten Blätter von Plastikpflanzen nachzuahmen.[4]

Systematik

Die Gattung Boquila wurde 1837 durch Joseph Decaisne in Compt. Rend. Hebd. Séances Acad. Sci. 3: 394 aufgestellt, die Art Boquila trifoliolata dann 1839 in Ann. Sci. Nat., Bot., sér. 2, 12: 103.[5][6] Das Basionym Lardizabala trifoliolata wurde 1817(1818) von Augustin-Pyrame de Candolle in Syst. Nat. 1: 513 erstbeschrieben.[7]

Weitere Synonyme sind Boquila discolor (Kunze ex Poepp. & Endl.) Decne. und Lardizabala discolor Kunze ex Poepp. & Endl.

Der Gattungsname Boquila leitet sich vom chilenischen Wort für die Pflanze ab – Boquil.

Verwendung

Die Früchte sind essbar.

Die Sprossachsen können zu Flechtwaren oder zu Seilen verarbeitet werden.

Literatur

  • Maarten J. M. Christenhusz: Boquila trifoliolata Lardizabalaceae. In: Curtis’s Botanical Magazine. Vol. 29, No. 3, 2012, S. 277–279, 281–283, doi:10.1111/j.1467-8748.2012.01791.x, online auf academia.edu.

Weblinks

Commons: Boquila trifoliolata – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Boquila trifoliolata bei Flora Argentina.
  2. ScienceShot: 'Chameleon' Vine Discovered in Chile. Abgerufen am 31. Oktober 2021 (englisch).
  3. Ernesto Gianoli, Fernando Carrasco-Urra: Leaf Mimicry in a Climbing Plant Protects against Herbivory. In: Current Biology. Band 24, Nr. 9, 2014, S. 984–987, doi:10.1016/j.cub.2014.03.010.
  4. Jacob White, Felipe Yamashita: Boquila trifoliolata mimics leaves of an artificial plastic host plant. In: Plant Signaling & Behavior. 2021, doi:10.1080/15592324.2021.1977530.
  5. online auf biodiversitylibrary.org.
  6. online auf biodiversitylibrary.org.
  7. online auf biodiversitylibrary.org.

Information

Der Artikel Boquila trifoliolata in der deutschen Wikipedia belegte im lokalen Ranking der Popularität folgende Plätze:

Der präsentierte Inhalt des Wikipedia-Artikels wurde im 2022-04-20 basierend auf extrahiert https://de.wikipedia.org/?curid=11977083