Jamshid Sharmahd

Jamshid Sharmahd (2022)

Jamshid Sharmahd (auch Djamshid Sharmahd, persisch جمشید شارمهد; * 23. März 1955 in Teheran) ist ein iranisch-deutscher Aktivist und Softwareentwickler, der am 21. Februar 2023 im Iran zum Tode verurteilt wurde.

Hintergrund

Jamshid Sharmahd wurde in Teheran geboren. Sein Vater zog 1962 mit ihm nach Deutschland und heiratete dort eine Deutsche.[1] Sharmahd wuchs in Peine[2] und Hannover auf. Er kehrte noch einmal nach Teheran zurück, verließ das Land aber nach der Islamischen Revolution.[2] Seine Frau und seine Tochter Gazelle Sharmahd holte er 1983 nach,[2] sein Sohn wurde in Deutschland geboren.[2] Sharmahd arbeitete als Elektroingenieur bei Siemens und baute seine eigene kleine Softwarefirma auf.[3] Die Familie lebte in der hannoverschen Nordstadt, wo sich auch sein Computergeschäft befand.[2]

Seit 1995 ist Sharmahd deutscher Staatsbürger. 2003 zog er in die Vereinigten Staaten und gründete ein Softwareunternehmen.[4] Dort kam er in Kontakt mit der monarchistischen Oppositionsgruppe Tondar. Anfangs half er nur dabei, eine Mediathek für ihren Exilsender aufzubauen, während der Grünen Bewegung 2009 in Iran engagierte er sich immer mehr.[3] Zuletzt war er Sprecher von Tondar. Die kleine Exil-Gruppe setzt sich für die Wiedereinsetzung einer Monarchie im Iran ein und befürwortet dazu auch den Einsatz gewaltsamer Mittel.[5] Als Ingenieur und IT-Experte beteiligte sich Sharmahd an einem Radioprogramm der Gruppe.[6]

Festnahme und Verurteilung

Während einer Geschäftsreise nach Mumbai flog Sharmahd am 25. Juli 2020 von Frankfurt am Main nach Dubai. Dort fiel sein geplanter Anschlussflug aus, Sharmahd musste übernachten. Am 28. Juli brach der Kontakt mit seiner Familie ab. Sein Mobiltelefon wurde durch die Familie zuletzt am 29. Juli im Oman geortet. Einen Monat später veröffentlichte das iranische Staatsfernsehen ein Video, in dem Jamshid Sharmahd mit verbundenen Augen und geschwollenem Gesicht ein allem Anschein nach erzwungenes Geständnis ablegt.[3] Mutmaßlich ist der iranische Geheimdienst für die Entführung verantwortlich.[7] Vermutlich befand er sich während der gesamten Zeit in Isolationshaft und war Folter ausgesetzt.[8] Konsularischer Zugang wurde ihm verwehrt.

Am 21. Februar 2023 wurde Jamshid Sharmahd wegen einer angeblichen Beteiligung am Bombenanschlag auf eine Moschee in Schiras im Jahr 2008, mit 14 Toten und über 200 Verletzten, zum Tode verurteilt.

Internationale Reaktionen

Festnahme und Urteil wurden international kritisiert. Die Arbeitsgruppe „Willkürliche Festnahmen“ der Vereinten Nationen kam zu dem Schluss, „dass die Regierung der Islamischen Republik Iran verantwortlich ist für das Kidnapping und die Verschleppung von Herrn Sharmahd“.[3] Amnesty International bewertete das Gerichtsverfahren als politisch motiviert und forderte seine Freilassung.[9] Das deutsche Auswärtige Amt übte ebenfalls scharfe Kritik, bestellte den iranischen Botschafter Mahmoud Farazandeh ein und erklärte zwei Diplomaten zu Personae non gratae.[10] Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) bezeichnete das Urteil als „absolut inakzeptabel“ und forderte den Iran auf, es zu widerrufen. Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) kritisierte den Vorgang ebenfalls scharf, unter anderem wegen des fehlenden konsularischen Zugangs zu Sharmahd.[10]

Weblinks

Commons: Jamshid Sharmahd – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Frederik Schindler: „Verhandeln Sie nicht mit den Kidnappern meines Vaters“. In: Welt.de, 21. Februar 2023.
  2. a b c d e Die Angst der Tochter um den Vater; Hannoversche Allgemeine Zeitung (gedruckte Ausgabe); 23. Februar 2023; S. 17.
  3. a b c d Livia Gerster: Teherans langer Arm - Irans Schergen sind überall. In: www.faz.net. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30. Dezember 2022, abgerufen am 23. Februar 2023.
  4. Jamshid Sharmahd – Opfer eines Schauprozesses. Internationale Gesellschaft für Menschenrechte, 24. Februar 2022, abgerufen am 22. Februar 2023.
  5. Inga Rogg: Deutsch-Iraner in Teheran zum Tode verurteilt. In: Neue Zürcher Zeitung, 22. Februar 2023.
  6. Deutsch-Iraner Jamshid Sharmahd in Teheran zum Tode verurteilt. In: Spiegel.de, 21. Februar 2023.
  7. Benjamin Weinthal: ‘Death sentence certain’ for German-Iranian journalist. In: The Jerusalem Post. 23. Juni 2022, abgerufen am 22. Februar 2023 (englisch).
  8. Livia Gerster: Deutsch-Iraner Sharmahd: Politische Geisel Irans. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 21. Februar 2023, abgerufen am 22. Februar 2023.
  9. Iran: Todesurteil gegen Jamshid Sharmahd muss aufgehoben werden. Amnesty International, 21. Februar 2023, abgerufen am 22. Februar 2023.
  10. a b Nach Todesurteil gegen Sharmahd – Auswärtiges Amt weist zwei Iran-Diplomaten aus. n-tv, 22. Februar 2023, abgerufen am 22. Februar 2023.

Information

Der Artikel Jamshid Sharmahd in der deutschen Wikipedia belegte im lokalen Ranking der Popularität folgende Plätze:

Der präsentierte Inhalt des Wikipedia-Artikels wurde im 2023-03-02 basierend auf extrahiert https://de.wikipedia.org/?curid=12570779