HESA Shahed 136

Shahed 136
Typ	Marschflugkörper
Entwurfsland	Iran Iran
Hersteller	HESA

Die Shahed 136 (persisch شاهد ۱۳۶, DMG Šāhed 136) ist ein iranisches unbemanntes Luftfahrzeug der Firma Iran Aircraft Manufacturing Industrial Company. Es handelt sich um eine Einweg-Drohne, die aufgrund ihrer einfachen Konstruktion und geringen Kosten in großen Mengen eingesetzt wird, gleichzeitig aber nach dem Start nicht mehr zurückgerufen werden kann.

Charakteristik

Die Shahed 136 ist ein relativ langsamer Deltaflügler, der von einem Propeller am Heck mit Zweitaktmotor angetrieben wird.^[1] Die Drohne fliegt nach dem Start autonom und ist im Flug „taub und blind“^[2] und nicht mehr beeinflussbar. Beim Start wird die Drohne von einer Rakete unterstützt, die kurz danach abgeworfen wird.^[3] Die Drohne trägt eine Sprengladung von bis zu 60 kg, die beim Einschlag im Ziel detoniert. Die Shahed 136 verwendet kommerzielle, preiswerte, zivile GPS-Empfänger,^[4] wie sie beispielsweise auf dem chinesischen Internetmarktplatz Alibaba, bei Amazon, vielen weiteren Onlineshops und im stationären Handel vieler Länder erworben werden können. Zudem wird die Zielführung durch die Verwendung von Trägheitsnavigationssystemen unterstützt, die resistent gegen Störsender sind.^[5][6] Die Drohne verfügt über keine intelligente Zielerfassung, sondern steuert per Autopilot eine vordefinierte Position an und kann somit nur stationäre Ziele anfliegen. Die Drohnen sind in der Lage, mehrere Stunden in der Luft zu bleiben;^[7] sie verfügen dabei über eine geringe Radarsignatur, was die Bekämpfung mit konventionellen Luftabwehrsystemen erschwert. Auch erschwert sich die Bekämpfung durch Man Portable Air Defense Systems aufgrund der schwachen thermische Signatur ausgehend von der Drohne und vom Motor.^[8] Mit Produktionskosten, die bei nur ca. 20.000 USD liegen,^[9] lässt sich die Drohne durch diverse Luftverteidigungssysteme und deren Munition nicht kosteneffizient bekämpfen.^[10]

Technische Daten

Einsatz

Überreste einer Shahed-136-Drohne mit der sichtbaren russischen Bezeichnung „герань-2“, abgeschossen im September 2022 nahe der Stadt Kupjansk.

Shahed-136-Drohnen werden „aufgrund der mangelnden Zuverlässigkeit und Präzision“ oft in größeren Stückzahlen „im Schwarm“ eingesetzt, dies auch um die gegnerische Flugabwehr zu überwältigen^[13] und in der Hoffnung, dass einige der Drohnen so ihr Ziel erreichen.^[18] Dabei werden die Drohnen meist von einem transportablen (auf Pritschenwagen, Schiff etc.) Gestell gestartet, das fünf Drohnen hält.

Einsatz durch den Iran und dessen Verbündete

Die US-Regierung vermutet, dass beim Angriff auf Abqaiq und Churais im Jahr 2019 ein Vorgängermodell der Shahed 136, designiert als IRN-05, verwendet wurde.^[19] Der Angriff erfolgte aus dem Norden. Es wird zudem spekuliert, dass beim Zwischenfall im Arabischen Meer 2021, bei dem zwei unbekannte Deltaflügel-Drohnen das Tankschiff M/V Mercer Street trafen, Shahed-136-Drohnen eingesetzt wurden.^[13] Nach Angaben der Jerusalem Post wurden 2021 im Jemen im Gouvernement al-Dschauf Shahed-136-Drohnen durch Huthi-Rebellen eingesetzt.^[20] Im Oktober 2022 verwendete die Iranische Revolutionsgarde im Iran-PJAK-Konflikt mehrere Shahed 136 für die Bombardierung eines Stützpunktes der Rebellen.^[21]

Einsatz in der Ukraine

Im Sommer 2022 erwarb Russland im Kontext des Überfalls auf die Ukraine Drohnen aus dem Iran. Die Shahed 136 werden von Russland unter dem Namen „Geran-2“ (russisch „герань-2“) eingesetzt.^[11] Später gab die Ukraine an, dass Russland 2400 Drohnen aus dem Iran erworben habe.^[22] Sowohl der Iran als auch Russland bestritten offiziell den Verkauf, auch nachdem die Einsätze längst bekannt waren.^[23][24] Vermutlich ab 13. September,^[25] sicher aber ab 5. Oktober 2022 wurden die Shahed 136 gegen Ziele u. a. in den ukrainischen Städten Saporischschja und Odessa eingesetzt.^[7][26] Bei keinen der in der Ukraine eingesetzten Drohnen wurde eine Ziellenkung gefunden; Beobachter merken an, sie sei damit für militärische Ziele untauglich;^[14] die Drone eignet sich aber als Terrorwaffe gegen die Zivilbevölkerung, so Dominika Kunertova vom ETH Center for Security Studies.^[27]

Einzelnachweise