Kai Wegner (* 15. September 1972 in West-Berlin) ist ein deutscher Politiker (CDU). Er ist seit dem 27. April 2023 Regierender Bürgermeister von Berlin.
Seit November 2021 ist Wegner Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin und war dort von 2021 bis 2023 Fraktionsvorsitzender der CDU Berlin und als solcher Oppositionsführer. Zuvor war er ab 2005 Mitglied des Deutschen Bundestages. Zudem ist er seit Mai 2019 Landesvorsitzender der Berliner CDU.
Wegner wuchs in Berlin-Spandau als Sohn eines Bauarbeiters und einer Einzelhandelskauffrau auf.[1] Nach Besuch der Hans-Carossa-Oberschule in der Streitstraße in Berlin-Hakenfelde (heutiger Standort der Schule in Berlin-Kladow) leistete Wegner von 1993 bis 1994 seinen Wehrdienst ab und absolvierte anschließend eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann, die er 1997 beendete. Danach arbeitete er im Vertrieb eines Versicherungsunternehmens, bis er 1999 als Projektleiter in der Öffentlichkeitsarbeit in ein mittelständisches Bauunternehmen wechselte. Von 2001 bis 2002 gehörte er dort auch der Geschäftsleitung an. Von 2002 bis 2012 war er als Unternehmensberater in Berlin selbständig tätig. Von 2017 bis 2020 war er ehrenamtlicher Präsident des DLRG-Landesverbandes Berlin.[2]
Wegner trat 1989 in die Junge Union (JU) und die CDU ein. Er war von 1990 bis 1992 Landesvorsitzender der Schüler Union in Berlin und von 1994 bis 1997 Vorsitzender des JU-Kreisverbandes Berlin-Spandau. Nachdem er von 1994 bis 1996 stellvertretender JU-Landesvorsitzender war, war Wegner von Januar 2000 bis Mai 2003 schließlich Landesvorsitzender der JU Berlin.
Von 2000 bis 2002 war er außerdem stellvertretender CDU-Landesvorsitzender in Berlin. Im April 2005 wurde er zum Vorsitzenden des CDU-Kreisverbandes Spandau gewählt. Zuvor war er dort schon seit 1998 stellvertretender Kreisvorsitzender gewesen. Von Dezember 2011 bis Dezember 2016 war Kai Wegner Generalsekretär der CDU Berlin. Er stellte sein Amt überraschend zur Verfügung, da er dem Wunsch von Monika Grütters nach Veränderung nicht im Wege stehen wollte.[3] Sein Nachfolger in dieser Position wurde Stefan Evers.[4]
Ab Dezember 2017 war Wegner erneut stellvertretender Landesvorsitzender der Berliner CDU und kündigte im März 2019 seine Kandidatur für den Landesvorsitz an.[5]
Am 18. Mai 2019 wurde er schließlich, als Nachfolger von Monika Grütters, zum Landesvorsitzenden gewählt.[6]
Im Oktober 2020 gab Wegner seine Absicht bekannt, bei der Abgeordnetenhauswahl 2021 für das Amt des Regierenden Bürgermeisters von Berlin zu kandidieren.[7]
Am 19. Juni 2021 wurde Wegner offiziell als Spitzenkandidat aufgestellt und im Amt des Landesvorsitzenden bestätigt. Bei der im Nachhinein für ungültig erklärten Wahl zum Abgeordnetenhaus erreichte die CDU mit 18,0 Prozent lediglich den dritten Platz hinter der SPD und den Grünen. Im neuen Parlament übernahm Wegner den Vorsitz der CDU-Fraktion und wurde Oppositionsführer gegen den rot-grün-roten Senat der Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey.
Der CDU-Bundesvorsitzende Friedrich Merz erklärte im Oktober 2022, dass Kai Wegner bei der Wiederholungswahl zum Abgeordnetenhaus 2023 erneut als Spitzenkandidat antreten wird.[8] Bei der Wahl am 12. Februar 2023 wurde die CDU unter Wegner mit 28,2 Prozent stärkste Kraft, in Berlin zum ersten Mal seit 24 Jahren.[9] In Folge führte Wegner je drei Sondierungsgespräche mit SPD und Grünen mit dem Ziel, eine „Berlin-Koalition“ mit ihm als Regierenden Bürgermeister zu bilden. Am 1. März 2023 empfahl die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey zur Überraschung ihrer ehemaligen Regierungspartner Grüne und Linke dem SPD-Vorstand, Koalitionsverhandlungen mit der CDU aufzunehmen. Am Folgetag stimmte der CDU-Landesvorstand auf Empfehlung Wegners ebenfalls für Verhandlungen mit der SPD.
Wegner gehörte von 1995 bis 1999 der Bezirksverordnetenversammlung von Berlin-Spandau und von 1999 bis Oktober 2005 dem Abgeordnetenhaus von Berlin an. Im Abgeordnetenhaus war er ab 2001 stellvertretender Vorsitzender und ab 2003 auch wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Im Jahr 2002 kandidierte er erfolglos für den Deutschen Bundestag.
Von 2005 bis 2021 war er ununterbrochen Mitglied des Deutschen Bundestages und dort ab 2009 für mehrere Jahre Vorsitzender der Landesgruppe Berlin in der CDU/CSU-Fraktion.
Wegner ist bei der Bundestagswahl 2009 als Direktkandidat des Wahlkreises Berlin-Spandau-Charlottenburg Nord mit 36,4 % der Erststimmen[10] in den Bundestag eingezogen.
Auch bei der Bundestagswahl 2013 errang Wegner das Direktmandat seines Wahlkreises und zog mit 39,2 % der Erststimmen[11] in den Bundestag ein.
Wegner war in der 18. Wahlperiode des Deutschen Bundestages Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit[12] und Beauftragter für große Städte[13] der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
Bei der Bundestagswahl am 24. September 2017 unterlag er in seinem Wahlkreis mit 30,9 Prozent der Stimmen dem SPD-Abgeordneten Swen Schulz, der auf 32,1 Prozent der Stimmen kam. Wegner zog über die Landesliste in den Bundestag ein.
In der 19. Wahlperiode war Kai Wegner Vorsitzender der Arbeitsgruppe Bau, Wohnen, Stadtentwicklung und Kommunen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und damit auch deren baupolitischer Sprecher. Zudem war er ordentliches Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit sowie stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur und im Gemeinsamen Ausschuss.[14]
Bei der nachträglich für ungültig erklärten Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus im September 2021 trat Wegner als Spitzenkandidat der CDU Berlin an. Letztlich erzielte die Partei 18,0 % der Zweitstimmen und landete hinter der SPD (21,4 %) und den Grünen (18,9 %) auf Platz 3. Wegner gewann aber mit 36,5 % das Direktmandat im Wahlkreis Spandau 5 und zog am 4. November 2021 in das Abgeordnetenhaus ein. Nachdem Burkard Dregger überraschend den Einzug in das Parlament verpasst hatte, folgte ihm Wegner bereits am 30. September 2021 im Amt des Fraktionsvorsitzenden.
Für die Wiederholungswahl zum Berliner Abgeordnetenhaus 2023 trat Wegner erneut als Spitzenkandidat seiner Partei an und führte die CDU mit 28,2 % zum Wahlsieg und somit zur mit Abstand stärksten Fraktion im Abgeordnetenhaus. Seinen Wahlkreis Spandau 5 gewann er mit 46,9 % deutlich vor dem SPD-Kandidat Uwe Ziesak (22,0 %) und zog wieder in das Berliner Landesparlament ein. Dort wurde er vier Tage nach der Wahl als Fraktionsvorsitzender der CDU wiedergewählt.
Die Wahl 2023 führte zur Unterzeichnung eines Koalitionsvertrags von CDU und SPD. Wegner wurde am 27. April 2023 vom Berliner Abgeordnetenhaus zum Regierenden Bürgermeister gewählt.[15] Erst im dritten Wahlgang erreichte er jedoch die erforderliche Mehrheit. Er erhielt 86 Stimmen, genau so viele wie die schwarz-rote Koalition Abgeordnete hat. Die Die Berliner AfD-Fraktion erklärte bereits vor Bekanntgabe des Ergebnisses, dass sie für den CDU-Kandidaten Wegner gestimmt habe. Tags darauf veröffentlichte die AfD die Namen der zehn Abgeordneten, die für Wegner gestimmt haben sollen.[16] Hätten diese AfD-Abgeordneten nicht für, sondern gegen Kai Wegner gestimmt, wäre er mit 76:80 Stimmen auch im dritten Wahlgang gescheitert. Von Seiten der CDU und der SPD wurde diese Darstellung der AfD-Fraktion zurückgewiesen.[17]
Mario Czaja, seinerzeit Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin für die CDU, warf Wegner im Mai 2021 einen „riskanten Rechtskurs“ vor und sah ihn in ideologischer Nähe zu Hans-Georg Maaßen, weil er auf die Frage, ob Herr Maaßen Platz in der Berliner CDU hätte, geantwortet hatte, dass Herr Maaßen selbstverständlich Mitglied der Berliner CDU sein könne.[18] Czaja sagte wörtlich: „Kai Wegner ist aus meiner Sicht dichter an den Positionen von Hans-Georg Maaßen als an denen von Angela Merkel.“[19] Ende Januar 2023 forderte Wegner im Wahlkampf den Parteiausschluss von Maaßen.[20]
Nach Recherchen der Vice-Journalisten Felix Dachsel und Robert Hofmann, die 2021 zur Aserbaidschan-Affäre recherchierten, wurde Kai Wegner neben anderen Unionsfunktionären in vertraulichen Dokumenten der regimenahen Lobbyorganisation The European Azerbaijan Society als Kontakt aufgeführt.[21]
Im Zuge der Krawalle in der Silvesternacht 2022 geriet Wegner in die Kritik, weil er im Namen der CDU-Fraktion vom Berliner Senat Auskunft über die Vornamen der deutschen Tatverdächtigen verlangte. Vertreter der rot-rot-grünen Regierungskoalition warfen Wegner daraufhin Rassismus vor, weil er Menschen mit Migrationshintergrund nicht als richtige Deutsche anerkennen wolle.[22] Wegner wies die Anschuldigung der rassistischen Diskriminierung von sich. Nur wenn man Probleme benenne, könne man sie lösen.[23] Unter Berliner Muslimen erhielt die CDU trotz der Kontroverse die meisten Stimmen bei der Wiederholungswahl zum Berliner Abgeordnetenhaus am 12. Februar 2023, zu Menschen mit Migrationshintergrund wurden keine Daten erhoben.[24]
Kai Wegner ist evangelisch, geschieden und hat drei Kinder.[25][26]
Personendaten | |
---|---|
NAME | Wegner, Kai |
ALTERNATIVNAMEN | Wegner, Kai Peter (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (CDU) |
GEBURTSDATUM | 15. September 1972 |
GEBURTSORT | West-Berlin |
Der präsentierte Inhalt des Wikipedia-Artikels wurde im 2023-05-05 basierend auf extrahiert https://de.wikipedia.org/?curid=984828