Antonow An-225 Mrija | |
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An-225 „Mrija“ im September 2008 | |
Typ: | Strategischer Transporter |
Entwurfsland: | |
Hersteller: | O.K. Antonow |
Erstflug: | 21. Dezember 1988 |
Indienststellung: | 1989 |
Produktionszeit: | nicht in Serie produziert |
Stückzahl: | 1 |
Die Antonow An-225 „Mrija“ (ukrainisch Антонов Ан-225 Мрія, deutsch „Traum“, NATO-Codename Cossack) war ein von O. K. Antonow in der Sowjetunion entwickeltes sechsstrahliges Frachtflugzeug. Sie war das weltweit bisher längste und schwerste eingesetzte Flugzeug und bis zum Erstflug der Stratolaunch Roc 2019 war sie auch das mit der größten Spannweite.[1] Nur ein Exemplar wurde fertiggestellt und in Betrieb genommen, welches auch die größte zugelassene Startmasse aller bisher gebauten Flugzeuge erreichte.
Ende Februar 2022, in der ersten Kriegswoche des russischen Überfalls auf die Ukraine, wurde das Flugzeug bei Kampfhandlungen zerstört.[2][3]
Die An-225 war eine vergrößerte Weiterentwicklung der vierstrahligen An-124 Ruslan. Sie wurde entwickelt, um die sowjetische Raumfähre Buran im Huckepackverfahren transportieren zu können. Dafür wurden Rumpf und Spannweite der An-124 um jeweils rund 15 Meter verlängert. Der Mittelflügel und die rumpfnahen Teile der Tragflächen wurden dazu neu konstruiert, um auf jeder Seite ein zusätzliches Strahltriebwerk anbringen zu können. Für den Transport der Außenlast auf der Rumpfoberseite konnte das mittige Seitenleitwerk der An-124 nicht beibehalten werden, da es in einem Bereich verwirbelter Luft gelegen hätte. Die An-225 erhielt daher zwei Seitenleitwerke außen an den Enden des vergrößerten Höhenleitwerks. Auch nach Ende des Buran-Projekts 1993 waren die Befestigungspunkte für die Raumfähre weiterhin vorhanden und als verkleidete Höcker oben auf dem Rumpf zu erkennen.[4] Weitere Besonderheiten:
Ursprünglich wurden drei Flugzeuge unter der Projektbezeichnung 402 mit der Option auf einen Anschlussauftrag über zwei weitere Maschinen und somit insgesamt fünf flugfähige An-225 bestellt.[7] Sie wurden beim sowjetischen Flugzeughersteller Antonow unter Führung des Chefingenieurs Petro Balabujew entwickelt und gebaut. 1987 wurden im Flugzeugwerk Taschkent sechs Tragflächenteile hergestellt und einzeln mit einer An-22 im Huckepackverfahren nach Kiew geflogen. Die erste der nun An-225 genannten Maschinen wurde 1988 fertiggestellt, während die Fertigung des zweiten Exemplars abgebrochen wurde.
Der Rollout der An-225 fand am 30. November 1988, der Erstflug am 21. Dezember 1988 statt. Im März 1989 stellte sie im Rahmen der Flugerprobung 106 von der FAI anerkannte Gewichts-, Strecken- und Höhenweltrekorde auf, darunter mit 506,8 Tonnen den für das höchste Fluggewicht. Im Mai 1989 begann die Flugerprobung mit der Raumfähre Buran (105 Tonnen Maximalgewicht). Im Juni 1989 wurde die Maschine mit der Buran auf dem Pariser Aérosalon zum ersten Mal im Westen gezeigt. (Luftfahrzeugkennzeichen: SSSR-480182, ab Juni 1989 SSSR-82060, ab 1992 UR-82060).
Die An-225 war bis 1994 regelmäßig auf dem Moskauer Aerosalon und auch auf dem Aerosalon in Singapur zu Gast. Nach der Einstellung des Buran-Programms wurde sie im April 1994 zunächst außer Dienst gestellt.
Als in der Ukraine und den anderen Staaten der ehemaligen Sowjetunion viele Betriebe privatisiert wurden, wurde die An-225 reaktiviert.
Am 7. Mai 2001 fand der zweite Erstflug in Kiew statt, im Juni 2001 kam sie wieder zum Pariser Aérosalon. Seit Dezember 2001 – nach dem Erhalt aller nötigen Zulassungen und dem Abschluss entsprechender Versicherungen für den internationalen Luftfrachtdienst – wurde das Flugzeug weltweit als Transportmittel für besondere Aufgaben von der ukrainischen Antonov Airlines im Charterverkehr betrieben.
Ab Herbst 2008 bekam die An-225 ein verändertes äußeres Farbschema. Der rote Zierstreifen wurde durch einen blauen ersetzt, wodurch das Erscheinungsbild der Maschine dem der von Antonov Airlines betriebenen An-124 angepasst wurde. Im August 2009 gab es eine erneute Änderung. Seitdem verlief in Anlehnung an die ukrainischen Landesfarben eine geschwungene blaue Linie unterhalb einer ebenfalls geschwungenen gelben Linie längs des Rumpfes.[8]
Vom Erstflug 1988 bis 2012 hatte das Flugzeug über 1000 Starts und Landungen. Mit bis dahin nur rund 5000 Flugstunden hatte es noch lange nicht die vorgesehene Betriebszeit von 24.000 Stunden erreicht.[9]
Der umfangreichste Einsatz war der Transport von zwölf je 150 Tonnen schweren Abhitzekesseln von Flughafen Iquique an der Pazifikküste über die Anden zum Flughafen Chimoré innerhalb von vier Wochen.[4][6]
Die An-225 parkte, wenn sie sich nicht im Einsatz befand, auf dem Flughafen Kiew-Hostomel bei Kiew. Infolge der Spannungen zwischen der Ukraine und Russland ab 2014 stand sie monatelang still, weil benötigte, bisher aus Russland gelieferte Ersatzteile nun aus anderen Ländern beschafft werden mussten.[5]
In den Jahren 2019 und 2020 wurde die Maschine über 18 Monate hinweg generalüberholt und erhielt dabei ein neues Steuerungsprogramm für die sechs D-18T-Triebwerke. Ende März 2020 absolvierte sie erfolgreich einen zweistündigen sowie einen kürzeren Testflug.[10][11]
Der erste kommerzielle Flug nach über einjähriger Pause startete am 11. April 2020 von Kiew nach Tianjin in der Volksrepublik China. Mit einem Tankstopp in Almaty in Kasachstan flog sie am 12. April weiter über die Mongolei und die Wüste Gobi zum Tianjin Binhai International Airport der Hafenstadt südöstlich von Peking. Dort wurde die Maschine mit der Flugnummer ADB354F kurz nach 23:00 Uhr Ortszeit erwartet und „mit medizinischer Ausrüstung“ zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie in Europa beladen. Von Tianjin flog die An-225 anschließend nach Polen. Am Dienstag, den 14. April landete sie auf dem Chopin-Flughafen Warschau der polnischen Hauptstadt Warschau mit schätzungsweise sieben Millionen Masken, mehreren hunderttausend Overalls und mehreren hunderttausend Helmen.[12]
Der letzte Transportauftrag der Mrjia führte am 3. und 4. Februar von China über Bishkek nach Dänemark, der letzte Flug von Dänemark auf den Flughafen Kiew-Hostomel am 5. Februar 2022.[13][14] Am ersten Tag der russischen Invasion stand sie auf der Freifläche westlich des Hangars. Das rechte innere Triebwerk war zu dieser Zeit ausgebaut,[15] weshalb sie nicht evakuiert werden konnte. Alle anderen Flugzeuge waren in den Wochen zuvor ausgeflogen worden.
Schon am ersten Tag des russischen Überfalls auf die Ukraine versuchte die russische Armee, mit einer Luftlandung den Platz einzunehmen. Der Platz blieb umkämpft und das Gebiet des Hangars der Mrjia stand am 27. Februar – die An-225 war zu dieser Zeit im Hangar untergestellt – nach einem Luftangriff in Brand.[16] Antonov Airlines gab an, ohne Inspektion des Flugzeuges nichts zur eventuellen Schadenshöhe sagen zu können,[17] während Ukroboronprom mitteilte, dass die Wiederherstellung schätzungsweise drei Milliarden US-Dollar kosten und mindestens fünf Jahre dauern würde.[18][19]
Der Bau der zweiten Maschine, deren Zelle zunächst für statische Belastungstests verwendet wurde,[20] wurde nur schleppend fortgeführt und bis heute nicht vollendet. Sie ist heute komplett im Kiewer Werk eingelagert. 1998 gab es Bestrebungen, die unvollendete Maschine für das Frachtcharterunternehmen Air Foyle fertigzustellen; die Kosten dafür wurden von Air Foyle auf 160 Millionen US-Dollar geschätzt. Sogar über den Bau einer dritten Maschine wurde nachgedacht. Geplant war der Einsatz als Transporter für Teile von Delta- und Atlas-Trägerraketen oder Flugzeugsektionen, denn der komplette Rumpf einer Boeing 737 kann im Rumpf der An-225 Platz finden.
Eine zweite Initiative zur Wiederbelebung des Projekts gab es Ende September 2006. Laut ukrainischen Medien kündigte Nikolai Rudkowski, Verkehrsminister des Landes, nach einem Besuch des Herstellers die Fertigstellung der zweiten Maschine an. Demzufolge sollten bis zu 120 Millionen US-Dollar aus ukrainischen Staatsmitteln bereitgestellt werden, um das Flugzeug bis Mitte 2008 zu vollenden. Seit 2006 gab es jedoch keine weiteren Ankündigungen und Erklärungen hierzu. Die letzten verfügbaren Fotos aus dem Jahr 2004 zeigen die Maschine in gut erhaltenem, aber noch sehr rudimentärem Zustand.[21] Am 20. August 2008 wurde die Maschine für einen Tag ins Freie geschoben.[22]
2012 äußerte der Generaldirektor von Antonov Airlines, dass es aufgrund der stark zurückgegangenen Buchungen infolge der weltweiten Finanzkrise wahrscheinlich niemals zur Montage des zweiten Flugzeuges kommen werde. So wurde die An-225 in den Jahren 2011 und 2012 höchstens ein- bis zweimal im Monat benutzt und hatte beispielsweise von Mai bis Oktober 2012 keinen einzigen Flugeinsatz.[23]
Ende August 2016 gab Antonow bekannt, einen Kooperationsvertrag mit dem chinesischen Luftfahrtunternehmen Aerospace Industry Corporation of China (AICC) unterzeichnet zu haben. Antonow will nun die zweite An-225 vollenden, modernisieren und an AICC ausliefern. Danach soll eine Lizenzversion in China in Serie produziert werden.[24] Der Verkauf dieser Lizenz an AICC, „eine Im- und Exportfirma mit einem Büro in Hongkong“, wurde von dem Ex-Vizeverkehrsminister der Ukraine als „negative[s] Signal für den ukrainischen Flugzeugbau“ und Ausverkauf der ukrainischen Luftfahrtindustrie bewertet.[25] Andererseits wird es als Weg gesehen, eine Finanzierung von weiteren Flugzeugen zu ermöglichen.[26]
Eine vergrößerte und verbesserte Version mit acht Triebwerken und dem Namen An-325 war in Planung, wurde aber nicht realisiert.
Die An-225 hält folgende Rekorde für die schwerste transportierte Luftfracht in einem Flugzeug:
Kenngrößen | Daten |
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Besatzung | 7 Personen, davon 6 im Cockpit |
Länge | 84 m[31] |
Flügelspannweite | 88,4 m |
Spannweite Heckleitwerk | 32,65 m |
Flügelfläche | 905 m² |
Flügelstreckung | 8,63 |
Tragflächenbelastung | minimal (Leermasse): 193 kg/m² maximal (max. Startmasse): 663 kg/m² |
Höhe | 18,1 m[31] |
Frachtraumabmessung | Länge: 43,3 m Breite: 6,4 m Höhe: 4,4 m |
Frachtraumvolumen | 1220 m³ |
Leermasse | ca. 175 t |
max. Startmasse | ca. 640 t[32] |
max. Zuladung | intern: 345 t extern: 110 t |
Höchstgeschwindigkeit | 850 km/h |
Dienstgipfelhöhe | 11.000 m |
Reichweite | ohne Zuladung: 15.400 km mit 200 t Zuladung: 4.500 km mit maximaler Zuladung: 2.500 km |
Startweg | mit maximaler Zuladung: 3500 m[33] |
Triebwerke | 6 Mantelstromtriebwerke ZMKB Lotarjow D-18T mit je 229,85 kN Schub |
Luftfahrzeugkennzeichen | UR-82060[34] |
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