Übersterblichkeit (auch: Exzess-Mortalität) bezeichnet in der Demografie eine erhöhte Sterberate (Mortalität) im Vergleich zu empirischen Daten oder anders gewonnenen Erwartungswerten. Untersterblichkeit bezeichnet entsprechend eine im Vergleich verringerte Sterberate.[1][2][3]
Die Sterberaten beziehen sich auf eine bestimmte Bevölkerungsgruppe und eine bestimmte Zeitspanne. Vergleichsgröße ist ein entsprechender Mittelwert von Daten aus der Vergangenheit oder von einer anderen Bevölkerungsgruppe. Die Bevölkerungsgruppe kann z. B. die Gesamtbevölkerung eines Landes oder einer anders definierten Region sein, und/oder eingeschränkt auf eine Teilgruppe, die durch Alter, Geschlecht, Lebensweise, Vorerkrankungen etc. definiert ist. In Therapiestudien vergleicht man eine Behandlungsgruppe mit einer Kontrollgruppe. Größere Gruppen erlauben genauere zahlenmäßige Vergleiche der Sterblichkeit, weil der Unsicherheitsbereich aufgrund zufälliger statistischer Schwankungen sich weniger stark auswirkt. Allerdings sagen die Ergebnisse dann auch nur über die Durchschnittswerte einer größeren Anzahl Menschen oder während einer längeren Zeitspanne etwas aus. Beispiele für verwendete Zeitspannen sind Tage, Wochen usw., aber auch Kriegszeiten, Pandemien, eine „Influenza-Saison“, eine Kältewelle oder eine Hitzewelle.
Übersterblichkeit im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt bei gleichem Lebensalter zeigt sich z. B. bei Übergewichtigen[4], Rauchern und Kranken.
Aus Vergleichen der Übersterblichkeit von verschiedenen Bevölkerungsgruppe und Zeiten versucht man Aufschluss darüber zu gewinnen, welche Faktoren die Sterblichkeit wie stark beeinflussen.
Seit Ende der 2000er-Jahre überwacht das Euromomo die Exzessmortalität großer Teile Europas in inzwischen 18 europäischen Staaten, sowie zwei deutschen Bundesländern fortlaufend und zeitnah. Das am Statens Serum Institut in Kopenhagen angesiedelte Projekt publiziert einen wöchentlichen Lagebericht und wissenschaftliche Artikel.[5] Euromomo arbeitet mit Poisson-verteilten und trendbereinigten Basiswerten als Bezugsgröße und modelliert diese „Baseline“ im Jahresgang durch eine Sinuskurve.[6] Die jährlichen Grippe- und Hitzewellen und im Jahr 2020 besonders die beiden bisherigen Wellen der Covid-19-Pandemie sind deutlich sichtbar.[7]
Für 2020 differenzierte das deutsche Statistische Bundesamt die Sterblichkeit vor und nach Einsetzen der Pandemie in Deutschland.[8]
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