AstraZeneca PLC
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Rechtsform | PLC |
ISIN | GB0009895292 |
Gründung | 6. April 1999 |
Sitz | Cambridge, ![]() Södertälje, ![]() |
Leitung | Pascal Soriot Marc Dunoyer Leif Johansson[1] |
Mitarbeiterzahl | 70.600 (2019)[2] |
Umsatz | 26,6 Mrd. USD (2020)[3] |
Website | www.astrazeneca.com |
AstraZeneca ist ein internationaler Pharmakonzern, der 1999 aus der schwedischen Astra AB und der britischen Zeneca PLC entstand. Zeneca ging 1993 aus der Pharmasparte des britischen Chemieunternehmens Imperial Chemical Industries hervor. Der Hauptsitz ist in Cambridge, die Entwicklungs- und Forschungsabteilung sitzt im schwedischen Södertälje südlich von Stockholm. AstraZeneca war 2019 mit 26,6 Milliarden US-Dollar Umsatz[3] und 70.600 Beschäftigten[2] einer der größten Arzneimittelhersteller weltweit.
Einer größeren Öffentlichkeit bekannt wurde AstraZeneca mit seinem Impfstoff AZD1222 als einer der derzeit führenden Hersteller eines COVID-19-Impfstoffs.
Wesentliche Produkte sind:
In Deutschland unterhält AstraZeneca einen Standort in Wedel bei Hamburg mit etwa 900 Mitarbeitern im Innen- und Außendienst. Aufgrund veränderter wirtschaftlicher und gesundheitspolitischer Rahmenbedingungen erfolgte 2012 ein Abbau von rund 400 Stellen.[4] Im September 2019 kündigte AstraZeneca zudem an, den Produktionsstandort Wedel Ende 2021 zu schließen.[5] Als Grund für die Schließung gab AstraZeneca Rückgänge bei Tablettenverpackungen nach Produktverkäufen und eine zunehmende Konzentration auf Spezialpräparate mit kleineren Volumen an.
AstraZeneca unterhielt einen Standort in Plankstadt in Baden-Württemberg mit rund 430 Mitarbeitern. Am 26. April 2007 wurde bekanntgegeben, dass der Standort Plankstadt bis 2009 verkauft oder geschlossen werden soll.[6] Der Standort wurde an die International Chemical Investors Group verkauft und firmiert seit dem 1. Februar 2008 unter dem Namen Corden Pharma.[7]
Am 2. Dezember 1999 wurde bekanntgegeben, dass die Agrarbereiche von Novartis und AstraZeneca ausgegliedert und zum weltgrößten Agrarkonzern Syngenta mit Firmensitz in Basel fusioniert werden. Im Dezember 2013 gab AstraZeneca die Übernahme der Diabetes-Sparte von Bristol-Myers Squibb zum Preis von 2,7 Milliarden US-Dollar nebst Meilensteinzahlungen in Höhe von 1,6 Milliarden US-Dollar bekannt.[8] Nachdem im Laufe des Jahres 2014 ein Übernahmeversuch des Unternehmens durch den US-Pharmakonzern Pfizer abgelehnt worden war[9], expandierte AstraZeneca im Juli 2014 mit der Übernahme der Atemwegssparte des spanischen Wettbewerbers Almirall für 1,22 Milliarden US-Dollar inklusive Meilensteinzahlungen[10] sowie im November 2014 mit der Übernahme der Münchener Definiens AG selbst.[11] Im Februar 2015 gab das Unternehmen schließlich bekannt, auch die Rechte an den von Almirall gekauften Atemwegsprodukten in den USA und Kanada von Actavis zum Preis von 700 Millionen US-Dollar inklusive Meilensteinzahlungen zu übernehmen.[12] Im August 2016 kündigte Pfizer den Kauf großer Teile des Antibiotika-Geschäfts von AstraZeneca an.[13] Am 12. Dezember 2020 wurde bekannt, dass AstraZeneca für 39 Milliarden Dollar Alexion Pharmaceuticals übernehmen wird.[14]
Im März 2020 gab das Unternehmen bekannt, persönliche Schutzausrüstung, einschließlich 9 Millionen Gesichtsmasken zu spenden, um verschiedene internationale Gesundheitsorganisationen bei der Eindämmung der COVID-19-Pandemie zu unterstützen.[15]
Im April berichtete der CEO Pascal Soriot, dass das Unternehmen mit GlaxoSmithKline und der Universität Cambridge zusammenarbeite, um ein neues Labor aufzubauen, das 30.000 COVID-19-Tests pro Tag durchführen könne.[16]
Das Unternehmen kündigte außerdem Pläne für eine klinische Studie an, um den potenziellen Einsatz seines Krebsmedikaments Calquence bei der Behandlung von COVID-19 zu prüfen.[17]
Im April 2020 schloss AstraZeneca einen Vertrag mit der Oxford University ab, mit dem die Firma Exklusivrechte an dem in Entwicklung befindlichen Impfstoff Vaxzevria (zuvor AZD1222) bekam.[18] Die Phase-3-Studien wurden im August gestartet und am 23. November 2020 gaben die Oxford University und AstraZeneca bekannt, dass der Coronavirus-Impfstoff erfolgreich getestet worden sei.
Im Januar 2021 hat Indien den von AstraZeneca und der Universität Oxford entwickelten Impfstoff COVID-19 zugelassen und damit den Weg für eine große Impfkampagne im zweitbevölkerungsreichsten Land der Welt geebnet. Es wurde bekannt gegeben, dass der AstraZeneca/Oxford-Impfstoff vor Ort vom Serum Institute of India (SII) unter dem Markennamen COVISHIELD hergestellt werden soll.[19] Am 29. Januar 2021 erhielt der Impfstoff eine bedingte Marktzulassung in der EU[20], am 15. Februar folgte eine Notfallzulassung der WHO für das COVAX-Programm.[21]
Astra war der Hersteller, Entwickler und Patentinhaber des Protonenpumpenhemmers Omeprazol, und bevor der Patentschutz für Omeprazol auslief, entwickelte es das racemische Omeprazol weiter und brachte das Enantiomeren-reine Esomeprazol mit dem Handelsnamen Nexium auf den Markt und bewarb es intensiv, um seine Kunden auf das neue Mittel mit Patentschutz überzuleiten („Evergreening“),[22] was zu Klagen führte.[23][24]
Zum Thema Kritik und Probleme mit dem Impfstoff selbst siehe auch Hauptartikel Impfstoff AZD1222.
Im Januar 2021 kündigte AstraZeneca an, weniger Corona-Impfstoff auszuliefern als vereinbart, die Europäische Union drohte mit möglichen rechtlichen Schritten.[25][26] Mitte Februar 2021 wurden im Zuge von Recherchen des US-Fernsehsenders CNN Details des Vertrags der Impfstoff-Bestellung Großbritanniens bei AstraZeneca bekannt.[27] Demnach erfolgte die Ratifizierung der Bestellung Großbritanniens einen Tag nach der Bestellung der EU. Auch der britische Vertrag enthalte allerdings – analog zum Vertrag der EU mit AstraZeneca – zahlreiche Regelungen auf Basis von bestmöglichen Anstrengungen.
Die EU-Kommission ließ verlauten, sie habe eine vertragliche Vereinbarung mit AstraZeneca geschlossen, die nicht nur einen genauen Lieferplan mit den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten zum Gegenstand hat, sondern auch vorgebe, dass das Unternehmen seit Oktober den Impfstoff „auf Halde“ vorproduzieren musste.[28][29] Dafür seien dem Unternehmen bereits vorab 336 Mio. Euro zum Ausbau der Produktionskapazitäten zur Verfügung gestellt worden.[30] Die Kommission verlangte indes, dass AstraZeneca nachweist, was mit den vorproduzierten Impfstoffdosen für die EU geschehen sei, ob es überhaupt eine entsprechende Vorproduktion, wie vereinbart, gab und ob die Dosen möglicherweise an andere Länder zu einem höheren Preis verkauft wurden. Zur Kontrolle der Produktion und Exporte wird einerseits Einsicht in die Produktionsunterlagen von AstraZeneca verlangt, die der Kommission vertraglich zugesichert wurde[31], andererseits ein EU-Transparenzregister eingeführt, um die produzierten und aus der EU exportierten Impfstoffmengen genauer zu überwachen.[32]
Bereits im Dezember des Jahres 2020 war Kritik an AstraZenecas Impfstoff-Studie der Phase III lautgeworden, nachdem aufgrund eines Fehlers in der Produktion nur die Hälfte der Dosis abgefüllt wurde. Während die Wirksamkeit bei zwei Mal voller Dosis bei 62 Prozent liegt, soll die Wirksamkeit bei einer halben und einer anschließenden vollen Dosis 90 Prozent betragen.[33][34] Das Unternehmen gab die unterschiedlichen Dosierungen zunächst nicht an und mischte die Erkenntnisse von Impfungen mit weniger Wirkstoff bei der Ermittlung von Zwischenergebnissen mit solchen aus einer späteren Verimpfung mit der korrekten Menge.[35]
Im März 2021 berichtete zunächst die italienische Zeitung La Stampa, dass AstraZeneca in Italien 29 Millionen Dosen Corona-Impfstoff für den Export nach Großbritannien lagere. Die Firma widersprach dieser Darstellung und gab an, dass 16 Millionen Dosen für die EU vorgesehen seien und 13 Millionen für das Impfprogramm COVAX. Zudem handele es sich nicht um eine Lagerung, sondern um Ware, die noch freigegeben werden müsse.[36][37][38]
AstraZeneca erklärte Ende August 2020 im Vertrag gegenüber der EU-Kommission und den EU-Mitgliedsstaaten, dass es in Bezug auf die „Initial Europe Doses“ keine Verpflichtungen gegenüber Dritten gebe, die in Konflikt mit der Erfüllung der Verpflichtungen gegenüber der EU stehen würden:
Dagegen erklärte der britische Gesundheitsminister Matt Hancock im März 2021, dass AstraZeneca Vertragsverpflichtungen eingegangen ist, die dem Vereinigten Königreich Priorität gegenüber der EU einräumen: „Unser Vertrag übertrumpft deren. Das nennt sich Vertragsrecht und ist eindeutig.“[40] Nach der Bestellung von AstraZeneca bestellte die EU-Kommission im November 2020 auch bei Pfizer und Biontech und orderte dort im irrigen Vertrauen auf die zugesagten Lieferungen von AstraZeneca statt der angebotenen 500 Mio. Impfdosen nur 200 Mio. Impfdosen.[41]
Der Vertrag mit dem Vereinigten Königreich, der einen Tag nach dem mit der EU geschlossen wurde, ist jedoch gleichartig zu dem mit der EU und auch dieser enthielt die Formulierung der „Best Reasonable Efforts“.[42]
Der Artikel AstraZeneca in der deutschen Wikipedia belegte im lokalen Ranking der Popularität folgende Plätze:
Der präsentierte Inhalt des Wikipedia-Artikels wurde im 2021-06-13 basierend auf extrahiert https://de.wikipedia.org/?curid=1277101