Er war für den Hessischen Rundfunk tätig. Für den Stern und den Spiegel arbeitete er unter anderem als Auslandskorrespondent. 1985 veröffentlichte er ein Sachbuch über die Flick-Affäre und den Steuerfahnder Klaus Förster, der den Parteispendenskandal aufgedeckt hatte.
Seit 1991 arbeitet er im investigativen Journalismus für unterschiedliche Fernsehsender. So dokumentierte er in einer Koproduktion von NDR und WDR unter dem Titel Die Macht, die Gier und der Größenwahn: Wie der Milliardär Ferdinand Piëch und der Schmied Klaus Volkert VW beherrschten die VW-Korruptionsaffäre und porträtierte den russischen Gaskonzern Gazprom.[1][2] In Gier und Größenwahn ging er der Affäre um die Bankenholding Hypo Real Estate nach.[3] Er führte das weltweit erste Fernsehinterview mit Edward Snowden nach den sogenannten Snowden-Leaks, das die ARD in Auszügen am 26. Januar 2014 ausstrahlte.[4]
Publikationen über Wladimir Putin
Porträts und Bücher
2011 und 2012 begleitete Seipel den russischen Präsidenten Wladimir Putin über Monate für die Dokumentation Ich Putin – ein Porträt zur russischen Präsidentschaftswahl 2012,[5] die in der ARD ausgestrahlt wurde. Am 14. November 2014 führte er in Wladiwostok ein ausführliches Interview mit Putin, das die ARD-Talkshow Günther Jauch am 16. November 2014 sendete.[6] Das Interview wurde sehr kontrovers kommentiert.[7] Kritiken reichen von höchstem Lob für Seipels zurückgenommene Gesprächsführung und die anschließende Analyse durch die Jauch-Runde („Sternstunde des Ersten“, von Handelsblatt-Korrespondent Hans-Peter Siebenhaar[8]) bis zum Vorwurf, journalistische Standards zu verletzen und mit einseitiger Gesprächsführung die russische Staatspropaganda unterstützt zu haben (Focus).[9] In einem Interview zu seinem Buch Putin. Innenansichten der Macht kritisierte Seipel 2015 den Begriff „Putinversteher“ in der politischen Debatte.[10] Seipel veröffentlichte 2015 und 2021 zwei Bücher über Putin.
Geldflüsse aus Russland
Medien berichteten im November 2023 über einen geheim gehaltenen Sponsorenvertrag von 2018 zugunsten Seipels in Höhe von 600.000 Euro, gezahlt durch einen Vertrauten Putins, den russischen Oligarchen Alexei Mordaschow.[11] Verdeckt über die BriefkastenfirmaDe Vere Worldwide Corporation mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln sollte Seipel gefördert werden, um ein Buch „über die politische Landschaft in der Russischen Föderation“ zu schreiben. Eine handschriftliche Notiz auf Seipels Vertrag mit der De Vere Worldwide Corporation deutet auf einen ähnlichen Vertrag von 2013 für seine Putin-Biografie hin.[12] Auf Nachfrage des NDR räumte Seipel diesem den Abschluss von zwei Verträgen 2013 und 2018 sowie den Erhalt von Geld von Mordaschow ein, bestreitet aber eine Einflussnahme durch diesen.[13] Die Enthüllungen stehen im Zusammenhang mit Cyprus Confidential.[14][15][16][17]
Seipel hatte zuvor mehrmals abgestritten, Honorare aus Russland erhalten zu haben, etwa 2014 im Gespräch mit Günther Jauch[18] und 2021 in der Radiosendung SWR1 Leute.[19][20]
Der NDR, für den Seipel die Dokumentation Ich Putin – ein Porträt gedreht hatte, gab an, von entsprechenden Zahlungen nichts gewusst zu haben. Er ließ verlauten, dass Seipel „eine etwaige Interessenkollision, wie […] eine Bezahlung“ hätte angeben müssen,[21][22] und setzte eine Untersuchungskommission ein. Man prüfe auch rechtliche Schritte.[23] Auch der Verlag Hoffmann und Campe kündigte eine Überprüfung an und stoppte den Vertrieb der beiden Bücher Seipels über Russland.[24] Das Grimme-Institut kündigte ebenfalls eine Prüfung an, ob man Seipel den Grimme-Preis wieder aberkennt.[25] Der Journalistenverein Netzwerk Recherche strebt einen Ausschluss Seipels an und legte ihm den Austritt nahe.[26]Markus Wehner schrieb anlässlich der Causa in der FAZ, dass deutsche Talkshows des öffentlich-rechtlichen Fernsehens Putinversteher und Kreml-Apologeten jahrelang hofiert hätten.[27] Laut Focus lagen dem WDR bereits 2012 Hinweise auf eine Einflussnahme aus dem Kreml vor.[28]
2009: Adolf-Grimme-Preis in der Kategorie Information & Kultur, für Leben und Sterben für Kabul, eine von NDR und WDR in der Reihe die story koproduzierte Dokumentation über den ISAF-Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan.
↑Susanne Amann, Sophia Baumann, Carina Huppertz, Frederik Obermaier, Bastian Obermayer, Timo Schober: Hubert Seipel: Deutscher Reporter erhielt Hunderttausende Euro aus Russland. In: Der Spiegel. 14. November 2023, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 14. November 2023]).
↑Michael Hanfeld: TV-Journalist Hubert Seipel erhielt Geld aus Russland. In: FAZ.NET. 14. November 2023, ISSN0174-4909 (faz.net [abgerufen am 14. November 2023]).
↑Joachim Huber: Verlag stoppt Buchverkauf: Putin-Biograf Seipel soll 600.000 Euro aus Russland erhalten haben. In: Der Tagesspiegel. ISSN1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 14. November 2023]).
↑Anton Rainer: Empörung über »Putin-PR«: Journalistenverein will Filmemacher Seipel ausschließen. In: Der Spiegel. 17. November 2023, ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 21. November 2023]).
↑Markus Wehner, Berlin: Fall Hubert Seipel: Wie deutsche Talk-Shows die Putin-Versteher hofierten. In: FAZ.NET. 16. November 2023, ISSN0174-4909 (faz.net [abgerufen am 17. November 2023]).