Narges Safie Mohammadi (persisch نرگس صفیه محمدی; * 21. April 1972 in Zandschan, Iran) ist eine iranische Menschenrechtsaktivistin und Mitglied des iranischen Zentrums für die Verteidigung der Menschenrechte Defenders of Human Rights Center (DHRC). Sie wurde wiederholt verhaftet und zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Im Oktober 2023 wurde Narges Mohammadi der Friedensnobelpreis zuerkannt, während sie in Haft war.
Narges Mohammadi wurde in der nordiranischen Stadt Zandschan geboren und wuchs in Qorveh (Provinz Kurdistan), Karadsch und Oschnaviyeh auf.[1] Sie besuchte die Internationale Imam-Khomeini-Universität, erwarb einen Abschluss in Physik und wurde Ingenieurin. Während ihres Studiums schrieb sie in der Studentenzeitung Artikel, in denen sie sich für die Frauenrechte einsetzte, und wurde bei zwei Treffen der politischen Studentengruppe Tashakkol Daaneshjuyi Roshangaraan („Aufgeklärte Studentengruppe“) verhaftet.[1][2] Sie war auch in einer Bergsteigergruppe aktiv, wurde aber später aufgrund ihrer politischen Aktivitäten von der Teilnahme an Klettertouren ausgeschlossen.[1]
Anschließend arbeitete sie als Journalistin für mehrere reformorientierte Zeitungen und veröffentlichte ein Buch mit politischen Essays unter dem Titel „The Reforms, the Strategy and the Tactics“.[2] Im Jahr 2003 schloss sie sich dem iranischen Zentrum für die Verteidigung der Menschenrechte, Defenders of Human Rights Center (DHRC), an, das von der Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi geleitet wird; später wurde sie Vizepräsidentin der Organisation.[1][3] Im Jahr 1999 heiratete sie den ebenfalls reformorientierten Journalisten Taghi Rahmani, der kurz darauf zum ersten Mal verhaftet wurde. Rahmani zog 2012 nach Frankreich, nachdem er insgesamt 14 Jahre Haft verbüßt hatte, aber Mohammadi blieb, um ihre Menschenrechtsarbeit fortzusetzen. Mohammadi und Rahmani haben Zwillingskinder, Ali und Kiana.[1][3][2]
Am 6. Oktober 2023 wurde Mohammadi „für ihren Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen im Iran und ihren Kampf für die Unterstützung der Menschenrechte und der Freiheit für alle“ der Friedensnobelpreis zuerkannt. Sie saß zu dieser Zeit im Gefängnis.[4][5]
Mohammadi wurde erstmals 1998 wegen ihrer Kritik an der iranischen Regierung verhaftet und verbrachte ein Jahr im Gefängnis.[2] Im April 2010 wurde sie wegen ihrer Mitgliedschaft des DHRC vor das Islamische Revolutionsgericht geladen. Sie wurde kurzzeitig gegen eine Kaution von 50.000 US-Dollar freigelassen, aber einige Tage später erneut verhaftet und im Evin-Gefängnis inhaftiert.[1][6] Während der Haft verschlechterte sich Mohammadis Gesundheitszustand, und sie entwickelte eine epilepsieähnliche Krankheit, die dazu führte, dass sie regelmäßig die Kontrolle über ihre Muskeln verlor. Nach einem Monat wurde sie entlassen und durfte ins Krankenhaus gehen.[6] Im Juli 2011 wurde Mohammadi erneut strafrechtlich verfolgt und wegen „Handelns gegen die nationale Sicherheit, Mitgliedschaft im DHRC und Propaganda gegen das Regime“ für schuldig befunden.[6] Im September 2011 wurde sie zu einer Haftstrafe von 11 Jahren verurteilt.[6] Im März 2012 wurde das Urteil von einem Berufungsgericht bestätigt, allerdings auf sechs Jahre herabgesetzt.[7] Am 26. April 2012 wurde sie verhaftet, um ihre Strafe anzutreten.[3]
Das British Foreign Office protestierte gegen das Urteil.[6] Amnesty International forderte ihre sofortige Freilassung.[8] Reporter ohne Grenzen veröffentlichte am neunten Jahrestag des Todes der Fotografin Zahra Kazemi im Evin-Gefängnis einen Appell, in dem es hieß, Mohammadi sei eine Gefangene, deren Leben „in besonderer Gefahr“ sei.[9] Im Juli 2012 forderte eine internationale Gruppe von namhaften Politikern ihre Freilassung.[10] Am 31. Juli 2012 wurde Mohammadi aus der Haft entlassen.[11]
Am 31. Oktober 2014 hielt Mohammadi eine bewegende Rede am Grab von Sattar Beheshti. Das Video von Mohammadis Rede verbreitete sich schnell in den sozialen Netzwerken, was dazu führte, dass sie vor das Evin-Gefängnisgericht geladen wurde.[12] Am 5. Mai 2015 wurde Mohammadi auf der Grundlage neuer Anschuldigungen erneut verhaftet.[13] Die Abteilung 15 des Revolutionsgerichts verurteilte sie zu zehn Jahren Haft wegen „Gründung einer illegalen Gruppe“ für die Kampagne zur Abschaffung der Todesstrafe, fünf Jahren wegen „Versammlung und Kollusion gegen die nationale Sicherheit“ und einem Jahr wegen „Propaganda gegen das System“ für ihre Interviews mit internationalen Medien und ihr Treffen mit der damaligen Hohen Vertreterin der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, Catherine Ashton, im März 2014.[14] Im Januar 2019 trat Mohammadi Berichten zufolge zusammen mit der inhaftierten britisch-iranischen Staatsbürgerin Nazanin Zaghari-Ratcliffe im Evin-Gefängnis in einen Hungerstreik, um gegen den verwehrten Zugang zu medizinischer Versorgung zu protestieren.[15] Am 8. Oktober 2020 wurde Mohammadi aus der Haft entlassen.[16]
Am 27. Februar 2021 veröffentlichte sie ein Video in den sozialen Medien. In dem Video erklärt sie, dass sie im Dezember zweimal vor Gericht geladen worden war, und dass sie sich weigere, vor Gericht zu erscheinen. In dem Video beschreibt sie den sexuellen Missbrauch und die Misshandlungen, denen sie selbst und andere Frauen in den Gefängnissen ausgesetzt waren. Das neue Verfahren, das gegen sie eingeleitet wurde, betraf die Sitzblockade von weiblichen politischen Gefangenen im Evin-Gefängnis, mit der sie gegen die Tötung und Verhaftung von Demonstranten durch Sicherheitskräfte im November 2019 protestierten.[17] Im März 2021 verfasste Mohammadi das Vorwort für den Iran Human Rights Annual Report on the Death Penalty in Iran. Darin kritisiert sie die Hinrichtung von Menschen wie Navid Afkari und Ruhollah Zam.[18] Im Mai 2021 verurteilte das zweite Strafgericht in Teheran Mohammadi zu zweieinhalb Jahren Gefängnis, 80 Peitschenhieben und Geldstrafen, unter anderem wegen „Verbreitung von Propaganda gegen das System“. Vier Monate später erhielt sie eine Vorladung zur Verbüßung dieser Strafe, der sie jedoch nicht nachkam, da sie die Verurteilung für ungerecht hielt.[19]
Am 16. November 2021 wurde Mohammadi in Karadsch willkürlich verhaftet, als sie an einer Gedenkfeier für Ebrahim Ketabdar teilnahm, der bei landesweiten Protesten im November 2019 von iranischen Sicherheitskräften getötet worden war.[19] Im Dezember 2022, während der Proteste, die durch den Tod von Mahsa Amini in der Haft ausgelöst wurden, beschrieb Mohammadi in einem in der Haft verfassten, von der BBC veröffentlichten Bericht die sexuellen und körperlichen Misshandlungen von inhaftierten Frauen.[20]
Personendaten | |
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NAME | Mohammadi, Narges |
ALTERNATIVNAMEN | نرگس محمدی (persisch) |
KURZBESCHREIBUNG | iranische Menschenrechtsaktivistin |
GEBURTSDATUM | 21. April 1972 |
GEBURTSORT | Zanjan, Iran |
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Der präsentierte Inhalt des Wikipedia-Artikels wurde im 2023-10-16 basierend auf extrahiert https://de.wikipedia.org/?curid=12697282