Binder (Unterkleidung)

Eine Person, die einen Binder trägt.

Ein Binder [ˈbaɪndə] (von englisch to bind ‚binden‘) ist ein Stück Unterwäsche, das die Brüste der tragenden Person flach drückt. Ein Binder liegt eng am Oberkörper an, spreizt die Masse der Brüste und drückt sie flach an die Brust, wodurch der Oberkörper weniger feminin wirkt. Als Binder können Stoffstreifen, speziell angefertigte Unterwäsche, oft aus Elasthan oder anderen Kunstfasern, sowie Hemden verwendet werden.

Tragegründe

Zu den Menschen, die ihre Brüste abbinden, gehören trans Männer (um Geschlechtsdysphorie zu vermeiden[1]), androgyne und nicht-binäre Menschen. Diese können ihre Brüste als Alternative zur oder während des Wartens auf eine Mastektomie abbinden, um von anderen Personen als männlich wahrgenommen zu werden. Auch Männer, die unter einer vergrößerten Brust (Gynäkomastie) leiden, können sich die Brüste binden lassen, um ihr Aussehen anzupassen, anstelle einer Operation oder während der Wartezeit vor der Operation.

Einige heranwachsende Mädchen lassen sich zu Beginn der Pubertät die Brüste abbinden. Dies geschieht in der Regel aus Verlegenheit (sie wollen nicht, dass andere wissen, dass sich ihre Brüste bereits entwickeln) oder aus dem Wunsch heraus, so zu sein wie früher (sie wollen noch keine Brüste haben). Dies birgt potenzielle Risiken, da sich das sich entwickelnde Gewebe an die eingeschränkte Form anpassen kann, was zu einer dauerhaften Deformierung führt. Das Binden der Brüste bei heranwachsenden Mädchen kann ein Symptom einer Störung der Wahrnehmung des eigenen Körpers (Dysmorphophobie) sein.[2]

Auch zur Unterdrückung der Laktation wird das Abbinden der Brüste angewandt.[3]

Risiken

Um Komplikationen zu minimieren, wird häufig empfohlen, einen Binder immer so locker wie möglich zu halten und nicht länger als 8 Stunden zu tragen.[4][5] Auch vom Tragen im Schlaf oder beim Sport wird abgeraten.

Längeres Binden kann zu Ausschlägen unter den Brüsten,[6][7] Rücken- oder Brustschmerzen, Kurzatmigkeit, Überhitzung oder selten zu Rippenbrüchen führen. Darüber hinaus können unkonventionelle Bindematerialien wie Klebeband oder Sportbandagen das Risiko für negative gesundheitliche Folgen wie Kurzatmigkeit, Muskel- und Hautschäden erhöhen und stellen somit keinen adäquaten Ersatz dar.[8]

Falsches Binden kann zu einer dauerhaften Verformung der Brüste,[8] Narbenbildung und Lungenverengung führen[9] und langfristiges Binden kann das Ergebnis einer zukünftigen Mastektomie negativ beeinflussen.[10]

Geschichtlicher Hintergrund

Auch ohne Binder wurde die Verkleinerung der Brust durch Hilfsmittel praktiziert. In verschiedenen Zeiten der Geschichte gab es unterschiedliche Ideale für die weibliche Form. So wurden zum Beispiel im 16. Jahrhundert und in der Viktorianischen Ära häufig Korsetts getragen, um die Größe der Brust zu reduzieren.[11] In den 1920er-Jahren banden Flapper ihre Brüste ab, um ein weniger weibliches Aussehen zu erzeugen.[12]

Einzelnachweise

  1. Countryman, Betty Ann. Breast care in the early puerperium. In: Journal of Obstetric, Gynecologic, & Neonatal Nursing 2.5 (1973), S. 36–40.
  2. Horowitz K, Gorfinkle K, Lewis O, Phillips KA: Body dysmorphic disorder in an adolescent girl. In: J Am Acad Child Adolesc Psychiatry. 41, Nr. 12, December 2002, S. 1503–9. doi:10.1097/00004583-200212000-00023. PMID 12447038. PMC 1613829 (freier Volltext).
  3. Kathy Swift: Breast Binding . . . Is It All That It's Wrapped Up To Be?. In: J. Obstet. Gynecol. Neonatal Nurs. 32, Nr. 3, May 2003, ISSN 0884-2175, S. 332–339. doi:10.1177/0884217503253531. PMID 12774875.
  4. Zing Tsjeng: Inside the Landmark, Long Overdue Study on Chest Binding. In: Broadly. 28. September 2016. Abgerufen am 4. Januar 2019.
  5. Binder: Gesundheit & Sicherheit > dgti e.V. - Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V. In: dgti e.V. - Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V. 16. Dezember 2021, abgerufen am 7. Januar 2022 (deutsch).
  6. Laura Erickson-Schroth: Trans Bodies, Trans Selves: A Resource for the Transgender Community. Oxford University Press, 2014, ISBN 9780199325351, S. 134.
  7. JL Feldman: Transgender primary medical care: Suggested guidelines for clinicians in British Columbia. Vancouver Coastal Health. 2006. Abgerufen am 15. Juni 2014.
  8. a b Binding FAQ. University of Michigan Health System. Archiviert vom Original am 6. September 2012.
  9. Lauren Dutton, Karel Koenig, Kristopher Fennie: Gynecologic care of the female-to-male transgender man. In: Journal of Midwifery & Women's Health. 53, Nr. 4, 1. August 2008, ISSN 1542-2011, S. 331–337. doi:10.1016/j.jmwh.2008.02.003. PMID 18586186. PMC 4902153 (freier Volltext).
  10. Harvey J. Makadon, Kenneth H. Mayer, Jennifer Potter, Hilary Goldhammer: The Fenway Guide to Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender Health. ACP Press, 2015, ISBN 9781934465783, S. 409.
  11. Merril Smith: Cultural encyclopedia of the breast. Rowman & Littlefield, Lanham 2014, ISBN 9780759123311, S. 46.
  12. J. & C. Farrell-Beck & Gau: Uplift: The bra in America.. Philadelphia: University of Pennsylvania Press, Philadelphia 2002.

Information

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