Nico (* 16. Oktober 1938 als Christa Päffgen in Köln; † 18. Juli 1988 auf Ibiza) war eine deutsche Sängerin, Komponistin, Liedtexterin, Schauspielerin und Model. Sie gehörte in den 1950er Jahren als erste Deutsche zu den international erfolgreichsten Models der Modeszene. Als Musikerin war sie wegweisend in Musikrichtungen wie Punk, Wave und Gothic sowie für die Rolle von Frauen in Pop- und Rockmusik.
Über Christa Päffgens Leben existieren unterschiedliche Angaben, da sie ihre Biografie oft mit interessanten Herkunftsgeschichten aufhübschte, um ihre deutsche Herkunft zu kaschieren, und sich in Interviews auch manchmal jünger machte, als sie war. So erzählte sie oft, sie habe keine deutschen Wurzeln, sondern sei das Kind spanisch-jugoslawischer Eltern und in Budapest geboren, was aber durch Verwandte in Berlin widerlegt wurde.
Päffgens Vater Wilhelm, laut ihrer Aussage ein Archäologe,[1] stammte angeblich aus der Kölner Brauereidynastie Päffgen. Das ist jedoch laut Aussage von Gisela Päffgen, die Stammbücher durchgegangen war, nicht korrekt, denn sie konnte dabei keine Verbindung zu Christas Vater Wilhelm entdecken.[2] Die vermögende katholische Familie war laut der Legende mit der Ehe mit der aus einfachen Verhältnissen stammenden, protestantischen Mutter Margarete Schulze nicht einverstanden, obwohl Christa extra deswegen noch katholisch getauft worden war. Der Vater wurde kurz nach ihrer Geburt zur Wehrmacht eingezogen und starb 1942.
Da angeblich die konservative Brauereifamilie Mutter und Kind nicht unterstützen wollte, zogen sie von Köln zuerst nach Berlin-Schöneberg, zu ihrer Schwester Helma Wolff und deren Nico ähnlich altem Sohn Ulrich, der später Architekt wurde.[3] Als die alliierten Bombenangriffe zunahmen, zogen sie nach Lübbenau/Spreewald, wo der Vater Bahnhofsvorsteher war, in ein Haus in der Nähe des Bahnhofs. Zur Familie Päffgen hatte sie wenig Kontakt; ihren angeblichen Cousin C. O. Paeffgen lernte sie erst als Erwachsene kennen.
Mit 13 Jahren soll sie laut verschiedenartig kolportierten Aussagen, u. a. auch von ihr selbst, von einem GI der US Air Force vergewaltigt worden sein, der wegen der Tat zum Tode verurteilt worden sein soll.[4] In dem Lied Secret Side auf dem Album The End… verarbeitete sie laut diversen Quellen die Tat.[5]
Nach dem Krieg arbeitete die Mutter als Schneiderin und Verkäuferin für Damenmode im West-Berliner KaDeWe. Christa besuchte das Gymnasium und bekam Ballettstunden, die ihre Mutter mit harter Arbeit finanzierte. Da die Mutter für viele wohlhabende Privatleute schneiderte, setzte sie ihre Tochter als Vorführdame ein; so kam Christa schon früh in Berührung mit Mode und wusste um ihre Wirkung. Leute aus Oper und Theater und anderen Kreisen der gehobenen Gesellschaft luden Mutter und Tochter zu Vorführungen ein, zu denen sie sonst aufgrund ihrer Herkunft aus einfachen Verhältnissen nicht so leicht Zugang bekommen hätten.
Als die Tochter mit 14 nicht mehr zur Schule gehen wollte, da ihr die „gleichgeschaltete“ Wissensvermittlung nicht zusagte, vermittelte ihr die Mutter zunächst eine Stelle als Verkäuferin. Christa wollte aber lieber weiter Kleider vorführen und wurde schon bald wegen ihrer für ihre Zeit sehr hochgewachsenen Gestalt von über 1,75 m und ihres attraktiven Aussehens als hauseigene Vorführdame eingesetzt. Bei einer der KaDeWe-Modenschauen wurde sie mit 15 Jahren von dem jungen ehrgeizigen Fotografen Herbert Tobias entdeckt, der ihr Aufträge für Modestrecken in den ersten deutschen Nachkriegsmodemagazinen und Werbeprospekten verschaffte. Der Modedesigner Heinz Oestergaard verschaffte ihr internationale Aufträge, so dass sie für namhafte Modemagazine gebucht wurde.
1956 (nach anderen Quellen 1959) zog sie nach Paris und kam in der Agentur von Dorian Leigh unter. Dort stellte sie sich dem Dior-Starfotografen Willy Maywald vor, der nicht nur Modefotos von ihr machte, sondern ihr auch als wichtiger Freund zur Seite stand.[6] Oestergaard empfahl ihr einen Namenswechsel, da Christa zu deutsch klänge, und gab ihr den Namen Nico nach dem Filmemacher Nikos Papatakis. Ob Papatakis zu der Zeit sein – wegen der Strafbarkeit von Homosexualität heimlicher – Lebenspartner war, ist unklar. Fest steht, dass ihn Oestergaard sehr verehrte und Nico später Papatakis’ Freundin wurde.[7] Zu dieser Zeit experimentierte sie mit verschiedenen Künstlernamen; so nannte sie sich Christa Nico, Nico Otzak,[8] am Ende blieb sie bei Nico.
Ende der 1950er Jahre gehörte sie als erste Deutsche zu den international erfolgreichsten Models der Modeszene, vergleichbar mit den heutigen Supermodels, und wurde von der New Yorker Agentur Eileen Ford unter Vertrag genommen. Sie verdiente zu dieser Zeit so viel Geld, dass sie es sich leisten konnte, 1962 ein Haus auf Ibiza zu kaufen und ihre Mutter dorthin zu bringen, die zu der Zeit wegen einer beginnenden Parkinson-Krankheit schon gesundheitlich schwer angeschlagen war.
Zunächst nur als attraktive Statistin ohne Text gebucht, bekam sie zunehmend mehr Angebote für den Film. Sie spielte in Werbespots mit und erhielt 1960 einen ersten längeren Auftritt in Federico Fellinis Film La Dolce Vita, in dem sie sich selbst spielte. 1961 besuchte sie in New York City die Schauspielschule von Lee Strasberg. Eine ihrer Mitstudentinnen war nach Nicos Aussage die 1961 in New York lebende Marilyn Monroe.[9]
1963 hatte sie ihre erste Hauptrolle im französischen Film Das Mädchen Ariane, bei dem zwar ihr schwerer deutscher Akzent bemängelt, ihre Darstellung aber von den Kritikern insgesamt wohlwollend besprochen wurde, was sie darin bestärkte, den Weg weiterzugehen und ihr schauspielerisches Können mit professionellem Schauspielunterricht zu vertiefen. Der Jazzmusiker Victor Brox führte sie in die Welt der Musik ein.[10]
In New York lernte sie Andy Warhol kennen. Dieser begeisterte sich für sie, da er nach dem Streit mit Edie Sedgwick eine neue Muse zur Inspiration suchte, und begann sie und ihre Ambitionen zu fördern. Sie wurde Teil der Factory, einer der Warhol Superstars und spielte in diversen Filmen Warhols mit wie in The Chelsea Girls. 1966 war sie so bekannt, dass sie zum „Popgirl ’66“ gewählt wurde. Warhol suchte nach einer passenden Band für Nico und fand The Velvet Underground, brachte sie zusammen und produzierte deren Debütalbum The Velvet Underground & Nico, das nicht zuletzt von Nicos Gesang, ihrer charakteristischen tiefen Stimme und ihrem unverwechselbaren Akzent geprägt ist.
Ihre Anwesenheit war für die Plattenfirma ausschlaggebend, der Band überhaupt einen Plattenvertrag zu geben, was dem Sänger und Hauptsongschreiber Lou Reed zu schaffen machte. Zwischen Nico und Reed gab es eine kurze Liebesbeziehung; allerdings wollte sich Reed mit seiner Gruppe nicht auf die Rolle der Begleitband reduzieren lassen, so dass Nico nur vier Songs (Femme Fatale, All Tomorrow’s Parties, Sunday Morning und I’ll Be Your Mirror) auf der Platte singen durfte und ansonsten das Tamburin zu schlagen und bei Auftritten gut auszusehen hatte. Eine Zurücksetzung, die Nico missfiel, da sie nachhaltig auf ihrer Gesangskarriere beharrte. So zerbrach die Beziehung bald. Reed wurde die treibende Kraft der Band und drängte das inoffizielle Mitglied Nico aus dem Bandkontext. Nicos neuer Förderer wurde Reeds Bandkollege John Cale.
Nico hatte schon vor Velvet Underground eine Karriere als Solosängerin angestrebt und erste Erfolge in Europa gehabt. Sie pendelte zwischen Paris und London hin und her, lernte verschiedene Musiker und Produzenten wie Bob Dylan, Brian Jones von den Rolling Stones und Jimmy Page von den Yardbirds bzw. später Led Zeppelin kennen. 1965 nahm sie ihre erste Single I’m Not Sayin’ auf, zu der auch ein passendes Musikvideo gedreht wurde, das sie, in Schwarzweiß gehalten, singend auf den Straßen von London und am Ufer der Themse zeigt und zu den ersten Musikvideos überhaupt gehört. Der Song erschien auf Immediate, dem Label des Rolling-Stones-Managers Andrew Loog Oldham, bei dem neben Brian Jones, mit dem sie damals liiert war, Jimmy Page als Produzent arbeitete.
1967 nahm sie in New York ihr erstes Solo-Album Chelsea Girl auf, auf dem sie Songs von Bob Dylan, Tim Hardin, Lou Reed, Jackson Browne und John Cale sang. Nico war unzufrieden mit der Platte, die sie zu kitschig fand und deren musikalische Untermalung mit Flöten und Harfen sie nicht mochte. Zudem konnte sie auf der Platte mit It Was a Pleasure Then nur einen einzigen eigenen Titel unterbringen, alle anderen Lieder wurden von fremden Autoren geschrieben. Auch bei der Produktion hatte sie kein Mitspracherecht.
Zu der Zeit lernte Nico den noch unbekannten Leonard Cohen kennen, den sie in die New Yorker Künstlerszene um Andy Warhol und Lou Reed einführte. Cohen verliebte sich unglücklich in Nico und ließ sich von ihr zu den Songs The Jewel in Your Shoulder, Take This Longing (The Bells), Memories, Joan of Arc und One of Us Cannot Be Wrong inspirieren.[11]
Cale, der 1968 ebenfalls bei The Velvet Underground ausschied, produzierte weiterhin für sie. So entstand in Los Angeles das im darauffolgenden Jahr veröffentlichte Album The Marble Index, in dem sie sich vom süßlichen Pop ihres Debüts löste. Unter dem unmittelbaren Einfluss des Doors-Sängers Jim Morrison, der sie zum Schreiben eigener Songs animiert hatte,[12] wurde Nicos Musik immer unkonventioneller und war kommerziell nur wenig erfolgreich. Nico spielte unter anderem ein indisches Harmonium. „Es ist ein Kunstprodukt. Man kann Selbstmord nicht verpacken“, äußerte sich John Cale einmal zum kommerziellen Scheitern von The Marble Index.[13]
Marble Index gilt heute als Meilenstein der Musikgeschichte, der Musikrichtungen wie Dark Wave, Gothic und Punk, aber auch Ambient vorwegnahm. Auf ihren Alben fanden sich zahlreiche Gäste wie Brian Eno, der heute als Erfinder des Ambient gilt, oder Phil Manzanera von Roxy Music. Für das Lied Evening of Light drehte sie unter der Regie von François De Menil zusammen mit Iggy Pop und The Stooges ein Musikvideo.[14] Das Album Desertshore wurde 1970 ebenfalls von Cale in London produziert. Beide Werke wurden 2007 als remasterte Doppel-CD The Frozen Borderline 1968–1970 mit 17 Bonustiteln wiederveröffentlicht.
1974 nahm sie das Album The End … auf, das von der Plattenfirma mit dem Spruch „Warum Selbstmord begehen, wenn Sie diese Platte kaufen können?“ beworben wurde, was auf die düstere Version des Titelsongs The End (im Original von den Doors) anspielte. Auf dem Album sang sie unter anderem das Deutschlandlied in abgeänderter Version: In der dritten Strophe ersetzte sie … sind des Glückes Unterpfand durch für das deutsche Vaterland. Bei einem Auftritt widmete sie das Lied dem inhaftierten RAF-Terroristen Andreas Baader und löste einen Skandal aus. Entrüstete Konzertbesucher bewarfen sie dafür mit Flaschen und Müll.[15]
1981 nahm Nico ihr vorletztes Studioalbum Drama of Exile auf. Die Masterbänder kamen unter ungeklärten Umständen abhanden. Das Album wurde ein zweites Mal in etwas veränderter Besetzung aufgenommen. Beide Versionen kamen auf den Markt; Nico bezeichnete die auf der Erstfassung beruhende LP als Bootleg. 1984 nahm sie dann – wiederum mit Cale als Produzenten und begleitet von der Band The Faction – ihr letztes Studioalbum Camera Obscura auf.
1962 kam ihr Sohn Christian Aaron, genannt Ari, zur Welt. Nico gab Alain Delon, den sie während der Dreharbeiten zu Nur die Sonne war Zeuge kennengelernt hatte, als Vater an. Sie sollte bei dem Film die Rolle der Marge spielen. Bei Ankunft erfuhr sie, dass die Rolle mit Marie Laforêt umbesetzt worden war. Delon tröstete sie, und sie begannen eine Affäre. Zur fraglichen Zeit war er aber auch mit Romy Schneider liiert, und er bestreitet bis heute die Vaterschaft.[16] Am Ende verlor Nico den von der Boulevardpresse intensiv verfolgten Prozess wegen Formfehlern, da sie es versäumt hatte, Delon gleich bei Ausstellung der Geburtsurkunde als Vater anzugeben.[17]
Ari Päffgen wuchs zunächst bei seiner Mutter auf, wurde aber verhaltensauffällig, weil Nico mit der Erziehung überfordert war, so dass ihn schließlich seine Großmutter mütterlicherseits aufnahm. Als diese dann an Parkinson erkrankte und sich auch nicht mehr um das Kind kümmern konnte, sorgte Ende der sechziger Jahre Delons Mutter Edith Boulogne dafür, dass das Kind zu ihr kam. Er wurde später von ihrem zweiten Ehemann adoptiert, um ihn in die Familie zu integrieren, wusste dabei aber zu vermeiden, dass Delons Sohn gleichzeitig sein Bruder wurde. Diese Adoption führte zu einem Bruch Delons mit seiner Mutter, der bis zu ihrem Tod bestand.[18]
Wegen Nicos zunehmender Drogensucht hielt die Familie den Sohn von ihr fern und ließ ihn sie nur sporadisch besuchen. Erst mit 19 Jahren nahm Ari wieder engeren Kontakt zu seiner Mutter auf, kämpfte aber selbst mit Drogensucht und ständigen Rückfällen. Ari war als Fotograf und Schauspieler tätig und hatte zwei Kinder, einen Sohn (* 1999), der kein Interesse an der Prominenz seiner Familie hat und als Erzieher arbeitet, sowie eine Tochter (* 2006). Er sagte über seine Mutter: „Sie war eine sehr gute Mutter. Sie hat mir alles gegeben. Sogar Drogen.“[19] Ari Päffgen wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft in seiner Pariser Wohnung am 20. Mai 2023 tot aufgefunden.[20]
Nico begann schon während ihrer Pariser Modelzeit Drogen zu nehmen, Cannabis und Amphetamine, die sie als Appetitzügler schluckte. In den 1970ern, während der Liaison mit Philippe Garrel, begann Nico durch seinen Einfluss Heroin zu spritzen und wurde abhängig. Sie forderte sogar von ihrer Umgebung, wie den Mitgliedern ihrer Begleitband, Heroinkonsum ein und konsumierte mit ihrem Sohn Drogen, als er 1981 mit 19 zu ihr zog.[21]
1985 machte sie eine Methadon-Therapie und war die letzten drei Jahre ihres Lebens, von Cannabiskonsum abgesehen, clean.[22]
Am 18. Juli 1988 stürzte sie bei einer Fahrradfahrt auf Ibiza und starb aufgrund einer nicht rechtzeitig erkannten Hirnblutung am selben Tag.[23] Nico wurde in Berlin auf dem Friedhof Grunewald-Forst (am Schildhorn) im Grab ihrer Mutter beigesetzt.[24]
Nicos bewusste radikale Abkehr von allem, was sie früher ausgemacht hatte, ihre nihilistische Haltung, Erscheinung und Mode, ihre Verweigerung der traditionellen Frauenrolle und sämtlicher Political Correctness, die kompromisslos experimentelle und düstere Atmosphäre ihrer Alben, verschafften ihr zu Lebzeiten und auch nach ihrem Tod viel Respekt.
International ist Nicos Bedeutung unbestritten, in Deutschland wurde sie weitestgehend ignoriert. 2006 scheiterte die Benennung eines Platzes in Köln wegen ihres „nicht vorbildlichen Lebenswandels“ an den Stimmen der CDU.[25]
Nico nahm nicht nur mit ihrer Musik viele spätere Strömungen vorweg, sondern auch mit ihrer gesamten Lebenseinstellung. So traf sie viele Entscheidungen in ihrer optischen Erscheinung, die später charakteristisch für die Punk- und Gothicszene wurden. Sie färbte sich die Haare schwarz, ließ ihr Äußeres verfallen und trug als einziges Make-up schwarzen Kajal um die Augen. Sie konsumierte offen Heroin und verletzte sich selbst mit ihren Spritzen. Sie trug schwarze, altmodische, zerrissene Kleidung, schwere Lederstiefel, lange Mäntel und mied die Sonne. Sie galt als Die Frau, die niemals lacht.[26][27]
Künstler wie Ian Curtis (Joy Division) und Ian Astbury (The Southern Death Cult) verehrten sie. Iggy Pop, den sie über Danny Fields kennengelernt hatte, widmete ihr nach einer Affäre den balladesken Song Nazi Girlfriend.[28]
Viele Frauen der Musikszene wie Siouxsie Sioux, Lisa Gerrard, Patti Smith, Marianne Faithfull und Björk, wurden durch Nicos Musik inspiriert, schrieben ihr zu Ehren Lieder oder interpretierten ihre Werke und ihre Lyrik. Peter Murphy (Bauhaus) bezeichnete Nicos Alben The Marble Index und The End… sogar als erste „richtige“ Gothic-Alben. Zusammen mit Nico stand Murphy im Oktober 1981 in Manchester auf der Bühne und beide sangen den Velvet-Underground-Hit I’m Waiting for the Man.[29]
In ihren Alben werden zudem erstmals Elemente experimentell verwendet, die später die Musikrichtungen Ambient und Industrial kennzeichnen. Nico selbst trug stets ein Tonbandgerät bei sich, um ungewöhnliche Klänge der Außenwelt einzufangen – ein Novum zu dieser Zeit, das vor ihr nur Soundkünstler außerhalb der bekannten Pop- und Rockmusik wie John Cage praktizierten. X-TG hat ihr Album Desertshore u. a. mit Sasha Grey neu gestaltet und unter dem Label Industrial Records veröffentlicht.
1995 erschien über sie der vielbeachtete Dokumentarfilm Nico Icon der Kölner Regisseurin Susanne Ofteringer. Er wurde ein Jahr später auch vom Auftraggeber, dem ZDF, gesendet.
In der 2000 erstmals ausgestrahlten ersten sowie auch in folgenden Staffeln der Serie Gilmore Girls wurde Nico mehrfach von der musikbegeisterten Lane Kim (gespielt von Keiko Agena) erwähnt, die sich selbst als großer Fan der Künstlerin bezeichnet.[30]
2002 wurde am Staatstheater Darmstadt Werner Fritschs Nico – Sphinx aus Eis uraufgeführt. Auf Grundlage des von Fritsch geschaffenen Monologs wurde auch ein Hörspiel produziert, das 2003 zum ersten Mal gesendet wurde. Darsteller der Nico im Theaterstück waren unter anderem Birgit Doll und Soap & Skin (2008).[31]
2007 wurde Nico eine Retrospektive bei der Cologne Conference gewidmet. Unter anderem waren selten aufgeführte Filme des französischen Regisseurs Philippe Garrel zu sehen, in denen Nico als Schauspielerin mitgewirkt hatte. In den 1970er Jahren war Garrel Nicos Lebensgefährte.
Das Kölner Museum für Angewandte Kunst widmete ihr 70 Jahre nach ihrer Geburt erstmals eine multimediale Schau (30. Oktober 2008 – 1. Februar 2009), die Mode, Film und Musik Nicos zeigte.[32][33]
Am 17. Oktober 2008 fand ein Tribut-Konzert für Nico in Berlin statt, das von ihrem Ex-Gefährten Lüül, Lutz Ulbrich, moderiert wurde. Auf dem Konzert an der Volksbühne Berlin erschienen u. a. die deutsche Schlagersängerin Marianne Rosenberg, die österreichische Sängerin Anja Plaschg alias Soap&Skin, Marianne Enzensberger, James Young (der Keyboard-Spieler bei Nicos letzter Band The Faction) sowie Ari Boulogne, der Sohn von Nico, der schon 2001 in Frankreich ein Buch mit seinen Lebenserinnerungen unter dem Titel L’amour n’oublie jamais veröffentlichte, dessen Umschlag ein Foto von ihm und seiner Mutter zeigt.[34]
Auf dem 2004er-Album der Indie-Band Angelika Express befindet sich das Stück Nico Päffgen, zudem findet sich auf dem 2005er Album der Alternative-Rock-Band Anberlin die Hommage Dance, Dance Christa Päffgen. Marianne Faithfull veröffentlichte auf ihrem Album Kissin’ Time 2002 den Song for Nico, den sie schrieb, nachdem sie Nicos Biographie gelesen hatte. Auch der Song Nico des Albums Tilt der Band Latin Quarter bezieht sich auf Päffgen.
Der Legendary Tigerman nahm mit dem Hifi Klub in Frankreich vier Neuinterpretationen von Nico-Stücken auf (mit Rita Redshoes als Gastsängerin bei Femme Fatale). Die vier Stücke wurden zu einem Mini-Tributealbum zusammengefasst und erschienen 2012 als 10″-EP unter dem Titel Ghost of Nico.
2017 wählte die Vogue Nico auf Platz 1 der „einflussreichsten Rock-Blondinen aller Zeiten“.
2018 erschien der Film Nico, 1988, der sich auf die letzten Lebensjahre Päffgens konzentriert, aber auch Rückblenden auf die Anfangsjahre ihrer Karriere enthält. Dargestellt wird Nico von der dänischen Schauspielerin Trine Dyrholm, es sind aber auch Szenen mit der echten Christa Päffgen aus Schmalfilmen und Dokumentationen zu sehen. In Deutschland startete der Film am 18. Juli 2018 in den Kinos.[35]
Der Rolling Stone wählte 2018 den Song It Has not Taken Long unter die besten 111 Songs eines Musikers/Band deutscher Herkunft.[36]
posthum
Personendaten | |
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NAME | Nico |
ALTERNATIVNAMEN | Päffgen, Christa (wirklicher Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Sängerin |
GEBURTSDATUM | 16. Oktober 1938 |
GEBURTSORT | Köln |
STERBEDATUM | 18. Juli 1988 |
STERBEORT | Ibiza |
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