Müller-Weiss-Syndrom

Klassifikation nach ICD-10
M87.0 Knochennekrose, idiopathisch aseptisch
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Das Müller-Weiss-Syndrom ist eine seltene (erworbene) Erkrankung mit doppelseitiger Osteochondrose (Degeneration, Störung der Knochenstruktur) des Os naviculare (Kahnbein am Fuß) beim Erwachsenen.[1]

Synonyme sind: Aseptische Osteochondrose oder Aseptische Osteonekrose, Typ Müller-Weiss.

Das Syndrom ist abzugrenzen vom Morbus Köhler I bei Kindern und Jugendlichen.

Die Bezeichnung bezieht sich auf die Autoren der ersten Beschreibungen aus dem Jahre 1927 durch den deutschen Orthopäden Walther Müller[2][3] (1888–1949) und den Wiener Radiologen Konrad Weiss (1891–1976).[4][5]

Ursache

Die Ätiologie ist nicht bekannt, möglicherweise spielen (wiederholte) Schädigungen oder Verletzungen (Traumata) eine Rolle.

Klinische Erscheinungen

Klinische Kriterien sind:[1]

  • Stechende Schmerzen beim Gehen im Fußrücken beidseitig
  • Spreizfuß, Plattfuß, Hammerzehenbildung (sekundär)
  • Erkrankungsbeginn im Erwachsenenalter mit Häufigkeitsgipfel zwischen 40 und 60 Jahren, häufiger bei Frauen auftretend.[6]

Diagnose

Im Röntgenbild findet sich eine ausgeprägte Abplattung des Os naviculare mit scheinbarer Verdrängung nach medial und dorsal. Eine Frühdiagnose ist mittels Kernspintomographie möglich.[7]

Pathologie

Infolge einer örtlich umschriebenen (fokalen) Durchblutungsstörung kommt es zur Nekrose des unterversorgten Knochenabschnittes. Nach Umbauprozessen ergibt sich meist eine Defektheilung mit Deformierung (Fehlform) des Knochens.[1]

Beim Tennisspieler Rafael Nadal wurde dieses Syndrom diagnostiziert.[8] Bei den French Open 2022 wurde der Nerv vor jedem Match mit einer Spritze betäubt.[9]

Literatur

  • R. J. Bartolotta, J. C. McCullion, L. M. Belfi, K. D. Hentel: Mueller-Weiss syndrome: imaging and implications. In: Clinical imaging. [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck] Juni 2014, ISSN 1873-4499. doi:10.1016/j.clinimag.2014.06.012. PMID 25064253.
  • B. Tosun, F. Al, A. Tosun: Spontaneous osteonecrosis of the tarsal navicular in an adult: Mueller-Weiss syndrome. In: The Journal of foot and ankle surgery : official publication of the American College of Foot and Ankle Surgeons. Bd. 50, Nr. 2, 2011 Mar-Apr, S. 221–224, ISSN 1542-2224. doi:10.1053/j.jfas.2010.10.019. PMID 21354008.
  • B. Reade, G. Atlas, J. Distazio, S. Kruljac: Mueller-Weiss syndrome: an uncommon cause of midfoot pain. In: The Journal of foot and ankle surgery : official publication of the American College of Foot and Ankle Surgeons. Bd. 37, Nr. 6, 1998 Nov-Dec, S. 535–539, ISSN 1067-2516. PMID 9879050.

Einzelnachweise

  1. a b c Bernfried Leiber (Begründer): Die klinischen Syndrome. Syndrome, Sequenzen und Symptomenkomplexe. Hrsg.: G. Burg, J. Kunze, D. Pongratz, P. G. Scheurlen, A. Schinzel, J. Spranger. 7., völlig neu bearb. Auflage. Band 2: Symptome. Urban & Schwarzenberg, München u. a. 1990, ISBN 3-541-01727-9.
  2. Who named it Walther Müller
  3. W. Müller: Über eine eigenartige doppelseitige Veränderung des Os naviculare pedis beim Erwachsenen. In: Deutsche Zeitschrift für Chirurgie, Leipzig, 1927, Bd. 201, S. 84–87.
  4. K. Weiss: Über die “Malazie” des Os naviculare pedis. In: Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen, 1927, Bd. 45, S. 63–67.
  5. Wo named it Konrad Weiss
  6. S. E. De Marchi, S. S. Monteiro, E. d. Fernandes: Mueller Weiss syndrome–case report. In: Revista da Associação Médica Brasileira (1992). Bd. 60, Nr. 2, 2014 Mar-Apr, S. 103–104, ISSN 0104-4230. PMID 24918995.
  7. J. Haller, D. J. Sartoris, D. Resnick, M. N. Pathria, D. Berthoty, B. Howard, D. Nordstrom: Spontaneous osteonecrosis of the tarsal navicular in adults: imaging findings. In: American Journal of Roentgenology. Bd. 151, Nr. 2, August 1988, S. 355–358, ISSN 0361-803X. doi:10.2214/ajr.151.2.355. PMID 3260727.
  8. Müller-Weiss-Krankheit: Das ist das Problem von Rafael Nadal. In: tennisworld.de, 15. August 2021.
  9. Daniel Germann: Es ist möglich, dass der French-Open-Final doch der letzte professionelle Match von Rafael Nadal gewesen ist, in: NZZ, 6. Juni 2022.

Information

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Der präsentierte Inhalt des Wikipedia-Artikels wurde im 2022-06-15 basierend auf extrahiert https://de.wikipedia.org/?curid=8460073