Steinbachtalsperre | |||||||||
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Steinbachtalsperre (Kreis Euskirchen) in südwestlicher Richtung | |||||||||
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Koordinaten | 50° 35′ 27″ N, 6° 50′ 12″ O | ||||||||
Daten zum Bauwerk | |||||||||
Bauzeit: | 1934–1936 | ||||||||
Höhe über Talsohle: | 19 m | ||||||||
Höhe über Gründungssohle: | 23 m | ||||||||
Bauwerksvolumen: | 100 000 m³ | ||||||||
Kronenlänge: | 240 m | ||||||||
Kronenbreite: | ca. 15 m | ||||||||
Betreiber: | Wasserversorgungsverband Euskirchen-Swisttal, operativ e-regio GmbH & Co. KG | ||||||||
Daten zum Stausee | |||||||||
Höhenlage (bei Stauziel) | 278,73 m | ||||||||
Wasseroberfläche | 14,6 ha | ||||||||
Stauseelänge | ca. 980 m | ||||||||
Stauseebreite | max. 380 m | ||||||||
Speicherraum | 1,06 Mio. m³ | ||||||||
Gesamtstauraum: | 1,2 Mio. m³ | ||||||||
Einzugsgebiet | 16 km² |
Die Steinbachtalsperre ist eine Talsperre in Nordrhein-Westfalen auf dem Gebiet der Stadt Euskirchen südlich des Stadtteiles Kirchheim in der Eifel.
Die Talsperre wurde auf Druck der Euskirchener Tuchindustrie errichtet, die gegen Ende der 1920er Jahre ihren Wasserbedarf aus den natürlichen Bachläufen nicht mehr decken konnte. Zum einen war die Nutzung als Prozesswasser durch Abwassereinleitungen aus dem Mechernicher Bleibergbau beeinträchtigt. Zum anderen reichte das Wasserdargebot für Antriebszwecke nicht mehr aus.[1] Zur Durchführung des Baus und des laufenden Betriebs wurde 1933 der Zweckverband Steinbachtalsperre gegründet. Im Februar 1934 begannen die Bauarbeiten und dauerten bis 1936.[2]
Der Bau des Staudamms erfolgte auch als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme in der Zeit der Weltwirtschaftskrise, wodurch sich die Planungen mehrfach änderten. Gebaut wurde ein „Spardamm“ mit einem Lehmkern und schräger Lehmdichtung, deren Sporn bis zum Felsgrund reichte. Die Lehmdichtung wurde wasserseitig mit steinigem Lehm abgedeckt. Gegenüber den ersten Entwürfen entfielen die Herdmauer, ein Kontrollgang, eine innere Stahldichtung wie auch der innenliegende Filter. Auf der Luftseite wurden der Damm steil konstruiert und die Oberfläche nicht befestigt, so dass bei Überströmungen die Standfestigkeit gefährdet ist. Als Hochwasserentlastung war ein Überlaufturm im Einstaubereich gebaut worden.[3]
Bereits während des Baues wurde 1935 das erste Wasser entnommen. Der Transport erfolgte in einem gusseisernen Rohrleitungsnetz von insgesamt 16 km Länge in das Stadtgebiet Euskirchen und nach Kuchenheim.[2]
In den Jahren 1941/42 und 1943/44 traten Schäden am Damm links vom Überlaufturm auf, die mit großem Aufwand beseitigt wurden.
Durch die Sparbauweise des Dammes konnte seine Erosionsstabilität nie richtig nachgewiesen werden. Bis zu 4 Meter tiefe Einbrüche auf der Dammkrone in den Jahren 1981 und 1982 ließen auf Materialabtrag durch Erosion im Kern schließen. Dadurch musste das Betriebsstauziel um 4 Meter reduziert und der Überlaufturm angepasst werden.
Die Abflussleistung des Überlaufturms mit 14,3 m³/s wurde wenige Jahre später als zu niedrig für die zu erwartenden Hochwasser angesehen.
Nach zähen Kostenverhandlungen wurde die Talsperre von September 1988 bis April 1990 vom neuen Träger Wasserversorgungsverband Euskirchen-Swisttal saniert.[3] Der Überlaufturm wurde zurückgebaut und durch eine Überlaufmauer im linken Hang mit geschlossenem Entlastungskanal und neuem Tosbecken ersetzt. Der verbliebene Grundablasskanal wurde renoviert, um das Staubecken entleeren zu können. Die wasserseitige Böschungsandeckung wurde mit einer ca. 80 cm dicken Materialbetonschicht verstärkt und mit zwei Dichtungshäuten aus Asphaltbeton bis zum höchsten Stauziel überzogen. Abgefangen wird das Gewicht durch eine vor dem Damm in den Untergrund eingelassene Herdmauer mit Kontrollgang, unter der durch Injektionen ein Dichtungsschleier in den Untergrund eingebracht wurde. Vom Betriebsstauziel (278,73 m ü NN) bis zur Dammkrone (281,00 m ü NN) sind 2,27 Meter Freibord realisiert, wobei bei Hochwasser die Dammkrone das höchste Stauziel (279,40 m ü NN) um 1,60 Meter überragt.
Der operative Betrieb wird seit 2004 von dem regionalen Versorgungsunternehmen e-regio vorgenommen.[4] Der Pegel Kirchheim des Steinbachs befindet sich rund 300 Meter unterhalb des Staudammes.[5]
Der im Wald gelegene, bis zu 17,4 m tiefe See ist ein beliebtes Naherholungsgebiet.[2]
Während der Starkregenfälle im Juli 2021 durch das Unwettertief „Bernd“ konnte der Hochwasserentlastungskanal, ausgelegt für 20,3 m³/s, die Wassermassen nicht alleine ableiten. Der zweite Betriebsauslass im Grundablasskanal wurde geöffnet, der einen kontrollierten Ablauf von ca. 4,5 m³/s ermöglicht. Dennoch kam es noch am Abend des 14. Juli zu einer Überströmung der Dammkrone. Das Wasser spülte auf einer Länge von weit über 100 Metern etliche bis zu 2 m tiefe Furchen in die Luftseite des Dammes. Lehm und Steine ergossen sich meterhoch über das alte Tosbecken und die Öffnung des Grundablasses, der dadurch verstopfte.[3][6][7][8] Links davon steht das alte Schieberhaus, von dem nur noch Teile des Daches zu sehen waren.[9] Nach der strukturellen Schwächung drohte der Damm durch die andauernde Belastung zu brechen. Deshalb mussten etwa 4500 Bewohner der unterhalb gelegenen Ortschaften Odendorf, Ludendorf, Essig, Miel, Schweinheim, Flamersheim, Palmersheim und der Rheinbacher Ortsteile Niederdrees und Oberdrees ihre Häuser verlassen.[10][11] Für weitere Regionen entlang der Erft, vor allem Erftstadt und Kerpen, wurden potenzielle Evakuierungen angekündigt. Die Lage war auch nach dem Ende der Regenfälle kritisch, obwohl bald darauf die Verstopfung beseitigt und der Grundabfluss wieder kontrolliert werden konnten.[12] Dennoch leerte sich das Staubecken langsamer als geplant.[13]
Das Technische Hilfswerk (THW), die Berufsfeuerwehren von Osnabrück, Hannover und zahlreiche andere Feuerwehren pumpten zusätzlich ca. 1,2 m³/s ab.[14] Am 16. Juli konnte der Wasserstand so weit gesenkt werden, dass der Hochwasserüberlauf trocken fiel. Durch den Grundablass, die Pumpanlagen und eine Bypassleitung wurde der Stausee seitdem mit knapp 6 m³/s entleert.[15] Der Einsatz eines Facharbeiters im Spezialtiefbau ermöglichte die abschließende Gefahrenabwehr.[16] Erst ein Wasserstand von 1/3 der Betriebsstauhöhe galt als ausreichend, um die Evakuierungen aufzuheben.[17] Dieses Ziel wurde am 19. Juli erreicht und der Staudamm von der Bezirksregierung abschließend begutachtet. Die Evakuierungen der betroffenen Ortschaften endeten sukzessive im Laufe des Tages.[18] Am gleichen Tag gab der Kreis Euskirchen bekannt, dass die Pumpen weiterhin abpumpen würden, um möglichst schnell das Staubecken zu leeren, bis nur noch ein Bach fließt. Dadurch könnte das Bauwerk eingehend nach Schäden untersucht werden, um die Kosten abzuschätzen.[19]
Am See befindet sich ein Wald-Freibad mit 7500 m² Wasserfläche mit Schwimmerbecken, Plansch- und Nichtschwimmerbecken, Wasserrutsche und Sprungturmanlage.[20] Ein großer Kinderspielplatz, ein Beachvolleyballfeld und andere Freizeitangebote befinden sich ebenfalls auf dem Gelände. Die Wald-Gaststätte Steinbach mit hauseigener Brauerei und Biergarten ist in unmittelbarer Nachbarschaft.
In den Jahren 2002 bis 2003 wurde wegen der Haushaltslage der Stadt Euskirchen im Stadtrat die Schließung des Waldfreibades erwogen. Die Anlage sollte an die Ruhr-Universität Bochum verpachtet werden, die auf dem Gelände ein Forschungszentrum für marine Meeressäuger errichten wollte. Wegen fehlender dauerhafter Perspektive stoppte die Universität das Projekt.[21]
Das im Jahr 1936 errichtete[1] Waldfreibad wird von einem Förderverein unterstützt.[22] Auf Antrag des LVR-Amts für Denkmalpflege im Rheinland des Landschaftsverbandes Rheinland[23] hat die Stadt Euskirchen das Waldfreibad am 1. September 2009 unter Denkmalschutz gestellt.[24]
Um den Stausee herum führt ein Lehrpfad mit naturkundlichen Schautafeln. Der Wanderweg durch ruhige Waldgebiete führt einen gemächlichen Wanderer in ca. 60 Minuten um den See. Im See ist Angeln möglich; Bootfahren, Windsurfen und Schwimmen sind auf dem See nicht erlaubt.
Der präsentierte Inhalt des Wikipedia-Artikels wurde im 2021-07-27 basierend auf extrahiert https://de.wikipedia.org/?curid=503879