Armin Hary

Armin Hary Leichtathletik
Nation DeutschlandDeutschland Deutschland
Geburtstag 22. März 1937
Geburtsort Quierschied
Größe 182 cm
Gewicht 71 kg
Karriere
Disziplin Sprint
Bestleistung 10,0 s (100 m)
Verein FSV Frankfurt
Status zurückgetreten
Medaillenspiegel
Olympische Spiele 2 × Gold 0 × Silber 0 × Bronze
Europameisterschaften 2 × Gold 0 × Silber 0 × Bronze
Deutsche Meisterschaften 2 × Gold 2 × Silber 1 × Bronze
Deutsche Hallenmeisterschaften 1 × Gold 0 × Silber 0 × Bronze
Olympische Ringe Olympische Spiele
Gold Rom 1960 100 m
Gold Rom 1960 4 × 100 m
Logo der EAA Europameisterschaften
Gold Stockholm 1958 100 m
Gold Stockholm 1958 4 × 100 m
Logo des DLV Deutsche Meisterschaften
Silber Düsseldorf 1957 100 m
Silber Hannover 1958 100 m
Bronze Hannover 1958 4 × 100 m
Gold Berlin 1960 100 m
Gold Berlin 1960 200 m
Logo des DLV Deutsche Hallenmeisterschaften
Gold Berlin 1959 70 m
4 × 100 m Staffel Olympia 1960

Armin Erich Hary[1] (* 22. März 1937 in Quierschied) ist ein ehemaliger deutscher Leichtathlet. In seiner Laufbahn wurde er jeweils zweimal Olympiasieger und Europameister. Als erstem Sprinter gelang es ihm 1958, die 100 Meter in handgestoppten 10,0 s (auf der Aschenbahn) zu laufen. Hary ist damit sowohl der bislang letzte Deutsche als auch Europäer, der den 100-Meter-Weltrekord gehalten hat. 2011 wurde er in die Hall of Fame des deutschen Sports aufgenommen.

Leben

Finallauf 100 m Olympia 1960

Der gelernte Feinmechaniker und Sohn eines Bergarbeiters spielte in seiner Jugend Fußball und wechselte im Alter von 16 Jahren zur Leichtathletik. Seine Eltern unterstützten seine sportlichen Aktivitäten zunächst nicht und hätten ihn lieber als Geigenvirtuosen gesehen. Beim SV Saar 05 Saarbrücken und 1. FC Saarbrücken begann er als Zehnkämpfer und wechselte 1957 die Disziplin und den Verein: Als Sprinter bei Bayer 04 Leverkusen, dessen Trainer Bert Sumser ihn an den Rhein holte, wurde er noch im selben Jahr Deutscher Vizemeister im 100-Meter-Lauf (10,5 s), knapp hinter Manfred Germar, der ihn auf der Ziellinie überholte. Seinen ersten internationalen Titel errang er 1958 bei den Europameisterschaften in Stockholm. Er gewann sowohl den 100-Meter-Lauf als auch die 4-mal-100-Meter-Staffel zusammen mit Manfred Germar, Heinz Fütterer und Walter Mahlendorf.

Am 6. September 1958 in Friedrichshafen lief Hary, inzwischen zum FSV Frankfurt gewechselt, erstmals die 100 Meter in handgestoppten 10,0 s und war damit eine Zehntelsekunde schneller als der Weltrekord. Seine Laufzeit wurde jedoch nicht anerkannt, da die Bahn elf statt der zulässigen zehn Zentimeter Gefälle aufwies. Im gleichen Jahr wurde Hary durch den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) wegen unkorrekter Spesenabrechnungen für mehrere Monate gesperrt (Bahnfahrt statt PKW, es ging um 70 DM).

Beim Leichtathletik-Meeting im Zürcher Letzigrund am 21. Juni 1960 gelang ihm schließlich die offizielle Sensation: Im Wiederholungslauf nach einem angeblichen Fehlstart lief er die 100 Meter in neuer Weltrekordzeit von 10,0 s – auf einer Aschenbahn und elektronisch mit 10,25 s gestoppt. Die Funktionäre des DLV hatten seine Teilnahme zu torpedieren versucht, da man ihn für Rom „schonen“ wollte. Seine Teilnahmebestätigung bekam er telefonisch durch die schweizerischen Veranstalter, und er erreichte den Wettkampf erst wenige Stunden vor Beginn mit einer Transportmaschine, da alle offiziellen Flüge ausgebucht waren.

Im selben Jahr holte Hary Gold mit einer Zeit von 10,2 s nach drei Fehlstarts, wobei er einen selbst verursachte,[2] über die 100 Meter bei den Olympischen Spielen in Rom (Zitat Armin Hary in einem Interview 2007: „Rom waren meine Spiele – ich wollte mich rächen, für alles, was sie mir angetan hatten.“). Zudem wurde er zunächst Zweiter mit der 4-mal-100-Meter-Staffel (Bernd Cullmann, Armin Hary, Walter Mahlendorf, Martin Lauer). Die US-amerikanische Staffel, die als erste angekommen war, wurde 15 Minuten später wegen eines falschen Wechsels disqualifiziert, und Hary erhielt sein zweites olympisches Gold.

Ein Jahr danach war seine Karriere bereits zu Ende. Nach abermaligen Querelen wegen einer Spesenabrechnung und einer Knieverletzung durch einen Autounfall beendete er, frustriert durch das Verhalten der Funktionäre, 1961 seine Laufbahn und stieg ins Immobiliengeschäft ein. Nebenberuflich betätigt er sich als Autor von Kommentaren in der Welt am Sonntag.

Hary engagiert sich in einem 2004 begründeten Projekt für die Förderung jugendlicher Sporttalente aus sozial schwacher Umgebung oder anderen Problemfeldern. Für diese Initiative erhielt er 2008 das Bundesverdienstkreuz am Bande.[3][4] Im November 2018 gab Hary bekannt, dass seine umfangreiche Trophäen-Sammlung zum Verkauf ansteht.[5]

Sportliche Erfolge

Siegerehrung 100 m Olympia 1960
  • 1957: Deutscher Vizemeister 100 m
  • 1958: Deutscher Vizemeister 100 m
  • 1958: Europameisterschaftsgold 100 m und 4 × 100-m-Staffel
  • 1959: Deutscher Hallenmeister 70 m
  • 1960: Deutscher Meister 100 m und 200 m
  • 1960: Weltrekord über 100 m (10,0 s)
  • 1960: Olympiagold in Rom 100 m und 4 × 100-m-Staffel

Auszeichnungen

Des Weiteren erhielt Hary 1960 eine unikale Medaille aus purem Gold, zehn Zentimeter im Durchmesser und von einem Zentimeter Dicke, die der japanische Kaiser Hirohito demjenigen Menschen versprochen hatte, der als erster die 100 m in zehn Sekunden läuft. Diese Medaille wurde ihm in Rom nach dem Finale um halb drei nachts im Olympischen Dorf überreicht.[8]

Literatur

  • Armin Hary: 10,0, Copress, München 1960.
  • Knut Teske: Läufer des Jahrhunderts. Die atemberaubende Karriere des Armin Hary, Verl. Die Werkstatt, Göttingen 2007, ISBN 978-3-89533-574-7.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bekanntgabe von Verleihungen des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, Bundesanzeiger 2008 (Nr. 179, S. 4209–4211)
  2. „Das große Olympia Lexikon“, Sport-Bild vom 19. Juni 1996, S. 40.
  3. Der Blitzstarter. Jörg Hahn, faz.net, 22. März 2012.
  4. Beschreibungstext von Bild 5 zu Der Usain Bolt von 1960 , Michael Reinsch, faz.net, 27. Juli 2010.
  5. Armin Hary verkauft Trophäen: „Das Ganze regt mich maßlos auf“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 17. November 2018, abgerufen am 17. November 2018.
  6. a b Mein Gold für Deutschland
  7. Ehrung Verdienstkreuz für Armin Hary
  8. Gunnar Meinhardt: Sprintlegende Armin Hary: „Ich hasste Deutschland, ich wäre zerbrochen“. In: DIE WELT. 22. März 2017 (welt.de [abgerufen am 27. September 2020]).

Information

Der Artikel Armin Hary in der deutschen Wikipedia belegte im lokalen Ranking der Popularität folgende Plätze:

Der präsentierte Inhalt des Wikipedia-Artikels wurde im 2021-06-13 basierend auf extrahiert https://de.wikipedia.org/?curid=151749