Signa Holding GmbH
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 2000 |
Sitz | Innsbruck und Wien, Österreich |
Leitung | Christoph Stadlhuber, Marcus Mühlberger |
Branche | Immobilien, Handel |
Website | www.signa.at |
Die Signa Holding GmbH (Eigenschreibweise SIGNA) ist ein österreichisches Immobilien- und Handelsunternehmen. Das Unternehmen wurde 2000 unter dem Namen Immofina von René Benko gegründet, 2006 wurde es in Signa umbenannt. Aus einem Zwei-Mann-Unternehmen, das zunächst auf klassische Immobilienentwicklung ausgerichtet war, ist ein gesamteuropäisches Immobilienunternehmen mit Bürostandorten in Österreich, Deutschland, Schweiz, Italien und Luxemburg geworden. Die Unternehmensgeschichte ist geprägt von zahlreichen Zukäufen, darunter die Akquisitionen der Warenhausgesellschaften Karstadt (2013/14) und Galeria Kaufhof (2018). Die Gruppe gliedert sich in zwei Kerngeschäftsbereiche: Signa Real Estate (Immobilien) und Signa Retail (Handel). Die Signa Gruppe besteht aus über eintausend Einzelgesellschaften mit teilweise gegenseitigen, schwer durchschaubaren Finanzverpflichtungen. 2023 geriet die Gruppe in Liquiditätsschwierigkeiten; Ende November 2023 meldete sie Insolvenz an.
René Benko begann 1995 in seiner Heimatstadt Innsbruck ungenutzte Dachböden in Luxuswohneinheiten umzubauen.[1] Das Geschäft war erfolgreich und seine Immobilienaktivitäten wurden umfangreicher. Im Jahr 2000 gründete er die Firma „Immofina“, in die er seine geschäftlichen Tätigkeiten einbrachte, der Name der Gesellschaft wurde 2006 in Signa geändert. Im Jahr 2001 stieg Karl Kovarik, ein vermögender, ehemaliger Tankstellennetzbetreiber, als privater Investor mit rund 25 Mio. EUR ein. Mit dem Geld wurde u. a. der Kauf des damals heruntergekommenen Kaufhaus Tyrol finanziert und beginnend 2004 zum heutigen Objekt mit 33.000 m² Verkaufsfläche und prestigeträchtigen Mietern aufgewertet. Architekt war David Chipperfield, der später auch andere Objekte für Signa plante. Das Innsbrucker Büro der Signa Holding ist noch heute in den Räumen des Kaufhauses. 2005 wurde der Unternehmensbeirat etabliert, der mit wechselnder Besetzung bis heute aktiv ist. Bereits zu Anfang setzte sich der Mitgliederkreis aus namhaften und einflussreichen Personen zusammen. Mit dem griechischen Schiffseigner Georgios Ikonomou ergab sich 2007 eine weitere Zusammenarbeit mit einem finanzstarken Partner.[2] Die Züricher Falcon Private Bank, die dem Staatsfonds von Abu Dhabi gehört, war wenig später ebenfalls ein Investor.[3]
2007 erwarb Signa von der in Schwierigkeiten geratenen BAWAG ein Immobilienpaket bestehend aus 16 attraktiven Gebäuden in Wien, Graz und Innsbruck.[4] Die Objekte in Wien waren der Grundstein zum Bau des Goldenen Quartiers. 2008 kauft Signa in Wien die ehemalige Zentrale der Länderbank mit der Anschrift Am Hof Nr. 2, das Objekt wurde später zum Luxushotel Park Hyatt Vienna umgebaut. Damit war das Tiroler Unternehmen auch in der Hauptstadt Wien aktiv.
Der Erwerb von Karstadt zusammen mit der KaDeWe-Gruppe erfolgte in mehreren Teilschritten. 2011 erwarb Signa von der amerikanischen Investorengruppe Highstreet Holding zusammen mit dem Düsseldorfer Projektentwickler Centrum-Holding je zur Hälfte das Gebäude zum Münchner Kaufhaus Oberpollinger einschließlich Sporthaus für 250 Mio. EUR. Im Dezember 2012 kaufte Signa zusammen mit dem Diamantenhändler Benny Steinmetz für 1,1 Mrd. EUR von Highstreet Holding ein weiteres Immobilienpaket von 17 Karstadt Warenhäusern einschließlich des KaDeWe in Berlin. Alle Objekte waren langfristig an Karstadt vermietet.[5]
Im September 2013 erwarb Signa eine Beteiligung an der operativen Karstadt Premium GmbH und an der operativen Karstadt Sports GmbH von der Berggruen Holdings des deutsch-amerikanischen Unternehmers Nicolas Berggruen für 300 Mio. EUR. Die Mittel sollten gemäß Vereinbarung zur Stärkung der Karstadt-Warenhausgruppe verwendet werden und zur Modernisierung der einzelnen Standorte dienen.[6] Zur Karstadt Premium GmbH gehörten die drei Luxuswarenhäuser Kaufhaus des Westens in Berlin, Alsterhaus in Hamburg und Oberpollinger in München. Karstadt Sports war mit seinen 28 Sport-Häusern einer der führenden Anbieter im stationären Sportartikelhandel in Deutschland.
Im August 2014 erwarb Signa 100 % der Eigentumsanteile an der operativen Karstadt Warenhaus GmbH[7] als auch die restlichen Anteile an der Karstadt Premium GmbH und der Karstadt Sports GmbH. Die Berggruen Holdings zog sich damit vollständig aus dem operativen Geschäft der Karstadt Gruppe zurück, wie auch aus den Beteiligungen an einzelnen Karstadt-Immobilien.
Die Karstadt Premium GmbH wurde im Frühjahr 2015 zur The KaDeWe Group GmbH umfirmiert und der Sitz wurde von Essen nach Berlin verlegt. Der Mehrheitsanteil (50,1 %) wurde im Juni 2015 an die thailändische Central Group (bzw. deren italienische Tochter La Rinascente) veräußert und 49,9 % blieben bei Signa.[8]
Nach Abschluss der Zukäufe haben Signa und der Finanzpartner Benny Steinmetz mit seiner BSGR Firmengruppe den erworbenen Karstadt Komplex untereinander aufgeteilt. Im Januar 2015 übernahm BSGR zu 100 % rund 20 Karstadt-Immobilien (z. B. Nürnberg, Köln, Konstanz usw.), die an Karstadt vermietet waren. Das operative Handelsgeschäft der Karstadt Warenhaus GmbH blieb davon unbenommen. Signa erwarb zu 100 % die drei Immobilien der KaDeWe Group, das Karstadt Objekte in Berlin am Ku’damm und das Haus in Stuttgart. Außerdem gab BSGR ihre bisherigen Anteile an Signa ab.[9][10]
Signa hatte nach dem Erwerb von Karstadt wiederholt Interesse an Galeria Kaufhof bekundet, um zusammen mit Karstadt eine „Deutsche Warenhaus AG“ (Arbeitstitel) zu formen. Der Eigentümer von Galeria Kaufhof, die Hudson Bay Company (HBC), die wenig Glück mit ihrem erst 2015 erworbenen Engagement hatten, stimmte schließlich im Juli 2018 einem mehrheitlichen Erwerb von Galeria Kaufhof durch Signa zu.
Im September 2018 wurden die Fusionspläne von Galeria Kaufhof und Karstadt veröffentlicht. Die Vereinigung der beiden vormaligen Konkurrenten erfolgte in Form eines Gemeinschaftsunternehmens unter dem Dach der Signa Retail, an dem Signa mit 50,01 % die knappe Mehrheit erhielt.[11] Die neue Warenhausgruppe, bestehend aus 34.000 Beschäftigten, fast 200 Kaufhäusern und 5,4 Mrd. EUR Umsatz, wurde nach El Corte Inglés der zweitgrößte Warenhauskonzern Europas.[12] Im November 2018 stimmte das Kartellamt der Fusion von Karstadt und Kaufhof unter Leitung der Signa-Gruppe zu.[13] Am 10. Juni 2019 gab HBC bekannt, ihren Anteil am Gemeinschaftsunternehmen für 1,5 Milliarden Dollar an die Signa Holding zu veräußern, die damit Alleineigentümerin wurde. Die Transaktion wurde bis zum Herbst 2019 abgeschlossen.[14]
Die Geschäftslage des neuen Warenhauskonzerns verlief unbefriedigend. Am 1. April 2020 beantragte das Unternehmen bei Gericht ein Schutzschirmverfahren. Die Gläubiger erklärten ihre Bereitschaft, auf gut 2 Mrd. EUR zu verzichten. Aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds erhielt das Unternehmen ein nachrangiges Darlehn über 460 Mio. EUR. Das Insolvenzverfahren wurde daraufhin am 30. September 2020 beendet.[15] Im Zuge dieser Entwicklung ging die Zahl der Kaufhäuser auf 130 und die Zahl der Mitarbeiter auf 16.000 zurück. Im Januar 2022 wurde Galeria Karstadt Kaufhof ein zweites Nachrangdarlehen in Höhe von 250 Mio. EUR aus demselben Fonds gegeben. Am 31. Oktober 2022 stellte das Unternehmen erneut einen Antrag auf ein Schutzschirmverfahren. Ein Sanierungsplan wurde erstellt, der die Schließung von weiteren 42 Kaufhäusern beinhaltet und 4000 bis 5000 Mitarbeitern den Arbeitsplatz kostet. Die Gläubiger waren bereit auf über 1,3 Mrd. EUR zu verzichten.[16] Das zweite Insolvenzverfahren wurde zum 1. Juni 2023 beendet.[17]
Anfang November 2016 beteiligte sich Signa Retail mit 87 % am Spezialversender für Fahrrad- und Outdoor-Produkte Internetstores.[18] Internetstores war Stand 2017 mit Online-Shops in 14 europäischen Ländern aktiv. Zum Portfolio gehören im Bereich Outdoor der deutsche Online-Händler Campz und das schwedische Internetunternehmen Addnature. Im Fahrradsegment ist Internetstores mit Fahrrad.de und Brügelmann vor allem in Deutschland aktiv, mit Bikester in ganz Europa.[19]
Ende 2016 beteiligte sich Signa Retail mit 78 % mehrheitlich am Multichannel-Retailer Tennis-Point und baute ihr Portfolio im Bereich des Sportartikel-Einzelhandels weiter aus. Die Unternehmensgründer Christian Miele und Thomas Welle leiteten das Unternehmen weiterhin und behielten 22 % der Anteile.[20] Tennis-Point hat mit seinem Angebot von über 12.000 Tennis- und Laufartikeln von über 100 verschiedenen Sportmarken, Eigenmarken und Exklusivmarken eine breite Produktpalette, die in den 19 Onlineshops und den zwölf Filialen an verschiedenen Standorten der D-A-CH-Region vertrieben werden.
Anfang Jänner 2017 hat Signa Real Estate erklärt, den renommierten Wiener Bauträger BAI Bauträger Austria Immobilien GmbH zu übernehmen. Als Teil der BAI-Gruppe wurden ebenso die eigenen Dienstleistungsgesellschaften für Projektentwicklung und Bauträgerschaft (BAI), Makler (BAReal) sowie eine Hausverwaltung (Donath) erworben und durch die neuen Eigentümer weitergeführt.[21] Erklärtes zukünftiges Ziel für die BAI unter der neuen Eigentümerschaft ist es, ein eigenständiger „Wohnbauträger für leistbares Wohnen in Wien“ zu werden.[22] Zwei Wohnbauprojekte gingen an die Invester United Benefits GmbH, die Signa bei der Übernahme unterstützt hatte. Im November erwarb die Signa Prime Selection ein Portfolio der US-amerikanischen RFR Holding (Aby Rosen und Michael Fuchs), bestehend aus fünf Immobilien: dem Upper West in Berlin, dem Kaufmannshaus und den Alsterarkaden in Hamburg, der Projektentwicklung UpperZeil in Frankfurt am Main sowie die 50 % Beteiligung der RFR am Projekt Karstadt am Münchner Bahnhof. Die weiteren 50 % waren bereits im Besitz der Signa Prime. Das Volumen der Transaktion umfasste rund 1,5 Mrd. Euro und war der größte Immobiliendeal in Deutschland im Jahr 2017.[23][24]
Für das Geschäftsjahr 2019 berichtet Signa Holding von einem Gewinn von 1,1 Mrd. EUR. Durch eine Neubewertung der Warenhaus Immobilien verdoppelte das Unternehmen, das nach IFRS Standards bilanziert, seinen Nettogewinn. Das Gesamtvermögen des Unternehmens stieg nach Signas Angaben um rund die Hälfte auf 15 Milliarden Euro.[25][26] Der Gewinn im Folgejahr 2020 betrug 800 Mio. Euro, er war trotz Pandemie nur wenig unter der Vorjahrszahl.[27]
Der Anstieg der Leitzinsen durch die Zentralbanken (Zinswende) seit September 2022 führte zu einem Anstieg der Zinsen am Kapitalmarkt. Die in Folge der Expansion in den letzten Jahren hoch verschuldete Signa-Gruppe musste einen deutlich gestiegenen Zinsaufwand verkraften. Hinzu kamen bilanzielle Wertberichtigungen auf den Immobilienbesitz gemäß IFRS Standards, wobei eine Vermögensbewertung zu aktuellen Marktpreisen erfolgt. Zusammen mit gestiegenen Baukosten führte diese Entwicklung zu den ab 2023 öffentlich bekannt gewordenen Liquiditätsproblemen. Um laufende Bauprojekte zu finanzieren und den Weiterbetrieb der Baustellen sicherzustellen, benötige das Unternehmen nach Recherchen des Manager Magazins eine Summe von rund 400 Millionen Euro, die auch über den Verkauf bestimmter Immobilien sichergestellt werden sollen.[28][29] Die zuvor zugesagte finanzielle Unterstützung der Tochtergesellschaft Signa Sport United (SSU) blieb aus, was eine Insolvenzanmeldung der SSU zur Folge hatte.[30]
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat von einigen Banken hohe Abschreibungen auf Engagements bei der Signa-Gruppe gefordert. Dies belastet zusätzlich die Kreditwürdigkeit der Unternehmensgruppe.[31]
Anfang November 2023 forderten die wichtigsten Gesellschafter der Signa Holding in einem den Medien zugespielten Brief, dass sich René Benko aus der Führung der Gruppe zurückziehen soll. An seine Stelle sollte der als Sanierungsexperte geltende Arndt Geiwitz treten.[1] Benko trat daraufhin am 8. November 2023 von seinem Amt als Beiratsvorsitzender zurück.[32] Medienberichten zufolge soll die Bilanz für das Geschäftsjahr 2022 Verbindlichkeiten in Höhe von 10,8 Mrd. Euro ausweisen.[33] Am 7. November 2023 hat die US-Ratingagentur Fitch die Signa Development AG, eine von vier Immobilien-Beteiligungsgesellschaften der Unternehmensgruppe, auf „hochriskant“ abgestuft.[34] Ende November 2023 wurde bekannt, dass die Signa-Gruppe mit über einer halben Milliarde Schweizer Franken bei der Bank Julius Bär verschuldet ist. Die Kredite der Bank seien durch Immobilien abgesichert.[35] Den Vermögenswert der Immobilien bezifferte die Gruppe zuletzt selbst auf 27 Mrd. EUR.[36] Die Gruppe gilt insgesamt als stark verschachtelt.[36][37]
Nach ergebnislosen Rettungsbemühungen hat die Gesellschaft am 29. November 2023 beim Handelsgericht Wien Insolvenz in Form eines Antrags auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens mit Eigenverwaltung angemeldet.[38] Als Hintergrund der Zahlungsunfähigkeit wird vom Konzern der Druck genannt, der auf dem Retail-Bereich, und da vor allem auf dem stationären Einzelhandel, laste. Die Investitionen der Signa hätten nicht den erwarteten Erfolg gebracht. Im Immobilienbereich hätten sich externe Faktoren „negativ auf die Geschäftsentwicklung ausgewirkt“. Man habe trotz erheblicher Bemühungen die nötige Liquidität nicht sicherstellen können, die man für eine außergerichtliche Restrukturierung gebraucht hätte.[39] Der Sanierer Erhard Grossnigg soll die Neuaufstellung der Signa Holding begleiten. Er wurde am 1. Dezember 2023 als zusätzliches Mitglied in die Vorstände von Signa Prime Selection und von Signa Development Selection berufen.[40]
Hauptgesellschafter der Signa-Holding ist die Familie Benko Privatstiftung mit einem kontrollierenden Anteil von 85 Prozent. Ernst Tanner, Verwaltungsratspräsident von Lindt & Sprüngli, hält 10 Prozent der Anteile und seit 2017 hält Torsten Toeller, der Gründer und Mehrheitsgesellschafter der Fressnapf Handelskette, rund 5 Prozent an der Signa Holding.[41] An der Benko Privatstiftung gibt es mehrere Investoren, die jedoch offiziell nicht auftreten, so dass die durchgerechnete Eigentümerschaft teilweise unklar ist.[42] 2016 schied der zweitgrößte Gesellschafter, die Falcon Private Bank, aus,[43] sowie 2015 der langjährige Signa-Partner George Economou, zweitgrößter Besitzer an Panamax-Schiffen weltweit.[44] Ein weiterer ehemaliger Finanzpartner war Wendelin Wiedeking, der 2016 wegen mangelnden Vertrauens in die Zahlenwelt von Signa ausgestiegen ist.[45]
Im November 2023 übernahmen die schweizerische Eugster/Frismag AG und die AE Familienholding AG der Familie von Arthur Eugster den Anteil der Familie Benko 2017 Zwei GmbH, einer vollständigen Tochtergesellschaft der Familie Benko Privatstiftung, in Höhe von 11,5 %.[46] Die Familie Eugster war schon bisher in gleicher Höhe an Signa beteiligt, ihre Stimmrechte wurden allerdings treuhänderisch von René Benko vertreten, sodass die Beteiligung nicht öffentlich erkennbar war. Mit der Umwidmung erhielt die Familie Eugster direkten Zugriff auf ihre Beteiligung.[47][48]
Die operative und strategische Führung der Signa-Gruppe erfolgt seit Beginn des Jahres 2013 durch das Executive Board, zu dem Christoph Stadlhuber, Wolfram Keil, Timo Herzberg und Michael Cramer gehören. Chairman war Ernst Dieter Berninghaus, der im Frühjahr 2023 alle Ämter krankheitsbedingt niederlegen musste.[49] Das Executive Board befasst sich nicht nur mit den Geschäften der einzelnen Bereiche, sondern auch mit unternehmensübergreifenden Angelegenheiten, wie unter anderem Gruppenstrategie und Koordination, sowie Fundraising.[50]
Der Unternehmensbeirat wurde 2005 gegründet. Nach einem Strafgerichtsverfahren wegen Schmiergeldzahlungen[51] wechselte René Benko 2013 aus verantwortlicher Führungsposition in den Vorsitz des Beirats, dem er bis November 2023 angehörte. Sein designierter Nachfolger ist Arndt Geiwitz. Insgesamt gehören folgende Personen dem Beirat an:[52]
Das Unternehmenssegment Signa Prime Selection AG soll laut Eigendarstellung „außergewöhnliche Immobilien in besten Innenstadtlagen“ zusammenfassen. Das Unternehmen firmiert als Aktiengesellschaft. Signa Holding bzw. Benko Privatstiftung halten insgesamt 60 %. Als weitere Anteilseigner werden u. a. genannt die Privatstiftung von Hans-Peter Haselsteiner, Niki Laudas Family-Office, die RAG-Stiftung, die LVM Versicherung in Münster, die Kühne + Nagel AG, die französische Beteiligungsgesellschaft Société Foncière, Financière et de Participations, welche mehrheitlich im Besitz der Peugeot-Familienholding ist, und die Madison International Realty.[53] Der Wert der Immobilien wird vom Unternehmen selbst auf 20,4 Mrd. EUR geschätzt.[54] Das Unternehmen wird von einem dreiköpfigen Vorstand geführt, der an einen 10-köpfigen Aufsichtsrat berichtet. Die im Herbst 2023 bekannt gewordene Liquiditätskrise der Signa-Gruppe hat auf den verschiedenen Baustellen zu einem Stillstand geführt. Am 24. November 2023 reichte eine deutsche Tochter der Signa Prime, die Signa Real Estate Management Germany, beim Amtsgericht Charlottenburg einen Antrag für die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens ein.[55]
Objekte in Berlin | Kaufhaus des Westens | Upper West | |
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Objekte in Hamburg | Alsterarkaden | Alsterhaus | Kaufmannshaus |
Objekte in Innsbruck | Kaufhaus Tyrol | ||
Objekte in München | Oberpollinger | ||
Objekte in Wien | Bank Austria Kunstforum Wien | Goldenes Quartier Wien | Graben 19 |
Park Hyatt Vienna | Wiener Postsparkasse | ||
Objekte im Umbau | Carsch-Haus, Düsseldorf | Alte Akademie, München | |
Objekte in Bau | Waltherpark, Bozen | Elbtower, Hamburg | Lamarr, Wien |
Objekte in Planung | P1 Berlin | Museumsquartier am Virgl, Bozen |
Der Bereich Signa Development Selection AG investiert in Entwicklungsprojekte in guten Lagen in Ballungszentren, besonders im deutschsprachigen Raum und in Norditalien. Dazu zählen Bürogebäude, Wohnanlagen, zukunftsorientierte Handelsflächen und Hotels. Das Unternehmen verfolgt die Strategie „Kaufen – Entwickeln – Verkaufen“. Die Bilanzsumme der Gesellschaft beträgt 4,6 Mrd. EUR. Vorstand und Aufsichtsrat sind bis auf wenige Ausnahmen personenidentisch mit Signa Prime Selection.[56] Die Beteiligungsverhältnisse an der Gesellschaft sind nicht bekannt, an den Objekten kann es ebenfalls weitere Eigentümer geben.
Objekte in Berlin | BEAM (Nov. 2023 verkauft)[57] | Schönhauser Allee 9 | Stream | UP! | |
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Objekte in Wien | Bel & Main | Hotel Andaz Vienna Am Belvedere | Parkapartments Am Belvedere | The Icon | Vienna Twentytwo |
Angesichts des Halbjahresberichts 2023 stufte die Ratingagentur Fitch Signa Development Selection AG am 6. November 2023 auf CCC ein, was gleichbedeutend mit hochriskant ist.[58]
Die Signa RFR US Selection AG hat den Fokus auf New York City und weitere US-Innenstädte. Die Standorte sollen prestigeträchtig sein und Wertsteigerungspotenzial beinhalten.[59] Die Gesellschaft besteht aus einer Kooperation mit dem amerikanischen Immobilienentwickler RFR. Bisher einziges Objekt ist das im März 2019 für rund 150 Mio. US-$ erworbene Chrysler Building in Manhattan, New York.[60]
Zum Bereich Signa Luxury Hotels gehören Hotels im Luxussegment in ausgewählten Lagen Mitteleuropas. Das Portfolio besteht aus folgenden Objekten:[61]
Signa Retail besteht aus den drei Handelsplattformen Signa Premium, Signa Department Store Group sowie Signa Food & Restaurants. In jedem Segment strebt Signa das Ziel einer führenden Marktposition im deutschen wie auch europäischen Einzelhandel an. Die Gruppe erzielte 2020 einen Umsatz von 7,2 Mrd. Euro.[62] Stand 2020 betrug die Zahl der Mitarbeiter rund 45.000.[63] Unter den 250 umsatzstärksten Einzelhandelsgruppen der Welt nahm Signa Retail in 2019/20 nach einer Untersuchung von Deloitte den Platz 124 ein.[64]
Zum Bereich Signa Premium gehören:
Bei allen Objekten der Signa-Premium-Gruppe besteht eine enge, auch kapitalmäßige Verflechtung mit der thailändischen Central Group.
Die KaDeWe-Gruppe mit ihren drei Kaufhäusern hieß zuvor „Karstadt Premium GmbH“ und war Teil des Karstadt Warenhauskonzerns. Im September 2013 veräußerte der damalige Eigentümer des Konzerns, Nicolas Berggruen, 75,1 % von Karstadt Premium an Signa. Ebenfalls verkauft wurden dabei die Karstadt Sporthäuser.[67] Den Kaufpreis für das operative Geschäft in Höhe von 300 Mio. EUR beabsichtige Berggruen, in die Modernisierung seiner Karstadt Warenhäuser zu investieren.[68] Signa änderte den Namen in KaDeWe Group und verlegte deren Sitz von Essen nach Berlin. Im Juni 2015 veräußerte Signa einen Mehrheitsanteil von 50,1 % an die italienische Warenhauskette La Rinascente, die wiederum Teil der Central Group ist. Die Immobilien waren nicht Bestandteil dieser Transaktion.[69]
Globus wurde 2020 von Migros für über eine Mrd. Schweizer Franken je zur Hälfte von Signa und Central Group erworben. Globus betreibt in der Schweiz mehrere traditionsreiche Warenhäuser mit besten Innenstadtlagen sowie ein Kaufhaus am Flughafen Zürich. Unter den neuen Eigentümern erfolgt eine verstärkte Ausrichtung der Warenhauskette auf das gehobene Premiumsegment.[70]
Die Kaufhauskette Selfridges wurde 2021/22 mit 18 Objekten einschließlich einiger Immobilien und mehreren Online-Shops zu einem Preis von 4 Mrd. brit. Pfund erworben. Sieben Selfridges Objekte in Kanada sind bei der kanadische Eigentümerfamilie Weston geblieben.[71] Im November 2023 wurde bekannt, dass die thailändische Central Group die Mehrheit an der Selfridges Group übernommen hat.[72]
Zum Bereich Signa Department Store gehören:
Hood.de ist eine Internet-Plattform im deutschsprachigen Raum für den Handel von Waren aller Art. Die Firma vermittelt den Kontakt zwischen Verkäufer und Käufer, sie ist nicht selbst Händler. Das Unternehmen wurde im Jahr 2000 von Ryan Richter-Hood gegründet, um auf der Grundlage einer attraktiven Gebührenstruktur eine nachhaltige Marktposition aufzubauen. 2017 hat Signa 70 % der Anteile übernommen.[73]
Dress-for-less ist ein Designeroutlet für modische, preisgünstige Designer- und Markenware auf Onlinebasis.[74] Das Unternehmen wurde 1999 als Start-up in Kelsterbach gegründet. 2004 erwarb es die Otto Group, 2011 wechselten die Anteile zu Finanzinvestoren.[75] Im Juni 2016 musste es mit 260 Mitarbeitern Insolvenz anmelden. Signa wurde danach neuer Eigentümer.[76]
Der Bereich hat die beiden Sparten Galeria Markthallen und Galeria Restaurants.
Im November 2018 erwarb Signa Holding von der deutschen Funke Mediengruppe 49 % der Anteile an der WAZ Auslands Holding. Diese Gesellschaft besitzt 50 % an der österreichischen Tageszeitung Kronen Zeitung und 49,44 % an der Zeitung Kurier.[77] Dies war die erste Investition von Signa im Medienbereich.[78]
Die Sportartikelplattform Signa Sports United (SSU) befindet sich seit Ende Oktober 2023 in Insolvenz.[30] SSU ist eine international tätige Online Handelsplattform mit Sitz in Deutschland. An der Firmengruppe ist Central Group ebenfalls beteiligt. Nachdem Signa Holding am 16. Oktober 2023 die Eigenkapital-Bestandsgarantie für SSU gekündigt hat, hat SSU am 27. Oktober 2023 Insolvenz angemeldet.[79] Zur Gesellschaft gehören mehrere Marken bzw. Tochtergesellschaften:
SSU wurde 2021 mit einer Bewertung von gut 3 Mrd. US-$ an die New Yorker Börse gebracht. Der Kurs ging allerdings sehr kontinuierlich nach unten. Als es nach zwei Jahren nahezu wertlos war, nahm Signa das Unternehmen wieder von der Börse.[37]
Im Dezember 2019 hat Galeria Karstadt Kaufhof den Sporthändler Sportscheck von der Otto Group übernommen. Dadurch wurde das Handelsgeschäft bei Signa um weitere 1300 Mitarbeiter und 300 Mio. EUR Jahresumsatz ausgeweitet.[80] Der britische Sport- und Modehändler Frasers teilte Mitte Oktober 2023 mit, das er eine „verbindliche Vereinbarung“ mit der Signa Retail Department Store Holding GmbH zur Übernahme von SportScheck getroffen habe.[81] Das Unternehmen will die 34 Filialen übernehmen, die zuletzt rund 350 Mio. EUR Umsatz machten.[82] Ende November 2023 hat Sportscheck Insolvenz angemeldet, der Vollzug der Vereinbarung mit Frasers war zu dem Zeitpunkt noch nicht erfolgt.[83]
Mitte 2018 erwarb Signa die finanziell angeschlagenen Möbelkette Kika/Leiner.[84] Nach harten Sanierungsmaßnahmen mit Personalabbau hat Signa Mitte 2023 die Kika/Leiner-Immobilie an das Immobilienunternehmen Supernova von Frank Albert verkauft.[85] Das operative Geschäft ging am 31. Mai 2023 für einen symbolischen Betrag vom 3 EUR an den ehemaligen Geschäftsführer Hermann Wieser. Wenig später stellte Wieser am 12. Juni einen Insolvenzantrag für das Unternehmen, um einen Schnitt bei den Gesamtverbindlichkeiten in Höhe von 340 Mio. EUR zu erreichen.[86]
Im April 2016 beteiligte sich Signa Retail mehrheitlich an Outfitter, einem Multi-Channel-Anbieter im Sportbereich mit dem Schwerpunkt Fußball. Im Rahmen dieser Beteiligung hat Signa 60 % von Outfitter erworben – die übrigen 40 % verblieben bei Ron Berger.[87] Anfang Oktober 2023 übernahm die Primus-Versand Karlsruhe GmbH die Anteile.[88]
In Deutschland eröffnete das im Oktober 2015 gegründete Joint Venture zwischen Eataly und Signa Retail am 25. November 2015 in der Münchner Schrannenhalle direkt am Viktualienmarkt einen Eataly-Store mit einer Fläche von 4.600 Quadratmetern.[89] Im November 2023 gab die Signa-Gruppe seinen Anteil am Joint Venture an Eataly zurück. Die deutsche Gesellschaft gehöre nun zu hundert Prozent Eataly. Ob die Signa-Gruppe für ihren 45-Prozent-Anteil Geld bekommen hat, ist nicht bekannt.[90]
Koordinaten: 47° 15′ 55,3″ N, 11° 23′ 40,5″ O
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