Barbaren (Arbeitstitel: The Barbarians, internationaler Titel: Barbarians) ist eine deutsche Fernsehserie mit Jeanne Goursaud, Laurence Rupp und David Schütter. Als Showrunner fungierten Jan Martin Scharf und Arne Nolting, die zusammen mit Andreas Heckmann das Drehbuch schrieben. Regie führen Barbara Eder (Folge 1 bis 4) und Steve St. Leger.[1][2] Die Serie wurde am 23. Oktober 2020 auf Netflix veröffentlicht.[3] Anfang November 2020 wurde die Produktion einer weiteren Staffel bekannt gegeben.[4]
Die Serie spielt in der Zeit der expansiven Augusteischen Germanenkriege, die in der Schlacht im Teutoburger Wald, auch Varusschlacht genannt, in der zweiten Hälfte des Jahres 9 nach Christus ihren Höhepunkt fanden. Im Zentrum der Handlung stehen drei Figuren, die sich aus Kindheitstagen kennen: Ari, Sohn des cheruskischen Fürsten Segimer, der im Kindesalter als „Friedenspfand“ an die Römer gegeben wurde, in Rom von Senator Publius Quinctilius Varus zu Arminius erzogen wird und zum Präfekten einer Reitertruppe avanciert; später, die Seite wechselnd, zum Anführer der Germanen und unter dem Namen Hermann bekannt wird; Folkwin, ein einfacher cheruskischer Krieger sowie dessen heimliche Geliebte Thusnelda, Tochter des cheruskischen Fürsten Segestes. Deren gemeinsame Geschichte wird vor dem Hintergrund der sich anbahnenden Schlacht erzählt.
Die römischen Besatzer unter Statthalter (Legat) Varus fordern von den germanischen Stämmen erdrückende Tribute. Die germanischen Stämme untereinander sind verfeindet, so dass sie sich nicht gemeinsam gegen die Römer zu Wehr setzen können. Daher beschließen Thusnelda und Folkwin, auf eigene Faust zu handeln und das Imperium in einer verwegenen Aktion zu demütigen. Um sich zu rächen, sendet Varus seinen Ziehsohn Arminius aus.[1][2][5]
Die Dreharbeiten fanden vom 12. August bis zum 30. November 2019 in Budapest statt.[6] Produziert wurde die Serie von der deutschen Gaumont GmbH, einem Tochterunternehmen der französischen Gaumont (Produzenten Sabine de Mardt, Andreas Bareiss und Rainer Marquass).[7][5]
Die Kamera führte Christian Stangassinger. Für das Kostümbild ist Esther Walz verantwortlich, für das Szenenbild Thomas Stammer und für das Casting Iris Baumüller.[6] Die Drehbuchautoren Arne Nolting und Jan Martin Scharf arbeiteten zuvor unter anderem für Club der roten Bänder und Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei zusammen. Die ersten vier Folgen wurden von der österreichischen Regisseurin Barbara Eder inszeniert, das Finale wurde vom Iren Steve St. Leger umgesetzt, der auch an Vikings mitgewirkt hatte.[8]
Bei der Produktion ließen sich die Macher der Fernsehserie von Historikern beraten.[9]
Netflix warb zum Start der Serie in Bielefeld mit dem Schriftzug Niemand erobert den Teutoburger Wald. Hierbei handelt es sich um eine Anspielung auf die Fangesänge von DSC Arminia Bielefeld. Arminius ist der Namenspatron dieses Fußballvereins.[10]
Thomas Grüter urteilte im Wissenschaftsportal Spektrum.de, dass der Gesamteindruck der Serie zwiespältig bleibe. Sie zeige eindringlich den Zusammenprall zweier unvereinbarer Kulturen. Ein Glanzlicht seien dabei die lateinischen Dialoge der Römer. Kostüme, Requisiten und Bauten seien sehr gut gelungen, die Ausrüstung der römischen Legionäre entspreche der historischen Wirklichkeit, auch die germanischen Langhäuser wirkten erstaunlich authentisch. Trotz einiger Schwächen sei die Serie spannend und sehenswert, wenn man keine allzu großen Ansprüche an die historische Genauigkeit der Handlung stelle.[11]
Für Forbes beurteilte Filmhistorikerin Sheena Scott Barbaren als eine „exzellente Serie, die ein zentrales historisches Ereignis in Europa durch eine packende Geschichte von Liebe, Freundschaft, Verrat und Rache enthüllt“, und lobte „exzellentes Produktionsdesign, die großartigen Darbietungen, insbesondere des Haupttrios Jeanne Goursaud, David Schütter und Laurence Rupp, und die wunderschöne Kinematographie der Serie.“[12]
Der Journalist Andreas Fischer vom Weser Kurier meinte, dass das größte Dilemma die vermeintliche Historizität der Serie sei. Im Mäntelchen einer Geschichtsstunde verbreite diese Halbwissen, die historischen Hintergründe würden zusammengekürzt auf ein paar Kernfakten und dienten lediglich als Legitimation für eine deutsche Variante jener Mischung aus Liebe, Gewalt und nordischer Mythologie, die seit Game of Thrones und Vikings schwer in Mode sei.[13]
Die Erwartung, dass zu bezahlende Streamingdienste wie Netflix sich vom abendlichen Unterhaltungsprogramm abheben müssen, erfüllt sich für den Journalist Ambros Waibel von der Tageszeitung taz mit die „Barbaren“ nicht. Die Serie bleibe, „abgesehen von ein bisschen sauberer Nacktheit hier und ein paar schmutzigen Enthauptungen dort im deutschen ‚Terra X‘-Schmodder stecken und ist damit so überflüssig wie ein Suebenknoten.“ Waibel sieht den Unterhaltungsaspekt zu kurz gekommen und nennt stattdessen für das Genre „zeitgenössischer Sandalenfilm“ als Referenzpunkt Der Adler der neunten Legion.[14]
Der Archäologe Matthias Wemhoff bemängelte in der FAZ die Darstellung des von der Landwirtschaft geprägten Germaniens als „dunkle[n], undurchdringbare[n] Waldlandschaft“ sowie den klischeehaften Eindruck einer „ruppigen, sprachlich völlig unbedarften“ ländlichen Gesellschaft, was dem „komplexen Verhaltenskanon in einer über Jahrhunderte relativ fest gefügten Gruppe“ nicht gerecht werde. Gleichfalls in der FAZ kritisierte der Prähistoriker Karl Banghard, dass die Serie „wenig mit der Alltagsgeschichte der Zeitenwende zu tun“ habe; konkret beanstandete er zahlreiche historische Ungenauigkeiten etwa in Bezug auf Ernährung und Kleidung, vor allem aber die Rollenverteilung der „imperialistische[n] Römer gegen indigene Germanen“. Die Serie erzähle „die Geschichte des großen ethnischen Widerstandskampfes“ und wärme „stumpf die nationalen Geschichtserzählungen des 19. Jahrhunderts“ auf.[15]
Zum Start der Serie beleuchtete der Journalist und Archäologe Sascha Priester die historischen Hintergründe der Varus-Ereignisse. Dabei forderte er dazu auf, klar zwischen Kopfkino, Fiction und dem, was heute wirklich als wissenschaftlich gesichert gelten kann, zu unterscheiden. Die allgemeine Vorstellung von der „Varus-Schlacht“ – mit Hinterhalt, Verschanzungen oder einem zusammenhängenden Schlachtfeld – müsse immer wieder neu hinterfragt werden. Durch die laufend neuen archäologischen Erkenntnisse aus der Fundregion Kalkriese, einem mutmaßlichen Schauplatz der Varus-Ereignisse, würde dieses Bild laufend verändert, bereichert und präzisiert.[16] Anlässlich der ersten Staffel tauschte er sich im SWR2-Forum mit Heidrun Derks, Reinhard Wolters und Moderator Gregor Papsch aus. Die Runde ging auf die Zerrissenheit des Protagonisten Arminius und die Auseinandersetzung zwischen den Stämmen und der Großmacht Rom ein, dem Genre des Schwachen gegen den Starken verhaftet. Die Experten waren sich einig, dass die Serie unterhalten will, dabei jedoch falschen Helden-Pathos weitgehend vermeidet und den historisch problematischen Begriff Germanen geschickt umschifft. Zum wissenschaftlichen Verständnis des Begriffs Barbaren merkte Sascha Priester das mögliche doppeldeutige Verständnis des Serientitels für manchen Zuschauer an, der hier weniger archäologisch-althistorisch denkt, sondern vor allem den Charakter der spielenden Personen beurteilt und bewertet: „Wer sind nun die Barbaren dieser Serie? Denn die Römer, die vermeintlichen Zivilisationsträger, führen sich ja auch sehr gewalttätig und barbarisch auf.“[17]
Die Serie wurde in den ersten vier Wochen nach Veröffentlichung von mehr als 37 Millionen Haushalten weltweit aufgerufen.[18]
Der Artikel Barbaren (Fernsehserie) in der deutschen Wikipedia belegte im lokalen Ranking der Popularität folgende Plätze:
Der präsentierte Inhalt des Wikipedia-Artikels wurde im 2021-06-13 basierend auf extrahiert https://de.wikipedia.org/?curid=11470239