Jurij Kerpatenko

Kyrillisch (Ukrainisch)
Юрій Леонідович Керпатенко
Transl.: Jurij Leonidovyč Kerpatenko
Transkr.: Jurij Leonidowytsch Kerpatenko
Kyrillisch (Russisch)
Юрий Леонидович Керпатенко
Transl.: Jurij Leonidovič Kerpatenko
Transkr.: Juri Leonidowitsch Kerpatenko

Jurij Leonidowytsch Kerpatenko (ukrainisch Юрій Леонідович Керпатенко; geboren 9. September 1976 in Cherson, Ukrainische SSR, Sowjetunion; gestorben September oder Oktober 2022 in Cherson, Ukraine) war ein ukrainischer Musiker und Dirigent. Ab dem Jahr 2004 war er Chefdirigent des Mykola-Kulisch-Theaters in seiner Heimatstadt.

Leben und Wirken

Kerpatenko absolvierte 1995 die Musikschule Cherson und 2000 die Nationale Musikakademie der Ukraine Peter Tschaikowski als Akkordeonist. Ab 2000 arbeitete er an der Philharmonie der Oblast Cherson und wurde 2004 Chefdirigent des Musik- und Schauspiel-Theaters Mykola Kulisch in Cherson.[1] Er war auch Chefdirigent des Kammerorchesters Hilea.[2][3][4] Neben seiner Tätigkeit als Dirigent war er Virtuose auf dem Bajan, der osteuropäischen Form des chromatischen Knopfakkordeons.[5]

Jurij Kerpatenko war russischsprachig und bekannte sich zur russischen Kultur. Er distanzierte sich jedoch mehrfach scharf vom imperialen Kurs des russischen Präsidenten Wladimir Putin.[6] Auch nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Oblast Cherson entschied sich Kerpatenko, in seiner Heimatstadt zu bleiben und seine pro-ukrainische Haltung nicht zu verbergen.[1][7] Als die russischen Besatzer für den Weltmusiktag am 1. Oktober ein Galakonzert mit dem Kammerorchester Hilea planten, weigerte sich Kerpatenko, mit ihnen zu kollaborieren.[8][9][10] Mit dem Programm sollte die angebliche „Verbesserung des friedlichen Lebens“ in Cherson gefeiert werden.[6] Angehörige, Freunde und Kollegen verloren im September den Kontakt zu ihm.[11]

Am 12. Oktober 2022 wurde bekannt, dass Kerpatenko in seinem Haus von russischen Soldaten erschossen worden war. Der genaue Todestag ist noch nicht verifiziert. Kerpatenko war Familienvater.[7]

Einzelnachweise

  1. a b Renowned conductor Yurii Kerpatenko killed by Russians. Abgerufen am 17. Oktober 2022 (englisch).
  2. Russians ‘shoot dead Ukrainian conductor’ in Kherson Oblast. Abgerufen am 17. Oktober 2022 (englisch).
  3. Conductor Yurii Kerpatenko has been murdered by Russian occupiers in Kherson. 15. Oktober 2022, abgerufen am 17. Oktober 2022 (französisch).
  4. Renowned conductor Yurii Kerpatenko killed by Russians – The Hamden Journal. Abgerufen am 17. Oktober 2022 (amerikanisches Englisch).
  5. Kerstin Holm: Vernichter der Kultur - Russland ermordet Dirigenten. In: www.faz.net. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. Oktober 2022, abgerufen am 18. Oktober 2022.
  6. a b Russische Besatzer töten einen Dirigenten in Cherson, weil er die Zusammenarbeit verweigerte. In: Neue Zürcher Zeitung. (nzz.ch [abgerufen am 17. Oktober 2022]).
  7. a b Russische Soldaten erschießen Dirigenten: Jurij Kerpatenko soll Propagandakonzert in Cherson verweigert haben. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 17. Oktober 2022]).
  8. Dirigent aus Cherson wohl erschossen, Frankreich bildet Soldaten aus, Die Zeit, 16. Oktober 2022
  9. Team News: Ukraine: Russen ermorden Dirigenten der Philharmonie von Cherson. Abgerufen am 17. Oktober 2022.
  10. n-tv NACHRICHTEN: Russen erschießen offenbar Chefdirigenten in Cherson. Abgerufen am 17. Oktober 2022.
  11. In Kherson, the occupiers shot the conductor of the oblast philharmonic orchestra – the prosecutor's office. Abgerufen am 17. Oktober 2022 (englisch).

Information

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Der präsentierte Inhalt des Wikipedia-Artikels wurde im 2022-10-27 basierend auf extrahiert https://de.wikipedia.org/?curid=12409243