Agnus Dei – Die Unschuldigen

Film
Deutscher Titel Agnus Dei – Die Unschuldigen
Originaltitel Les innocentes
Produktionsland Frankreich, Polen
Originalsprache Französisch, Polnisch
Erscheinungsjahr 2016
Länge 115 Minuten
Stab
Regie Anne Fontaine
Drehbuch Sabrina B. Karine,
Alice Vial,
Pascal Bonitzer,
Anne Fontaine
Produktion Eric Altmayer
Nicolas Altmayer
Musik Grégoire Hetzel
Kamera Caroline Champetier
Schnitt Annette Dutertre
Besetzung

Agnus Dei – Die Unschuldigen ist ein französisch-polnisches Filmdrama von Anne Fontaine aus dem Jahr 2016.

Handlung

Polen, im Dezember 1945: Die angehende Ärztin Mathilde Beaulieu hat ihr Studium wegen des Krieges unterbrechen müssen und arbeitet beim Französischen Roten Kreuz als Krankenschwester. Die Aufgabe ihrer Station besteht darin, kranke oder verwundete französische Soldaten, die von der Roten Armee aus deutscher Kriegsgefangenschaft befreit wurden, zu versorgen und auf die Rückkehr in die Heimat vorzubereiten.

Eines Tages taucht bei ihr die junge Benediktinernonne Teresa auf und bittet sie um Hilfe für eine schwer erkrankte Ordensschwester. Mathilde verweist sie an ihre polnischen Kollegen, doch Maria lehnt dies ab.

Das Gebet von Teresa im Schnee stimmt sie um. Schließlich fährt Mathilde mit ihr zum Konvent, wo sich herausstellt, dass die junge Ordensschwester Zofia kurz vor der Niederkunft steht. Mathilde bringt das Kind per Kaiserschnitt gesund zur Welt. Dabei assistiert die französisch sprechende Nonne Maria. Doch Teresa bekommt einen schweren Verweis für die Indiskretion.

Als Mathilde am folgenden Tag nach Mutter und Kind sehen will, erfährt sie nur Ablehnung; vor allem die Mutter Oberin verbittet sich jede Einmischung in den Klosteralltag. Doch schon bald erfährt Mathilde die Wahrheit: Zu Kriegsende drangen Rotarmisten in den Konvent ein und vergewaltigten zahlreiche Nonnen, mehrere von ihnen wurden schwanger, und eine ist bereits bei der geheimen Geburt verstorben. Insgesamt seien sechs Frauen schwanger, berichtet Maria, doch stellt sich heraus, dass noch weitere Frauen ihre Schwangerschaft einfach verdrängt haben.

Nun verbringt Mathilde ihre Nächte im Kloster, untersucht die Frauen und hilft bei Geburten. Mehrmals kollidiert Mathildes medizinische Verpflichtung, Leben zu retten, mit den starren Regeln und fatalistischen Ansichten des Ordens.

Unter diesen nächtlichen Einsätzen leidet ihre eigentliche Arbeit beim Roten Kreuz. Einmal wird sie auf der Heimfahrt fast von russischen Soldaten vergewaltigt. Gerade rechtzeitig kann sie noch von einem russischen Offizier gerettet werden, muss aber umkehren und in das Kloster zurückkehren. Dort erlebt sie, dass Rotarmisten das Kloster abermals überfallen, um angeblich nach Volksfeinden zu suchen. Geistesgegenwärtig rettet Mathilde die Nonnen, indem sie vorgibt, dass im Kloster Typhus ausgebrochen sei. Für ihre nun um Tage verspätete Rückkehr zum Standort des Roten Kreuzes wird sie von ihrem Vorgesetzten abgemahnt.

Als eines Tages zwei Frauen gleichzeitig niederkommen, weiht Mathilde notgedrungen ihren Kollegen und Liebhaber Samuel, einem Juden, der seine gesamte Verwandtschaft im KZ Bergen-Belsen verloren hat, ein.

Die Oberin nimmt jedes der Neugeborenen an sich, um sie den Angehörigen der jeweiligen Schwester zu übergeben. Zofias Kind sei so auch zu ihrer Tante gebracht worden. Als eine Nonne, ihr Kind nicht annehmen will, wird das Baby Zofia zum Stillen übergegen. Zofia nennt das Mädchen Helena und betrachtet es als ihre Tochter. Dann wird auch das Kind von der Oberin weggebracht. Zofia folgt der Oberin und verliert sie. Diese hatte offensichtlich nicht die Wege benutzt. Darauf nimmt sich Zofia verzweifelt das Leben. Als Maria Zofias Verwandten die Todesnachricht überbringt und dabei erfährt, dass es dort kein Baby gibt, stellt sie die Oberin zur Rede. Diese gesteht trotzig die Wahrheit: In einiger Entfernung vom Kloster legte sie die Säuglinge unter einem einsamen Kalvarienkreuz am Waldesrand ab, spendete ihnen die Nottaufe und überließ sie dann mitten im Winter dem nahezu sicheren Kältetod. Die Oberin versucht das Verschwindenlassen der Kinder damit zu rechtfertigen, dass sie dem Kloster Schande ersparen wollte und darum die Vorsehung walten ließ. Sie begreift aber, dass sie sich verirrt hat. Sie zieht sich, von den anderen Nonnen als Mörderin geziehen, in ihre Zelle zurück.

Um die einige Zeit später zur Welt gekommenen Neugeborenen zu retten, bringen Maria und eine andere Schwester sie zum Stützpunkt des Roten Kreuzes, an dem Mathilde eingesetzt ist. Mathilde schlägt eine Lösung vor: Im Dorf leben viele Waisenkinder; wenn das Kloster diese aufnimmt, fallen die neugeborenen leiblichen Kinder der Nonnen nicht weiter auf. Sechs der Babys bleiben so am Leben.

Drei Monate darauf dankt Maria im Namen der Nonnen Mathilde, die inzwischen wieder in Frankreich jetzt als Ärztin arbeitet, per Post für ihren Einsatz. Sie bezeichnet Mathilde, eine Atheistin aus kommunistischem Elternhaus, als ein Geschenk Gottes. Sie schickt ein Gruppenfoto aller Kinder, umsorgt von den Nonnen, anlässlich einer Profess-Feier im Kloster aufgenommen.

Produktion

Agnus Dei – Die Unschuldigen basiert auf der wahren Geschichte der jungen französischen Ärztin Madeleine Pauliac, die die Erlebnisse in einem Tagebuch niederschrieb. Ihren Aufzeichnungen nach wurden im Kloster 45 Nonnen überfallen und vergewaltigt; 20 starben.[1] Gedreht wurde in einem verlassenen Kloster in Polen, wobei ein Teil der Innenräume für die Dreharbeiten rekonstruiert wurde.[2] Die Kostüme schuf Katarzyna Lewinska, die Filmbauten stammen von Joanna Macha.

Der Film behält die Sprachbarriere zwischen polnischen Einwohnern und französischen Helfern bewusst bei. Gespräche von Polen untereinander werden auf Polnisch geführt und sind lediglich untertitelt, nicht synchronisiert. Die meisten der Schwestern sprechen nur Polnisch, so dass Mathilde auf Marias Dolmetscherdienste angewiesen ist.

Der Film erlebte am 26. Januar 2016 auf dem Sundance Film Festival seine Premiere. Am 10. Februar 2016 lief er in den französischen Kinos an, wo er von mehr als 500.000 Zuschauern gesehen wurde.[3] In Deutschland wurde er am 30. Juni 2016 auf dem Filmfest München gezeigt.

Auszeichnungen

Auf der Semana Internacional de Cine de Valladolid gewann Anne Fontaine für Agnus Dei – Die Unschuldigen den FIPRESCI-Preis. Zudem lief der Film im Wettbewerb um die Goldene Ähre. Auf dem Jerusalem Film Festival erhielt Anne Fontaine den In the Spirit of Freedom Award für den Besten Spielfilm und gewann bei Den norske filmfestivalen 2016 den Andreas Award.

Caroline Champetier war 2017 für einen Chlotrudis Award in der Kategorie Beste Kamera nominiert. Der Film erhielt 2017 vier César-Nominierungen in den Kategorien Bester Film, Best Regie, Bestes Originaldrehbuch und Beste Kamera, konnte sich jedoch in keiner Kategorie durchsetzen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Arnaud Schwartz: „Les Innocentes“, dans le secret d’un couvent. la-croix.com, 9. Februar 2016.
  2. Secrets tournage: Trouver le couvent auf allocine.fr
  3. Culturebox: „Les Innocentes“: les bénédictines polonaises crient à la manipulation. culturebox.francetvinfo.fr, 8. März 2016.

Information

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Der präsentierte Inhalt des Wikipedia-Artikels wurde im 2023-02-12 basierend auf extrahiert https://de.wikipedia.org/?curid=10120926