Unfallstelle | |||||||||||||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Streckennummer (DB): | 5504 | ||||||||||||||||||||||||||||
Höchstgeschwindigkeit: | an der Unfallstelle: 100 km/h | ||||||||||||||||||||||||||||
Zugbeeinflussung: | PZB | ||||||||||||||||||||||||||||
|
Beim Eisenbahnunfall von Burgrain entgleiste am 3. Juni 2022 ein Regionalbahn-Zug (RB) der DB Regio AG auf der Bahnstrecke München–Garmisch-Partenkirchen beim Garmisch-Partenkirchener Ortsteil Burgrain. Bei dem Unfall kamen fünf Menschen ums Leben, 68 wurden verletzt.
Der Zug der Linie RB 6 mit der Zugnummer 59458 sollte planmäßig um 12:07 Uhr in Garmisch-Partenkirchen abfahren und um 13:26 Uhr in München ankommen,[1] der Unfall ereignete sich noch vor Erreichen der ersten Station Farchant. Im Zug befanden sich circa 140 Fahrgäste.[2] Der Wendezug bestand aus fünf Doppelstockwagen, geschoben von einer Elektrolokomotive der Baureihe 111.[3]
Gegen 12:15 Uhr entgleisten auf der eingleisigen Strecke alle fünf Wagen und die Lokomotive auf Höhe des Gewerbegebiets Loisachauen Nord im Bogen beim Streckenkilometer 97,6. Der in Fahrtrichtung zweite und der dritte Wagen stürzten um. Der vorletzte Wagen rutschte mit dem vorderen Ende in das Bett des Katzenbachs. Sein hinteres Ende blieb auf dem Gleisbett.[4] Der Steuerwagen und der letzte Wagen verblieben schräg stehend auf dem Gleisbett, in dem auch die Lokomotive verblieb. Der entgleisende Zug riss einen Oberleitungsmast mit sich. Dieser blieb am vorderen Ende des dritten, umgestürzten Wagens auf der Seitenwand des Wagens liegen.[5]
Bei dem Unfall starben fünf Menschen: ein 13-Jähriger aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen, eine 51-Jährige aus Wiesbaden, eine 70-jährige Frau aus dem Landkreis München und zwei Ukrainerinnen im Alter von 30 und 39 Jahren, die aufgrund des Krieges in der Ukraine geflüchtet waren.[6] Wurde in den ersten neun Tagen nach dem Unfall von 44 verletzten Menschen (darunter 15 Schwerletzte) ausgegangen,[7] korrigierte die Polizei die Angaben nachträglich. Es seien (Stand 12. Juni) 16 Menschen schwer und 52 leicht verletzt worden.[8]
Durch die Integrierte Leitstelle Oberland wurde um 12:19 Uhr Vollalarm ausgelöst. Mehr als 600 Rettungskräfte kamen zur Unfallstelle, darunter sechs Rettungshubschrauber aus Deutschland und Österreich.[9][10][11] 15 Gebirgsjäger der Bundeswehr, die mit der Regionalbahn auf Heimfahrt aus Mittenwald gewesen waren, halfen dabei, Personen aus dem Zug zu retten.[12]
Die Bergungsarbeiten gestalteten sich am Abend des Unfalltages für die Helfer vorübergehend wegen Starkregens schwierig. Zwei Versuche, die Wagen anzuheben, scheiterten. Erst am folgenden Tag gelang es, den mittleren, umgestürzten Wagen mit Autokränen zu bergen und auf der benachbarten Bundesstraße 2 abzulegen. Dabei wurde das fünfte Todesopfer gefunden. Ein Bagger zerlegte den Wagen am 5. Juni in zwei Teile, die abtransportiert wurden. Am gleichen Tag wurde auch der in Fahrtrichtung zweite, ebenfalls umgestürzte Wagen vom Steuerwagen getrennt und geborgen. Die Drehgestelle dieses Wagens waren zuvor für die Spurensicherung abmontiert worden und verbleiben vorerst am Unfallort. Dieser Wagen wurde ebenfalls geteilt[13] und wie der vierte Wagen über die Straße abtransportiert.[6] Ein Schienendrehkran vom Typ KRC 910 Multi Tasker wurde aus Wanne-Eickel herangebracht, um die Unfallstelle von Norden her zu räumen. Am 7. Juni wurde durch den Kran der Steuerwagen aufgegleist und danach Richtung Norden abtransportiert.[6] Die am 9. Juni immer noch an der Entgleisungsstelle stehende Lokomotive sowie der letzte dort verbliebene Wagen sollen nach Instandsetzung des bei der Entgleisung beschädigten Gleisabschnitts mit Hilfe des Schienendrehkranes ebenfalls nach Norden abtransportiert werden. Eine Bergung aus der günstigeren südlichen Richtung hat die Staatsanwaltschaft untersagt, weil dies Spuren auf dem vom Unglückszug befahrenen Abschnitt verändern könnte.[14]
Der Streckenabschnitt Garmisch-Partenkirchen–Oberau, die Bundesstraßen 2 und 23 sowie bis 7. Juni die Bundesautobahn 95[6] wurden abschnittsweise gesperrt. Ein Schienenersatzverkehr wurde am 6. Juni 2022 aufgenommen.[15]
Die Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung begann am Tag des Unfalls die Untersuchung zum Hergang und stufte die Entgleisung als Unfall ein.[16] Die Kriminalpolizeiinspektion Weilheim hat zur strafrechtlichen Klärung des Unfalls die Sonderkommission „Soko Zug“ eingerichtet und arbeitet unter Leitung der Staatsanwaltschaft München II. Außerdem hat die Staatsanwaltschaft unabhängig davon einen externen Gutachter zur Erstellung eines unfallanalytischen Gutachtens beauftragt. Frühzeitig wurden die Drehgestelle gesichert und genauer untersucht.[7][13] Die in der Nähe der Entgleisungsstelle gelagerten Drehgestelle und Wagenwracks werden seither von der Polizei bewacht, ebenso stehen die noch auf dem Gleis befindliche Lokomotive und der letzte dort stehende Wagen bis zu deren Abtransport unter polizeilicher Aufsicht.[14] Die Ermittlungen konzentrierten sich rasch auf Schienen und Drehgestelle mit Schwerpunkt in Richtung technische Defekte.[17] Bereits die ersten Ermittlungen ergaben laut Polizeiangaben, dass die an der Unfallstelle zulässige Höchstgeschwindigkeit eingehalten wurde.[18]
Am 7. Juni gab die Staatsanwaltschaft München II bekannt, dass gegen drei Mitarbeiter der Deutschen Bahn ein Ermittlungsverfahren wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Tötung eingeleitet wurde.[19]
Koordinaten: 47° 30′ 53″ N, 11° 6′ 29″ O
Der präsentierte Inhalt des Wikipedia-Artikels wurde im 2022-06-15 basierend auf extrahiert https://de.wikipedia.org/?curid=12265429