Die Wahl zum 19. Bayerischen Landtag fand am 8. Oktober 2023 statt.[2] Sie führte zu einem Sieg der CSU, Stimmengewinnen von Freien Wählern und AfD, die beide ihr jeweils bestes Ergebnis in Bayern einfuhren, sowie Stimmverlusten aller Parteien der Bundesregierung – SPD, Grüne und FDP, wobei letztere nicht wieder in den Landtag einziehen konnte. CSU und SPD, die bereits 2018 deutlich an Stimmen verloren hatten, unterboten ihre damaligen Ergebnisse noch einmal, wobei die CSU das schlechteste Ergebnis seit 1950 und die SPD das schlechteste seit 1893 einfuhr.
Laut der Verfassung des Freistaates Bayern und dem bayerischen Wahlgesetz ist die Wahl auf einen Sonn- oder Feiertag „frühestens 59 Monate, spätestens 62 Monate“ nach der vorausgehenden Landtagswahl festzulegen,[3] die am 14. Oktober 2018 stattfand. Sie hat also zwischen einschließlich 17. September und 10. Dezember 2023 stattzufinden, wenn es nicht zu vorgezogenen Neuwahlen kommt.[4] Im November 2022 hat das Kabinett den 8. Oktober 2023 als Wahltermin vorgeschlagen und nach Anhörung der Parteien im Dezember 2022 festgelegt.[5][6] Zeitgleich zur Landtagswahl in Bayern wurde am 8. Oktober 2023 auch in Hessen ein neuer Landtag gewählt. Daneben fand die Wahl der bayerischen Bezirkstage sowie mehrerer Landräte und Bürgermeister in Bayern an diesem Tag statt.[7]
Im Gegensatz zum Bundestagswahlrecht werden bei der Sitzverteilung nach Verhältniswahl auch die Erststimmen berücksichtigt. Es gibt keinen landesweiten Verhältnisausgleich, die Sitzverteilung erfolgt innerhalb der sieben Regierungsbezirke, die im Wahlrecht als Wahlkreise bezeichnet werden. An der Sitzverteilung nehmen Parteien und Wählergruppen teil, die mindestens 5 % der Gesamtstimmen (Summe aus Erst- und Zweitstimmen) in Bayern erringen.[8]
Die Wahlkreise sind in Stimmkreise unterteilt, in denen jeweils ein Abgeordneter direkt gewählt wird. Die Zahl der Stimmkreise beträgt etwa die Hälfte der Sitze im Wahlkreis.
Die Mandate werden nach einer Änderung des Landeswahlgesetzes erstmals bei einer bayerischen Landtagswahl anhand des Sainte-Laguë-Verfahrens berechnet.[9][10]
Die CSU hatte schwere Stimmenverluste von über zehn Prozentpunkten verzeichnet und wurde dennoch mit großem Abstand stärkste Partei. Deutlich zulegen konnten und zweitstärkste Kraft wurden die Grünen, gefolgt von den Freien Wählern. Die AfD erreichte beim erstmaligen Antreten knapp über zehn Prozent, die SPD wurde nach großen Verlusten nur noch fünftstärkste Partei. Die FDP zog mit 5,1 Prozent knapp in den Landtag ein (vgl. Fünf-Prozent-Hürde), die Linke, die Bayernpartei und die ÖDP blieben jeweils unter fünf Prozent.
Die CSU hatte ihre absolute Mehrheit im Landtag verloren, fand jedoch mit den Freien Wählern einen Juniorpartner. Die Regierungskoalition besetzte 112 der 205 Mandate im Parlament. Markus Söder blieb damit Ministerpräsident.
Fraktion/Landesverband | Kurzbe- zeichnung |
Sitze 2018 |
Sitze 2022[11] | |
---|---|---|---|---|
Christlich-Soziale Union in Bayern | CSU | 85 | 82 | |
Bündnis 90/Die Grünen | Grüne | 38 | 38 | |
Freie Wähler | FW | 27 | 27 | |
Sozialdemokratische Partei Deutschlands | SPD | 22 | 21 | |
Alternative für Deutschland | AfD | 22 | 17 | |
Freie Demokratische Partei | FDP | 11 | 12 | |
Fraktionslose | — | 8 |
Die CSU und deren Spitzenkandidat Markus Söder schlossen eine Koalition mit den Grünen (schwarz-grün) vor der Wahl grundsätzlich aus.[12]
Am 11. August 2023 entschieden die Wahlkreisausschüsse über die Zulassung der Wahlvorschläge. Insgesamt nahmen demnach 15 Parteien teil.
Zehn Parteien traten in allen sieben Regierungsbezirken an:[13][14][15][16][17][18][19]
Nur in einzelnen Regierungsbezirken kandidierten folgende fünf Parteien:
Institut | Datum | CSU | Grüne | FW | AfD | SPD | FDP | Linke | BP | Sonst. |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Landtagswahl 2023 | 08.10.2023 | 37,0 % | 14,4 % | 15,8 % | 14,6 % | 8,4 % | 3,0 % | 1,5 % | 1,0 % | 4,3 % |
Forschungsgruppe Wahlen[20] | 05.10.2023 | 37 % | 16 % | 15 % | 14 % | 9 % | 3 % | — | — | 6 % |
INSA[20] | 03.10.2023 | 36 % | 15 % | 15 % | 14 % | 9 % | 4 % | 2 % | — | 5 % |
Forschungsgruppe Wahlen[20] | 29.09.2023 | 36 % | 16 % | 15 % | 14 % | 9 % | 4 % | — | — | 6 % |
Infratest dimap[20] | 28.09.2023 | 36 % | 15 % | 16 % | 14 % | 9 % | 4 % | — | — | 6 % |
GMS[20] | 19.09.2023 | 36 % | 14 % | 17 % | 14 % | 9 % | 3 % | 1 % | 1 % | 5 % |
Infratest dimap[20] | 12.09.2023 | 36 % | 15 % | 17 % | 13 % | 9 % | 3 % | — | — | 7 % |
Forschungsgruppe Wahlen[20] | 08.09.2023 | 36 % | 16 % | 16 % | 12 % | 9 % | 4 % | — | — | 7 % |
GMS[20] | 06.09.2023 | 38 % | 13 % | 16 % | 14 % | 8 % | 4 % | 1 % | 1 % | 5 % |
INSA[20] | 05.09.2023 | 37 % | 14 % | 15 % | 14 % | 9 % | 4 % | 2 % | — | 5 % |
Landtagswahl 2018 | 14.10.2018 | 37,2 % | 17,6 % | 11,6 % | 10,2 % | 9,7 % | 5,1 % | 3,2 % | 1,7 % | 3,7 % |
2019 – 2023 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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|
Institut | Datum | Markus Söder (CSU) |
Ludwig Hartmann (Grüne) |
Hubert Aiwanger (FW) |
weder noch | weiß nicht/ unbekannt |
---|---|---|---|---|---|---|
Forschungsgruppe Wahlen[22] | 08.10.2023 | 57 % | 14 % | — | — | — |
Forschungsgruppe Wahlen[23] | 05.10.2023 | 54 % | 20 % | — | 10 % | 16 % |
Forschungsgruppe Wahlen[24] | 29.09.2023 | 54 % | 19 % | — | 7 % | 20 % |
Forschungsgruppe Wahlen[25] | 08.09.2023 | 54 % | 19 % | — | 6 % | 21 % |
INSA[26] | 06.09.2023 | 45 % | 7 % | 13 % | 27 % | 8 % |
Von 9.411.398 Wahlberechtigten nahmen 6.902.684 (73,3 %) an der Wahl teil. 2018 betrug die Wahlbeteiligung 72,3 %. Die Stimmen verteilen sich nach dem vorläufigen Ergebnis landesweit wie folgt:[27]
Partei | Erst- stimmen |
Zweit- stimmen |
Gesamt- stimmen |
Summe in Prozent |
Differenz zu 2018 |
Sitze (gesamt) |
Differenz zu 2018 |
Direkt- mandate |
Differenz zu 2018 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Gültige Stimmen/ Sitze Gesamt |
6.835.798 | 6.820.099 | 13.655.897 | 100,0 % | — | 203 | −2 | 91 | ±0 |
CSU | 2.527.580 | 2.531.562 | 5.059.142 | 37,0 % | −0,2 % | 85 | ±0 | 85 | ±0 |
Freie Wähler | 1.077.893 | 1.085.460 | 2.163.353 | 15,8 % | +4,3 % | 37 | +10 | 2 | +2 |
AfD | 1.008.053 | 991.871 | 1.999.924 | 14,6 % | +4,4 % | 32 | +10 | 0 | ±0 |
Grüne | 983.543 | 988.604 | 1.972.147 | 14,4 % | −3,2 % | 32 | −6 | 4 | −2 |
SPD | 587.856 | 511.687 | 1.140.585 | 8,4 % | −1,3 % | 17 | −5 | 0 | ±0 |
FDP | 205.615 | 207.980 | 413.595 | 3,0 % | −2,1 % | 0 | −11 | 0 | ±0 |
ÖDP | 127.412 | 117.733 | 245.145 | 1,8 % | +0,2 % | ||||
Die Linke | 101.337 | 99.458 | 200.795 | 1,5 % | −1,8 % | ||||
BP | 72.298 | 57.171 | 129.469 | 0,9 % | −0,8 % | ||||
dieBasis | 55.592 | 63.722 | 119.314 | 0,9 % | +0,9 % | ||||
Tierschutzpartei | 25.800 | 43.964 | 69.764 | 0,5 % | +0,2 % | ||||
Die PARTEI | 32.367 | 31.718 | 64.085 | 0,5 % | +0,0 % | ||||
Volt | 15.774 | 25.849 | 41.623 | 0,3 % | +0,3 % | ||||
V-Partei³ | 11.076 | 11.858 | 22.934 | 0,2 % | −0,1 % | ||||
PdH | 3.602 | 10.420 | 14.022 | 0,1 % | +0,1 % |
Die CSU gewann 85 der 91 Stimmkreise, die Grünen vier (alle davon in München: Stimmkreise München-Giesing, München-Milbertshofen, München-Mitte und München-Schwabing) und die Freien Wähler zwei (in den Stimmkreisen Landshut und Neuburg-Schrobenhausen).
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